Diese SelvretiMk, Eneiden. Eerelt halten und jedem Kunden, dem Eie Erhard Mittel Bewahrung der Kerzen, emofehlen wellen, statt aller Werte in die Sand drü-ken! Anter den vielen guten Büchern und Dichtungen, die wir heute vom großen Kriege besitzen, nimmt ein kleines Bändchen mit einigen kurzen Erzählungen einen besonderen Platz ein. das sich „ein Buch des Stolzes" nennt und es auch im großen Sinne dieses Wortes ist. Ich meine Erhard Mittels Büchlein „Männer", für das schon sein knapper Titel kennzeichnend ist. Nachdem Mittel vorher in seinem Kriegsroman „Durchbruch anno achtzehn" ein sehr beachtliches Werk vorgelegt hatte, schrieb er in straffer Sprachform diese kurzen zwölf Erlebnisse, die unerhörte Zeugnisse jener stillen Tapferkeit und jener zur Selbstverständlichkeit gewordenen Kameradschaft, die sich selber opfert, sind. Dieses kleine Büchlein ist für die Diktion Wittels außerordentlich kenn zeichnend. And es berührt äußerst sympathisch, daß er sie sich auch in einem neuen Buche bewahrt, obwohl sein Inhalt viel eher zu einer lyrischen Ausmalung verlockte, handelt es sich dabei doch um eine Liebesgeschichte. Diese sich ans das Wesentliche beschränkende Schreib weise steht würdig neben einer anderen, nur scheinbar neben sächlichen Tatsache, daß Mittel sein neues Buch „Bewäh rung der Kerzen" (Verlag Wilhelm Leyne. Dresden) trotz seines Amfanges von 213 Druckseiten eine Novelle nennt. Durch diese Charakterisierung seines Buches erweist er. daß er sich als Dichter der Formgesehe des Romans und der Novelle bewußt ist und zwischen ihren verschiedenen Not wendigkeiten zu trennen weiß. Er bezeugt damit die Ver antwortung vor dem eigenen Werke, die wir leider bei manchem anderen Autor vermissen müssen. Dem allen entspricht dann eine bis in die zarteste» Regungen seiner Menschen- schilderung ausgefeilte und durchdachte Sprache, die trotz ihrer Knappheit klingt, weil sie nicht gesucht ist. Diesen formalen Vorzügen des Werkes gesellt sich eine szenische Darstellung und Austeilung der Novelle, die ihres herzlichen Inhaltes würdig ist. Es ist geradezu bewunderns- wert, mit welchem Geschick Wittek die Angewißheit des Lesers. die er um einen taubstummen Mann legt, bis in das zweite Drittel des Buches erhält, ohne aufdringlich wie die Kri- minalromane zu werden, und dennoch ganz langsam eine Ahnung im Leser aufkommen läßt, wie es nun eigentlich um diesen Taubstummen bestellt ist, so daß bei der Aufhellung der bislang verschwiegenen Fragen der Leser nicht überrascht wird und dennoch freudig dieses längst geahnte Schicksal des Mannes begrüßt. Am diesen Menschen nun. der auf einer ihm notwendig gewordenen Wanderung durch Südfrankreich zu einem einsamen Berghof kommt, und um eine junge flämische Witwe, die die Bäuerin dieses Loses ist. spinnt sich die wunderbare Liebesgeschichte. Gerade die erheblichen inneren Kämpfe der beiden Menschen — der Frau zwischen der Liebe und dem hemmenden Gefühl, einen taubstummen Mann besitzen zu werden; des Mannes zwischen der Liebe und dem Ziel seiner Wanderung — werden mit überaus großem Feinempfinden geschildert, so daß uns aus dieser Novelle der leise Atem einer sehr stillen, aber um so innigeren Welt entgegenhaucht. So entwickelt sich aus dem Zu sammentreffen dieser beiden reifen Menschen, die beide Jahre hindurch nach dem Leben gedürstet haben, eine Liebesgeschichte, wie wir sie uns menschlich echter und seelisch tiefer und dazu männlich gesünder kaum zu wünschen vermögen. Das stumme Ringen umeinander und endlich das gegenseitige Erkennen und dann auch Lingeben find mit solcher Sauberkeit und einer derart sparsame« dichterischen Sprache geschrieben, daß man dieses Buch zu jenen zählen muß, die man nicht nur einmal lesen soll. Auch hinter dieser Liebesgeschichte steht der große Krieg als Lintergrund und es wird hier — wie konnte man es anders von Wittek erwarten! — abermals der Ritterlichkeit echten Soldatentums, ob unter Franzosen oder Deutschen, gleichermaßen ein Ehrenmal gesetzt. Don welcher Seite man es auch sieht: es ist ein be- geisterndes und verinnerlichendes und lebensvolles Buch. Günther Stöve (Berliner Börsen-Zeitung. l2.XII.37) Erfolgsbericht erbeten 458 Nr. 37 Mittwoch, den 2. Februar 1SS8