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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.01.1890
- Strukturtyp
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- 1890-01-22
- Erscheinungsdatum
- 22.01.1890
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- Deutsch
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Arbeiten im Stil vielmehr Ähnlichkeit mit den gleichzeitigen englischen. Unter Jacob I. und Karl I. wurden hier mehrere Versuche im Evestil gemacht, aber mit schwachem Erfolg; mehr erreichte man in der Nachahmung der königlichen Einbände Lud wigs XIII. Diese königlichen Bände waren mit Sorgfalt fertig gemacht, in vorzüglichen Maroquin gebunden, im Stil der Bücher de Thons; die äußere Verzierung bestand aus zahlreich ans Seiten und Rücken verstreuten goldenen Lilien. Das einzige Verdienst der französischen Arbeit ist ihre Regelmäßigkeit, die englischen Nachahmungen waren in dieser Hinsicht nicht gleich wertig, aber es ist wenigstens mehr Mannigfaltigkeit in ihrer Verbindung der Lilien mit den Rosen und Disteln. Um 1625 taucht ein neuer Buchbinder in Paris ans, mit mehr oder weniger Sicherheit als Le Gascon bezeichnet, der einige Zeit in demselben Stile wie Clovis Eve arbeitete. Es macht in der That den Eindruck, als wenn er selbst ein Arbeiter in dieser Werkstätte gewesen wäre und die Traditionen derselben fortgesetzt hätte, nachdem er sie verlassen. Das geometrische Muster wurde beibehalten, aber die Zwischenräume wurden hier und da mit kleinen, zierlichen Rankenornamenten ansgesüllt, welche aus einzelnen winzigen Goldpunkten bestanden (poinMo). Das kcüntilio hörte mit der Zeit auf nur Beiwerk zu sein, es wurde Hauptsache und füllte auf Seiten und Rücken den ganzen Zwischenraum zwischen den Umrissen des ursprünglichen Eveschen Musters aus. Der Gesamt eindruck war nun derjenige eines geometrischen Musters, welches sich in der Farbe des Leders von einem mit unzähligen Goldpnnkten bedeckten Grunde abhebt; aber bei näherer Betrachtung zeigt sich, daß das Punktmustcr aus einer Fülle allerliebster ornamentaler Einzelheiten besteht. Diese bis dahin ganz unbekannte Art von Arbeit stellte Le Gascon unter die großen erfindenden Meister seiner Kunst. Das Punktmustcr war zu kostspielig und mühe voll, um lange dauern zu können; gegen 1660 verschwindet es in Frankreich, wenigstens in seiner ursprünglichen Reinheit (Le Gascons Spuren verlieren sich bald nach 1650). Eine Ver änderung des Musters, welche schon einige Zeit in Gebrauch gewesen war, bestand noch weiter; die Goldpunkte wechseln darin mit Goldlinien ab, welche durch einen Stempel mit einem Druck hervorgebracht wurden, während bei dem kointillö jeder Punkt aus freier Hand gemacht werden mußte. Nach und nach ver mindern sich die Punktreihen, und die feingebogenen Goldlinien werden zahlreicher, größere Zwischenräume werden freigelassen, und so gelangen wir gegen 1670 zu dem Stil der letzten großen Buchbinderschule Frankreichs in der Werkstatt Boyers. Boyer oder Boyet war der Name einer Bnchbinderfamilie, die sich bis 1730 verfolgen läßt. Das Charakteristische bei ihren Einbänden besteht darin, daß Decken und Rücken mit einfachen Goldlinien eingeschlvssen wurden, wie bei den Bänden De Thous und der Bourbonen, und daß allein die Ecken und Kanten mit Ornamenten verziert wurden. Diese Ornamente bestanden aus Goldpnnkten und Linien, aus welchen schon Le Gascon in den Ecken wie Stickereien aussehende Muster gebildet hatte; an den Rändern entlang liefen schmale spitzenartige Streifen. Diese sorgfältig in Gold auf tiefrotem Maroquin angebrachten Verzierungen machten einen vornehmen Eindruck, während die Beschränkung auf Ecken und Kanten die Arbeit weniger kostspielig und mühsam machte. Bald schlug Boyers Stil alle anderen aus dem Felde; bis heute sind Boyers Einbände das Vorbild fast aller modernen franzö sischen und englischen Buchbinder geblieben. In England wich der beliebte venetianisch-lyoneser Stil, der durch Erzbischof Parker um 1570 eingeführt war, um das Jahr 1630 einem neuen, welcher, aus der unmittelbaren Nachahmung der Bände De Thous und der Bourbonen entstanden, doch einen durch und durch englischen Charakter annahm. Die Bücher wur den gewöhnlich in blauen Maroquin gebunden, maßvoll mit geraden Goldlinien verziert, die ans Seiten und Rücken Felder bildete», mit einem gelegentlich angebrachten Ornament in der Mitte und in den Ecken und schmalen spitzenartigen Verzierungen an den Randlinien. Alle besseren Bücher dieser Klasse haben ein sehr anständiges und mitunter vornehmes Aussehen; zu diesen rechnen wir die Arbeiten, die Nicholas Ferrar und seine Familie in Little Gidding um 1630—40 und Hugh Hutchinson in London um 1650 bis 70 ausführte, ebenso die in derselben Zeit in Cambridge und Oxford gebundenen Bücher. An diesen beiden Orten versuchte man gelegentlich den Einbänden ein mehr heiteres Aussehen zu geben, und selbst in Little Gidding wurden die nüchternen Flächen der Buchdecken häufig unter einer Menge von Stickereiwerk verborgen. Einige ausgezeichnete Nachahmungen Le Gascons wurde» zwischen 1660 und 1720 in London vollendet, aber sie kommen nur ver einzelt vor; der gewöhnliche englische Band dieser Zeit ist außer ordentlich einfach und schmucklos. Aehnliche Nachahmungen Le Gascons finden wir zwischen 1660 und 1700 in Holland und Italien; der erfolgreichste Nachahmer war Magnus von Amsterdam, der für die Elzevirs arbeitete; aber selbst seine Arbeiten werden von einigen der englischen an Glanz und Reichtum übertroffen. In der Zeit der Königin Anna pflegten die englischen Buch binder Boyer zu kopieren, aber es finden sich gelegentlich einige Proben von vorzüglicher Mosaikarbeit, mit Einlagen von ver schiedenfarbigem Leder, deren Muster hauptsächlich dem Evestil angehören und daneben auch eine Neigung zu den Formen zeigen, vie später Roger Payne anwandte. Boyer, der für Colbert und Ludwig XIV. arbeitete, fing um 1690 an gelegentlich die wertvolleren Bücher mit Spiegeln von Maroquin zu versehen, die ebenso sorgfältig verziert wurden wie die Außenseiten. Dies war eine vortreffliche Neuerung, die sich dem französischen Geschmack sofort einschmeichelte, und bis jetzt ist der Spiegel das Feld geblieben, auf dem die Pariser Vergolder mit Vorliebe ihrer üppigen Phantasie freien Lauf lassen. Die Hauptschwierigkeit war ein dem reichen Spiegel ent sprechendes Vorsatzpapier zu finden. Den Stil von Boyers Einbänden ahmte Antoine Du Senil nach (1700—1730); ihm bleibt das Verdienst den strengeren Charakter der Boyerschen Bünde durch Hinzufügen von Punktmustern, Ranken und Rosetten gemildert zu haben. Ans ihn folgte Antoine Padeloup als Meister, der ebenfalls den Stil Boyers weiterbildete; die Veränderungen an den orna mentalen Einzelheiten, welche er schuf, wurden von allen seinen Nachfolgern beibehalten und sind noch in Gebrauch. Seine Ver suche auf dem Gebiete der Ledermosaik zeigen außerordentliche Pracht und werden von den modernen französischen Sammlern sehr hoch gehalten; aber sie beleidigen den Geschmack durch ein Uebermaß von Prunk, wie die ähnlichen Versuche Monniers, der vielleicht für Padeloup arbeitete. Immerhin war Padeloup ein Mann von ausfallender und außergewöhnlicher Begabung; er über ragte nicht allein I. A. Derome, seinen Zeitgenossen und Neben buhler, sondern auch den jüngeren Derome, dessen Arbeiten zu seiner Zeit von allen französischen Einbänden am höchsten geschätzt wurden und noch jetzt einen wohlverdienten Ruf genießen. Mit der Revolution und dem Tode des jüngeren Derome erfuhr die französische Buchbinderei einen tiefen Niedergang. Die Zeitgenossen und Nachfolger sanken so tief, daß die Bemühungen jüngerer Kräfte, eine neue Schule der Ornamentation zu gründen, begierig ausgenommen wurden. Der von der neueren Schule verwendete Maroquin war äußerst dürftig, die von Bozorian und Thouvenin gewählten Verzierungsweisen kamen bald aus der Mode, der Stil Simiers war derb und unschön; es erfolgte ein Umschlag, der die Aufmerksamkeit des jüngeren Simier und einiger seiner Zeitgenossen auf Boyers und Padeloups Manier zurück lenkte. Von 1830 an haben viele tüchtige Buchbinder ausge zeichnete Einbände angeferligt, meistens im Stile Boyers, mit Stempeln, die nach ihm, Padeloup und Derome geschnitten waren. Sehr wenige Motive sind neu, die meisten davon sind von den schöneren Bänden aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts herübergenommen; aber die hervorragende Regelmäßigkeit und Richtigkeit der Formen, der vollendete Geschmack bei ihrer Aus-
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