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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1937
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- 1937-09-21
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1937
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Der Fonds der schon genannten Deutschen Schillerstiftung, deren soziale Arbeit für die 'deutschen Schriftsteller im wahrsten Sinne ein Stück praktischer Nationalsozialismus ist, wurde im Herbst 1936 aus Veranlassung von Roichsminister I)r. Goebbels verdreifacht, und die Stiftung dadurch in die Lage versetzt, unver schuldet in Not geratenen Dichtern von Verdienst sowie ihren nächsten Hinterbliebenen nachhaltiger beizustehen. Gleichzeitig verfügte der Minister, daß die Stiftung unter dem Namen -Deutsche Schiller-Stiftung in der Reichsschrisltumskammer« ihren Verwaltungssitz im Weimarer Schiller-Haus beibehält und die gesamte soziale Betreuung der deutschen Dichter in ihren Händen vereinigt wird. Wieder führt eine direkte Linie von einer Zielsetzung des Literatenvereins zur Reichsschrifttumskammer. Hier sei auch erwähnt, daß der Plan -besteht, die buchhändlerischen Unterstützungsverbän-de unter der Bezeichnung »Palm-Stiftung-- in der Reichsschrifttumskammer zusammenzusassen. Der erste Präsident der Reichsschrifttumskammer, der von dem Präsidenten der Reichskulturkammer ernannt wurde, war der Dichter vr. Hans Friedrich Blunck. An seine Stelle wurde Anfang Oktober 1935 der dramatische Dichter Staatsrat Hanns Johst be rufen. Blunck wurde ehrenhalber zum Altpräsidenten der Reichs schrifttumskammer ernannt und gleichzeitig mit der Wahrnehmung der Auslandsbeziehungen der Kammer beauftragt. Verfolgt man die deutsche Schriftstellerbewegung in ihrem Gesamtverlauf, so ergibt sich folgendes Bild. An die Stelle des utopischen Ideals grenzenloser Freiheit des Individuums tritt unter dem Druck des wirtschaftlichen Kampfes der soziale Gedanke. Die Erkenntnis ringt sich durch, daß Individuum und Gemein schaft zwei eng aufeinander angewiesene Mächte sind, die sich ver binden müssen. Die Gemeinschaftsidee tritt zunächst ganz in den Dienst des Individuums. Dies führte zum ersten Zusammenschluß der Schriftsteller in einer losen freien Vereinsbildung, die sich im Laufe der Zeit zu festeren, aber einseitig in sich abgeschlossenen Berufsverbänden entwickelt und schließlich, durch die enge Ver bindung des sozialen Gedankens mit dem völkischen, und die da durch bedingte Unterordnung des Einzelmenschen unter die Ge meinschaft, zu einer einzigen durch Reichsgesetz geforderten und vom Staate geführten Organisation des Berufsstandes auf brei tester Grundlage sich wandelt, die alle am Buch und für das Buch Schaffenden vereinigt. Nach vollkommener Überwindung des Ich durch das Wir wurde im neuen Deutschland die rein egoistische Jntcrcsscnpolitik, die die Standesorganisation nur als Mittel zum Zweck benutzte, durch eine vom Staat einheitlich geleitete, akti- vistisch betriebene Kulturpolitik ersetzt, die persönliche Lei stungen anerkennt und fördert, aber den Dienst für die Volks gemeinschaft über alles stellt. Der Leipziger Litcratenverein, der bereits über seinen örtlichen Wirkungskreis hinauszustreben ver suchte, war ztvar nur eine erste Durchgangsstufe, aber trotz seiner Mängel, die ihm anhasteten, eine zukunftweisende. Heute sind alle -deutschen Schriftsteller als ein Glied des kulturständischen Aus baues aus das engste Mit -dem Schicksal unseres Staates und Volkes verbunden worden. -Deutscher Schriftsteller-- kann daher niemals wieder nur eine belanglose Herkunftsbezeichnung sein, die blut- und artfremdes Schaffen zuläßt, sondern soll ein Ehrenname sein, -der hohe Verpflichtung und Verantwortung in sich trägt. Dieser Ehrenname muß erworben und immer wieder aufs neue unter Beweis gestellt wenden. Dann wird ein deutscher Schriftsteller stets ein echter Treuhänder sein für einen wesentlichen Teil unseres kostbaren Kulturgutes, das nach einem Wort von Reichsminister vr. Goebbels »der höchste Ausdruck der schöpferischen Kräfte eines Volkes- ist. Grenzlanderleben buchhändlerischer Zugend Die vierte berufskundliche Arbeitswoche des schlesischen Buchhandels Grunwald, das höchstgelcgene Kirchdorf Preußens bei Bad Neinerz in der Grafschaft Glatz ist für viele junge Buchhändler und solche ältere, die sich in diesem Berufe immer jung fühlen werden, schon lange ein fester Begriff geworden. Grunwald bedeutet Erinne rung