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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1938
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- 1938-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1938
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Das erste deutsche Buch über die Jagd von Hadamar von Lader, eine poetische Darstellung und allegorische Dichtung stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist uns eine wertvolle Quelle für die Entstehung und Entwicklung der deutschen Jägersprache. Das meines Wissens bis jetzt erste gedruckte Lehrbuch über die Leibesübungen erschien in deutscher Sprache um 1500 (vor 1507). Es ist ein Buch von der -rechten Kunst und Art des Ringens« mit Bildern. Leider ist der Druckort in der ältesten bekannten Ausgabe nicht vermerkt. Spätere Ausgaben mit etwas verändertem Titel geben als Druckort Augsburg an. Das Zweit älteste gedruckte Sportbuch kam gleichfalls auf deutschem Boden heraus. Es erschien im Jahre 1516 zu Wien und behandelt, be greiflich bei der Beliebtheit dieser Art der Leibesübungen, das Fechten. Sein Verfasser ist »Andre Paurenfeindt, Freyfechter zu Wenn«. Das Buch hat einen Umfang von vierzig Blättern (mit Holzschnitten) und heißt: »Ergrundung Ritterlicher Kunst der Fechterey nach klerlicher begreiffung und kurczlicher verstend- nucs«. Auf dieses Buch folgt eine 1528 in Venedig erschienene Schrift von B. Castiglione, worin in erster Linie Fechten, Rei ten, Tanzen und Ballspiele behandelt werden. Das wohl viert älteste gedruckte Sportbuch, das zweite in Deutschland erschie nene, kam 1580 in Frankfurt a. M. heraus. Es ist die in späte ren Jahren noch mehrfach neu aufgelegte Ausgabe des Fecht buchs von Albrecht Dürer. Auch das erste gedruckte Schwimm lehrbuch erschien, der Sitte der Zeit gemäß in lateinischer Sprache, in Deutschland, und zwar im Jahre 1531 in Augsburg unter dem Titel »Colymbetes«. Sein Verfasser ist der Deutsch schweizer Humanist Nicolaus Wynmann. Kurz nachher erschien das erste deutsche Buch, in dem vom ärztlichen Standpunkt aus die Leibesübungen behandelt werden. Die beiden Arzte Friese und Brunfelß gaben 1532 in Strasburg ein Buch heraus »Spie gel der Arztney«, worin sie ausführlicher von den Leibesübun gen sprechen. Einen ähnlichen Versuch machte der Professor und Arzt Hieronymus Mercurialis (gestorben 1606) in seinem 1569 zu Venedig zum erstenmal erschienenen, seither oft neu aufge legten Buch »Oe arte x^mnastiea«, wo er in teilweiser Anleh nung an Galenus die antike Gymnastik vom Standpunkt der Hygiene aus betrachtet und die Wirksamkeit der körperlichen Übungen auf den Körper feststellt. Das erste gedruckte Buch über das Turnier, das sogenannte Rüxner'sche Turnierbuch, erschien 1530 zu Simmern. Die erste gedruckte Veröffentlichung über die Jagd, Fischerei, Vogelfang schrieb E. Tappius, sie erschien 1542 zu Straßburg. Die ältesten gedruckten Reitregeln kamen 1550 zu Rom heraus (von F. Grisone). Mit diesen Veröffentlichungen ist der Bann gebrochen und nun beginnt auch das gedruckte Sportbuch im Bereich des Buch wesens einen bald größeren, bald geringeren Raum einzunehmen. Nach einer von mir begönneren, infolge der Zerstreuung des Stoffes aber noch nicht ganz abgeschlossenen Sport-Bibliogra phie bis zum Jahre 1800 erschienen im Bereich des deutschen Sprachgebietes bzw. in deutscher Sprache: von 1500 bis 1600 rund 40 einschlägige Werke, von 1601 bis 1700 rund 100 einschlägige Werke, von 1701 bis 1800 rund 180—200 einschlägige Werke. Für das Ausland dürfen, mit Ausnahme des 18. Jahr hunderts, für das die Anzahl der Veröffentlichungen nach der bis jetzt vorliegenden Übersicht etwas geringer zu sein scheint, etwa die gleichen Zahlen angenommen werden. Wohlgemerkt: es handelt sich um vorläufige Zahlen, die sich wohl noch etwas er höhen können. Für die Zeit vom Beginn des Drucks des ersten Sportbuchs um 1500 bis zum Jahre 1800 ist mit insgesamt etwa 700 Sportbüchern zu rechnen, dann nimmt diese Literatur rasch zu und ist bis heute fast unübersehbar geworden. Nicht einge rechnet sind hierbei die Handschriften. Nicht unerwähnt sollen hier einige Besonderheiten bleiben. Eine seltene Schrift über studentische Leibesübungen stellt das 1652 zu Straßburg erschienene Buch Gumpelsheimer's »Kznn- nssmL cke exerritiie acackomieoruM-. . .