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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1913
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- Deutsch
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^ 250, 27. Oktober 1913. Redaktioneller Teil. «Srs-nblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 11385 sFortsetzuna zu Seite 11330.1 Dabei sind wir bei der Schädigung des Sortiments an gelangt, die hier im Verbände der Kreis- und Ortsvereine naturge mäß zunächst unsere Beachtung verdient. Schon heute gibt es, wie gesagt, Verleger, die im Bewußtsein ihrer Monopolistenstellung, je nachdem ihnen der Sortimenter gefällt oder nicht, differenzierte Rabatte in Anwendung bringen, die Lieferung verweigern oder verzögern und andere Mittel anwenden, um einen ihnen aus irgend einem Grunde mißliebigen Sortimenter mit Hilfe ihres Monopols zu strafen oder gefügig zu machen. Daß eine solche Handlungsweise als im höchsten Grade gegen die guten Sitten verstoßend zu bezeichnen ist, wird niemand bestreiten. Diese Gefahr wächst natürlich mit der zunehmenden Mono polisierung. Handelt es sich um einen Verleger unter vielen, mit dem ein gedeihlicher Verkehr nicht möglich ist, so wird der Sor timenter in der Lage sein, die nun einmal nicht zu entbehrenden Schulbücher durch Vermittlung des Barsortiments oder sonstwie zu beschaffen. Ist aber für ganze Landesteile erst der Schulbücher verlag in einer oder in wenigen Händen, so wird der Verleger in der Lage sein, seine Aussicht?- oder Zwangsmaßregeln mit wesentlich größerem Erfolg durchzuführen. Eine weitere erhebliche Gefahr für das Sortiment ist das mit unfehlbarer Sicherheit eintretende Sinken des Rabatts. Die Er ringung von Monopolen für ganze Landesteile kostet den Verleger Vermögen, die bei dem Aufkauf im Wege stehender Konkurrenz bücher und bei den den Dezernenten und Prüfungsstellen zuliebe fortgesetzt erfolgenden Umarbeitungen draufgehen. Diese Ver mögen müssen wieder eingebracht werden und werden, falls die größere Verbreitung des Buches es nicht gestattet, nicht etwa auf Kosten des Unternehmergewinnes, sondern zunächst durch Ver kürzung des Sortimenterrabatts eingebracht. Schon der Kampf mehrerer Firmen um ein Monopol zeitigt da die interessantesten Blüten, die auch den Blindesten sehend machen müssen. Ich gebe ein hübsches Beispiel aus den Ver bandsakten. Die Firma A. rabattiert ihr biblisches Lesebuch in einer neuen Ausgabe dem Buchhandel mit vollen 11 °/°. Da bei hat das starke Buch einen Ladenpreis von 2,20 und wäre auch bei einem Preise von 2,50 ./k noch billig zu nennen. Eine konkurriende Firma B., die ein biblisches Lesebuch im Preise von 1.80 ./k verlegt, das mit 25 rabattiert wird, teilt dem Verbands- vorstande mit, daß sie in Zukunft aus Konkurrenzrücksichten ge zwungen sei, auch ihr Buch nur mit minimalem Rabatt zu liefern, wenn es dem Verbandsborstande nicht gelänge, die Firma A. von ihrem sortimentsfeindlichen Standpunkte abzubringen. Auf Vor haltungen des Derbandsvorstandes erklärt dann allerdings die Firma A., von der nächsten Auflage an wieder besser rabattieren zu wollen, ohne aber zu sagen, ob diese Rabattierung eine nor male sein werde. Wir sehen also, meine Herren, wie der Kampf um das Monopol ganz ungeniert auf dem neutralen Boden des Sortiments ausgesuchten wird, und wie der Sortimenter, der bei dem Verkauf mit solchem Hungerrabatt unter allen Umständen sein Geld zusetzt, für töricht genug gehalten wird, sich das gefallen zu lassen. Je schärfere Formen nun der Kampf um die Monopolstellung unter den Verlegern annimmt, desto rücksichtsloser wird die Be drückung des Sortiments betrieben werden müssen; denn bei den heutigen, großenteils auf Unkenntnis der Lage des Zwischenhan dels beruhenden Anschauungen der Unterrichtsverwaltung wird von zwei konkurrierenden Verlegern fast immer der bevorzugt, dessen Lehrbuch, gleiche Güte mit dem andern vorausgesetzt, den niedrigsten Ladenpreis hat, gleichviel, auf wessen Kosten der Laden preis ermöglicht wird. Und ist erst das Monopol errungen, steht erst der Verleger sein Buch für ganze Landesteile eingeführt, dann wird er erst recht nicht in der Lage sein, den Wünschen der Unter richtsverwaltung nach weiterer Preisermäßigung, nach weiteren kostspieligen Umarbeitungen, Neuausgaben oder Gratislieferun gen für arme Schüler entgegenzutreten aus Furcht, das so schwer und teuer Errungene wieder zu verlieren. Auch eine Vereinfachung des Schulbüchergeschästes oder eine Verringerung des Risikos für den Sortimenter wird, wie man er warten könnte, durch die