an einen der schönsten Flecken deutscher Erde, an junge Kame raden aus dem ganzen Reich, an gemeinsame ernsthafte Arbeit und Tätigkeit ganz nahe der Grenze des Reiches. So war es fast selbst verständlich, daß die Grunwalder berufskundliche Arbeitswoche schon besetzt war, als kaum die Ausschreibung erfolgt war. Auch in diesem Jahr kamen nicht nur die jungen Buchhändler und Buchhändlerinnen aus dem Gau Schlesien, sie kamen wie in den letzten drei Jahren auch aus anderen Gauen. So war es nicht ver wunderlich, daß wir in Berlin schon ein stattlich Häuflein waren, als der Zug noch im Görlitzer Bahnhof stand. Fünf Mann hoch hatten wir uns gefunden, nein, richtiger, vier Mann, eine Kameradin war darunter, die später in Grunwald die »törichte Jungfrau« ge nannt wnrde, nicht weil sie es etwa wirklich gewesen wäre, o nein, sie hatte sich nur in »höherem« Auftrag für einen Tag mit einem neuen Buch Heinz Steguweits zu beschäftigen, das nun mal eben diesen Titel fiihrt. So verging dann die Fahrt sehr schnell, die dem Alleinfahrendcn sonst lang vorkommt. Kannte man sich doch schon, entweder von der letztjährigen Woche oder aber von der Neichs- schule her, wußte man doch, daß der Ruf »Ahoi!« eine eigene, »zu sammenziehende Kraft« ausübt, die sich im Laufe der Fahrt bzw. beim Aufenthalt auf den verschiedenen größeren Bahnhöfen noch be merkbar machte. Als wir nämlich nach Glatz kamen, waren aus den fünf schon mehr als ein Dutzend geworden; der Zug aus Richtung Breslau verdreifachte diese Zahl fast. Es tat wenig zur Sache, daß nicht alle sich dem Namen nach kannten, wichtiger war, daß wir alle »Grunwalder« waren, daß wir da oben eine Woche lang zu sammen arbeiten und zusammen leben wollten. Wichtig war vor allem, daß wir den Leiter der Woche, den Breslauer Buchhändler Adolf Osberghaus in unserer Mitte hatten. Ein Stückchen Erde, das so schön ist, wie das Glatzer Bergland, hauptsächlich rund um Grunwald, könnte zum Nichtstun verlocken. Aber es war nicht einer dabei, der diesen Wunsch gehabt hätte, die Umgebung vermag mehr, als zum Ausruhen einzuladen, sie vermag den Menschen erst recht zum eifrigen Arbeiten zu bestimmen. Und mit ernsthafter Arbeit begann die Woche. Das Thema hieß »Jugend und Buch«, eigentlich eine sinngemäße Fortführung der Arbeit des letzten Jahres, die unter dem Gedanken »JungeDichtung — junger Dichter« stand. Zwei Themen, die so recht sich an junge Menschen wenden und ihnen eine besondere Aufgabe zuweisen. Daß richtige Berufserfllllung für jeden jungen und alten Buchhändler verantwortungsvolles Eindringen in alle Fragen des Berufes urd Sichbeschäftigen mit ihnen bedeutet und nicht möglich ist ohne Mühen und immerwährendes Schaffen, ist verständlich. Daß gerade die Tätigkeit des Mittlers die nie erlahmende Beschäftigung mit dem zu vermittelnden Gut, dem Buch, verlangt, ist ebenso selbstverständlich und wurde deutlich klar in den bücherkundlichen Arbeitsgemeinsch iften der ersten beiden Tage, die von Erich Langend u che r, dem Prcsse- referenten der Neichsschrifttumsstelle im Neichsministerium iür Volksaufklärung und Propaganda, geleitet wurden. Manch Teil nehmer der Woche mag erschrocken fein, als er Wochen vorher eine sehr umfängliche Bücherliste der verschiedensten Gebiete erhielt mit dem Bemerken, daß über diese Bücher gesprochen werden würde. Es sei vermerkt, daß solche Angst nicht angebracht war. Es ist uns nicht damit gedient, daß der Buchhändler wahllos ein Buch nach dem anderen liest, wichtiger ist das Ordnen, das Einbaucn in c>n fest gefügtes Werk. Das zu vermitteln, den Weg dazu zu zeigen, war der Sinn dieser Arbeitsgemeinschaften. Gemeinsam daun gelang es. die Fülle zu sichten, sie zu ordnen und ordnend zu werten. So zeigte sich in diesen beiden Tagen bald ein sinnvolles Gefüge, das manches sonst am Rande stehende Buch wichtiger erscheinen und es eben durch die Verbindung mit anderen Büchern besser verstehen ließ. So sprachen wir über Volksdeutsche Bücher, Bücher der Jugend, Bücher junger Dichter, Novellen, Bücher zu wich tigen kulturpolitischen, innen- und außenpoliti schen Fragen. Daß gerade in diese beiden Tage ein politisches Referat des Parteigenossen Gauhauptstellenleiter Kabella (Gauleitung Schlesien der NSDAP.) fiel, hatte seinen guten Sinn. Zeigten doch die Ausführungen am besten die Bedeutung des Buches im politischen Erziehungswerk des Volkes, sie lenkten auch den Blick der jungen 749
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