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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1938
- Strukturtyp
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- 1938-03-05
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1938
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- Deutsch
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den Buchhändler »lohnen«. Gleichzeitig aber — und das ist aus schlaggebend — muß der Zuhörer fühlen, daß es sich n i ch t um bloße »Geschäfte- handelt, daß es um Tieferes und Bedeuten deres geht. Eine innerlichst ideale Haltung muß — ohne Um biegung und falsche Anpassung, ja gewissermaßen ohne Absicht — reale Erfolge erzielen. Dazu verhilst nur eins: die ideale Haltung darf nicht nur vorgetäuscht werden, sie muß wirtlich d a sein; der richtige Geist muß walten, der aufrichtige Wunsch, deutschen Menschen durch deutsche Bücher zu Helsen. Dann kann die günstige Auswirkung gar nicht ausbleiben, auch die geschäftliche nicht. Mein Vortrag »Die neuen Weihnachtsbücher- fand 1937 — zwischen dem 15. November und Weihnachten — in neun Städten statt, in sehr großen, kleinen und kleinsten. Er wurde auch 1936 und 1935 schon veranstaltet. Mit einer einzigen Aus nahme, die besonders gelagert ist, haben bisher alle Buchhändler, die es mit dem Vortrag versuchten, ihn als regelmäßige jährliche Veranstaltung beibehalten. Noch am Vortragsabend Pflegt die Buchbesprechung, als könne es gar nicht anders sein, für «näch stes Jahr wieder- verabredet zu werden. Hinter solchem Erfolg steckt kein Geheimnis: ich will gern alles ausplaudern und die gemachten Erfahrungen andern zur Verfügung stellen. Wer veranstaltet den Vortrag? Ein einzelner Buchhändler oder eine Gruppe von Sorti mentern oder die ganze örtliche Arbeitsgemeinschaft. In den meisten Fällen ist eine einzelne Buchhandlung der Veranstalter. Der wirtschaftliche Erfolg wirkt sich dann am deutlichsten aus. Zwar kommt ein derartiger Vortrag auch dann dem gesamten Ortsbuchhandcl zugute, wenn nur die Buchhand lung »Müller- ihn unternimmt. Auch »Meier- und »Schulze werden etwas davon spüren. Aber schon die Einladung durch eine Buchhandlung wird es mit sich bringen, daß vor allem deren eigener Kundenkreis den Vortrag besucht. Andere Hörer schließen sich an. Die Gewinnung einiger neuer Kunden ist nicht der kleinste Erfolg eines solchen Abends. Vor Weihnachten jeden falls wird mancher, der sonst anderswo kauft, bei »Müller« sich sehen lassen: man will sich für den Vortrag dankbar erweisen. »Müller- ist ja auch am besten unterrichtet; man weiß, daß er alle besprochenen Bücher bereit hat. Daß eine Gruppe befreundeter Sortimenter für den Bor trag zusammenarbeitet, ist selten. Wenn man sich gut versteht, geht es ausgezeichnet. Gibt es doch besonders in Großstädten Buchhandlungen genug, deren Kundenkreise sich kaum über schneiden. Aber selbst in einer für den Buchhandel schwierigen Kleinstadt hat sich diese Lösung als glücklich erwiesen. Immer hin: Einigkeit ist selten. Gewöhnlich herrschen Konkurrenzgefühlc vor. Darüber ist leicht spotten. Es steckt auch etwas Gutes da hinter: Je mehr der Buchhändler, der zu der Buchbesprechung Lust bekam, sich für die Sache begeistert, desto mehr wird ihm die glückliche Durchführung Herzenssache sein. Er will den Bor trag als eine Angelegenheit »seines» Hauses vornehm und per sönlich behandeln. Der und jener käme vielleicht als Mitveran stalter in Frage, die Kosten würden sich dann halbieren, — aber nein: er macht es doch lieber allein. Das ist nicht Eigenbrötelei, ist auch nur nebenbei der Wunsch, vor den anderen was voraus zuhaben: es ist im besten Sinn geschäftlicher Individualismus, ohne den wir uns einen glücklichen deutschen Buchhandel nicht denken können. Ideal ist die Veranstaltung durch den gesamten örtlichen Buchhandel. Also »offiziell«. Besonders in mittleren und kleinen Städten kann man dabei die Anteilnahme aller Käuserschichten erreichen. Wo ein tüchtiger Obmann das Vertrauen seiner Kol legen hat, wird es ihm nicht schwer werden, alle Stimmen für die Veranstaltung zu gewinnen. Im kleinen Karlsruhe etwa war ich völlig unbekannt. Man schloß trotzdem mit mir ab, ließ sich dann aber aus Hamburg (wo der Vortrag eine Woche