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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.03.1938
- Strukturtyp
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- 1938-03-03
- Erscheinungsdatum
- 03.03.1938
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- Deutsch
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Zum Thema: Der Aufsatz im Börsenblatt Nr. 46, der sich mit den Buch- schlagcrn beschäftigt, verdient, und das muß zunächst hervor- gehoben werden, unser aller Dank. Denn er rührt an eine Er scheinung, mit der sich jeder Buchhändler wirklich nicht nur ge schäftlich zu befassen hat. Daher ist es außerordentlich dankens wert, daß nun einmal eine'möglichst eingehende Aussprache hier über eröffnet wird. Wenn man der Frage nähertritt, wodurch ein bestimmtes Büch zum Schlager wird, so sind dabei nach meiner Überzeugung die beiden Gebiete: der äußeren Form, mit welcher das Buch in die Öffentlichkeit tritt, — und seines Inhaltes mög lichst weit auseinanderzuhalten. Es ist nun einmal so, daß in unserem noch recht unvollkomme nen Menschenleben die Sensations-Trommel irgendwelcher Art, wenn sie recht tüchtig, geschickt und zugleich laut gerührt wird, bei einer bestimmten Anzahl von Menschen zu einem Erfolge führen wird. Jeder Verleger weiß, daß, wenn er ein noch so interessantes und packendes Buch in einem nüchternen Deckel oder monotonen Umschlag erscheinen läßt, dieser Fehler ein außerordentliches Hindernis bei der Verbreitung des betreffen den Buches darstellt. Umgekehrt wird auch ein fades Produkt, wenn cs in einem raffinierten äußeren Kleide auftritt, eine kurze Zeit zum Schlager werden können. Denn bei allem Pflicht- bcwußtsein, welches dem deutschen Buchhändler eignet, ist es kaum möglich, daß er stets und in jedem Falle von vornherein als deutscher Wächter und Wart des Kulturlebens sich unschönen oder sogar üblen Modetorheiten auf dem Gebiete des Buch wesens sofort wird entgegenstemmen können. Auf dem Buchdeckel bzw. auf Umschlag und Deckel befindet sich der Name des Verfassers und der Titel des Buches und hier beginnt schon die Zone des Inhaltes, wenn auch erst mit einer Vorstufe. Bei berühmten Verfassern, man denke z. B. an Sven Hedin, genügt schon der Name, um sofort eine bestimmte Käuferschicht in Bewegung zu setzen; und auch bestimmte Stoff gebiete, wie z. B. »Nanga Parbat« — »König Walzer« usw. brauchen nur gelesen zu werden, um die gleiche Wirkung aus zuüben. Aber das macht noch nicht das Wesen des Schlagers aus. Es ist merkwürdig, aber wahr, daß durchaus nicht immer die Produkte der Sensation oder Sentimentalität zu Schlagern werden, sondern auch gute und tiefe Erzeugnisse, ja unter Um ständen Dichtungen ersten Ranges. Erinnern wir uns doch daran, welche Schlagerwirkungen seinerzeit -Werthers Leiden« erzielten! Nicht nur der junge Goethe wurde mit einem Schlage berühmt, sondern die Auswirkungen dieses Werkes gingen, wie ja bekannt, geradezu ins Monströse. In diesem Falle lag die Schlagerwir kung zweifellos in der vorhandenen Zeitstimmung, der Goethes Dichtung Ton und Sprache, — leidenschaftlichen Ausdruck ver lieh. Und das wird auf anderem Gebiet und in anderer Form sich jederzeit wiederholen können. Wie schön wäre es z. B., wenn in der Gegenwart ein möglichst kurzes, aber in seiner seelischen Buchschlager und stilistischen Form endgültiges und typisches Büchlein er scheinen würde, das die elementare deutsche Sehnsucht der Gegenwart nach der Wiedergewinnung unserer Kolonien zu Sprache und Ausdruck brächte, das also im besten und wahren Sinne des Wortes das koloniale deutsche Volksbuch genannt Werden könnte, was ein dicker Wälzer natürlich niemals erfüllen kann. Unter Umständen können auch negative, destruktive Strö mungen, zu deren Sprachrohr sich ein Buch macht, Schlager- Wirkungen erzielen. Und wer von uns hätte in dieser Beziehung die schauderhaften Tage der Verbreitung jenes Schandproduktes -Im Westen nichts Neues« vergessen! Es ist durchaus nicht wahr, daß seine ungeheuerliche