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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.02.1941
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1941-02-11
- Erscheinungsdatum
- 11.02.1941
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- Deutsch
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lich auf dem Gebiet der Werbung ist jedes Schema vom Übel, denn bei jeder Vcrlagsgruppe, ja bei jedem einzelnen Buch lie gen die Verhältnisse wieder anders. Darin liegt die Haupt- schwierigkeit, aber auch der große Reiz der Werbetätigkeit, die eine ganz besondere Verbindung von Verwertung selbstgesam melter langjähriger Erfahrungen mit stets neuer vorurteilsloser Frische erheischt. Je stärker durchdacht, je scharfsinniger eine Werbung geplant ist, je sicherer sie das Instrument der Seele des Leservolkes zu spielen versteht, desto billiger ist sie, und das ist im Verlagsleben, wo man nicht mit einem Werbehaushalt wie in der Industrie rechnen kann und darf, sehr wesentlich und oft entscheidend für das Endergebnis. Hieraus zeigt sich erneut, daß gerade der Werbemann ohne eigene gründliche Kenntnis des Leservolkes selber kaum denkbar ist. Sie sehen nun, lieber junger Freund, welches die verschie denen Betätigungsmöglichkeiten in dem vielfältigen Gebilde sind, daß sich Verlag nennt; Sie werden nun aber auch wissen wollen, was Sie für Aussichten haben. Das hängt wie immer viel weniger von den Umständen und den Anderen, als von Ihnen selber ab. Am zahlreichsten sind die Posten in den Aus lieferungen, während die Stellungen als Hersteller und als Werbemann nicht so häufig sind. In kleinen Verlagen erledigt der Betriebssichrer meist Herstellung und Werbung selber; je nach der Größe des Betriebes besorgt der Hersteller auch die Werbung, oder aber die Herstell- und die Werbeabteilung setzt sich aus etlichen Köpfen zusammen, doch wird das letztere nur in eigentlichen Großbetrieben mit sehr umfangreicher Erzeugung der Fall sein. Wenn sich der Hersteller und der Werbemann be währt, so wird er sich sehr bald das Vertrauen seines Betriebs führers erwerben und dann Einblick in werdende Pläne er halten; er arbeitet ständig in dem schönen Bewußtsein, zu den nächsten Helfern des Verfassers zu gehören. Das Maß der Selb ständigkeit, das ihm gewährt wird und gewährt werden kann, hängt in allererster Linie von seiner eigenen Leistung ab, in zweiter von der Befähigung, Arbeitskraft und Arbeitslast des Betriebsführers sowie von den ganzen Verhältnissen des Be triebes ab. In der kaufmännischen Abteilung aber besteht die Möglichkeit des Ausstiegs auf den Posten eines Vertriebsleiters, dessen Arbeit sich oft mit der des Werbemannes berühren wird; auch aus diesem Posten sind Leistungen möglich, die dem Er folg eines Hauses und damit dem des Gehilfen selber eine ent scheidende Wendung zu geben vermögen. Das Wesentliche ist immer: halten Sie Ordnung auf Ihrem Schreibtisch und sehen Sie über ihn hinaus! Aus dieser gedrängten Übersicht ersehen Sie vielleicht schon jetzt einigermaßen, ob Sie überhaupt innerlich für den Buch handel in seinen verschiedenen Formen geeignet sind. Wollen Sie daraufhin den Versuch wagen, so werden Sie einen der eigenartigsten und schönsten Berufe kennenlernen. Richtiger ge sagt: er ist genau so schön, eigenartig und bedeutend, wie Sie ihn'selber auffassen und gestalten. Nur Sie selber können dann später aus Ihrer eigenen Arbeit und dem Erlebnis heraus ent scheiden, ob Sie mehr für die Tätigkeit hinter dem Ladentisch oder für den Verlag geschaffen sind. Ist Ihnen die ständige Fühlung mit dem lebenden Menschen und die Betreuung einer Vielzahl der verschiedensten Bücher, also der Kampf für das wertvolle Schrifttum in seinem ganzen Umfang wichtiger, so ist Ihr Platz im Ladenbuchhandel; hier liegen in Gegenwart und Zukunft große und größte Ausgaben und niemals war der Nachschub junger frischer Kräfte notwendiger als heute. Wünschen Sie aber den eigentlichen schöpferischen Kräften näherzustehen und — wenn auch nur als zunächst bescheidenes Glied — sozusagen mit ten in der Schmiede deutscher Kultur zu werken und Ihre Kraft aus eine viel enger umgrenzte Zahl von Werken zu sammeln, dann gehören Sie in den Verlag. Dies alles kann nur durch den Versuch, kurzum: die Tat entschieden werden. Sollten Sie danach wirklich sich unserer Aufgabe verschrei ben wollen, so verzichten Sie auf rasche billige Erfolge und ler nen Sie tätig warten. Seien Sie von unbezähmbarer Ungeduld im Kleinen und von nie erlahmender Geduld im Großen. Klau ben Sie nicht, der Erfolg komme von selber auf Sie zu, und mißtrauen Sie von Grund aus dem Sprichwort: »Alle Türen 4S gehen von selber auf, wenn man lange genug wartet«. Entsagen Sie von vornherein dem Wahn, in unserem Berufe ließen sich rasch und mühelos Reichtümer sammeln. Sie können in ihm als Angestellter, wenn Sie Ihre Ansprüche mäßig halten, durchaus Ihr Auskommen finden und bei dem stets bestehenden Mangel an wirklichen Könnern und Köpfen auch in leitende Stellungen aufsteigen. Seien Sie sich allerdings von vornherein klar, daß der Aufbau eines eigenen Verlages oder die Erwerbung und Fortführung einer fremden Firma bedeutende Mittel ersordert und daß der Ertrag erst bei sehr beträchtlichem und gleich mäßigem Dauerumsatz ausreicht, um Sie vor ernstlichen Rück schlägen zu sichern. Der selbständige Verleger lebt stets nach Nietzsches Forderung gefährlich, besonders in einem Zeitalter, wo die berufliche Beschäftigung mit dem Schrifttum weniger ein Geschäft und eine geschmäcklerische Angelegenheit ist als eine hochpolitische Angelegenheit, die nicht nur das Gehirn und den Geldbeutel angeht, sondern den ganzen Menschen. Die Geldfrage ist niemals und daher auch nicht in unserem Beruf entscheidend, sondern der Charakter, die Nerven und das Können. Gerade der Verleger muß die seelische Kraft aufbringen, Jahre hindurch unermüdlich das Beste zu geben, auch wenn das Echo schwach oder völlig ungenügend ist; er muß darüber hinaus den Verfasser, der unter dieser Erfolglosigkeit naturgemäß noch viel stärker leidet, stützen und über den leicht sich einstellenden Ge- fahrenpunkt der Ermattung und Mutlosigkeit hinwegbringen. Der Glaube an Ihren Autor darf niemals von seinem Erfolg abhängen, sondern muß ganz tief in seinem Werk verankert sein; nur dann werden Sie dem Dichter die Stütze und Hilfe sein, auf die er durch den Verlagsvertrag mit Ihnen Anspruch er worben hat und die Ihr größter Stolz sein soll. Nur indem Sie sich innerlich von Erfolg und Mißerfolg Ihres Autors frei machen, gewinnen Sie völlig sein Herz und zugleich das Recht zur Kritik an seinem Werk; nur auf diese Weise wird aus der Geschäftsbeziehung eine Freundschaft, welche die nie ausbleiben den Verstimmungen und äußeren Rückschläge zu überdauern vermag, welche Ihnen die Treue Ihres Autors auch im mörde rischen Klima des Erfolgs verbürgt und Ihrer Leistung zugleich von der sittlichen Seite her die Gleichberechtigung mit den schöpferischen Gaben des Dichters und Gelehrten sichert. Glauben Sie unerschüttert daran, daß sich wirkliche innere Werte auf die Dauer stets durchsetzen lassen und daß Sie, gerade Sie hierzu berufen sind; lassen Sie sich durch die geistige Träg heit, das Beharrungsvermögen und die Witterungslosigkeit des Leservolkes und anderer Fachkameraden nicht einen Augenblick irremachen. Auf Schritt und Tritt finden Sie gerade in der Leistung anderer Verleger Beweise dafür, daß aufdieDauer das wirklich wertvolle Buch zugleich das sicherste Geschäft ist; sind Sie hiervon einmal im Innersten überzeugt, so werden Sie sich nicht irremachen lassen, auch wenn der erhoffte Erfolg jahrelang aus sich warten läßt. Einmal kommt der Augenblick, wo alles in einen leuchtenden Kristall zusammenschießt; ist ein mal eine Bresche geschossen, ein einziger durchschlagender Erfolg auf Grund inneren Werts, nicht etwa künstlich aufgeblasener We.rbung errungen, so haben Sie die Aufmerksamkeit auf sich gezogen und das allgemeine Vertrauen erworben. Dieses Ver trauen macht die künftige Arbeit doppelt so leicht, belastet zu gleich aber jeden ferneren Schritt mit doppelter Verantwortung: Sie müssen es täglich durch Ihre Leistung neu erwerben und verdienen. Ihre tiesste Befriedigung mögen Sie einst darin finden, zu einem Teil — und sek es nur eine Winzigkeit — an der Durch setzung des zunächst unbekannten Dichters mitgewirkt zu haben. Wenn Ihnen einmal nach Jahren aus allen Schaufenstern die Bücher dieses Dichters entgegenblicken, die Sie einst zum Druck fertig gemacht, deren Korrektur Sie gelesen haben, deren Ein band und Umschlag Sie entwerfen ließen, die Sie in kleinsten, in jämmerlich kleinen Zahlen zur Versendung gebracht haben, wenn einmal dieselben Leute, die für Ihren kämpferischen Eifer um diesen Dichter nur ein verzeihendes Lächeln oder völlige Teilnahmlosigkeit übrig hatten, nun plötzlich zu seinen »ersten Entdeckern« geworden sind, wenn Plötzlich nicht nur die uner müdliche treue Kleinarbeit einzelner Buchhändler Ihnen zur Nr. SS, DUnStog. dl» 1l. K-oruar U4I
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