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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1937
- Strukturtyp
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- 1937-09-07
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1937
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- Deutsch
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Mit Anerkennung soll auch dein Buch als Ganzem gegenüber nicht gekargt werden, soviel im einzelnen zu beanstanden sein mag, und so sehr man einige unnötige Mängel gern vermieden gesehen hätte. Wir freuen uns, das; ein deutscher Verlag die Anregung zu diesem Werk gab und den Mut zur Erschließung eines schwer zugänglichen Teilgebiets der Buchkundc hatte. Ein nicht ganz alltäglicher Vorgang im verlegerischen Leben: erst nach der deutschen Ausgabe wird die englische Ausgabe eines Buches erscheinen, das die Amerika rer in erster Linie angeht. Man muß wissen, und das arbeitet das Lehmaun-Hauptsche Buch erfreulich stark heraus, daß das Buchwesen der Vereinigten Staaten ans einem ganz anderen Grunde steht als das unsere, und muß sich deshalb vor falschen Vergleichen und Wertungen hüten. Die Geschichte der Staaten bietet den Schlüssel für manche uns zunächst unver ständliche Erscheinung im Druck- und Vcrlagsgewcrbe. Erst als die Siedler im neuen Koloniallanö festen Fuß gefaßt und sich gegenüber Natur und Feinden behauptet hatten, war ein geistiges Leben möglich. Kirche, Schule und Druckerpresse bemächtigten sich seiner. Vor last genau dreihundert Jahren, Ende 1638, kam die erste Presse nach Cambridge: erst cinhundertundfünfundvierzig Jahre später war in allen englischen Kolonien die Druckkunst eingeführt. Bis in diese Frühzeit reichen auch die Anfänge der Presse zurück, einer Presse, die an der Entwicklung der Vereinigten Staaten einen entscheidenden Anteil nahm. Im harten Kampf ums Dasein war der Amerikaner ein Mann der Tat und der schnellen Entschlüsse geworden, polnisch wachsam und rege, bereit zu öffentlichen Auseinandersetzungen, mit starkem Interesse am Weltgeschehen. Das ist der Grund, warum Tagespreise und Zeitschrift eine so überragende Nolle im Leben Amerikas spielen. Das Buch, das Nuhe, Verweilen und Denktätig- keit fordert, mußte in einem zunächst vorwiegend wirtschaftlich und materiell eingestellten Volksleben zurücktreten. Die Folge davon war, daß ausgesprochen literarische Verlage bis 1890 nicht notwendig waren, daß nur die Verlage mit Erfolg arbeiteten, die alles brachten, was verlangt wurde, und sich möglichst eine Zeitschrift anglieöerten. Die Überlegenheit der Literatur im englischen Mutterland und der bis 1891 fehlende Anschluß an das internationale Urheberrecht lasteten andererseits wirtschaftlich und psychologisch auf den amerikanischen Autoren, für die die an Gewinn denkenden Verleger wenig Inter esse zeigten, und die daher ihr Leben unrühmlich bei den literarischen Familienzeitschriften fristen mußten. Erst mit der Schaffung geordneter Rechtsverhältnisse im Jahre 1891 wurde der Weg frei für ein selbstbewußtes und verantwortungs volles Schriftstellertnm, für ein geordnetes und ans Qualität bedachtes Verlagswesen, für Neugrünöungen verschiedenster Art und für die Niederlassungen englischer Häuser. Jetzt konnte der seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts bestehende Fachverlag immer mehr an Zahl und Bedeutung zunehmen und mit dem Univcrsitätsverlag an der Spitze den Wettbewerb mit dem europäischen aufnchmen. Auch der rein literarische Verlag nach europäischem Vorbild, mit Interesse für Inhalt u n d Ausstattung eines Buches, fehlt nun nicht mehr, und es gibt jetzt neben den zahlreichen Privatpressen auch verlegerische Unternehmungen, die vorwiegend bibliophil eingestellt sind. Nur den festen Ladenpreis, der für uns das A und O aller buch händlerischen Tätigkeit ist, gibt es immer noch nicht, obwohl es an Willen und Bemühungen für eine vernünftige Regelung nicht fehlt. Daß diese Bestrebungen bisher zu keinem Ergebnis geführt haben, hat mancherlei Gründe. Die Vorherrschaft der Zeitschrift und das Fehlen regelrechter Buchhandlungen hatten im neunzehnten Jahr hundert eine Mannigfaltigkeit der Vertricbsmethoden zwischen Verlag und Publikum zur Folge, wie wir sie nicht kennen. War der Buch- ladcn damals ein Geschäft wie viele andere, das man ohne Fach ausbildung und literarische Schulung übernahm und zusammen mit Papier- und Schreibwaren schlecht und recht führte, so gab es auch Läden, die Bücher nebenbei führten. Beide bezogen direkt vom Verlag oder Zwischenhändler (Jobber), der dem deutschen Barsortimentcr ent spricht. Daneben gab es den Subskriptionsbuchhandel (seit 1617), bei dem sich eine Anzahl von Menschen zur festen Abnahme eines in Vorbereitung befindlichen Werkes verpflichteten, den direkten Verkauf an Einzclkunden, die Handelsversteigerungen, die dazu dienten, das Lager zu räumen und auf denen man die vollständigen Druckplatten eines Buches so billig kaufen konnte, daß es möglich