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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1921
- Strukturtyp
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- 1921-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1921
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- Deutsch
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X- 248, 22. Oktober 1921. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. de» Burräte» und der Zinsverlnstc bei Abnehmern, denen man auch letzt noch Bischer uns Halbjahrs- und Gnnzjahrsrechnnng liefern mich, wenn man das Buch verlaufen will. Wie die Buchhändler während der ganzen Zeit dieser Konjunktur reich wurden, ist am besten daraus zu ersehen, daß von den Buchhändlern KolinS, die in der fruchtbarsten Gegend Böhmens ansässig sind, keiner ein Haus kaufe» konnte, und daß nutzer mir, der ich in der g. Klasse der Einkommen steuer mit 18l> Kr. Steuer gegen 100 Ke. im Borkriegsjahre blieb, zwei Kollegen in die 4. Klasse eingereiht wurden, wogegen eine Reih« von Geschäftsleuten mit Stoffen, mancher Bäcker, Fleischhauer, ja sogar Viktualienhändler in die 2. Klasse kam. Daß das Geschäft mit Bü chern kein so einträgliches ist, beweist am besten das, daß in Kolin 20 Modewarenhäuser, ja sogar Spezialgeschäfte mit Bändern und Nähzubehör, manche sogar mit Millionenumsatz gut prosperieren, aber die vier Buchhändler mit einem 1000 000 Kr. nicht erreichenden Ge samtumsatz müssen, wenn sie existieren wollen, auch Papier und andere Gegenstände verkaufen. Und ich denke, datz es in andern Städten auch nicht besser ist. Die Buchhandlungen selbst existieren vielleicht nur in Brünn, Piljen und Prag, wo anders können sic nur vegetieren. Der Rabatt des Buchhändlers stieg um nichts seit Beginn des Vereins vor 40 Jahren. Auch während des Krieges wehrte sich die Buchhänbiergemetnde gegen die Erhöhung der Buch preise und schritt erst dann dazu, als die Unkosten horrend stiegen. Der beste Beweis, datz der Tenerungszuschlag in Buchhändlerkreisen nicht populär war und nicht ist, ist der, daß der Zuschlag nach dem Umsturz aufgehoben wurde in der Hoffnung, datz bessere Verhält nisse eiutreten würden. Man kehrte zuerst zu einem Zuschlag von 8"/» und erst bann, als die Regie durch die Erhöhung der Transport kosten wiebernm stieg, zu einem Zuschläge von 10"/» zurück. Bei mir z. B. betrugen die Unkosten im Jahre 1S18 bis 11"/», im Jahre 1820 aber schon 21—22"/», und Heuer werden sie voraussichtlich 24"/» betragen. Ich kau» versichern, daß die Buchhändler, sobald cs nur irgend mög lich sein wird, selbst, ohne irgendwelche Vorkehrungen der Regierung, diesen unpopulären Zuschlag anshebcn werden. Wenn nun aber jeder Bürger in der Republik das Recht z» existieren hat, so muß es auch der Buchhändler haben. Falls der Rabatt höher ist als in anderen Fächern, so ist das nicht die Schuld der Buchhändler. Jeder Betrieb, ob Handels- ober Industriebetrieb, mutz, falls er auf ge sunden Grundlagen steht, wenigstens die Regie decken und jenes Mini mum abwerfen, das zur Existenz des Unternehmers und dessen Familie nötig ist. Dies ist im Interesse des Staates selbst gelegen. Und hier sind wir beim Kern des Streits. Der Preis eines jeden Gegen standes richtet sich nach der Nachfrage, dem Absätze, und das Buch gehört (leider) in der Republik bei einem großen Bruchteil der Be völkerung zu den überflüssigen Dingen. Alles kaust man, Lebens mittel, Kleider, Schmuck, eine Masse unnützer Sachen, aber das Buch, dis Quelle des Wissens und die Nahrung des Geistes, wird höchstens einmal aus einer Bibliothek skoftenlos) ausgeliehen. Um der Ver dächtigung zu entgehen, daß ich vielleicht gegen die Errichtung der Bibliotheken bin, bemerke ich, daß ich bereits vor dem Kriege der Propa- gator der Idee zur Errichtung einer öffentlichen Bücherei in Kolin als einer notwendigen Institution für Volksbildung war. Und da ich nun schon einmal bei der Errichtung der Bibliotheken bin — bitte zu entschuldigen, datz ich abzweige —, so möchte ich noch folgendes erwähnen: Man spricht und schreibt bei uns viel von Volksbildung. Für Bibliotheken wirb ein Lokal errichtet, man kauft die Einrichtung usw. bei Gewerbetreibenden, welchen nicht gesagt wird, daß sie billiger sein muß, weil sie für eine Bibliothek bestimmt ist. Aber das Buch, dessen Preis sowieso schon niedrig bemessen ist, muß we nigstens 10°/» billiger sein. Die Mteilung des Ministeriums für Kultur, in dessen Bereich auch die Errichtung von öffentliche» Biblio theken liegt, ersucht dann die Verleger um noch größere Nachlässe bei Massenabnahme für Büchereien. Also hier wird der Buch händler direkt um den berechtigten Gewinn bei Einkäufen für ein öffentliches Unternehmen gebracht, für das er in Form von Steuern und Abgaben im selben Verhältnis zahlen muß wie der Tischler und jeder andere Gewerbetreibende. Und was soll inan von den in Zeitungen veröffentlichten Gesuche» um Bücherspenden sage»? Und es sind dies nicht nur Bibliotheken aus den Minori tätsgebieten, bei denen dies vielleicht eher verständlich wäre, es sind dies auch — Staatsbibliotheken. In der letzten Zeit ist es die Staatsanwaltschaft in Bratislava, die um Bücher für die Arrest-Büchereien in der Slowakei ersucht, und am 11. d. M. die militärische Besatzung in Moldautein. Kauft denn die Staatsanwaltschaft für die Arrestanten abgetragene Kleider oder läßt sie sich diese von der Bevölkerung schenken? Hat die Militär verwaltung für die Besatzung in Moldautein die notwendigen Betten durch öffentliche Sammlung oder durch Ankauf bei Trödlern besorgt? Es wäre auch eine interessante Aufgabe für das statistische Amt, fest-! zustellen, wieviele Leute — nicht Arme — Bücher für sich und ihre Kinder in öffentlichen und Schul-Bibliothcke» auslethen. Wenn in dem Retchswirtschaftsrat schon so viele Anträge angenommen wur den, würde ich noch einen anschließe», datz derjenige, der jährlich 20 000 Kr. Einkommen hat, Nachweisen muß, datz er wenigstens >4"/» zu», Ankäufe von Büchern verwendet hat. Und weiter sollte die Kommission sichcrstcllen, wieviel er im Jahre von den 20 000 Kr. vertanzt, in Kinos verausgabt, verraucht und vertrunken hat. Das Buch wurde von allen Gegenständen am wenigsten ver teuert. Der Preis ist 8- bis 8mal höher, der Preis des Mehles 18- bis 20mal, kurz und gut, bei allen Lebensmitteln und Eßwaren sicherlich 12- bis 20mal. Beim Buche nennt man das Wucher, bei Lebensmitteln nicht. Derjenige, für den das Buch so nötig ist wie Nahrung und Kleider, wird den Preis für angemessen betrachten, demjenigen aber, der kein Buch ansieht, war es schon vor dem Kriege zu teuer. Der Absatz an Büchern Ist gesunken. Diese Tatsache kann ich aus meiner 28jährigen Praxis am besten dadurch konstatieren, datz der jetzige Preis des Buches 8- bis 8mal höher ist, aber mein Umsatz 1820 nur 4mal größer war als 1818. Die Besserung muh vom Publi kum ausgchen. Sie kommt, aber nur dann, wenn das Publikum durch dis Journalistik belehrt werben wird, datz der Mensch ebenso Ver pflichtungen seinem Leibe wie seinem Geiste gegenüber hat. Die ständig sich wiederholende» Angriffe des Neichswlrtschaftsrats und der Zeitungen ans den Preis des Buches, aus den Buchhändler und Verleger werden dem Absatz der Bücher nicht Helsen. Erst dann, wen» das Buch gekauft wird, wenn der Verleger imstande sein wird, große Auflagen zu drucken, wenn die Buchhändler mit erhöhtem Absatz bet gleicher Regte sich werden answeisen können, dann kann ich ver sichern, daß bas Buch billiger wird, daß sich der Buchhändler wie jeder andere Geschäftsmann mii niedriger Provision zusriedenstellen wird, wenn er mit ihr wird existieren könne». Und die Bürgschaft für die Verbreitung des guten Buches, wenn sich die Verhältnisse so oder so gestalten, wird nur dann gestellt werden können, wenn »s nur fachlich gebildete Buchhändler gebe» wird. Den übrigen Bücher- verkäufern ist das Buch genau so ein Gegenstand wie die Semmel oder die Wichse, und diese Verkäufer verursachen die schlimmsten Störun gen in der Volksbildung, indem sic ln Massen Schund verkaufen, der gerade so gedruckt »Nd angeboten wird wie vor dem Kriege.« (Schluß folgt.) Kleine Mitteilungen. Eintragung in die Warenzeichenrolle. — Das nebinsteh.nke Warenzeichen »Globus mit Taube« der Firma W eltbund.Vertagt Georg Romanowski), Verlags, und Versanvbuchtzand- lung in Hamburg, ist am 12 Oktober 192l unier Klasse 28 laufende Nummer 273 3^3 (Akten zeichen W 27 841) für Druckcreierieugnisse. Bücher, Zeitschriften. Papier- und Pappwaren in die Rolle der geschützten Zeichen des Reichtzpatentamtes eingetragen worden. Berliner Bnchwoche. — Die Anmeldungen zur Berliner Buch woche sind, wie wir erfahren, so zahlreich eingegangen, daß bereits ein empfindlicher Platzmangel herrscht. Es wird jedoch versucht, noch weitere Räume zu beschaffen. Als Preise für den Schaufenster- Wettbewerb sind künstlerische Plaketten in zweifarbiger Ausführung vorgesehen. Die sonstigen Vorbereitungen schreiten rüstig vorwärts. Der Verlag der »Lustigen Blätter« hat sich bereiterklürt, der Buch woche eine Sondernummer zu widmen, die hoffentlich auch über Berlin hinaus der Propaganda für das Buch nützen dürfte. Auch sonst hat die Berliner Presse weitgehende Unterstützung zugesagt. Die wäh rend der Ausstellung vorzuführenden Filme beziehen sich auf die Herstellung des Buches und auf die Geschichte der Buchdruckerknnst. Außerdem dürfte noch ein Film über die Bildberichterstattung in Frage kommen. Die Ausstellung wird, wie schon berichtet, am 12. No vember eröffnet werden. Am Tage vorher sind unter Umständen eine Führung und ein Empfang für die Pressevertreter vorgesehen. Die Frankfurter Messen d<lö Jahres 1922. — Wie aus Frank furt a. M. gemeldet wird, werden die Frankfurter Messen im nächsten Jahre in den Wochen vom 2. bis 8. April und vom 24.—30. September abaehalten werden. Der Nobelpreis für Medizin jür 1921 nicht verliehen. — Die »Hamburger Nachrichten« melden ans Kopenhagen: Das schwedische Nobelkomitee beschloß, den Nobelpreis für Medizin nicht zu verteilen, sondern ihn für nächstes Jahr bereitzustellcn. Ib63
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