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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.07.1940
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- 1940-07-13
- Erscheinungsdatum
- 13.07.1940
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 161 (N. 62) Leipzig, Sonnabend den 13. Juli 1940 167. Jahrgang Zur Wirtschaftslage Von Pros. Dr. G. Menz Die Neuordnung Europas — Preispolitik — Buchhändlerisches Je deutlicher der militärische Sieg Deutschlands in Erschei nung tritt, desto mehr setzt sich auch die Erkenntnis durch, daß damit der Grund zu einer völligen Neuordnung Europas gelegt wird. Daß diese Neuordnung nicht einfach die Rückkehr zu einem früheren Zustand bedeuten kann, versteht sich von selbst und wird vor allem allmählich auch außerhalb Deutschlands verstanden. Der Zustand konjunkturunabhängiger, dauernder Vollbeschäf tigung, der als Ideal vorschwebt und den größtmöglichen Wohl stand der Völker insgesamt an Stelle der einseitigen, fortschrei tenden Bereicherung plutokratischer Oberschichten gewährleisten soll, ist nicht nur grundsätzlich etwas anderes als bisher, er kann auch nur mit anderen Methoden verwirklicht werden. Die Ge danken der verpflichteten und der gelenkten Wirtschaft, die schon in den letzten Jahren die deutsche Wirtschaft beherrscht und groß gemacht haben, behalten bleibenden Wert und werden auch die weitere Entwicklung bestimmen. Sie werden von dem starken, beherrschenden Mittelpunkt Deutschland aus naturnotwendig auch die Nachbargebiete beeinflussen und in ihren Bann ziehen. Die Anzeichen mehren sich, daß dies freiwillig geschehen wird, weil man überall zu erkennen beginnt, daß dies der eigene Vor teil ist. Je geschlossener damit aber die Einheit Europa in Er scheinung treten wird, desto größer wird auch der davon aus gehende Einfluß aus die ganze übrige Welt sein. Dieses Europa ist nun einmal die kaufkräftigste Verbraucherschaft der Welt, die dank ihrer rassischen Eigenschaften am besten imstande ist, die für die Bezahlung ihres Bedarfs erforderlichen Werte zu er stellen und diese Entwicklung ständig weiter vorwärts zu treiben, sodaß auch wachsende Volksmassen zu steigendem Wohlstand ge langen können. Wenn man in USA. zweifelsohne unter den Einwirkungen hebräischen Händlerdenkens — noch meint, mit monopolistischen Poolmanövern diesem Europa Fesseln aufzwin gen zu können, so wird sich das rasch als Irrtum erweisen. In Südamerika jedenfalls hat man bereits die bessere Einsicht. Man ahnt dort, wie sich das neue Europa schon auf den wirtschaft lichen Aufschwung vorbereitet, der sofort nach Einstellung der Feindseligkeiten cinsctzen soll, und ist offensichtlich entschlossen, sich daran raschcstens seinen Anteil zu sichern, statt sich auf zweifelhafte Wirtschaftskämpfe einzulassen. Der vor vier Wochen hier angeführte Artikel aus der Feder des Stadtbaurats Figge im »Deutschen Volkswirt« mit der An regung zur Festsetzung eines Solbstkostenindexcs in den einzelnen Wirtschaftszweigen, um einen sortbildenden Ersatz für den Preis- stopgcdanken zu finden, ist weiterhin Gegenstand von Presse erörterungen geblieben. Im Anschluß an den Geschäftsbericht der Krupp-A.G. schrieb die »Kölnische Volkszeitung« dieser Tage: »Theoretisch ist man sich allerseits einig, daß sich die Preisgestal tung der deutschen Wirtschaft unbedingt den Interessen der ge samten Nation anpassen und unterordnen muß. Von keiner Seite wird auch bestritten, daß der Wirtschaft ausreichende Gewinne gesichert und daher Verlustabschlüsse vermieden werden müssen. Denn solange die deutsche Wirtschaftspolitik an dem Grundsatz der privaten Initiative festhält — und dies ist immer und immer wieder betont worden —, sind die breitesten Schichten des deut schen Volkes mit dem Gedeihen der Privaten Wirtschaft aufs engste verbunden. Sobald aber konkrete Fragen der Preis bildung aufgeworfen werden, ergeben sich vielfach Schwierig keiten. Diese können einmal darauf zurückzuführen fein, daß sich Käufer und Verkäufer über den Preis einer bestimmten Ware nicht einigen können. In diesen Fällen wird