Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19200806
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192008061
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19200806
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-08
- Tag1920-08-06
- Monat1920-08
- Jahr1920
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
rjcheint werktäglich. Dezug! ejchlojjen, weiters Exsmvlo spreis im Mitgliedsbeitrag ein- !» Dis ganze Seite umfaßt E> GsiHäftsstelle oder bei Po(tilberweijunginnsrhalb des Deut- Ü Dörjenvereins zahlen für eigene Anzeigen 75 Pf. s. d Seile, fchen Deiches 80 Mark halbjährlich. Mchtmitgliedsr im N'/, 6.250M-, 6.130 M-, ><<6.ö5W.. Steliengejuche werden Deutschen Deiche zahlen für jedes Exemplar 80 Mark halb- N mit 40 Pf. die Seile berechnet. 2n dem Illustr. Teil: s. Mital. jährlich. Nach dem Ausland erfolgt Lieferung über Leipzig rr d. Dörjenvereins > , 6. I10M- ^>6. 210 M.. Vl 6. 400 M., oder durch Kreuzband, an Mchtmitgliedsr in diesem Falle k-Nichtmitgi. 180 M-, 350 M.. öSO M. 253L T.-S. Deil-Werden gegen 7.50 Mark Sujchlag für jedes Exemplar. ;; nicht angenommen. X Dsidsrfeit. Erfüllungsort ist Leipzig. Dationierung d. Dörjenblattraumes. sowie Preissteigerungen, auch ohne befand. Mitteilung im Einzelsall jeder;. Vorbehalten. Nr. 174 (R. 111). Leipzig, Freitag den 6. August 1920. 87. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Berliner Briefe. / m. (II siehe Bbl. Nr. 133.) Das neue Etratzenbilö. — Der innere Schmutz. — Die Auslieferung der dramatischen Kunst an den Nichts-als-Literaten. — Die Dada- Echande. — Die Nacktsoupers von Wilmersdorf und Wilhelm Born gräber ... der Geisteskranke! — Gründung eines Laudlicht- spielausfchusses. — Die neue Filmzensur. — Milliardenverluste durch Briefmarken-Schleichhandcl. — Die Umgestaltung des Berliner buch- händlerischen VcreinSwescns. — Stinneslegende. — Kleinigkeiten. Den äußeren Schmutz hat Berlin abgestreift. Die einst sauberste Stadt der Welt ist dabei, ihre Straßen und Plätze wieder zu reinigen, und das neue »Großberlin«, das unter allen Weltstädten den größten Komplex einnimmt, wird — allen Umgehungsversuchen der Entente zum Trotz — dennoch bald wieder ein Zentralpunkt des internationalen Lebens sein. Nur die Friedrichstraße schreckt noch ab: die Untergrundbahn, die sich hier hindurchwühlt, um den Süden mit dem Norden zu verbinden, kommt nicht recht voran; über Bretter und über Bohlen poltert das Leben dieser großen Berliner Schlagader, als deren Herz nun endlich auch der neue Fern- bahnhof »Friedrichstraße« seiner Vollendung entgegengeht. Das Berliner Straßenleben steht wieder im Vollbetrieb. Kaum kann man sich noch vorstellen, daß es »einmal« — in den Jahren während des Krieges — eine Zeit gab, in der ein Auto selbst in den Berliner Straßen zu den Seltenheiten gehörte. Eine neue Note ist in das Berliner Leben durch dieStraßen - bahnreklame hineingeworfen worden. Während diese Re klame sich bisher auf das Innere der Wagen beschränkte, nehmen Riesenplakate jetzt den ganzen Oberteil der Wagen ein. Man muß sich aber Wundern, mit wie wenig Geschmack und Ver ständnis hier »in den blauen Dunst hinein« gewirtschaftet wird. Die Plakate scheinen alle übereinen Kamm geschoren zu sein, sie langweilen, auch wenn sie noch so grellbunt sind, und wirken in ihrer sehr gewöhnlichen, aufdringlichen Form außerordentlich abstoßend. Ich möchte der Straßenbahngesellschaft doch Vor schlägen, erst einmal ein Preisausschreiben darüber zu veranstalten, in welcher Weise das Äußere der Straßenbahn wagen überhaupt Reklamezwecken dienstbar gemacht werden kann. Was man jetzt sieht, ist eine Verschandelung des Straßen bildes und eine Zumutung für den künstlerisch empfindenden Menschen. Ich bin überzeugt, daß ein solches Preisausschreiben Resultate finden wird, die sowohl der