« dar. Daß man sich so gar bei den Doktoranden mit dem Thema Leibesübungen be schäftigte, verraten die nachgcnannten Doktor-Dissertationen. So erschien 1683 zu Leipzig eine Arbeit von Or. Scultctus mit dem Thema »Do tornameutis, von Ritter-Thurnieren» und von einem gewissen G. Schubart gibt es eine 1689 zu Jena gedruckte Dissertation: »Oe luclls eguestiidus vulgo Thuornier und Ritter spielen«. Daß auch schon früh an die Sportplatzkultur gedacht wurde, erkennen wir aus einem 1795 zu Weimar erschienenen Werk von Bötticher: »Uber Verzierung gymnastischer Übungs plätze und Kunstwerke in antikem Geschmack» und sogar ein Jahrbuch kam in Berlin 1797 heraus unter dem Titel -Spiel- Allmanach». Wenn wir das vorhandene Sportschrifttum Überblicken, so erkennen wir, daß wohl alle wichtigen Fragen und Aufgaben der Leibesübungen behandelt oder wenigstens angeschnitten worden sind. Wir finden Lehrbücher für die einzelnen Arten der Leibcsübung; wir haben Beschreibungen der Technik sowohl wie besonderer sportlicher Ereignisse; wir entdecken Untersuchungen über den Wert der einzelnen Arten der körperlichen Übungen, wie auch der Leibesübungen überhaupt vom Standpunkt der Ge sundheit und des Arztes aus gesehen; wir finden dichterische Be arbeitungen, Jahrbücher, Dissertationen. Kurz alles, was wir auch aus dem modernen Sportschrifttum kennen, findet in mehr oder minder großem Maß und Umfang seinen Vorgänger im Sportschrifttum bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. Frei lich hat das-meiste aus dieser Literatur heute im praktischen Sportleben so gut wie keinen Wert mehr, da sich in der An schauung und im Wesen der Leibesllbung im Zuge der Entwick lung inzwischen ein grundlegender Wandel vollzogen hat. Aber auch sehr viel von dem, was die Druckerpressen im 19. Jahr hundert an Sportliteratur hervorbrachten, hat heute gleichfalls nur noch für die Entwicklungsgeschichte der Leibesübungen Wert und Bedeutung. Wenn wir daran denken, daß wir mit allem, was wir an Erkenntnissen und an Wissen besitzen, auf den Schultern unserer Vorfahren stehen, dann werden wir auch die Beschäftigung mit dem Sportschrifttum vergangener Jahrhun derte nicht etwa als eine nutzlose Spielerei zeitfremder Men schen ansehen. Auf eines soll noch hingcwiesen werden: Seit dem Erscheinen der Schriften Jahns und seiner Freunde ist es, als fei eine Quelle erschlossen und von dieser Zeit an mehren sich die Veröffentlichungen auf dem Gebiet des Sportschrifttums. Das Sportbuch ist also, wie wir gesehen haben, durchaus nicht etwa ein Kind des 19. oder gar 20. Jahrhunderts. Das deutsche Sportschrifttum ist aus mehr als einer Hinsicht heraus dazu verpflichtet, in jeder Art und Weise und Richtung vorbild lich und mustergültig zu sein. Das erste gedruckte Sportlehrbuch erschien im Bereich des deutschen Sprachgebiets und Volkstums und wohl die meisten gedruckten Sportbücher gehören durch ihre deutsche Sprache oder durch ihren Druckort diesem an. Dazu kommt das einzigartige Erlebnis der Olympischen Spiele 1936 in Berlin, das den deutschen Leibesübungen einen ungeahnten Erfolg gebracht und neuen Auftrieb gegeben hat. Eng damit verbunden ist die Zunahme der Neuerscheinungen auf dem Ge biet des Sportschrifttums. Aber auch dem inneren wie dem prak tischen Wert nach ist eine Leistungssteigerung zu erkennen, wenn auch manches Gebiet im Bereich des Sportschrifttums noch weiße Flecken, unbetretene Gefilde zeigt. Wir brauchen hier nur an den Sportroman zu erinnern, der schon oft versucht, bis jetzt aber nur selten dichterische Gestaltung dieses Stoffes als wirk liches Kunstwerk gebracht hat. Die Umwälzung im Bereich des politischen Lebens, die alle übrigen Gebiete umgestaltend und neu ausrichtend ergriffen hat, wird auch hier Wandel schaffen. Wenn Griechenland mit seinen Olympischen Spielen und seinen körperlichen Übungen das Vorbild für die Leibesübungen unserer Tage ist und England das Mutterland des modernen Sports genannt werden kann, dann wird Deutschland danach streben, der modernen Welt Vorbild und Beispiel dafür zu sein, die Dreieinheit von Körper, Geist und Seele zu verwirklichen. Was an Erkenntnissen und an Wissen hierfür auf der Aschen bahn und auf dem grünen Rasen, in der Turnhalle und auf der Schwimmbahn gewonnen wird, das wird seinen Niederschlag finden im deutschen Sporlschrifttuin. 7t» Nr. 30 Dienstag, den 25. Januar 1988
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