war, die vielleicht beim Sortimenter noch lagernde erste Auflage zu unterbieten. Ent scheidend haben sich diese Vertriebsweiscn bis heute nicht geändert. Hinzugckommen sind der Verkauf auf Ratenzahlung, durch Prospekte, in Verbindung mit Zeitschriftenabonncments. Das Hauptiibel aber sind die großen Warenhäuser, die erheblich unterm Ladenpreis ver kaufen, die Bücher in gewissenloser Weise als Köder für andere Ver käufe benutzen und den unlauteren Wettbewerb auf die Spitze treiben. Bisher ist der Kampf der beiden Schutzorganisationen der Sortimenter und Verleger gegen die Warenhauspreise erfolglos gewesen. Aber es ist anzunehmen, daß im Nahmen der Neuorganisation des ameri kanischen Wirtschaftslebens auch die Mißstände im Buchhandel be seitigt werden, und er Sicherung und Schutz seiner Preise und Ein richtungen erlangen wird (s. auch die Veröffentlichungen im Börsen blatt Nr. 6, 22 und 200). Aus dem inhaltsreichen Buch wurde dieses Teilkapitcl heraus gegriffen in der Annahme, daß die Leser des Börsenblattes gerade die verlegerischen Verhältnisse in den Vereinigten Staaten am meisten interessieren. Aber auch die anderen Abschnitte sollten studiert werden, denn sic bieten eine Fülle von wissenswerten Einzelheiten und zeigen dem Deutschen, der davon im allgemeinen wenig weiß, wie groß der Anteil Nordamerikas an der Entwicklung des Buch- und Schrift- mescns ist. Welche Nolle kommt ihm allein auf dem technischen Gebiet der Ncproduktionsverfahren zu, zu welcher Höhe und Verbreitung hat man dort Stereotypie und Galvanoplastik geführt, wie stark hat man an der Verbesserung der Schnellpressen mitgcarbeitet und welche überragende Stellung nimmt man auf dem Gebiet der Setz- und Gieß maschinen ein! Zu den besten Abschnitten des Werkes gehört, trotz ihrer Knapp heit, die Schilderung der ersten zwei Jahrhunderte des amerikanischen Buchdrucks uuö -Handels. Man bedauert nur, daß gerade der uns' Deutsche immer von neuem anziehende Benjamin Franklin nicht eine zusammenhängende Darstellung erfuhr. Die auf dreißig Seiten ver teilten Hinweise lassen die außerordentliche Bedeutung dieser über ragenden Persönlichkeit nur ahnen. Von den Niesenfortschritten im Gefolge der Industrialisierung, von der Schnelligkeit, mit der man auf dem kulturellen Gebiet Versäumtes aufholte, bekommt man einen guten Begriff. In Zusammenhang damit ist das etwas trocken geschriebene Kapitel über die Privatsammlungen und ihre Besitzer wichtig. Die großen Bibliotheken kommen etwas kurz weg, aber für sie gibt es ja andere Möglichkeiten der Orientierung. Es ist schade, daß man nichts darüber hört, ob der amerikanische Verlag auch so etwas wie eine weltanschauliche Bindung kennt, ob der oder jener eine bestimmte Geistes- oder politische Richtung verfolgt und auf bestimmte Autoren Wert legt. Daß es so etwas gibt, läßt Uublwllers' schon erkennen. Wichtig und nützlich sind auch das Register und die ausgewählte Bibliographie von zwanzig Seiten. H. S. Bender's »l'no Centuries ok American Uonnonito I^itsrature« (Goshen College, Indiana 1929) hätte jedoch nicht fehlen dürfen. Zu bedauern bleibt, daß der in deutscher Sprache geschriebene Teil sprachlich und stilistisch die von Carl Speth jr. übertragenen Kapitel nicht erreicht: eine gründliche Turchfeilung des Textes wäre bei einer neuen Auflage nötig. — Auf die seit 1936 er scheinende »Uistor^ ok UrintinZ in tks Clniteck Ltates« von Douglas C. Mc Murtrie, die auf vier Bände berechnet ist und deren zweiter Band bereits vorliegt (in der Bibliothek des Börsenvereins), sei wenig stens hingewiesen, da sie eine wesentliche Ergänzung für ein Teilgebiet des besprochenen Werkes bietet. Der Buchhandel in Garzonis „Allgemeinem Schauplatz" Der gelehrte Canonieus reAularis latsranensis Thomas Gar- zoui (1549—1589) verfaßte u. a. das dickleibige italienische Werk Uiarra universale cki tutte le prokes8ione ckel moncko. Unter dem Titel »Allgemeiner Schauplatz aller K ii n st e, Profes sionen und H a n ö w e r ck e« erschien es 1641 bei Merian in Frankfurt a. M. und wurde auch später wieder aufgelegt. Ungefähr sieben Spalten dieses Buches sind den Vertretern des Buchhandels (»Von Buchhändlern«) gewidmet. »Die Profession der Buchhändler« heißt es da, »hat allezeit diese Reputation gehabt, daß sie bey männiglichcn für ehrlich und löblich ist gehalten worden, wie solches mit vielen rationibuK oder Gründen nnd mannigfaltigen ^utoridus gelehrter und ansehnlicher Leuthe, leichtlich kann bewiesen werden«. Mehrmals gebraucht wird in den Ausführungen noch eine ältere Bezeichnung des Buchhändlers, nämlich »Buchführer«. Und so lesen mir bei dem deutschen Übersetzer: »Die Würde und Nobilitüt der Buchführer ist auch daraus abzunehmen, daß die Bücher und Libe- reyen (Büchereien) zu jederzeit ehrlich und hoch geachtet gewesen, da auch hochberühmte Leute, ja, Könige, damit sich unterstanden, be- rühmbt zu machen. Wie denn die Historien bezeugen, daß Kaiser, 709
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