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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1937-10-02
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1937
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- Deutsch
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je nach Veranlagung mit Ausruhen, Sport oder Aussprache. Einige verbanden dies alles, indem sie aus den See hinausruderten ober sich hinausrudern ließen und für ein paar Stunden Kerienglllck ge nossen. War der Vieruhr-Kasfee überstanden, wurde noch einmal einige Stunden ordentlich gearbeitet, während die Zeit nach dem Abendbrot hauptsächlich den Lesungen, dem gemeinsamen Singen und Spielen Vorbehalten war. Man sieht — unsere Tage waren mit Arbeit und Erleben randvoll angefiillt. Höhepunkt des geselligen Lebens war ein durch die Mitarbeit aller wohlgelungcner Kameradschaftsabend am letzten Tage. Und nun von unserer Arbeit! — »Das Rheinland als Kultur- und Lebensraum- war das Hauptthema unsrer Woche. Mit einer eindrucksvollen Gesamtschall »Der Rhein als deutscher Schicksalsstrom» gab vr. Sichelschmidt von der Universität Bonn die Geschichte der Lande rheinentlang, so wie Deutschland sie erlebte und heute sieht. Nirgends aus seinem langen Laus bildet der Rhein eine natürliche Grenze, seit der Besiedlung des Stromgebiets durch die Alemannen und die fränkischen Volksverbände ist er die natürliche Ader der Landschaft, in der von der Quelle bis zur Mün dung germanische Sprache erklingt. An Hand einer guten Auswahl von Karten-Lichtbildern schilderte der Referent die wechselvollen Geschicke des Stromgebiets von der Zeit Karls des Großen über die verschie denen Vorstöße Frankreichs und die Abbröckelung des Quellgebiets (Schweiz) und des Münbungslandes (Niederlande) bis in die Neuzeit. Auf dieser Grundlage arbeitete vr. Bernhard Rang-Köln die Umrisse dessen heraus, was man unter rheinischerLiteratur zu verstehen hat. Gemeinsam stellten wir in mehreren Arbeitsgemein schaften zu den Haupttppen die ebenfalls dazugehörigen, doch nicht so von jedem einzelnen gekannten Dichter und Werke, sobatz zum Schluß jeder ein wirklich volles und rundes Bild dieser Gruppe unseres Schrifttums hatte. Dazu kamen als Ergänzung (anschließend an eine Führung durch das Laacher Münster) zunächst eine Unterhaltung über die rheinischen Kunstepochen und Baustile, von vr. Baumgart (Kunst historisches Seminar Bonn) an Hand von zweiundsechzig Bildern treff lich geführt, sowie allerhand Interessantes und Schönes aus dem Rheinischen Brauchtum und der Arbeit zur Pflege dieses Brauchtums, durch Fr. P. Kürten vom Reichssender Köln lustig erzählt. Zum Abschluß dieser ersten Hälfte unserer Woche wandelten wir vom Laacher See quer durch die Basaltgruben der Eifel nach Mayen und besuchten dos alte Schloß Bürresheim. Am Abend erzählte Wilhelm Ehmer uns vom Ringen »um den Gipscl der Welt» und las aus seinem so betitelten Buch. Es war schön, die Wirkung dieser Her- aussührung aus der Gebundenheit einer Landschaft in die Wette der Welt zu beobachten. Im weiteren Verlaus der Woche wandten wir uns bann dem flämischen Schrifttum zu, das uns Wesens- und blutsver wandt ist. Nicht nur die Namen der Dichter und ihre Werke wurden genannt, nein, ausbauenb auf der Geschichte des flämischen Volks tums wußte vr. Rang uns die Seele und den Charakter des slämischen Stammes nahezubringen. In vollkommener Innigkeit, aus eigenartige Weise drück« sich die Volksseele ln der Sprache aus. Und das zeigten uns unsere flämischen Gäste, zwei slandrtsche Jungbuchhänbler und besonders eine junge flämische Kollegin, die prachtvoll rezitieren und singen konnte. Wir empfanden es als einmalige Köstlichkeiten, etwa Gezelle's »Rauschend Ried« und Verschaeves »Seemöve», nachdem sie von vr. Rang übersetzt worden waren, im flämischen Original zu hören. Ein geschätzter Gast war K. H. Bischofs von der Reichsschrist- tumskammer. Anerkennung und aufrichtigen Beifall sand er vor allem für seine klaren Wort« über die Stellung des Buchhandels in der Reichsschrifttumskammer und die Aufgaben der Buchhändlerjugenb im besonderen. Lehrreich auch*die Ausführungen über »Das Buch alsMarktobjekt-von dem Leiter des Instituts sllr Konjunktur forschung, Pros. W. VerShofen, der uns ebenso wie Anton Gabel« auch noch Freude bereitete durch Lesungen aus »Poggeburg« bzw. »Mittsommer» und »Talisman». Und konnten die teilnehmenden Lehr linge sich eine bessere Vorbereitung auf die Gehilsenprüfung wünschen als die berufskundlichen Arbeitsgemeinschaften von Ludwig Littmann über Rechtsfragen, Börsenverein, charak teristische Verlage und deren Werke usw.? Ihm, Littmann, als Leiter der ganzen Arbeitswoche, konnte keine größere Anerkennung gezollt werben, als durch das, was eine junge Aachenerin spontan aussprach, als sie zum Abschluß ihre Meinung über die Woche äußern sollte: »Sobald wie et jeht, wieder aus 'ne