dann der Käufer behaupten, daß von ihm ein volkswirtschaftlich nicht gerecht fertigter Preis gefordert werde. In der Praxis der Preisbildung aber sind die Fälle nicht selten, in denen der Käufer die Berech tigung eines erhöhten Kaufpreises infolge gestiegener Selbst kosten zugesteht, seinerseits aber wieder die erhöhten Kosten auf seine Abnehmer abwälzen will. Das soll nach dem Willen der für die Preisgestaltung verantwortlichen Stellen aber gerade ver mieden werden, obwohl man sich auch dort im klaren darüber ist, daß es ebenfalls in der Wirtschaft nur eine dynamische Preis gestaltung entsprechend den sich dauernd verändernden preis bestimmenden Faktoren geben kann.« Die Zeitung geht dann auf die Figgeschen Vorschläge im einzelnen weiter ein und fährt schließlich fort: Augenscheinlich soll nach der Ansicht Kigges durch einen so er- rechneten und naturgemäß ständig wechselnden Selbstkostenindex die Preisstopverordnung, die in der Praxis durch eine Fülle von Aus nahmegenehmigungen inhaltlich verändert worden ist, ersetzt werden. Hiergegen lassen sich wenigstens vorerst seitens der praktischen Preis bildungspolitik berechtigte Einwändc nicht unterdrücken. So wird in dem Aussatz nicht eindeutig klargestellt, ob die festgestellten Index ziffern wenigstens für einen bestimmten Zeitraum Höchstpreise dar- stellen sollen. Der Verfasser meint allerdings, diese Fragestellung er fasse nicht die neuen wtrtschaftspolitischen Gegebenheiten. Aber dann hätten die Indexziffern eben nur noch eine Art moralischer Be deutung. Praktisch schwer erfaßbar ist ebenfalls das Risiko eines Be triebes. Als berechtigt wird man feiner das Streben des Kaufmanns anerkennen müssen, Verluste vergangener Fahre nach Möglichkeit wieder herauszuwirtschasten. Daß auch dieses berechtigte Streben seine Grenzen hat und nicht zu einer Ausnutzung der Konjunktur führen darf, ist ebenfalls selbstverständlich. Zudem dürste die Aus stellung des von Figge geforderten Indexes zu einer nicht unerheb lichen Mehrarbeit, selbst wenn sie von bereits bestehenden Wirtschafts organisationen geleistet werden sollte, führen. Tatsächlich macht die betriebswirtschaftliche Ermittlung der Selbstkosten in immer größe ren Bezirken der gewerblichen Tätigkeit Fortschritte. Man wird sich diese Dinge langsam entwickeln lassen müssen. Jedenfalls ist eine »Pretsnormung« nicht ungefährlich. Und sie löst vor allen Dingen nicht die vielen Fragen, vor die sich gerade heute die Preisbildungs- Politik gestellt steht. Erinnert sei beispielsweise an den Grundsatz des Kostenausglcichs, der besagt, baß Verluste irgendeiner Sparte eines Betriebes aus den Gewinnen einer anderen Sparte beglichen werben müssen, bevor Preiserhöhungen genehmigt werden können. Das ist richtig. Aber Bedenken ergeben sich in den Fällen, in denen große Industriezweige aus Zweckmäßigkeitsgrünben Erzeugung«- und Wcitcrverarbcltungsbctricbe vereinigen und die überwiegenden Er- zeugungsbctricbe mit Verlust abschlicßen. In solchen Fällen wäre es volkswirtschastlich nicht gerechtfertigt, Gewinn und Verlust unterein ander auszugleichcn. Denn das könnte auf die Dauer leicht z» einer Abstoßung unrentabel arbeitender Betriebe führen, die in juristisch selbständiger Form bann Preiserhöhungen ober Angleichung an die Selbstkosten durchsetzen würden. Diese Fragen interessieren auch den Buchhandel, insbeson dere den Verlag. Bei dem individuellen Charakter der Gegen stände des Buchhandels gerade von ihrer geistigen Seite her scheint jeder Versuch einer Preisnormung doppelter Vorsicht zu bedürfen. Die gerechte Erfassung des Wagniszuschlags ist hier von besonderer Bedeutung, aber auch von ungeheurer Schwierig keit. Nicht zuletzt sie entzieht sich jeder Normungsmöglichkeit. Schließlich wird das Problem beim Buch mit seiner vielfach sehr langen Lebensdauer und großen Umschlagslangsamkeit dadurch verwickelter, daß der Ladenpreis für Jahre, wenn nicht Jahr zehnte fcstzusetzen ist, also vorübergehenden Schwankungen der Nr. llll Sonnabend, bcn 13. Juli W40 LS7
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