Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1921
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Redaktioneller Teil. 248, 22. Oktober 1921. Der Verein der Buchhändler und Verleger ist kein Kartell: der > Buchhändler und der Verleger gehören zusammen, obgleich sie manch mal verschiedener Ansicht sind. Die Verleger sind auf keine Art und Weise organisiert, sie bilden eine Minorität, jedoch trotz vieler Mißverständnisse unterliegen sie nie der Gewalt, sie beugen sich der freundschaftlichen Übereinstimmung. Jeder ordentliche Buch händler wird von ihnen als geschätzter Mitarbeiter und unvermeidlicher Vermittler hi^hgehalten. Eine Buchhandlung irgendwo aufzuheben, würde der Schließung einer Mittelschule gleichkommcn. Deshalb er kläre ich, daß es im Gegenteil die Pflicht unserer republikanischen Negierung ist, einen solchen Kulturträger auf das tatkräftigste zu fördern. Das mächtigste aller Mittel ist die Erziehung. Die Fach schule existiert. Genügend materielle Unterstützung wird ihre Bedeu tung noch erhöhen. Auch wird cs von Erfolg sein, die begabtesten unter der Jugend in die Fremde zu schicken, um ihren Gesichtskreis zu erweitern. Selbstverständlich erfordert der gewählte Beruf auch die Liebe, welche den Funken der Begeisterung ansacht. Als der Krieg bereits drei Jahre dauerte, als aus den Läden alle Waren verschwanden, als man in den Gasthäusern kein Bier bekam, in den Trafiken keinen Tabak, als es den Leuten in ihren Wohnungen traurig und bange wurde wie den Soldaten in den Kasernen, Kran kenhäusern und Schützengräben, fingen die Leute plötzlich au, die Bücher zu suchen; siehe da! — diejenigen, welche früher kein Buch anrührten, fingen auch an, Bücher zu kaufen! — Wir brauchten endlich nicht mehr zur Ansicht zu senden, aufzudrängen, zu bitten und ,zn bet teln, um das Buch abzusetzen, und wir alle sahen dem Ende gern entgegen. Mitten in den Leiden der drei sehr mageren Kriegsjahrc fing das zerknirschte Gemüt an, sich mit der schönen Aussicht zu beschäftigen, daß das Buch bei uns endlich auch zur Notwendigkeit wird, und unser Stand sich heben werde. Viele von uns schauen eifersüchtig und viel leicht auch neidisch auf unfern Nachbar, den Deutschen. Der Verkehr mit Leipzig ist sehr leicht, und dort kann man sehen, mit welchem und wessen Gewinn der Buchmarkt cmporkommt. Mancher patentierte Poli tiker und Funktionär unserer Republik versteht die Kultur-und Wirt schaftsangelegenheiten besser. Sie eilen herbei, das Werk der Schande zu krönen und die Ausbeuter der Schriftsteller, die »Totengräber ihres Standes« mit Füßen zu treten und ihnen die vorgefaselten Mil lionen zugunsten der armen Staatsfinanzcn zu konfiszieren, um sich sodann selbst auf die vermeintliche Goldgrübe zu gunsten des Staatsmonopols zu setzen. Diejenigen, welche im Schweiße ihres Angesichts etwas erbauten, etwas getan haben, wegjagen, ausmerzen und fesseln, sie unter Kuratel stellen!! Nicht der Reichswirtschaftsrak, sondern der Rat der Sowjets konnte so ein Dokument zusammenstellen, wie es der Beweis bericht ist. Würde sich der Neichswirtschaftsrat mit solchem Mute an die Organisation der Hausmeister oder Straßenkehrer wagen? So wird kulturell und wirtschaftlich zum Bankrott gearbeitet. Heute wundere ich mich nicht, daß die Kontrollorgane zuerst in die