Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.05.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-05-10
- Erscheinungsdatum
- 10.05.1938
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19380510
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193805105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19380510
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1938
- Monat1938-05
- Tag1938-05-10
- Monat1938-05
- Jahr1938
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
nach § 15 bzav. § 20 des Urkunöensteuerqesetzes vom 5. Mai I960 — Neichsgesetzblatt I Seite 407 — steuerpflichtigen Verlagsverträge statt durch Markenvevwendung im Einzelfall im Wege der Ab findung durch Zahlung eines Betrages in Höhe von 1 v. T. der Gesamtsumme an Honorarzahlungen zu versteuern. Bis zum 10. Januar jeden Jahres haben Sie den Gesamt- betrag Ihrer Honorarzahlungen im voraufgegangenen Kalender jahr auf einem Vordruck nach anliegendem Muster anzumelden und gleichzeitig an die Kasse des Finanzamtes die Steuer abzu- fllhren. Die Steuer für die Zeit ab ist mit der ersten Anmeldung abzuführen. In der Urkundensteuerliste für Abfindungsversteuerung (Ur kundensteuerliste Abs.) haben Sie die Konto-Nummer erhalten. Die Urkunden, auf die sich die Abfindung erstreckt, müssen von Ihnen mit einem kurzen Vermerk hierüber unter Hinzufllgung der Konto-Nummer und Ihres Namens versehen werben (z. B. Ur- kunüensteuer Abs. 10, FA. Berlin Börse, Friedrich Müller, Berlin). Der Vermerk kann durch Stempclaufdruck hergestellt werden. Kommt der Vertrag durch Austausch von Briefen oder sonstigen schriftlichen Mitteilungen zustande, so ist der Vermerk zum min desten auf das die Annahme erklärende Schriftstück zu setzen. Bei der Berechnung der Steuer ist auf- oder abzurunden wie folgt: 1—25 Rpf. auf 0 Rpf, 26—49 Rpf auf 50 Rpf, 51—75 Rpf auf 50 Rpf, 76—99 Rpf auf 1 NM über das Ergebnis der Verhandlungen mit anderen Finanz ämtern wird noch berichtet. Carl Hauptmann / Zu seinem achtzigsten Geburtstag vr. n. I.. — Wenn wir am II. Mai den achtzigsten Geburts tag des 1921 verstorbenen Dichters Carl Hauptmann, des älte ren Bruders Gcrhart Hauptmanns, feiern, dann huldigen wir damit einem deutschen Künstler, der die Ratlosigkeit und innere Unsicherheit der Zeit, in der er lebte, mit einem starken Bewußt sein von den in die Zukunst weisenden Aufgaben des geistigen Menschen deutschbürtigen Wesens zu überwinden in tiefem Ernst bestrebt war. Die Tatsache, daß Carl Hauptmann zu sei nen Lebzeiten im Schatten seines jüngeren, erfolgreicheren, die raschen Wandlungen der Zeit geschickter nützenden Bruders Ger- hart gestanden hat, darf uns nicht den Blick für die andere Tat sache trüben, daß das geistige und künstlerische Gewicht der ver hältnismäßig wenigen Werke, die Carl Hauptmann geschaffen hat, dem umfangreicheren Werk Gerharts in nichts nachsteht. Es ist selbstverständlich auch im dichterischen Werk Carl Haupt manns viel Zeitbedingtes zu finden, das für uns heute nur noch literaturgeschichtlichen Wert besitzt. Aber abgesehen davon ist jedenfalls das eine sicher, daß die Spannkraft des Künstlers Carl Hauptmann weiter reichte als die seines Bruders Ger- hart, wenn dieser auch die Zeitströmungen besser in seinen Dienst zu zwingen vermochte als Carl. Karl Hauptmann hat in seinem ganzen dichterischen Schaf fen um Erlösung vom Widersinn des Lebens gerungen, um den Sinn des Schicksals im Menschen, um die Erkenntnis des We sentlichen. Er hat, während andere in der oft wechselnden Ge folgschaft oft wechselnder Richtungen und Strömungen ihren bequemeren Weg machten, die ungeheuere Ratlosigkeit seiner Zeit in sich durchgekämpft; er hat sich und damit den Gestalten seiner Bücher — denn ihm war Leben und Dichten stets eine Einheit, in der das eine durch das andere seine Notwendigkeit hatte — nichts geschenkt, wenn es das Ringen an den Abgrün den des Lebens galt. Freilich ist es so, daß manche Einzel- und Sonderfälle, zu denen er sich in der Leidenschaftlichkeit seines dichterischen Willens hingezogen fühlte, stofflich so sehr der geistigen Unsicherheit seiner Zeit verhaftet sind, daß sie uns heute nicht mehr unmittelbar berühren; sie gehören aber zum Ganzen einer schöpferischen Persönlichkeit und haben ihren blei benden Wert als künstlerische Fassungen eines Zeitinhalts, der eine notwendige Vorstufe zu unserem heutigen Geschehen dar stellt. Das spüren wir ganz deutlich in einer Dichtung wie dem Roman: »Jsmael Fried mann«, in dem Carl Haupt mann, den Interessen seiner dichtenden und lesenden Zeitge nossen weit vorauseilcnd, mit hohem sittlichem Ernst das Rassenproblem behandelte. Im Mittelpunkt dieser Dichtung steht der Halbjude Jsmael Friedmann, Sohn eines reinrassigen, schwerreichen jüdischen Industriellen und einer blonden Pastorentochter. Sein Schicksal ist seine rassische Mischung, sie ist verantwortlich für die körper lichen Behinderungen, unter denen er leidet, aber auch für einen ungewöhnlichen Geist, den er sein eigen nennt, der jedoch, so ernsthaft das Ringen um Erkenntnis sein mag, in spekulativ sich zersetzendem Denken zu Übersteigerungen führt. Die Frau, an die er sich in der Not der Zwiespältigkeit seines Wesens klammert, wird mit unheimlicher Klarheit sich der Abgründe bewußt, die sic von dem gespaltenen Wesen dieses Mannes tren nen, im Schauder des Gedankens an das Leben mit ihm geht sie freiwillig in den Tod. So ist ein deutlicher Ansatz zu einer rich tigen Lösung der Rassenfrage vorhanden: die durch dis Rassenmischung bedingte Spaltung des Wesens wird nicht nur ihrem Träger zum Verhängnis, sondern auch anderen Men schen, die in dessen Lebensbcreich treten. Zu letzter Klarheit in dieser Frage ist Hauptmann jedoch noch nicht gelangt; der Freund und Reisebegleiter des Halbjuden Jsmael Friedmann, ein deutscher Gelehrter, hat zwar schon sein »Rassebekenntnis«, er wird von dem Halbjnden aus dessen Zerrissenheit heraus richtig gesehen als rassisch »reiner Deutscher«, aber er will den noch später die Schwester des Freundes, eine Halbjüdin also heiraten und damit weiteres Verhängnis für ein neues Ge schlecht herausbeschwören, obwohl — und darin liegt dann auch der Bruch der Geschichte — dieser Gelehrte gelegentlich ausspricht, daß er »aus Gründen der Rasse eine gesunde, frische, harmlos tätige Fischerstochter oder ein unverdorbenes Land mädchen gar nicht so übel fände-, denn, fährt er an dieser Stelle weiter fort, »mir kommt meine Nachkommenschaft eben so wichtig vor wie ich selber«. Es ist ein entscheidender Bruch, der in diesem Auseinanderklaffen zwischen Erkenntnis und Handeln sichtbar wird, aber er liegt auf der Bruchlinie der ganzen Zeit, und darauf beruht wieder der besondere Wert dieses Werkes Carl Hauptmanns, daß es, bewußt oder unbewußt, zur Dar stellung bringt, mit welch unerbittlicher Folgerichtigkeit Natur gesetze sich vollziehen, unabhängig davon, ob sie von den Men schen begriffen werden oder nicht. Auch der Maler-Roman »Einhart der Lächler« ist in ähnlichem Sinn ein Sonderfall, denn auch hier ist es das Gesetz des Blutes, das einem Menschen zum Schicksal wird. Der Vater Einharts hatte die Tochter einer wohlhabenden bürger lichen Familie geheiratet, die aber nur deren Adoptivkind, in Wirklichkeit die Tochter einer Zigeunerin war. Schon den Kna? ben Einhart treibt es einmal Zigeunerkarren nach, und immer wieder ist es dieser Einschlag fremden Blutes, der sein Wesen spaltet und Unglück, Leid und Not über ihn bringt. Doch ist Hauptmann hier einen entscheidenden Schritt weiter gekommen: Einhart bleibt Sieger, er siegt durch seine Kunst: er wird »Ein hart der Meister«, und er siegt durch seine Erkenntnis: er wird »Einhart der Weise«. Die tiefsten Wirkungen erzielt Hauptmann auf uns auch heute noch dort, wo er in das Leben des Volkes hineingreift. Er hat mit besonderer Liebe das Leben kleiner Leute seiner Heimat nachgezeichnet, so in dem Roman »Mathilde« und in Novellen, von denen die zwei Wände »Hütten am Hange« und »Schicksale« genannt seien. »Mathilde« ist die Geschichte einer Frau aus den niedersten Kreisen des Volkes, sie wächst im Gemeindcarmenhaus auf und macht dann ihren Weg als Fabrikarbeiterin; sie hat den Mut, ihr eigenes Leben zu Rr 107 Dienstag, den 10. Mat 1SSS 38t
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder