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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1921
- Strukturtyp
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- 1921-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1921
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Redaktioneller Teil. ^ 248, 22. Oktober 192l. höheren Sinne identisch sind; die gemeinsame Arbeit der Verleger und der Schriftsteller will dem Volke ein Kulturprodukt zugänglich machen, der Bühnenleiter und der Schauspieler be mühen sich gemeinsam um die Hervorbringung des theatrali schen Kunstwerks, und der Musikpädagoge will nicht allein sein Stundengeld verdienen, sondern er wirkt durch Musikerziehung und Musikpslege mit seinem Schüler zusammen für die Musik als Lebensinhalt unseres Volkes. Alle diese Beziehungen rein gei stiger Art gesetzgeberisch auf das Leistungsniveau von Heimarbei tern oder kleinen Angestellten herunterzudrücken, ist ein Versuch, dem um des innerenFriedens und des gesellschast « lichen Fortschritts willen (dies die einleitenden Worte der Reichsverfassung) nicht rechtzeitig genug entgcgcngetreten werden kann. Vom Buchhandel in der Tschecho-Slowakei. Bekanntlich sieht sich auch der Buchhandel in der tschechoslowa kischen Republik heftigen Angriffen wegen Uberteuerung ausgesetzt. Auch die Behörden halben sich mit der Frage beschäftigt. Der tschecho slowakische Neichsivirtschaftsrat hat längere Verhandlungen darüber gepflogen. Die letzte Generalversammlung des Vereins der tschechi schen Buchhändler, die sehr gut besucht war und auch zu ausgiebigen, dem Buchhandel wohlwollenden Berichten in der Presse Anlaß bot, gestaltete sich deshalb zu einem energischen Protest gegen alle An griffe. Aus dem Bericht sei auszugsweise das Folgende wieder gegeben, was auch den deutschen Buchhandel interessieren dürfte: Der Obmann H. Emil Solc eröffnete die Sitzung, begrüßte alle anwesenden Mitglieder und Gäste und sprach sich befriedigend über die noch nie dagewesene Anzahl der Mitglieder aus und begann so dann: »Schon seit längerer Zeit werden durch die Tagesblätter immer mehr Nachrichten über den angeblichen Wucher mit Büchern gebracht, diese Nachrichten sind auf Grund falscher Voraussetzungen geschrieben und schädigen den Buchhandel sehr. Die Angriffe auf uusern Stand werden selbst von Stellen unternommen, von denen man voranssetzen könnte, daß sie mehr von der Sachlage verstehen. Es wird in Bausch und Bogen der ganze Stand beschuldigt, welchen» die Verdienste um die tschechische Kultur zu bestreiten niemandem bisher eingefallen ist. Es wird den Buchhändlern und Verlegern vorgeworfcn, daß sie Totengräber des tschechischen Buches sowie ihres eigenen Standes sind, daß sie sich mit der Literatur bereichern, daß sie durch über triebene Preise es unmöglich machen, daß das tschechische Buch in die breitesten Volksmassen eindringt, daß heute ein Buch nur von Kriegs wucherern gekauft werden kann usw. Der einzige Grund der vermutlichen Verteuerung der Bücher wird in der gewissenlosen Gewinnsucht der Buchhändler und Verleger gesucht und auch gefunden. Die Frage der Teuerung der tschechischen Bücher wurde zur allgemeinen Frage, die von den verschiedensten Gesichtspunkten in den Tagesblättern besprochen wurde, jedoch größtenteils mit Eingenom menheit gegen unseren Stand. Es kam schließlich zur Rundfrage des »6a8«, welche diese Frage lösen, die eigentlichen Gründe der Teuerung sicherstcllen und de»» Weg zur Regelung zeigen sollte. Die unserm Stande gemachten Vorwürfe in der Sitzung des Neichswirtschaftsrats, der sich mit der Krisis des Buchmarktes beschäftigte, erreichten ihren Höhepunkt, als in dieser Sitzung tat sächlich beispiellose Angriffe stattfanden, als man die amtliche Re vision, die Aufhebung der Buchhändlcrkonzessionen verlangte usw. Diese Sitzung war uns ganz feindlich gesinnt, und die Nachrichten, die die Tagesblätter davon brachten, waren nicht so verfaßt, daß die Uneingeweihten unparteiisch informiert werden konnten. Wir hatten leider nicht die Möglichkeit, uns vor der breiten Öffentlichkeit zu ver teidigen, um zu zeigen, daß dieses An-den-Pranger-stellen ganz grund los ist, daß das tschechische Buch nicht übertrieben verteuert, son dern, daß es heute ein Erzeugnis ist wenn wir schon dieses Wort benutzen wollen —, welches am billigsten, ja welches verhältnismäßig billiger als vor dem Kriege ist. Diese Angriffe sind imstande, dem tschechischen Buche eine nie »nieder gutzuinachendc Katastrophe zu bereiten, deshalb können »vir nicht länger schweigen, »vir müssen endlich öffentlich auf alle Angriffe antworten und durch diese öffentliche Erklärung die Wesenslosigkeit der ganzen An-den-Pranger-Stellung Nachweisen, sowie über die eiizent- lichen Gründe des heutigen Standes der Buchfrage bei uns auf klären. Unsere Verleger haben sicherlich solche Vorwürfe nicht ver dient, mit denen sie überschüttet werden, ja sie können sich selbst nicht nur in der Vergangenheit, sonder»» auch noch heute die haupt sächlichsten Verdienste nin das tschechische Buch und somit auch um die Nation zuschreibcn. 1560 Ohne staatliche Unterstützung, ohne Subvention wurden unserer Nation literarische Schönheiten dargebracht, und das manchmal unter den schwierigsten Verhältnissen. Es gab eine Zeit, wo viele von den verdienstvollsten Verlegern mit den größten finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten und oft für ihre Mühe und ihre lebenslängliche Arbeit nur mit dem Be wußtsein vorlicb nahmen, daß alles, was sie vollführten, vor allem dein Nutzen und den» Wohle ihrer Nation galt. Viele verloren ihr ganzes Vermögen und mußten andere Be schäftigung suchen. Ich brauche die Name»» gar uicht vorzulesen. Und »vo sind unter uns die Kriegsgewinnler, auf die man hinweifen könnte, daß sie im Kriege zu Millionäre»» wurden? Falls die böhmischen Verleger zur Einsicht kommen, daß ihre Arbeit nirgends Anerkennung findet, im Gegenteil, daß sie für Aus beuter gelten, dann wird manches gute Unternehmen nicht zur Tat sache werden, denn lieber wird von dem Unternehmen zurückgetreten werden, um den Nachreden vorzubeugen, falls ein solches Unternehme» mit großen Sorgen und großem Mut verbunden ist. Den Verlegern ivird zum Vorwurf gemacht, daß sie die Schriftsteller ausbeuten. Dies ist eine Beschuldigung ohne Beweis. Wir sehen es stets, daß die Verleger mit ihren Autoren in bestem Verhältnis stehen, und unser Wunsch ist es, daß dieses Verhältnis womöglich noch herzlicher ivird, und daß beide, die die größten Verdienste um das tschechische Buch haben, Hand in -Hand zum Nutzen desselben auch weiterhin arbeiten. Bevor mir zur Aufklärung der Ursache der heutigen Preise über gehen, ist es nötig, sich die gehörige Voraussetzung durch den Ver gleich des Wertes unserer Krone von jetzt und vor dein Kriege zu versch-affen. Die heutige Krone hat bei weitem nicht den Kaufwert »vie vor dein Kriege: sie ist bedeutend minderwertig. Der Minister Engliä hat zu Beginn des heurigen Jahres die durchschnittliche Teue rung auf 1200°/» angegeben, d. h. die Ware war damals 12u»al so teuer »vie vor dem Kriege, oder die heutige Krone galt vor dem Kriege 8,5 Heller. Wenn wir uns dies vor Augen halten, sehen die sogenannten hohen Buchpreise ganz anders aus. Ju, das Buch ist heute ver hältnismäßig billiger als vor dem Kriege, da bei der durchschnittlich 12fachen Teuerung aller Werte das Buch doch nur um das 6—8fache gestiegen ist. Gut veranschaulicht es Verleger Dubsky in der Rundfrage des »6a8« bei Machers Buch »v poleclue«, das Heuer im Januar erschien. Das Buch enthält 16 Druckbogen; Papier und Satz snrd das selbe »vie in der Vorkriegsausgabe. Es kostet 21 Kr., mit dein der zeitigen Zuschlag von 10°/» 23.10 Kr. Vor dem Kriege hat es 3.20 Kr. gekostet, »vas 38.40 Kr. in der heutigen Währung gleichkommt. Das Buch ist also nicht teurer, sondern im Gegenteil um 15.30 Kr. billiger als das gleiche vor dem Kriege. Und so ist es allgemein. Ursachen, warum die Bücher heute nicht billiger sein können, gibt es viele, aber ungehörigen Ge»vinn der Buchhändler und Ver leger finden wir nicht darunter. Verteuert wurde vor allein die Er zeugung der Bücher. Für Papier zahlt man heute 27mal so viel als vor dein Kriege; die Druckkosten haben sich um das 18- bis 20sache erhöht, und die Buchbindcrarbeit hat sich 20mal verteuern Ja auch die allgemeinen Unkosten sind höhere geworden. Dagegen ist die 6- bis 8fache Erhöhung des Buchpreises doch sicher nicht übertrieben, es wäre hier eher Anerkennung am Platze, daß sich die Verleger sogar unter den schwierigsten Verhältnissen bestrebt zeigen, den weitesten Volksschichten geistige Nahrung zuzuführen. Die folgenden zwei Beispiele sollen das Steigen der Herstellungs kosten eines Buches veranschaulichen; beide betreffen Unternehmungen, die ohne Gewinn arbeiten: Der Verein »Xrulr pro p68t6iü ckejim mnoni« glbt eine »Uoöevka« mit wissenschaftlichen Artikeln heraus. Im Jahre 1916 beanfpruchten 400 Exemplare (4 Druckbogen) einen Aufivand von 520 Kr., Heuer betrug bei 500 Exemplaren der Druck allein mehr als 4500 Kr.e., und dabei wurden die Klischees umsonst geliehen, und die Autoren verlangten ans Liebe zur Sache keine Honorare. Der »Mi86jn1 8po1ek« in Brünn gibt im eigenen Verlage »Vl33tiv6du lUorav^« heraus. Vor dem Kriege betrug der Erzeugerpreis eines Bandes durchschnittlich 1500 bis 2200 Kr., je nach dem Umfange. Jetzt wollte diese Korporation einen neuen Band herausgeben, der fast 30 000 Kr.ö. kosten sollte. Den Verlegern ivird auch die Hcraufzeichnung der vor dem Kriege herausgebrachten Erzeugnisse vorgeworfcn ^geschieht dies bei anderen Jndttstriezweigen etwa nicht?). Die Erhöhung des Preises bei Büchern älteren Verlags erivics sich als nötig für den Weiterbestand des Betriebs und zwecks Ermöglichung billigerer Preise für die neu herausgegebcnen Bücher. Die Verleger kalkulierten nnd kalkulieren die Preise der Bücher nicht mit Rücksicht auf die Tenerungsverhältnisse und die tatsächlichen Erzeilgungsanfwände, son-
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