früher stattfand) über den Verlauf berichten. So war man im Bild und setzte sich entsprechend ein. Die örtliche Vorbereitung war ausgezeichnet. Es waren, wie mir gesagt wurde, »weit über dreihundertundfünfzig Personen« da. Vertrauen ist eben alles. Nur wo die Veranstalter zu ihrem Redner stehen und von einem erfreulichen Verlauf überzeugt sind: nur dort wird, auch im ersten Jahr schon, die freudige Erwartung sich auf die Kun den übertragen. Wo man kleinmütig an die Veranstaltung her angeht oder sie nur unternimmt, weil man sie der Konkurrenz nicht gönnt, da lasse man es lieber sein. Auch »Reklame- wird dann wenig nützen. Großspuriger Reklame vertrant die Öffent lichkeit schon lange nicht mehr. Aber man vertraut noch immer, und besonders im Bücherwesen, ehrlicher Überzeugung und ge sundem Wollen. Ist die Vorbereitung schwer? Sie ist einfach. Der Redner sendet rechtzeitig seine Bücherlisten ein. Er wird damit frühzeitig beginnen und die Listen mehrmals er gänzen. Schon dadurch empfangen die Veranstalter willkommene Hinweise für den Herbsteinkauf. Je ein Exemplar der zu bespre chenden Bücher wird bestellt. Tag und Vortragsraum werden verabredet. Dann erfolgt — meist durch gedruckte Postkarten — die Bekanntmachung. Neben den sonst notwendigen Angaben muß auf der Drucksache stehen: daß der Bortrag mit reichhalti ger -Weihnachts-Bücherschau- verbunden ist; daß alle Bücher nach Schluß in Ruhe besichtigt werden können; daß man Blei stift und Notizblock mitbringen möge. In manchen Städten wurde Eintritt erhoben. Man sprach dann von »Unkostenbeitrag«. Meistens aber — besonders wenn nur eine Buchhandlung den Vortrag unternimmt — werden die Kunden als Gäste behandelt. Aber auch dann empfiehlt es sich, Eintrittskarten — unentgeltlich — auszugeben, die in der Buchhandlung abgeholt werden. Man weiß dann über den zu erwartenden Besuch einigermaßen Bescheid und kann im münd lichen Verkehr die Kunden unterrichten. Nach meinen Erfahrun gen ist der geschäftliche Erfolg, also der Erfolg im Bücherumsatz um so größer, je weniger der Buchhändler an ihn denkt. Das klingt paradox. Aber es ist so. Je mehr der Chef selber, als Mensch und nicht nur als Geschäftsmann, sich auf den Abend freut — und bei gesunden Verhältnissen überträgt sich das un willkürlich auf die Angestellten —, desto sicherer stellt sich auch bei den Kunden das Gefühl ein: daß man etwas versäumen würde, wenn man nicht käme. Man vergesse nicht, daß der Durchschnittskunde zunächst durchaus nicht zum Bücherkaufen veranlaßt werden will. Einen Werbe Vortrag über Bücher (der nichts als ein solcher wäre) wird man im Grund so wenig »wollen« wie etwa die Vorführung eines Staubsaugers, den man dann durchaus kaufen soll. Einen guten Vortrag aber (gute Borträge sind selten) hört man gern. Daß ein solcher zu erwarten sei, wertvoll wie ein wichtiger Vortrag über ein anderes Thema auch: das muß die mündliche Ankündigung (im Ladenverkehr) deutlich machen. Aber wie soll — beim ersten Versuch — der Buchhändler selber sich mit solcher Sicherheit vorfreuen? — Man wähle einen Redner, den man persönlich kennt, der sich oft schon be währt hat. Oder: man lasse sich über den unbekannten Redner berichten. Trotzdem wird im ersten Jahr die Besucherzahl kleiner sein, als man gehofft hat. Das ist ganz natürlich und schadet nichts. Die Kunden kommen dann hinterher: sie hätten gehört, es sei »so schön« gewesen, es wäre ihnen leid, daß sie »nicht hätten kommen können«. So etwas spricht sich herum. Dann ist für das nächste Jahr alles gewonnen. Wo der Vortrag seine Aufgabe wirklich erfüllt hat, wird noch lange von ihm gesprochen und selbst im Sommer bei Einkäufen daraus Bezug genommen. In mancher Stadt war die Besucherzahl im zweiten Jahr doppelt so groß wie im ersten. Zuweilen wird der Vortrag in den Räumen der Buchhand lung selbst veranstaltet. Bei bequemen Räumlichkeiten kann das ausgezeichnet wirken. Meistens aber nimmt man einen Saal: lieber zu klein als zu groß. Zweihundert Personen in einem Hundertundsünfzig-Personen-Saal jammern zwar ein wenig über Hitze und engen Raum: aber die Stimmung ist froh und freudig: es ist »riesig voll«. — Für den Redner darf die Größe oder 18S
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