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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.04.1938
- Strukturtyp
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- 1938-04-14
- Erscheinungsdatum
- 14.04.1938
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- Deutsch
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Wir halten Frühjahrsgroßreinemachen im Klischeelager Wenn jetzt in den Herstellungsabteilungen der Verlage nach beendeter Fertigstellung der Frühjahrsneuerscheinungen und der Nachdrucke für das Ostergeschäst eine gewisse Flaute in der Arbeit eintritt, so ist wohl der rechte Augenblick dafür gekommen, einige Stunden am Tag für die Durchprüfung alter Klischeebestände zu opfern. Wieviel längst überflüssig gewordenes Material belastet doch da in großem Umfang die Lagerräume der Verlage und Druckereien, und doch hat man derartige Aufräumungsarbeiten von Jahr zu Jahr auf die lange Bank geschoben und niemals die nötige Zeit dazu gefunden, hier einmal reinen Tisch zu machen, Platz zu schaffen und vor allem wichtige Werkstoffe neuen Verwendungs zwecken zuzuführen! Es wird also durchaus an der Zeit sein, sich einmal die Klischee listen oder -Karteien zur Hand zu nehmen und die mehr oder weniger umfangreichen Bestände zu prüfen. Siehe da, es wird gar nicht viel Durchsehens bedürfen, und man ist selbst davon überzeugt, das; doch eigentlich recht viel Material nur noch unnütz lagert und nicht nur wertvoller Platz verschwendet, sondern auch der Klischeekartei führer des Verlages oder der Druckerei mit diesen überholten Be ständen geplagt wird. Aus der Praxis heraus hat sich ergeben, daß derjenige, der sich von Anfang an bei solchen unerquicklichen Aufräumungsarbeiten zu viel vornimmt, überhaupt nichts fertig bekommt, denn der Wust wird ihm bald als unerträglich über den Kopf wachsen. Lieber jeden Tag nur die Klischeebestände von zwei bis drei Werken bearbeiten und dann jeden Tag ein zufriedenstellendes Vorwärtskommen sehen, als sich nun sofort an den gesamten Materialberg heranzusetzen und die hartnäckige Festung mit einem Schlag nehmen wollen. Dann wird bestimmt Mitte des Sommers, wenn in den Herstellungsabtei lungen der Hochdruck mit den Herbstneuerscheinungen beginnt, noch kein Ende erreicht sein und man vertagt das Klischee-Großreine machen wiederum auf das nächste Jahr. Haben wir die Klischeekarteien zunächst in großen Zügen ge sichtet, so werden wir als erstes mit Erstaunen feststellen, daß von Werken, deren Bestände längst eingestampft oder verramscht worden find, immer noch zahlreiche Druckstöcke bei den Druckereien oder im eigenen Hause lagern. Solche Bestände dürften natürlich längst reif für die Vernichtung sein. Wir legen also praktischerweise von dieser Art Werken bzw. Klischees eine Liste an und fordern Werk um Werk, Paket um Paket von -den Druckereien zurück. Haben wir uns zur Vernichtung entschlossen, so genügt ein Streifband um die betreffen den Karten« des Werkes in der Kartei oder ein Sammelvermerk in der Klischeeliste, der die kurze Notiz »vernichtet am . . .« enthält. Ähnlich wird es wohl auch solchen Klischees ergehen können, von denen aus neueren Auflagen des betreffenden Werkes, zu dem sie gehören, noch weitaus bessere Galvanosätze vorhanden sind. Wir werden erstaunt sein, wenn wir die alten Sätze zu Gesicht bekommen und uns mit Recht fragen, warum denn eigentlich dieses Zeug, bei dem ja durch den Druck der Raster längst abgeklatscht und zerstört ist, noch immer lagert. Hier gilt es, diese Klischees ebenfalls auf den betreffenden Karteien als vernichtet abzubuchen. Erkennbar in der Kartei muß natürlich bleiben, daß und wo noch ein tadelloser Satz Galvanos oder die Originalätzungen vorhanden sind. Weitere interessante Feststellungen von Platz- und Material vergeudung lassen sich machen, menn wir auf das gewöhnlich sehr umfangreiche Gebiet der Propagandaklischees stoßen. Welcher Verlag bringt nicht gern in seinen Prospekten Bildproben aus seinen Werken, das ganze Buch wird abgebkldet, Schutzumschläge stellt man hier und dort dar und die verschiedenen, umfangreichen Verlagsverzeichnisse bergen eine Menge von Klischees, die wohl nie wieder benötigt werden. In den meisten Fällen wird es sich hierbei die Originale vorhanden sind und jederzeit für eine Neuanfertigung von Galvanos zur Verfügung stehen. Gerade bei der Durchprüfung der Propagandaklischees wird man wohl 75°/» alles vorhandenen Materials vernichten können. Ansichtenklischees von Büchern, deren Außeres infolge Herausgabe als Volksausgabe, Aufnahme in eine Reihe oder infolge Gestaltung eines neuen Schutzumschlages, der beispielsweise in Offset gedruckt wird, längst überholt ist, brauchen wohl kaum weiterhin gesammelt zu werden. Auch die alten Druckstöcke des früheren Umschlags werden dann gleich mit vernichtet. Schlagzeilen, Zeichnungen, Prospekttitelblätter von einmaliger Be deutung werden wohl kaum wieder Verwendung finden — also, ver nichten; dabei darf jedoch nicht