Vcrlags- geschäfte und Buchhandlungen entsendet wurden, um Gewinne aus den Kriegsjahren zu zählen, zu revidieren und abzunehmen. Beim Herrn Mauldrescher, beim Herrn Überfüllten, beim Herrn Geld schinder blieben sie nicht stehen. Die Stcuerverwaltung bemüht sich außerordentlich, dem Rufe nachzugehen. So sieht heute der Aufruf au die Nation zugunsten des Buches und des Lesens aus. Bei dieser Wirtschaft helfen die Berge der Steuern nichts, aber sie ersticken, was noch atmet. Bei uns ist es notwendig, die Bücher kaufen zu lehren, und zwar die Auflagen, die wir drucken. Sie sind größten teils klein, und doch nur der erhöhte und beschleunigte Absatz des Buches kann veranlassen, daß auch die Autoren zufriedengestellt werden, wie sie es verdienen. Meine Herren, wir sind in der Re publik wichtige, jedoch nicht anerkannte Faktoren, doch sogar in diesen Zeiten der bitteren großen Unrechte und schmerzlichen Enttäuschungen wollen wir uns bemühen, daß das von uns herausgegebene und ver kaufte Buch zum allgemeinen Wohle, zur Hebung des Verstandes und zur Veredlung des Herzens diene.« Die ruhige und mit sympathischer gemäßigter Stimme darge brachte Rede des Herrn Kollegen Laichter hatte einen sichtlichen tiefen Eindruck auf alle anwesenden Kollegen gemacht, und es ist nicht zu verwundern, daß ihm die volle Zustimmung aller Anwesen den durch lebhaften, nicht cndenwollenden Beifall ausgedrückt wurde. Für die Sortimenter sprach sodann Herr Josef Kaska aus Kolin, welcher sagte: »Ich beginne mit der Frage des Buchhändlerrabatts. Bevor ich mich mit dieser Frage beschäftigen werde, muß ich noch einige Worte über den Herrn Referenten und über den Beweisbericht sagen. Ich kenne den Referenten nicht persönlich, aber nach seinem Bericht urteile ich, daß er befangen ist und vom Buchhandel selbst recht wenig versteht; sonst könnte der Bericht nicht so schlaff kon trastiert sein, als er es ist. Es ist dies eine zufällige Sammlung 1562 von Inseraten des »knikkupse. ommmovatel« und von anderen auch noch. Wenn jedoch der Herr Referent die Inserate im »08namovat6l so eifrig studiert hat, so sollte er sich auch Zeit lassen und die Ein leitungsartikel lesen. Wenn er diese- gelesen hätte, wäre er über zeugt worden, daß der »so horrende Wucher« mit Büchern von seiten der Buchhändler nicht so »horrend« ist, sondern daß es nur ein be scheidener Nutzen ist, den der Bücherverkauf dem Buchhändler bringt, was ich im Verlauf meiner Ausführung ziffernmäßig Nachweisen will. Als der Referent, bemüht, sich Licht in der Buchhändlerfrage zu verschaffen, bis zu Nr. 20 des »Osuamovatel« vom Jahre 1920 kam, konnte er ganz leicht in Nr. 39 desselben Jahres lesen, daß die »Wucherangebote« 7/6 Exemplare mit 35°/, im Vorjahre bloß 6—1?o/o aller Buchhändler benutzen konnten. Er konnte in der Nr. 41 in meinem Artikel lesen, warum die Buchhändler diese Angebote nicht benützen können, er konnte in einer weiteren Reihe von Ar tikeln derselben Zeitschrift über die Ursache der Krisis am Büchermarkt und über viele andere lehrreiche Sachen lesen. In der letzten Sitzung des Reichswirtschaftsrats wurde bei Besprechung des Bttcher- wuchers von einer Reihe von Rednern der Vorwurf erhoben, daß die größte Schuld au der Bücherverteuerung neben dein Verleger den Buchhändler mit seinen hohen Verdiensten trifft. Uber diese Ver dienste will ich einige Zahlen, für deren Richtigkeit ich bürge, an führen, da ich meine Bücher als ordentlicher Kaufmann musterhaft führe, was mir auch die Kommission des Finanzministeriums be stätigte. Zur Berechnung des Verdienstes benutze ich die Zahlen des Jahres 1920, in welchem Jahre mein ganzes Einkommen aus der Buch-, Papier- und Kunsthandlung 313.410 Kr.L. betrug. In diesem Jahre kaufte ich Bücher, Zeitungen und Zeitschriften im Verkaufs preise samt Zuschlag für 243.000 Kr. ein, hiervon für 6.300 Kr. Zeitungen und für 49.000 Kr. Zeitschriften, zu denen der 10o/oige Zuschlag nicht hinzugerechnet werden darf, also vielleicht 230/0 des ganzen Einkaufs .Für 23 200 Kr., also 3^°/o, Bücher mit dem »Wucherrabatt« 7/6. Und dies ist meist der Einkauf aus der ersten Hälste des Vorjahres, wo die Buchhändlerkrisis noch nicht so groß war. Im zweiten Halbjahr und Heuer ist der Einkauf dieser Partien minimal. Ich bemerke, daß der Zuwachs der Bücher für diese Zeit laut Inventur beiläufig 17 000 Kr. Verkaufswert ausmacht, also ein problematischer Zuwachs, und daß von 10 Partien-Büchern, nach der Rechnung ausgesucht, ich heute noch am Lager habe, und zwar von je 7 Exem plaren: Ohnet 4, Prusik 5, Klos 4, Piskor 5, Preiß 5, Arcibasec 4, VLba 4, Machar 5, Sovar 2, Kipling 3. Dies führe ich nur zur Probe an, denn mein Geschäft ist eins der größten. Der durchschnittliche Gewinn bei Büchern, Zeitschriften und Zeitungen pro 1920 beträgt bei mir inkl. des 10°/«igen Teuerungszuschlags 350/,. Die Ausgaben im Jahre 1920 betrugen bei mir: Kleine Ausgaben (Reisen, Aufräumen usw.) 2617.70 Kr.ö. Beleuchtung 1857.40 „ Heizung 2250.— „ Versicherungen 591.65 „ Reparaturen 3076.70 „ Reklame 1079.56 „ Gehälter 21322.48 „ Miete 2200.— „ Steuern (bereits oorgeschr. u. noch nicht vorg.) 6848.73 „ Darlehnszinsen 3409.09 „ 56 962.A2 Kr.ö. - 18»/«. Hierzu bemerke ich, daß die Buchhandlung eine schnelle, also teuere Beförderung benötigt und auch die Kanzleiarbeit keine kleine ist. Nach den von mir gebrachten Ziffern beträgt die Beförderung (Transport) bei mir etwas über 3°/,, bei den Büchern jedoch 6°/o, der Gehalt des Personals 7"/o. Dabei ist die Ladenmiete von 2200 Kr.ö. auf dem Marktplatz in Kolin sehr gering, da der Laden im eigenen Hause ist. Nebenbei bemerke ich, daß ich das Haus im Jahre 1909 auf Schuld kaufte, und daß ich von dem »Wuchergewinn« während der letzten vier Jahre im ganzen 7000 Kr.ö. zur Tilgung der Schuld zahlen konnte. Es waren deshalb die Unkosten in der Buch handlungsabteilung noch um 3—4o/o größer, also wenigstens 20—22'/«,. Die Transportkosten von Prag nach Kolin bei einer Entfernung von 62 km sind auch klein und erhöhen sich bei steigender Entfernung um eine gehörige Anzahl von Prozenten. In Zübreh z. B. betragen sie schon 7,350/,. Damit erhöht sich selbstredend die Regie der weiter entfernten Buchhändler. Was es also für »Wuchergew-inne« bei den Buchhändlern gibt, ist am besten daraus zu ersehen, daß mir nach Deckung der Ausgaben im ganzen rund 13°/o, also ungefähr 40 000 Kr. verbleiben, d. i. für meine ganzjährige Arbeit, für die Ausgaben, die mit der Erhaltung von sieben Köpfen im Haushalt verbunden sind, zur Verzinsung des Betriebskapitals, zur Deckung der Verluste bei
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