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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1937
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- 1937-09-21
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1937
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Buchhändler Ausnahme im Verein gefunden. Hervorragende Ver treter des Verlagsbuchhandels wie dis Brüder Heinrich und Friedrich Brockhaus, Georg und Otto Wigand und Salomon Hirzel waren z. B. Mitglieder des Vereins. Führende Persönlich keiten im Verein waren Robert Blum, Heinrich Wuttke, Heinrich Laube und Karl Biedermann. Die persönliche Annäherung so vieler Männer aus den verschiedensten Kreisen des kulturellen Lebens mußte Beziehungen und Anknüpfungspunkte schaffen, die die Wirksamkeit des Vereins günstig beeinflussen konnten. In dieser Vielseitigkeit und Mannigfaltigkeit der Ansichten und Mei nungen lag aber auch die Gefahr der Zersplitterung, wenn man nicht verstand, die Interessen des einzelnen oder der »Partei», wie man sich gegenseitig nannte, dem gemeinsamen Nutzen unterzu- ordnen. An dieser Unfähigkeit, dem Erbübel der Deutschen, krankte leider auch die erste deutsche Schrkststellerorganisation. Ost kam es in den Sitzungen zu endlosen stürmischen Debatten, die nicht selten das Weiterbestehen des Vereins gefährdeten. Die allgemeine Auf geregtheit der vormärzlichen Epoche trug dazu nicht wenig bei. Heinrich Laube hat die Verhandlungen des Literatcnvereins sehr treffend charakterisiert, wenn er sagt: »Diese Stürme im Glase Wasser verkündeten die Stürme im Staate». Durch das Neben einander sich bekämpfender Parteien wurde natürlich ein wesent licher Teil der besten Kraft des Vereins nutzlos verzehrt. Trotzdem hieße es die Tätigkeit des Vereins unterschätzen, wenn man ihm jeden Erfolg rbsprechen wollte. Seine neuen Pläne und Ideen haben die Zeit überlebt. Die Frage nach ihrer Erfüllung ver stummte nie wieder. Der Leipziger Literatenverein versuchte als erste Schrift stellerorganisation die staatliche Rechtsordnung zu beeinflussen, in der richtigen Erkenntnis, daß eine Gesundung und Hebung des um seine Existenz kämpfenden Schriftstellerstandes nur aus rechtlicher Grundlage zu erwarten sei. Die Forderung nach »Preßfreiheit» wurde mit größter Einstimmigkeit erhoben. Wertvolle Vorarbeit hat der Verein auch in der Frage der gesetzlichen Regelung des Urheber- und Verlagsrechtes für das gesamte Gebiet des deutschen Bundes und des Aufführungsschutzes dramatischer Werke geleistet, die nicht ohne Einfluß auf die spätere Gesetzgebung geblieben ist. Mit diesen wichtigen Fragen beschäftigte sich besonders die auf Veranlassung des Vereins vom 27. bis 29. April 1845 nach Leipzig einberufene erste deutsche Schriftstellerversammlung. Auf dieser wurde auch beraten über zwei Gesetzentwürfe, die »Bestimmungen über den Nachdruck in Zeitschriften sowie über das Verhältnis der Mitarbeiter zu den Herausgebern» und »Bestimmungen über die Bildung von Preßschiedsgerichten» enthielten. Außer den Rechten wurden aber auch Pflichten für die deut schen Schriftsteller gefordert. Sollten die Zeiten, wo Literat und Lump so ziemlich dasselbe war, nicht wiederkehren, war es nötig, das Verantwortungsgefühl des einzelnen Schriftstellers gegen über dem ganzen Schriftstellerstand zu wecken. Der Literatenver- cin machte daher seinen Mitgliedern zur Pflicht, alle unwürdigen und unanständigen Angriffe persönlicher Art und jede Verfäl schung der öffentlichen Meinung durch unzuverlässige und lügen hafte Berichte zu unterlassen. Auch sollten Fremdwörter von deut schen Schriftstellern nach Möglichkeit vermieden werden. Mit ande ren Worten, die Würde und Wahrhaftigkeit der deutschen Presse zu wahren, wurde geradezu als sittliche Verpflichtung des Schrift stellers angesehen. Der Verein vertrat dieselbe hohe Auffassung vom Schriftstellertum wie wir sie in Gustav Freytags »Journa listen» wiedsrfinden. Der Plan, den moralischen Einfluß des Ver eins durch Schaffung eines Ehrengerichtes noch mehr zu stärken, scheiterte an den Bedenken vor Übergriffen einer solchen Ein richtung. Seine sozialen Aufgaben versuchte der Verein vor allem durch Gründung eines Unterstützungsfonds für hilfsbedürftige Standes genossen zu ersüllen, für den die Mittel durch literarische Abend unterhaltungen beschafft wurden. Diese soziale Hilfe wurde im Literatenverein zuerst angeregt durch Hermann Marggraf, dem das Verdienst zukommt, damit den ersten Grundstein für die spä tere segensreiche Wohlfahrtsarbeit der deutschen Schillerstiftung mit dem Sitz in Weimar gelegt zu