vergessen werden, jedes vernichtete Klischee aus den entsprechenden Listen oder Karteien abzubuchen. »12 Überhaupt wird es sich empfehlen, wenn man sich schon einmal von irgendwelchen Druckstöcken, obgleich sie wohl schwerlich wieder in Benutzung kommen werden, nicht trennen kann, dann doch wenigstens die oft mehrmals davon vorhandenen Galvanos zu ver nichten und lediglich die Originale aufzubewahren. Ein wichtiges Hilfsmittel bei all diesen Aufräumungsarbeiten besitzen wir in der Absatzstatistik oder Absatzkartei über die einzelnen Verlagswerke. Warum sollen die Klischeebeständ« von Werken, die aller Voraussicht nach nie eine Neuauflage erleben werden, weiterhin unser Lager belasten? Wird nicht ohnehin schon der wertvolle Platz der Buchbinderei durch den Nohtext solcher aussichtslosen Werke zur Genüge in Anspruch genommen? Selbstverständlich läßt sich dieses Platzschaffen nicht für alle Verlage verallgemeinern. Denken wir jedoch an die größeren und älteren Verlagsanstalten, die in den letzten zwanzig, dreißig oder mehr Jahren auf eine stolze Zahl von Veröffentlichungen zurück blicken können, so werden dort wohl gut gesagt auch mindestens 30 bis 40°/o aller Klischeebeständc für die Vernichtung fällig sein. Nun einige Fingerzeige für die Verwertung solcher überflüssiger Druckstöcke: Haben wir uns einmal entschlossen, dieses und jenes Werk aufzulösen und zu vernichten, so muß damit nicht unbedingt gesagt sein, daß dieses Material lediglich den Wert des Altmetalls -besitzt. Nein, zunächst werden wir natürlich versuchen, unsere Klischees noch auf andere Art an den Mann zu bringen. Es empfiehlt sich nämlich, beim Aussortieren gleich die verschie denen Arten von Motiven voneinander zu trennen, etwa nach Stim- muugs-, Landschafts-, Stäbtebilderu, nach Porträts berühmter oder bekannter Persönlichkeiten, nach Abbildungen nach alten, berühmten Stichen, Holzschnitten oder Gemälden, nach Faksimiles, historischen Ereignissen usw. Vor allem Sammelwerke, Jahrbücher und der-« gleichen enthalten oftmals viel wertvolles Bildmaterial, dessen Druck stöcke wir, nach den obigen Sparten gesichtet, nun zunächst einmal Klischee- oder Bildverlagen zur weiteren Auswertung anbieten werden. Wichtig ist dabei vor allem für solche Verlage der urheberrechtliche Standpunkt, denn bei Bildveröffentlichungen, die vor mehr als zehn Jahren erfolgt sink», ist ja im großen Ganzen mit wenigen Einschränkungen das Weiterverwendungsrecht solcher Bilder frei. Das spielt für diese Verlage eine große Rolle, und so können wir mit geeignetem Material auf diese Art für unsere Druckstöcke immerhin noch gute Preise erzielen. Wertvolle Klischees, die geeignet sind, wichtige Stufen aus der Entwicklung eines Verlages zu charakterisieren und sich einmal noch zu einem Abdruck in einer Verlagsgeschichte anläßlich eines Jubi läums eignen würden, werden wir natürlich aufbewahren. Alle Druckstöcke, die wir weiterhin lagern lassen wollen, müssen jedoch unbedingt gegen Luft- und Feuchtigkeitszutritt gesichert werden, da sonst die Bildung von Oxyden ohne weiteres die feinen Druck punkte des Rasters angreift und diese zerstört. Vaseline, Fett, Wachs oder eine dünne Schicht Antoxydin, gut über die Druckplatte ge strichen, wehren diesen Feind aller Klischeelager ab. Die restlichen Klischees besitzen jedoch nur noch den Wert des Altmetalls. Wir sortieren sie nach Zink, Kupfer, Kupfer auf Blei (Galvanos) und sonstigen Spezialklischeearten auseinander. Es wird sich empfehlen, die Druckplatten von den Holzstöckeu zu entfernen, da sich für abgeklotzte Klischees der Ankaufspreis je Kilogramm höher stellt. Das Abklotzen ist wegen der vielen Nägel, die durch die Facetten geschlagen sind, nicht ganz einfach. Auch die ganz fest sitzenden Druckplatten lösen sich jedoch, wenn wir das Klischee mehr mals mit der Holzseite auf einen Steinfußboden beispielsweise auf prallen lassen. Durch die Prellung springt allmählich die schwerere Metallplatte von dem leichteren Holz. Dies sei zur Vereinfachung der Arbeit gesagt. Weitere Verwendungsmöglichkeiten wird es jedoch für solche Altmaterialien kaum geben. Wenn wir dann überschlagen, daß viel leicht die Herstellungskosten der vernichteten Druckstöcke iu die Tausende gehen und der Verkauf an die Bildverlage und Altmaterialien händler nur einen ganz geringen Prozentsatz dieser Summen einge bracht hat, so wollen wir doch als Plus für uns buchen, daß wir vor allem wieder viel wertvollen Platz geschaffen und daß wir zum anderen unseren Klischeeverwalter von vieler unnötiger Arbeit entlastet haben und ihn mit anderen Arbeiten betrauen können, zu denen er sonst nicht die nötige Zeit finden konnte. Der größte Erfolg unserer Aufräumungsarbeit aber mag darin liegen, daß wir eine ganze Menge wichtiger Rohstoffe, die unausgenützt schlummerten, wieder neuer Bestimmung und neuer Verarbeitung zugeführt haben- Wolfs Gudenberg, Leipzig. Nr. 88 Donnerstag, ben 14. April 1S68
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