Arbeitswoche!» — Das sollte auch jeder Chef bedenken, was derart freudig erworbene Kenntnisse nicht nur für seine Leute, sondern auch sür seinen Betrieb bedeutenl Viel leicht können dann bei den nächstjährigen Arbeitswochen noch mehr stolz berichten, daß ihnen die Woche nicht nur zusätzlich zu den Ferien freigegeben wurde, sondern daß sie sogar einen Barzuschuß zu den Reisekosten und Kursusgebühren bekamen. Wenn man dann zum Schluß noch berücksichtigt, daß außer gutem Willen und Eifer auch schon eine gewisse Kenntnis des Buchhandels und des Schrifttums in Ihren Grundzügen zur erfolgreichen Teil nahme an einer Arbeitswoche gehört, bann werden sich vielleicht auch noch eine Reihe weiterer Gehilfen entschließen, mitzutun. Denn lernen müssen wir alle noch, auch wenn wir schon im ...ten Gehilfcnjahr sind! P ete r Jo r b an s, Freiburg i. Br. Achte Tagung des „Arbeitskreises für Zeitschristensragen" Am 24. bis 28. September trat in Würzburg der aus Wissen schaftlern und Praktikern zwanglos zusammengesetzte »Arbeitskreis für Zeitschriftenfragen», über dessen bisherige Zusammenkünfte das Börsenblatt stets eingehend berichtet hatte (zuletzt in Nr. 71 vom M. März 1937) zu seiner achten Tagung zusammen, die wiederum von Pros. vr. Menz-Leipzig mit großem Geschick geleitet wurde. Er konnte unter den Teilnehmern neben dem alten Stamm wiederum einige neue Mitglieder aus verschiedenen Behörden zu den gemein samen Beratungen willkommen heißen. Als erster Referent sprach vr. H. Rüdiger- Stuttgart, der Mitte August dieses Jahres die erste Arbeitsgemeinschaft auslanddeutscher Zeitschriften im Rahmen der Jahrestagung des Deutschen Ausland-Instituts in Stuttgart ge leitet hatte, über die Möglichkeiten einer Zusammen arbeit zwilchen reichsdeutschen und ausland deutschen Zeitschriften, wobei er einen Überblick über die Ergebnisse der Stuttgarter Verhandlungen gab. Er beleuchtete die Fragen 1. von seiten der Wissenschaft, 2. von seiten der Organi sationen, und 8. von Zeitschrift zu Zeitschrift. Die zeitungswisfen- schastlichen Institute haben ebenso wie dle dazu berufenen Stellen der auslandbeutschen Volksforschung begonnen, die auslanbdeutschen Zeit schriften zu studieren. Dabei streifte der Referent auch die termino logische Frage: ausland- und volksdeutsch, da über diese Begriffs bestimmungen heute noch keine Klarheit herrscht. (Unter Ausland- deutschen versteht man im engeren Sinne die im Ausland wohnenden Reichsdeutschen, im weiteren aber alle Deutschen außerhalb der Nelchsgrenzen bzw. außerhalb der deutschen Staaten, unter Volks deutschen im engeren Sinne die Nicht-Reichsdeutschen im Auslande, im weiteren alle Deutschen aus der Erd-, soweit sie sich zum deut schen Volkstum zugehörig betrachten.) Bei der Aufzählung der Or ganisationen, die an den Kragen der auslanddeutschen Zeitschriften interessiert sind, betrachtete der Referent die zuständigen Ministerien und sonstigen Reichsstellen, die verschiedenen Parteistellen, Verbände, Deutschtumsorganisationen sowie die Stellen der Wirtschaft, wobei zahlreiche Möglichkeiten einer Förderung und gegenseitigen Stützung zur Spräche kamen. Die praktische Auswirkung auf diesem Gebiete zeigte sich schließlich bet der direkten Zusammenarbeit von binnen- deutscher und außendeutscher Zeitschrift, wobei hingewiesen wurde auf Kragen des direkten Tausches, der gegenseitigen Werbung und Absatzsteigerung, der redaktionellen Zusammenarbeit, des Schrift lettertausches usw. Als Endziel einer solchen befruchtenden Zu sammenarbeit wurde die Bildung einer gesamtdeutschen Einheits front im Zeitschristenwesen bezeichnet, wodurch zugleich die gesamt deutsche Willensbildung und deutsche weltanschauliche Ausrichtung gefördert würbe. Die sehr eingehende Aussprache, zu der fast alle Mitglieder Anregungen beitragen konnten, betraf besonders die prak tische Inangriffnahme von Maßnahmen, die auf eine engere Zu sammenarbeit mit der auslanbdeutschen Zeitschriftcnpresse Hinzielen. Auf Grund einer Anregung, die Alfred H o s fm a n n - Berlin schon auf der sechsten Tagung (vgl. Börsenblatt Nr. 258 vom 5. No vember 1988, S. 971) gegeben hatte, war von Geheimrat vr. H e i b e - Berlin eine Umfrage über die Begriffsbestimmung der »Zeitschrift» bei den Hochschullehrern der Zeitungswissenschaft veranlaßt worden, und er berichtete nunmehr zu Beginn der zweiten Sitzung über das Ergebnis. Es lagen einige wertvolle Gutachten und Vorschläge für eine Definition vor, die die Grundlagen zu einer ausgedehnten Aus sprache boten. Diese ergab schließlich in den Hauptpunkten Einigkeit zwischen der wissenschaftlichen, praktischen und bibliothekstechnlsche» Seite und wird nach nochmaliger Durcharbeitung eine einprägsame und endgültige Formulierung ergeben können, auf die ich gegebenen falls an dieser Stelle zurllckkommen werbe. Nr. 228 Sonnabend, den 2. Oktober 1987 78»
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