Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 281 (R. 140- Leipzig. Sonnabend den 4. Dezember 1Ü37 104.Jahrgang Schrifttum und Buchkunst der fremden Nationen auf der Pariser Weltausstellung 1937 Von Dr.Johann Schlemminger Vor wenigen Tagen hat die Pariser Weltausstellung für dieses Jahr ihre Pforten geschlossen; sie wird, nachdem von fast sämtlichen fremden Nationen Einverständnis erklärungen zur Wiedereröffnung bei gewisser finanzieller Beteili gung des französischen Staates vorliegen, aller Wahrscheinlichkeit nach im kommenden Mai von neuem eröffnet werden. Die ^In ternationale Ausstellung der Künste und Technik im modernen Leben, Paris 1937«, wie ihre voll- ständige amtliche Bezeichnung lau tete, ist für Deutschland ein voller Erfolg gewesen, das nicht weniger als 933 Preise bei nur insgesamt 1007 reichsdeutschen Ausstellern erringen konnte und damit unmit telbar hinter dem Gastland Frankreich und seiner zehnmal so großen Ausstellerzahl bei weitem am besten abgeschnitlen hat. Dieser Erfolg des Dritten Reiches vor dem internationalen Fo rum von Paris darf uns mit Stolz und Freude erfüllen: waren doch an diesem Wettbewerb sechzehn Nationen von den fünfund vierzig ausstellenden Ländern beteiligt! Es ist somit jetzt der rechte Zeitpunkt, über die Pariser Welt ausstellung Rückschau zu halten, über das deutsche Buch auf der Weltausstellung wurde bereits ausführlich im Juni svgl. Börsen blatt Nr. 144 vom 28. Juni 1937) berichtet. Wir können und wollen bei dieser llbersichtsskizze schon aus Raum mangel keine Vollständigkeit anstreben. Bei unserem Über blick über das außerdeutsche Buch, über Schrifttum und Buchkunst der fremden Na tionen auf der Pariser Weltausstellung be ginnen wir mit der größten Buchschau der Weltausstellung, dem »Palast des Bu ches, der Literatur, des Kupfer stichesund dergraPhischcnKünste und Buchgewerbe« des Gastlandes Frankreich: Im westlichen, dem sogenannten Pasfy- Flügel des neu errichteten Trocadöro-Pala- stes, der insgesamt eine Oberfläche von 17 090 gm bedeckt, ist diese französische Buch ausstellung ganz großen Stiles in neuzeit lichem Gewände untergebracht. Schon die Linienführung des Einganges am äußeren Flügel (vgl. Abb. 1), der unmittelbar zur Buchschau führt, löst beim Besucher die Er wartung einer großzügigen Gestaltung aus. Durch einen den Schriftstellern gewidmeten Raum, der als salon cks la peusse bezeichnet wird, gelangt man zu den zahlreichen weiten lichten Sälen des Buches. Zwanzig verschie dene Spezialbibliotheken mit insgesamt über 20 009 Bänden sind darin Wohl gegliedert aufgebaut. Neben der Bücherei schöngeistigen Schrifttums und der Literatur eine Bibliothek der Wissenschaften, an die sich wiederum Sonderbuchausstel lungen verschiedenen Fach schrifttums z. B. für Kunst und Kunstgewerbe, für den Inge nieur und Baumeister, den Arzt, den Rechtswahrer, den Wirtschaftsführer, den Land wirt, den Handarbeiter, den Staatsmann anschließen; dann wieder andere Spezialbiblio theken mit Wehrschristtum, Un terrichts- und Erziehungswe sen, Kinderbücher, Sportlitera tur, Frauenbücher, religiöses und Erbauungsschrifttum, die Bücherei eines Geographen und Forschungsrcisenden und schließlich eine Musikbibliothek. In wirtschaftlicher Raumausnützung dienen die mit Büchern gefüllten Pfeiler gleichzeitig geschickt zur Gliederung der einzel nen Abteilungen, wobei aus etwa 100 m Seitenwand Wohl das sechs- bis siebenfache an Ausstellungsfläche gewonnen werden konnte (vgl. Abb. 2). Für alle diese Einzelbuchausstellungen gilt der Leitgedanke: Jedes Buch sei jedem erreichbar. Es ist daher nichts unter Vitrinen verschlossen, »nichts mumifiziert«! In das größte Nachschlagewerk bis zum Koch- und Kinderbuch kann jeder Besucher an bequemen Lesetischen oder in ruhigen Leseecken und -nischen ganz nach eigenem Belieben Einsicht nehmen. Hervorragende Schätze an Luxusdrucken und Einbandkunst