Monopolisierung weniger Bücher durch aus nicht erreicht. Denn der Monopolverleger mutz von einem einzigen Lehrbuche so viel verschiedene, oft nur geringfügig von einander abweichende Ausgaben herausbringen, daß das Ge schäft für den Zwischenhändler im Gegenteil gegen früher er schwert, sein Risiko bedeutend vergrößert wird. So hat z. B. das französische Lehrbuch von Ploetz schon heute Ausgaben von bis ll, von denen eine Anzahl wieder aus verschiedenen Teilen besteht, aufzuweisen. Während nun die Neueinsührung eines französischen Lehrbuchs für die Direktoren mit Schwierigkeiten verknüpft ist und ein längerer Instanzenweg erforder lich wird, ist die Einführung der Ausgabe k statt 6 oder der Ausgabe I statt 1) usw. eine Kleinigkeit, da es sich ja um das selbe Lehrbuch handelt, nur in einer unwesentlich veränderten Ausgabe. Derartige Einführungen kommen infolgedessen sehr häufig vor. Für den Sortimenter aber sind die liegengebliebenen Vorräte der Ausgaben 8 und v usw. natürlich Makulatur ge worden. Und um ein anderes Beispiel zu erwähnen, zähle ich im Volckmarschen Kataloge vom Hirtschen Lesebuch mit allen seinen Teilen, konfessionellen und Provinzialausgaben 88 verschie dene Titel. So sieht also in Wirklichkeit die Vereinfachung des Lehrmaterials für den Unterricht und für den Buchhandel aus. Aber noch eine andere schwere Gefahr für alle Teile darf nicht unberücksichtigt bleiben, nämlich die, daß bei diesem schonungslosen Kampfe, den die Verleger untereinander, zu großem Teil auf Kosten des Sortiments, führen, nicht immer die Güte des Lehrbuchs die Entscheidung herbeiführt. Wir werden uns der Ansicht nicht verschließen dürfen, daß durch einen ein flußreichen Vermittler bei der maßgebenden Stelle es einem Ver leger gelingt, ein an sich geringer zu bewertendes Lehrbuch auf Kosten eines besseren einzuführen, dem eine solche wertvolle Für sprache fehlt. In einer Eingabe, die der Deutsche Verlegerverein an den preußischen Kultusminister gemacht hat, heißt es klar und scharf, aber mit voller Berechtigung: »Wer die Kunst versteht, die als Gutachter wirkenden Personen geschickt zu bearbeiten, gute Beziehungen auszunutzen, einflußreiche Verfasser zu gewinnen, der hat erheblich größere Aussichten, in dieser Lotterie zu gewin nen, als andere, die nur auf die Güte ihrer Sache vertrauen . . . Die Versuchung, in dieser Lotterie dem Glücke durch Ausnutzung guter Beziehungen nachzuhelfen, ist immer vorhanden gewesen, sie wächst mit der Seltenheit und Höhe der Gewinne. Übung wird auch den Meister dieser Kunst machen.« Und in der Allgemeinen Buchhändlerzeitung 1913, Nr. 32 sagt ein Fachmann: »Es gibt Regierungsräte, welche eine Fibel bearbeiten, es gibt Regierungs- und Geheime Regierungsräte, welche sich an der Herausgabe eines Religionsbuchs, eines Lese buchs usw. beteiligen, ja bis ins Ministerium hinauf finden wir den Schulen Vorgesetzte Dezernenten, welche bei irgendeiner Verlagsbuchhandlung als Herausgeber von Schulbüchern, ja selbst als Herausgeber von Sammlungen sich betätigen. Es ist ja nun leicht erklärlich, daß, wenn ein Dezernent im Ministerium der Herausgeber einer Sammlung ist und selbst ein Buch verfaßt hat, viele Direktoren und Fachlehrer ehrfurchtsvoll zu ihm hinauf blicken und ihren ergebenen Diener machen, indem sie das Buch oder die Sammlung des Herrn Dezernenten zur Einführung bringen.« Und in derselben Nummer schildert derselbe Ver fasser, welche höchst drolligen Zustände eintreten können, wenn für Anstalten verschiedener Art der eine Dezernent ein Buch ge nehmigt, während der andere es für unbrauchbar erklärt. Auch darauf wird hingewiesen, daß ein Dezernent, der bestimmten Grundsätzen im Unterricht huldigt, den Verleger zu kostspieligen Umarbeitungen zwingen kann, während der Dezernent eines be nachbarten Landesteils, in dem das Buch ebenfalls eingeführt ist, gerade die entgegengesetzte Anschauung vertritt und von der um gearbeiteten Ausgabe nichts wissen will. Auch dafür will ich Ihnen aus meinem Material ein Bei spiel geben, in welchen Formen der Konkurrenzkampf zwischen den Verlegern gegebenenfalls geführt wird. Der Verleger A. gibt eine Fibel des Lehrers M. heraus, die infolge ihrer großen Vorzüge bald an vielen Anstalten einer Provinz zur Einführung gelangt. Der große Monopolverleger B., der seine Fibel durch die Kon kurrenz gefährdet sieht, veranlaßt A., ihm das Verlagsrecht zu ver kaufen. Ä., der zugleich eine Papierfabrik hat und erhebliche Pa- ! pieraufträge von B. zu verlieren hat, muß notgedrungen in diesen
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