Auflagenzisser mit dem Umstande zu verdanken sei, daß es die Sehnsucht nach Kricgsbüchern erfüllt habe, denn Jüngers ernstes und edles Buch »In Stahlgewittern« war ja schon geraume Zeit vorher erschienen und in genügend deutschen Buchhandlungen vorrätig. Ich habe damals Tag für Tag und Woche für Woche alle Kräfte meiner Beredsamkeit auf- geboten, um die vielen, welche von mir in meiner Buchhand lung Remarques Schmutzbuch kaufen wollten, und die es von mir nicht ausgeliefert erhalten haben, aus das Werk Jüngers zu lenken. Vergebens! Die Leute gingen fort und kauften anders wo das Buch -Im Westen nichts Neues«. Ich erzähle dieses nicht, um mich zu loben; denn was ich getan habe, war mir selbstverständliche Pflicht. Ich habe mir dadurch erheblich ge schadet und die Riesenauflagen dieses Buches nicht zurllckhalten können, die außer in der raffinierten verlegerischen Reklame aktion im wesentlichen ihre Ursache in der Befriedigung der anti-nationalen, anti-vaterländischen und schmutzig-pazifistischen, demokratischen Tendenzen hatten. Ein Buch schlagen kann immer nur entstehen, wenn das Buch gewisse psychologische Vorbedingungen erfüllt: wenn es also auf dem Gebiete des Intellekts oder des Gefühlslebens oder für beide Strömungen und Strömungskomplexe enthält, die nicht nur einzelne Menschen, sondern eine Masse, und zwar auf schnelle Weise, ohne lange seelische Vorstufen packen und mitreißen können. Wie weit da Zeitstimmung, unerlöstes Wunsch gebilde, Sensation, Neugier u. a. psychische Reizmomente Mit wirken, muß der einzelnen Untersuchung Vorbehalten bleiben. Ein Ideal wäre es, wenn wir dazu kommen könnten, daß die inhaltlich besten Bücher (sofern es sich noch um unbekannte Verfasser handelt) die reklame-geschicktesten Verleger fänden, d. h. solche, die aus dem seelischen Gehalt des betreffenden Buches ein im guten Sinne packendes Motiv zur Deckel- und Umschlag bildung geschickt verwenden. Das Thema Buchschlager führt notwendig zu dem Thema der unermeßlichen Vielgestaltigkeit des menschlichen Seelen lebens; und hier liegen die Schlüssel zur Lösung seiner Rätsel. vr. Richard Stehmann i. Fa. H. Erbguth, Reichcnbach i. Vogtl. Das deutsche Buch im Ausland Bulgarien Den deutschen Buchausstellungen in Bulgarien in Sofia und Warna folgte Ende vorigen Jahres eine dritte in Russe, dem wichtigsten Donauhafen Bulgariens, wo infolge des starken Handelsverkehrs nach dem westlichen Europa ein ziemlich starker französischer Einfluß sich von jeher bemerkbar machte. Anderer seits befindet sich in Russe die älteste deutsche Schule Bulgariens, das 1883 gegründete Deutsche Handelsgymnasium. Die deutsche Schule und der Bulgarisch-deutsche Kulturverein waren die Träger der Ausstellung, die in zwei großen, schön geschmückten Räumen im Hause der Deutschen Schule untergebracht war. Die etwa zweitausend ausgestellten Bücher waren in deutlich bezeichnete Gruppen eingeteilt. Bei der Eröffnung, die im Beisein der Spitzen der Behörden stattfand, sprach u. a. ein Gymnasiallehrer über »Die Bedeutung des Buches«. Im Rahmen der Ausstellung fan den neben einem Vortrag und einer Vorlesung des Dichters Hans Christoph Kaergel mehrere musikalische Darbietungen statt. Die Besucherzahl einschließlich der Schüler der Deutschen Schule betrug etwa 1800. Unter den ausgestellten Büchern fanden die Abteilungen Medizin, Technik, Sport, Politik, Wehrmacht und nationalsozialistisches Schrifttum besondere Beachtung. Die gute Ausstattung der deutschen Bücher machte einen großen Eindruck. Jugoslawien Die in Agram von Konsul Or. Freundt eröffnete deutsche Buchausstellung, die zweitausend Werke aller Wissensgebiete um faßt, findet in der gesamten Öffentlichkeit eine günstige Auf nahme. Der Lektor der Deutschen Akademie in München, Wil helm Emmerich, sprach anläßlich der Eröffnung über das deutsche Buch und seine Bedeutung für Jugoslawien. Diese Rede wurde von der dortigen Presse ausführlich wiedergegeben. Nr. 52 Donnerstag, Sen 3. März 1938 17S
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