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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1938
- Strukturtyp
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- 1938-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1938
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- Deutsch
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Dem Buchhandel oblag es, die Buchproduktion zur Ver fügung zu stellen. Der Staat Sachsen wie die Stadt Leipzig übernahmen die finanziellen Lasten. Später kam dazu noch das Reich. Die Garanten, nämlich das Reich, das Land und die Stadt Leipzig, haben ihrerseits seit Bestehen der Bücherei Be träge in Höhe von 12 929 901 RM zur Verfügung gestellt, während der Buchhandel sowohl durch seine Leistungen an Bü chern wie an Barleistungen seinerseits 3 419 481 RM gab. Allein aus diesen Beträgen könnte man die Größe und Bedeu tung der Deutschen Bücherei innerhalb des Bierteljahrhunderts ihres Bestehens ermessen. Unabhängig davon ist aber der ideelle Wert, ein solches Institut zu besitzen, ein viel größerer. Kein Staat der Welt hat eine gleiche Einrichtung und der dauernd steigende Besuch ausländischer Bibliothekare, die zum Studium lange Zeit in der Deutschen Bücherei verweilen oder sie durch Führungen kennenlernen, beweist das Ansehen, das sich diese erworben hat. Wir danken dies neben den weitvorausschauenden Gründern aber auch in erster Linie den Männern, die heute an der Spitze dieses Instituts stehen. Ich nenne hier nur den Namen des Direktors Herrn vr. Heinrich Uhlendahl, um damit ihm wie auch allen Beamten und Angestellten, die in treuer und fleißiger Mitarbeit an diesem wertvollen Kulturgut mit- schasfen, den aufrichtigen Dank für ihre Tätigkeit zum Ausdruck zu bringen. Unter den deutschen Bibliotheken steht die Deutsche Bücherei mit ihren 1,4 Millionen Bänden an dritter Stelle. Wenn man berücksichtigt, daß für sie im Gegensatz zu den zwei größten deutschen Bibliotheken, nämlich der Staatsbibliothek in Berlin mit ihren nahezu drei Millionen Bänden und der Bayerischen Staatsbibliothek mit zwei Millionen Bänden, die durchwegs schon mehrere hundert Jahre alt sind, nur fünfundzwanzig Jahre ihres Bestehens notwendig waren, um andere große, alte und angesehene Bibliotheken zu überflügeln, so ist dies — allein vom Sammelstandpunkt aus gesehen — eine große Leistung. Diese Sammlung hat aber noch einen ganz besonderen Wert durch ihre Geschlossenheit, indem sie nicht nur eine Auswahl besonderer Werke, sondern das gesamte deutsche Schrifttum in ihren Mauern besitzt. An Vollständigkeit und exakter Erfassung aller deutschsprachigen Literatur kann sie nicht übcrtrofsen werden Die feier ln der Am Sonntag nachmittag hatte die Deutsche Bücherei noch zu einer besonderen Feier in ihrem großen Lesesaal eingeladen, zu der, da die Plätze nicht ausreichten, noch die anschließenden Säle zu Hilfe genommen werden mußten. Auch hier hieß Haupt amtsleiter RL. Wilhelm Baur als Vorsitzender des Ge- schästsführendcn Ausschusses der Bücherei die zahlreichen Gäste willkommen. Als Geburtstagsgeschenk des Börsenvereins stellte er der Deutschen Bücherei den Betrag von 5000 RM zur Ver fügung. In seinem Festvortrag schilderte der Direktor der Deutschen Bücherei vr. Heinrich Uhlendahl ausführlich ihre Entwicklung bis zum heutigen Tage. Er erinnerte noch einmal an die Vorgeschichte der Gründung der Bücherei und ging dann besonders eingehend auf ihre Sonderstellung im deutschen Bi bliothekswesen ein, eine Stellung, die sie nur infolge der von ihr erreichten Vollständigkeit bei der Sammlung des Schrifttums in deutscher Sprache cinnehmen kann. Die Opfer, die der Buchhandel dabei bringt, werden ihm in Form einer höchste Vollstän digkeit erreichenden Bibliographie zurückcrstattet. Der Vortrag llr. Uhlendahls machte aber auch deutlich, welch schwere Zeiten die Deutsche Bücherei in den Jnflationsjahren durchzumachen hatte, sodaß man damals nahe daran war, sie wieder zu schließen. Um so freudiger konnte er darauf Hinweisen, daß die Bücherei heute von einem wiedererstarkten, geeinten Reiche getragen wird. Am Schluß seiner Ansprache dankte vr. Uhlendahl den Garan