plakatierenden Firma als auch dem Publikum gefallen und das Straßenbild farben froh beleben werden. Eine künstlerische Oberauf sicht über die Reklame im Verkehrsleben muß unbedingt gefordert werden. Wird sie nicht eingerichtet, so wird Berlin, dessen Straßenbild jetzt endlich auch in den Verkehrsadern begonnen hat, sich formen- und far benschön zu gestalten, bald ein abschreckendes Aussehen haben! Läden und Kaufpaläste haben farbenfrohe Gewan dung angelegt, auch verschiedene Buchhandlungen über raschen durch neue, bis ins Extreme führende Aufmachung. Manche Buchhändler, die neben dem Sortiment auch einen Ver lag haben, bemühen sich, die Note ihrer Verlagserscheinungen in der äußeren Aufmachung des Sortiments besonders zu be tonen. Viel neues Leben hat sich aufgetan, man kann mit Recht von einem verjüngenden, frohen Blute sprechen, das in den kon- servativen Berliner Buchhandel hineingeleitet ist. Die zahl losen Notstandsläden der »A r me e b uch h a n d l un g e n« sind im Aussterben. Zum einen Teil haben sie ausverkauft, zum andern Teil gestalten sie sich in Papierhandlungen um; dem re gulären Buchhandel haben sie wenig Abbruch getan. Mehr da gegen tauchen wieder die »fliegenden Buchhändler- auf, ihr Ge schäft geht gut, ihre Auffrischungskanäle finden sie durch Zei tungsinserate, ihre Kundschaft durch nicht immer ganz einwand freie »Literatur«; aus den Studentenvierteln dringen sie lang sam auch in die westliche Peripherie vor. » Gegen den inneren Schmutz, gegen Unstttlichkeit, Ver brechertum und Spielhöllen kämpft die Berliner Polizei jetzt einen guten Kampf. Nicht immer scharf genug greift sie ein, und nicht immer erkennt sie Unsittlichkeit auf öffentlichen Büh nen. Den übelbeleumundeten Aufklärungsfilms folgten in einer Anzahl Berliner Theater Aufführungen, die wahrlich nichts an deres als einen Sinnenreiz gröblichster Sorte darstellen und die auf die moralische Verkommenheit gewisser Großstadtele mente spekulieren. Für dreißig Mark konnte man in einem kleinen, aber sonst sogenannten »erstklassigen« Theater Gabryela Zapolskas sehr eindeutige »Unberührte Frau- sehen, und in einem andern kleinen Theater, das als hochliterarisch gelten will, zahlte man einen guten Batzen Geld, um einmal eine Animier kneipe in vollem Betriebe auf der Bühne zu schauen. In seiner »Freien deutschen Bühne« rechnet Max Ep stein recht kräftig mit dieser Verschmutzung der reichshaupt- stüdlischen Bühnen ab; er kommt zu dem Resultat, daß der Ur grund aller pornographischen Dramatik und überhaupt des dra matischen Verfalls die Auslieferung der dramati schen Kunst an den NichtS-als-Ltteraten ist. »Das dramatische Talent«, führt Epstein aus, »mag sich wie jedes in der Stille bilden, aber der Charakter, ohne den der echte Künstler, und vor allem der echte Dramatiker nichts schaffen kann, bildet sich nur im Strome der Welt. Ohne eine innige Berührung mit dem Leben bleibt das Dichten tot und unwesent liche Ohne einen Beruf im Leben gibt es keinen Beruf zur Kunst. Menschen, die nichts weiter zu tun haben, als phan tastische Bildungen zu ersinnen, müssen verkrüppeln und können selbst bei stärkster Begabung weder der Mitwelt noch der Nach welt etwas Großes leisten ... Sie sind kaum genug in der Welt, um andere Menschen zu kennen, als die der Straße, in der ihr Kaffeehaus liegt ... Die sittlich und geistig brüchigen Frauentypen, die in diesen Häusern herumwimmeln, geben ihnen die Urbilder ihrer Frauengestalten«. Dem klaren Urteil Epsteins wird jeder betpslichten, der nicht schon selbst von der Dekadenz einer gewissen Literatur umfan gen ist. Es ist aber wahrhaftig eine weitere Schande, wenn man SäuglingSgetöne für Dichtung, irre Farbenklexerei für Malerei, kindische Formversuche für Bildhauerkunst hält. Ist es nicht — «17
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder