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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1920
- Strukturtyp
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- Band
- 1920-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1920
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- Deutsch
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«»rsenbl-U f. d. Lisch». Buchhandel. Redaktioneller Teil. 174. 6. August 1920. ich will nur sagen: »lächerlich«, wenn eine sogenannte Kur- sürstendammaussteltung dadaistischer »Kunst« durch öffentlichen Anschlag an den Litsafjsäulen einen — Ringkämpfer als Portier sucht?! Es ist eine Frechheit, in dieser bitterernsten Zeit solche Mätzchen zu beranstaltcn, und jeder vernünftige Mensch sollte sich für diesen Hokuspokus Götz von Berlichingens er innern. Mehr und mehr sammeln sich ja die Stimmen ärztlicher Autoritäten, die diesen Hyper-Expressionismus aus dem Irren- Hause herleiten. Möge er auch dahin wieder zurückfinden! Es ist treffend gekennzeichnet, wenn ein Arzt öffentlich erklärte, daß dadaistische »Kunst«ausstellungen — in die Charite gehören. Eine in Buchhändlerkreisen besonderes Aufsehen erregende Nachricht geht durch die Tagespresse. Danach ist der bekannte Lerlagsbuchhändler WilhelmBorngräber — dessen Ver- lagswerle zur Kantatcmesse eine scharfe Kritik herausforderten — durch das Amtsgericht Charlottendurg wegen Geistes krankheit unter Vormundschaft gestellt worden. Die Entmündigung soll mit einem Ermittlungsverfahren Zu sammenhängen, das bei der Staatsanwaltschaft 3 gegen Born gräber wegen angeblicher Sittlichkeitsverbrechen an hängig gemacht wurde. Borngräber soll an krankhaften Nei gungen leiden, und es schwirrten, wie die »Wilmersdorfer Zei tung« mittcilt, rings um seine einsam gelegene Villa in der Wil mersdorfer Prinzregentcnstraße seltsame Gerüchte über die im Hause Borngrüber gefeierten Lustgelage, die sich schließlich zum Haftbefehl gegen ihn verdichteten. Borngräber veranstaltete von Zeit zu Zeit »Herrenabende«, zu denen Kinder, die er auf den Straßen des Berliner Westens, insbesondere auf Rummel plätzen, suchen ließ, »eingeladen« wurden. Diese Abende sollen sich dann regelmäßig zu skandalösen Orgien ausgewachsen ha ben, die in eingeweihten Kreisen als »N a ck t s o u p e r s i n W i l - mersdorf« bekannt waren. Zu den Gelagen, die in letzter Zeit immer häufiger in der Prinzregentenstraße stattfanden, sollen halbwüchsige Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren hinzugczogen worden sein. Eltern der Verführten erstatteten Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, die auf Grund ihrer Er mittlungen einen Haftbefehl gegen Borngräber erließ und ein Verfahren wegen Verführung Minderjähriger einleitete. Die Gerechtigkeit verlangt, daß die empörende Angelegenheit durch Entmündigung oder »Geisteskrankheit« nicht erledigt fein kann. Es ist bekannt, daß noch eine Anzahl weiterer Persön lichkeiten an dieser Affäre beteiligt ist, u. a. befanden sich unter den ständigen Gästen dieser Veranstaltungen zwei bekannte Ber liner Filmschauspieler. Borngräber ist übrigens auch der »Ent decker« der Nackttänzerin Celly de Rheydt, die mit lauter Re klame »gemacht« wird. . » Der Film ist ein Gebiet, das den Buchhandel mehr und mehr berührt. Interessant ist die Begründung eines »Länd lich t sp i e l a u s sch uss e s«, der zur Förderung des Licht- spieltpesenS auf dem Lande ins Leben gerufen ist. Der Land- lichtspiclausschuß steht in Verbindung mit dem Verbände der preußischen Landkreise, dem Landesökonomiekollcgium und an deren zentralen landwirtschaftlichen und ländlichen Körperschaf ten, sowie mit dem Landschafts- und Wohlfahrtsministerium. Die Aufgaben des Ausschusses bestehen darin, Einzelpersonen, Vereine und Behörden auf dem Lande in allen Fragen des Landlichtspielwesens zu beraten, einer unwirtschaftlichen Zer splitterung cntgegenzuwirkcn und zu verhindern, daß der länd lichen Bevölkerung minderwertige Vorführungen geboten wer den. Neben dem guten Unterhaltungssilm soll vor allem der Lehrfilm zu seinem Rechte kommen, um einerseits die Volks bildung auf dem Lande zu fördern, andererseits der Landflucht und Landentfremdung entgegenzuarbeiten. Der Landlichtspiel- uisschuß will sich von jeder erwerbsgeschäftlichen Täligkeit fern halten. Er befindet sich beim »Deutschen Verein für ländliche Wohlfahrts- und Leimatpflege«. Die auf Grund des Lichtspielgesetzes vom Mai 1920.er richtete Filmprüfungs stelle Berlin hat ihre Täligkeit ausgenommen. Den Vorsitz der Kommission hat Polizeirat Mild- »18 ner übernommen, dem vier Beisitzer, der Generalsekretär bei deutschen Filmindustrie vr. Friedmann und Vertreter der Bran chen zur Seite stehen, und zwar ein Vertreter für Kunst undLiteratur und zwei Vertreter für Volksbildung, Volks- Wohlfahrt und Jugendwohlfahrt. * Ich habe schon in meinem letzten »Berliner Briefe« ans schwindelhafte Machenschaften im Briefmarkenhandel hinge wiesen. Heute will ich einmal den Briefmarken- Sch leichhandel kurz beleuchten, durch den unserm Vater lande Millionenverluste zugefügt werden. Von dunklen Exi stenzen — insbesondere aus den östlichen Provinzen — werden täglich ungeheure Mengen von Briefmarken eingeschmuggelt und an Briefmarkenhändler verkauft. Darin liegt nicht nur eine Schädigung derjenigen Bcicfmarkenhändler, die Briefmarken nach den bestehenden Vorschriften ein- und ausführen, sondern es gehen auch Beträge von vielen Millionen für Gegenstände ins Ausland, die im Augenblick als durchaus unwichtig anzusehen sind. Dadurch wird die Valuta verschlechtert, und in Rück wirkung dieser Verschlechterung werden die Lebensmittel ver teuert. Das Landespolizeiamt hat sich nunmehr genötigt ge sehen, die Verkäufer solcher Briefmarken zu warnen und be sonders darauf hinzuweisen, daß diese Verkäufer neben der Be schlagnahme der Marken auch noch die Einleitung eines Straf verfahrens zu gewärtigen haben. » Die Umgestaltung des Berliner buchhänd lerischen Vereinswesens soll nun im Herbst zu eine« endgültigen Lösung kommen. Bekanntlich bestehen in Berlin zwei große buchhändlerische Fachvereinigungen, die eine ist die Korporation der Berliner Buchhändler, die andere die Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Um nun das buchhändlerische Vcreinsleben in der,Reichshaupt stadt zu neuem Leben zu erwecken und ihm die Bedeutung zu verschaffen, die ihm dank der großen Mitgliedcrzahl und seiner zentralen Lage zukommt, ist die Vereinigung beider Vereine seit Jahren geplant. In einem neuerlichen Rundschreiben, das vr. Felix Pickardt an die Berliner Buchhändler zur Versendung ge bracht hat, legt er noch einmal Grund und Zweck dieses Zusammenschlusses klar. Er führt aus, daß der jetzige Zu stand vollkommen unmöglich ist, weil er seit Jahren alle Tätig keit in der Entwicklung des buchhändlerischen Berlins zu der Bedeutung lähmt, die ihm durch Zahl und Leistungsfähigkeit zukäme. Wenn es auch nie offene »Kompetenzkonflikte« gegeben habe, so sei es doch bisher von beiden Vereinen unterlassen worden, Arbeitsgebiete zu betreten und auszubauen, die schon längst hätten bearbeitet werden müssen. Heute, nach d eM verlorenen Kriege und nach der Revolution, ist eine schärfste Zusammenfassung aller Kräfte erforderlich. Da ist es ein Ding der Unmög lichkeit, Korporation und Vereinigung nebeneinander bestehen zu lassen, wenn die Vereinsarbeit des Berliner Buchhandels zweckentsprechend bleiben oder werden soll. Es erscheine als das Nichtigste, wenn die Vereinigung sich auflöse und in die Kor pora t i o n übergehe. Tie Korporation ist älter und sie ist die Besitzerin des lebenswichtigen Bindegliedes des Berliner Buch handels: der Bestcllanstalt. Während die Vereinigung ein Ver legenheitskind ist, ist die Korporation ein aus frühzeitigen Be dürfnissen hervorgegangener Zusammenschluß. Ausführlich geht vr. Pickardt in feinem Rundschreiben aus die Hindernisse und Bedenken ein, die sich bisher einer Vereinheitlichung entgegengestellt hatten. Er hält es -- entgegen einem Nechtsgutachten aus dem Jahre 1887 (!) — nur für ein Bedenken formaler Natur, wenn die Eigenschaft der Korporation als »juristische Person« es unmöglich mache, daß die Mitglieder der Korporation gezwungen werden, gleichzeitig Mitglieder des Börsenvereins zu werden. Im Zusammenhänge damit stehen weiter die Bedenken, daß der Börsenverein die Satzungen der Korporation genehmigen
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