haben, die feit Schillers hun dertstem Geburtstag am 10. November 1859, also seit über fünf undsiebzig Jahren, die segensreiche Aufgabe erfüllt, deutsche ver dienstvolle Dichter und Schriftsteller von der Art Schillers nach Möglichkeit vor wirtschaftlichen Nöten zu bewahren. Um ihr Zu standekommen haben sich außer Hermann Marggraf noch zwei weitere Mitglieder des Leipziger Literatenvereins: Heinrich Brock haus und Ernst Willkomm verdient gemacht. überblickt man die kurz umrisfene vormärzliche Wirksamkeit des Leipziger Literatenvereins, so lassen sich Teilerfolge zweifellos fcststellen. Man muß anerkennen, daß er sein hohes Ziel, eine würdige Vertretung des ganzen deutschen Schriftstellerstandes zu werden, nie aus den Augen verloren hat. Allerdings ist es ihm nicht geglückt, auch nur einen Zweigverein ins Leben zu rufen, wie es in seiner Absicht lag. Seins Pläne scheiterten aber vor allem an dem mangelnden Verständnis für die Notwendigkeit eines einheitlichen festen Zusammenstehens in den Literatenkreisen und an dem Partikularismus und der Rückständigkeit des damali gen deutschen Staates. Die Zeit war noch nicht reif, um das zu verwirklichen, was der Literatenverein zuerst gewollt hatte. In der Reaktionsepoche nach 1848 erlosch das Interesse an dem Verein immer mehr. Jahrelang erschien zu jeder Sitzung ein Polizeibeamter. Der Besuch der Vereinsversammlungen ließ nach. Er führte seitdem nur ein kümmerliches Dasein, und im Jahre 1870 ist der erste deutsche Schriftstellerstandesverein ganz still ein gegangen. Leipzig hatte als Schriftstellerstadt seine Rolle aus gespielt. Berlin trat an seine Stelle. Im Rahmen der deutschen Schriftstellerbewegung bedeutet die vormärzliche Periode des Leipziger Literatenvereins ein Pro gramm, an das alle späteren Schriftstellerorganisationen ange knüpft haben. Hier können nur die wichtigsten genannt werden. Am 2g. September 1887 wurde als Hauptvereinigung der »Deutsche Schriftstellerverband» in Dresden gegründet, der seinen Sitz in Berlin nahm. Dieser Verband ist hervorgegangen aus dem am 6. Oktober 1878 in Leipzig gegründeten »Allgemeinen Deut schen Schriftstellerverband» und dem von diesem im Sommer 1885 sich absplitternden »Deutschen Schriftstellerverein», der seinen Sitz nach Stuttgart verlegt hatte. Der größte unter den Fachvereinen deutscher Schriftsteller war der 1900 in Berlin gegründete »Allge meine Schriftstellerverein» mit 2500 Mitgliedern. Nach 1900 kamen die weit straffer organisierten Verbände auf, wie z. B. das Lyriker- und Dramatikerkartell und der '»Schutzverband der deut schen Schriftsteller», die zum Gewerkschaftlichen übergehen, und dadurch das wirtschaftliche Kampfprinzip des Arbeitnehmers zum Ausdruck bringen. Der im Jahre 1909 gegründete Schutzverband der deutschen Schriftsteller (seit 1920: Gewerkschaft deutscher Schriftsteller) mit dem Sitz in Berlin wurde der führende Ver band unter den deutschen Schriststellerverbänden (rund 2000 Mitglieder). Er setzte sich von Anfang an aus Mitgliedern — darunter den namhaftesten Vertretern — aller schriftstellerischen Gruppen zusammen. Nach dem Weltkrieg beschäftigten die Organisationen der deutschen Schriftsteller sich wie schon vordem vor allem mit Fra gen des Verlags- und Urheberrechts (Schutzfrist) und des Arbeits rechts, Einrichtung von Arbeitsvermittlung und Berufsberatung, Festsetzung und Anpassung der Honorare an die jeweiligen Zeit- vcrhältnisse. Ihrer Wirksamkeit waren im allgemeinen verhältnis mäßig nur bescheidene Erfolge beschieden, auch nachdem die be deutendsten Schriftstellerverbände sich im Jahre 1927 in einer losen Spitzenvereinigung zusammenschlossen: dem »Reichsverband des deutschen Schrifttums«. Die größten Hemmnisse für gemein schaftliches Zusammengehen des Einzelvevbandes unter sich, ebenso wie der Verbände untereinander waren immer noch Selbstherr lichkeit und Eigenbrötelei des »freien» Schriftstellers, der Ver pflichtungen gegenüber der Allgemeinheit, insbesondere Solida ritätsgefühl, nicht kennen wollte. Hinzu kam noch, daß in diesen Fachverbänden ein den gemeinsamen Belangen sehr schädliches Nebeneinander und Gegeneinander von nur auf sich bedachten Gruppen und Grüppchen, ja von durch den Klassenkampf zer rissenen Parteien herrschte. Wie war es in einem von innerem Hader und Gezänk immer mehr zerfressenen Parteienstaat anders möglich! Eine wirklich einheitliche und fruchtbare Zusammen arbeit und eine Planung auf weite Sicht konnte erst möglich wer den, wenn die hemmungslose Jch-Kultur der liberalistischen Epoche 747
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