ten der Bücherei, besonders dem Vorsteher des Börsenvereins, dann aber auch der Gefolgschaft, deren dienstälteste Mitglieder er namentlich bekanntgab. Das Schrifttum wird aber hier in Leipzig nicht nur ge sammelt und in finsteren Gewölben der Nachwelt erhalten, die vielleicht mit den Schätzen gar nichts anzusangen wüßte, son dern — was ein wesentlicher Grundzug der Deutschen Bücherei ist, und gerade durch ihre Verbindung mit dem Buchhandel mit bestimmend an der Gründung war — das ganze Schrifttum wird in den täglich erscheinenden Verzeichnissen und der -Deut schen Nationalbibliographie- der breitesten Öffentlichkeit bekannt- gemacht. Diese Bibliographie, die das Erscheinen eines jeden Bu ches und jeder Schrift, jede Landkarte und jedes Liederbuch genau registriert, ist heute in jeder Bibliothek im In- und Aus land von Rang zu finden, denn sie bildet wegen ihrer Zuver lässigkeit und Pünktlichkeit den wertvollsten Querschnitt durch unser literarisches Geistesleben. Kulturelle Leistungen sind noch immer das Spiegelbild der Seele einer Nation gewesen. Was nützen aber kulturelle Leistun gen, wenn sie nicht auch mit einer vielleicht an Pedanterie gren zenden Genauigkeit registriert und damit der Mit- und Nach welt zugänglich gemacht werden? Baudenkmäler wie unsere deutschen Bauten aus dem Mittelalter, aus dem Barock und jetzt wieder die Bauten des Führers werden selbstverständlich auch noch in Hunderten und tausenden von Jahren vorhanden sein. Unser Schrifttum jedoch muß nicht nur vor dem Verfall ge schützt werden, sondern es muß auch verstanden werden, aus der Unmenge der Tagesliteratur jenes herauszuschälen und künf tigen Generationen zugänglich zu machen, was das deutsche Volk während seiner größten geschichtlichen Mission gedacht, gespro chen und geschrieben hat. Aus diesem Grunde hat die Deutsche Bücherei eine Aufgabe zugewiesen bekommen, die schon vor dem Kriege als kühn bezeichnet werden konnte und heute, im Zeitalter der nationalsozialistischen Bewegung, als unbedingt notwendig anerkannt werden muß. Wir hoffen, daß der Bau, der durch die Weitsicht der Dresdener und Leipziger Behörden noch so ver größert werden kann, daß er in der Lage ist, das Schrifttum von rund zweihundert Jahren zu sammeln, nicht nur in diesen bei den Jahrhunderten, sondern darüber hinaus für immer ein Archiv der deutschen Kultur und des deutschen Geisteslebens sein und bleiben wird.» Veutlcken öüciierei Aus der sehr umfangreichen Festansprache vr. Uh len - dahls drucken wir nachstehend noch einige Stellen ab, die be sonders wegen der darin enthaltenen Zahlenangaben und ande rer Mitteilungen besonderem Interesse begegnen dürften. Er führte u. a. aus: Zwei Gedankenrichtungen waren es, die zur Gründung der Deutschen Bücherei führten: eine nationale und eine kulturelle. Der ersteren war es mehr um die Geltendmachung des Reiches auf bibliothekarischem Gebiet, um die Schaffung einer Reichs bibliothek zu tun, der letzteren kam es vor allem auf den kultu rellen Gesichtspunkt der vollständigen Sammlung und Erhal tung des deutschen Schrifttums an. Beide Richtungen, die im übrigen manche Berührungen miteinander hatten, vereinigten sich schließlich in dem Plan, den der Dresdener Verleger Erich Chlermann 1909 in seiner Denkschrift »Eine Reichsbiblio thek in Leipzig» niederlegte. Die Verwirklichung des Ehlermann- schen Planes ist das Verdienst des Berliner Verlegers Karl Siegismund, des damaligen Ersten Vorstehers des Börsen vereins, und seiner engeren Mitarbeiter: der Verlagsbuchhändler Albert Brockhaus und Arthur Meiner, des sächsischen Ministerialdirektors Schroeder und des Leipziger Ober bürgermeisters Dittrich. Die neue Anstalt, die vor der Grün dung bald als »Reichsbibliothek», bald als »Nationalbibliothek» oder als »Zentralbibliothek» oder »Reichszentralbibliothek» und ähnlich benannt worden war, wurde von Brockhaus, Wohl in Anlehnung an den berühmten Namen des »Britischen Museums«, als »Deutsche Bibliothek» bezeichnet, woraus dann unter Ein wirkung des Deutschen Sprachvereins der endgültige und schlichte 40S Nr. 118 Donnerstag, den 19. Mot 1938
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