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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.04.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-04-03
- Erscheinungsdatum
- 03.04.1934
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- Deutsch
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Zeitschrift. Es kommt darauf an, daß nicht nur der zahlenmäßig kleine Kreis geistiger Arbeiter über ein Buch unterrichtet, sondern daß das ganze Volk an das Buch heraugebracht wird, und zwar aus verschiedenen Gründen: Erstens ist die vorgenannte Oberschicht zahlenmäßig zu schwach, um einen Bucherfolg zu tragen, und zweitens gilt für die Kritik heute genau dasselbe wie für die Dich tung selbst: sic darf sich nicht nur in geschlossenen Literatur-Zir keln abspielen, sondern es muß ein warmer lebendiger Blutstrom zwischen ihr und dem Volk fließen. Aus diese Weise erfüllt sic zu gleich auch die Aufgabe, die Dichtung und Schriftstellerei volksnah zu erhalten. Dieser Gesichtspunkt wird nun auch den Ausschlag zu geben h-bcn, wenn man ernstlich die Frage beantworten will: Wer soll Buchbesprechungen schreiben? Der Nationalsozialismus hat mit ungeheuren! Schwung den Schriftsteller aus seinem Wölken kuckucksheim heruntcrgeholt, ihn mit Recht mitten ins Leben hincingestcllt, und den, der dieses gesunde herbe Klima nicht ver trug, kurzerhand von der Bildflnchc wcggewischt. Er haßt nichts so sehr als volksfrcmdcs, lebensfernes Schreibmaschincngeklappcr, denn er hat ein ganz untrügliches Gefühl dafür, daß die Schein- Welt, die da häufig aufgebaut wird, uns nicht frommt. Dasselbe gilt aber auch für den Kritiker. Es ist nicht nur für andere gefährlich, wenn ein Mensch lebenslänglich imHaupt beruf Kritiker ist. Das mag ein Jahr lang hingchen, aber wer mehrere Jahre oder Jahrzehnte hindurch hauptamtlich nichts anderes tut als die Werke anderer Menschen beurteilen, der wird bald innerlich völlig austrocknen; er wird dann zum Literaturpapst, der^sich nicht mehr als literarischer Seelsorger mit dessen Pflichten, sondern nur noch als unfehlbar mit allen Rechten fühlt. Ich kann mir also'sehr Wohl verstellen, daß gerade belesene und gebildete Außenseiter neben dem bürgerlichen Beruf des Arztes, Ingenieurs oder Lehrers das Amt des Kritikers ausüben, soweit ihnen dieser Beruf dazu die Zeit läßt. Gerade ihr Beruf bewahrt sic vor dem Verkalken und der Verflachung in literari scher Handglnttc; er hält sie in ständiger Fühlung mit dem leben den Menschcnmaterial und verhütet, daß sie an ein Buch etwa lediglich den formalen Maßstab des 1,'art pvur I'art anlegen, den cs heute nicht mehr gibt und geben darf. Hier läßt sich keine all gemein gültige Regel aufstcllcn; entscheiden kann allein dieLeistung, und diese wiederum kann nicht nach einem ein maligen geglückten Buchbericht gewertet werden. Ich möchte also nicht etwa der üblen Praxis das Wort reden, daß nun der und jener sich einfach hinsctzt und am freien Sonntag über ein letztgelescnes Buch eine Buchkritik herunterschreibt. Dies wird ohne weiteres dadurch vermieden, daß der Kritiker mit seinem vol len Namen für seine Kritik cinzustchen hat und daß der verant wortliche Feuilleton-Redakteur des betreffenden Blattes eben aufs strengste siebt. (Schluß folgt.) Auslanddeutsches Buch und reichsdeutscher Büchermarkt. Bon Heinz Kloß, Bibliothekar des Deutschen Ausland- Instituts, Stuttgart. Wie kann man dem auslanddeutschen Buch stärker Eingang auf dem reichsdcutschcn Büchermarkt verschaffen? Dieser Frage wird man ini-Reich zunächst statt eines Ratschlages zwei Einwände entgcgcnhaltcn. Der eine wird lauten, daß die Auslanddeutschen doch bereits in den letzten Jahren sich sieghaft ans unserem Bücher markt durchgcsctzt haben; man wird dabei Namen wie Kolbcnheyer, Watzlik, Meschendörfer, Wittstock, Zillich u. a. m. nennen. Daran wird sich der zweite Einwand schließen: daß für den reichsdcutschen Büchermarkt eine weitere Belastung mit fernem Gut infolge der überreichen eigenen Erzeugung im Reich bedenklich sei. Die Erfolge bestimmter auslanddcntscher Dichter sind unleug bar. Es handelt sich hier um Männer, die bereits reichsdeutsche Verleger für sich gewinnen konnten und die ihre Gestaltungskraft bereits seit Jahren bezeugt haben. Es gibt aber zwei Gruppen auslanddeutschcr Bücher, welche an diesen Erfolgen noch in keiner Weise teilgehabt haben. Die eine ist das schöne Schrifttum, soweit cs gute Mittelwnre swohlgemcrkt: Mittclware, nicht Schund) dar- 292 stellt. Die andere sind die wissenschaftlichen Werke der Ausland- deutschen. Für diese zweite Gruppe hat Heinrich Zillich kürzlich an die sem Ort ein Wort eingelegt*). Die gelegentlichen Hinweise auf diese Werke in rcichsdcntschcn Fachblättcrn nützen wenig, weil die Verbindung zwischen dem auslanddeutschen Verleger und rcichs- dcutfchen Käufer zu schwer herzustcllcn ist. Dabei handelt cs sich hier oftmals uni Zeugnisse vom kulturellen Frontkampf, die bei uns unbedingt Beachtung verdienten. In einem Bries vom 18. Fe bruar 1934 an das Deutsche Ausland-Institut hat Ilr. Zillich Beispiele aus dem sicbenbürgischcn Bereich gegeben: »Ich denke z. B. an die große Sachscngeschichte von Daniel und Friedrich Deutsch, die in Hcrmannstadt erschien, wahrscheinlich oft sehr gut im Reich besprochen wurde, aber einen reichsdcutschcn Leserkreis ganz sicherlich nicht gefunden hat, weil die Organisation fehlt, um sic in entsprechenden Mengen dem reichsdcutschen Buchhandel zuzn- führcn. Ich denke weiter an die große vom Burzenländer säch sischen Museum bisher in drei Bänden herausgegebcne Monogra phie des Burzcnlandcs, die stockt, weil der Absatz fehlt, obgleich hier zum ersten,nal der großzügige Versuch gemacht wurde, ein auslanddeutsches Siedlungsgebiet in jeder Hinsicht zu erfassen. Ich denke weiter an das Sächsische Wörterbuch. Oder an die säch sischen bei Krafft L Drotleff verlegten Stickmuster usw.« Für die Mittclware des schönen Schrifttums habe ich mich kürzlich im »Völkischen Buchhandel» eingesetzt **). Auch die schrift stellerischen und dichterischen Spitzenleistungen im Reich können nur auf dev! Unterbau eines gesunden geistigen »Mittelstandes« erzielt werden; die Buchhändler könnten nicht bestehen, wollten sie bloß Erstrangiges verkaufen und nicht auch gesunde Hausmannskost oder unreifes aber vielversprechendes Jungobst. Gerade aus das An fängerbuch ist besonderer Wert zu legen. Ein Beispiel aus meiner Praxis: dem Deutschen Ausland-Institut sandte vor einigen Wochen ein deutscher Apotheker aus dem Banat, Peter Barth, sein Erst lingswerk, einen Gcdichtband, »Flammengarben« zur Begutachtung zu. Es waren eigenartige Verse, in der Auswahl noch zu weit herzig, aber von einer ganz ursprünglichen Bildkraft. Dabei ge hört der Verfasser einem deutschen Volksstamm an, der noch vor fünfzehn Jahren, infolge der Magyarisierungspolitik, geistig in seiner Beziehung zum deutschen Kulturkrcis völlig unfruchtbar war. Der kleine Banater Verleger kann für ein solches Buch schwerlich im Reiche werben. Und man muß in solchen Fällen mit der Mög lichkeit rechnen, daß die Begrenztheit des örtlichen Absatzes den Verfasser, wenn nicht am Schaffen, so doch im weiteren Veröffent lichen hindert und entmutigt. Diese Beispiele ließen sich mehren. Mir ist z. B. im reichsdeutschen Schrifttum kaum ein Werk be kannt, das ebenso einfach in seinen Mitteln und seiner Sprache wie stark in seinem Eindruck wäre wie die anspruchslose dramatische Chronik »Kanadische Mcnnoniten», mit der Dietrich Ncufeld unter dem Namen »Novokampus« in einem 1925 zu Winnipeg in Kanada erschienenen Büchlein die Einwanderung und Weiterentwicklung eines Volksstammes im neuen Lande — hier der aus Rußland nach Kanada gezogenen deutschen Mennoniten — schildert. Zumal für die Schule steckt in einem solchen Buch wertvollster Anschauungs stoff, aber der Verfasser hat, soweit mir bekannt ist, seither nichts mehr, zuin mindesten nicht in deutscher Sprache, veröffentlicht. Hat er auch nichts geschrieben? Oder konnte er bloß nichts heraus- bringcn? Aber nun der andere Einwand, den wir eingangs erwähnten: die Belastung unseres Büchermarkts. Der Umbruch im Reich hat soviel Schrifttum verschwinden lassen, daß Platz geworden ist für neues. Das gute auslanddeutsche Buch gehört in die Front jenes volkhasten Schrifttums, das die freigcwordcnen Plätze besetzt. Es ist mit Selbstverständlichkeit volksverbundcn, es ist im Hinblick auf die Gemeinschaft gestaltet, gerade auch das bei uns im Reich oft so blutlose wissenschaftliche Schrifttum. Es hat z. B. auch inhaltlich Werte zu bieten, für die das reichsdeutsche Schrifttum kein Gegenstück bietet: die Ursprünglichkeit von innerlich jünger als das Reichsvolk gebliebenen Volksteilen und die Farbigkeit einer bunten Umwelt. *) Börsenblatt Nr. 17 vom Lg. Januar 1934, S. 83/64. **> »Das Anslanddeutsche Buch». Ju: »Der Völkische Buch handel-, Stuttgart. IS. Januar 1834.
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