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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19130408
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. -st 79, 8, April 1913, steiler mit den technischen Gesetzen der Ulmdramas wenig ober gar nicht vertraut ist, haben wir beschlossen die Bearbeitung uns geeignet erscheinender Kilmideen in eigene Regie zu übernehmen. Wir bitten Sie daher, uns fortlaufend mit Rezensionsexemplaren der bei Ihnen erscheinenden Neuheiten zu versehen, da wir der festen Über zeugung sind, dass sich in diesem oder in jenem der bei Ihnen erschei nenden Bücher doch eine an sich brauchbare Filmidee befindet, die nur noch der weiteren Ausgestaltung bedarf. Natürlich ist hierzu das Einverständnis des Autors und Ihres Verlages erforderlich. Wir werden Sie also jedesmal von Fall zu Fall, ehe wir weitere Schritte unternehmen, benachrichtigen: Wir würden dann bas Kllm- monopol des betreffenden Manuskripts von Ihnen gegen ein festes Honorar ober prozentuale Beteiligung erwerben. Wir bitten Sie höflich, uns mitzutcilcn, ob und wie weit Sie unserem Vorschlag sympathisch gegenüberstehen, und würden uns freuen, wenn sich ein gemeinsames Zusammenarbeiten zu beider seitiger Befriedigung ermöglichen ließe,« Mag man sich zu einer Einzelfrage so oder so stellen, jeden falls ist die Zeit vorüber, wo der Gesamtbuchhandel die Kinofrage ignorieren kann, und namentlich die Verleger belletristischer Lite ratur werden sich durch Aufnahme eines entsprechenden Hin weises im Verlagsvertrag künftig vor unangenehmen Über raschungen schützen müssen. Im übrigen geht der, wie sich nicht leugnen läßt, teilweise gerechtfertigte Kampf gegen das Kino weiter. Wer aber nicht dem Grundsatz huldigt, daß der Zweck das Mittel heiligt, muß doch gegen die jetzt, wie es scheint, beliebteste Form, das Kino durch Steuern zu erdrosseln, Bedenken erheben. Wir leben einmal in einem Rechtsstaat, in dem die Bestrafung eines Bürgers an sorgfältige Kautelen geknüpft ist. Wir haben zum zweiten Gewerbesreihei t. Das verfassungsmäßige Recht des Staates und der Kommunen, Steuern zu erheben, hat doch logischerweise nur den Zweck, die für die Verwaltung nöti gen Mittel aufzubringen, keinesfalls, dort zu bestrafen, wo der unabhängige Richter keinen Anlaß zum Einschreiten sieht, oder ein Gewerbe einfach unmöglich zu machen, dessen formelle Einstellung rechtlich nicht erzwungen werden kann. Die heutige Besteuerung der Kinotheater verfolgt — das wird zum Teil offen zugegeben — dieses Ziel, Hierin liegt m, E, eine Gefahr, die sich nicht mit dem Eingehen von ein paar hundert »Kientöppcn« erschöpft. Der Buchhandel hat im Laufe seiner Geschichte oft genug fühlen gelernt, wie gefährlich es ist, wenn Gewalt über Recht geht — und schließlich kann auch keiner den weiteren Ver lauf der Kulturgeschichte voraussehen. So betrachtet, lautet die Frage nicht mehr: Ist das Kinotheater in seiner heutigen Form nützlich oder nicht?«, sondern: »Wollen wir dem Staat, resp, der Kommune ein für allemal das Recht einräumen, Gewerbe, denen sie legal nicht zu Leibe können, durch Steuern zu rui nieren?« Ich glaube, die Antwort kann nicht zweifelhaft sein! Zu der zwar nicht sehr geschmackvollen, aber doch bibliophil interessanten Frage, in welchem Umfang in Menschenhaut gebundene Bücher existieren, erhielt das »Berliner Tage blatt« mehrere Zuschriften, aus denen ich hier einiges zitiere: »In ,Hrs I-ibrar/ erwähnt der bekannte Folklorist und Professor an der schottischen Universität St, Andrews, Mr, Andrew Lang, ein Buch im Besitz des französischen Astronomen Camille Flammarion, zu dem dieser sozusagen durch seine Galanterie gekommen war. Er hatte die Haut einer schönen Gräfin bewundert! diese vermachte ihm ihre Epidermis, als sie starb, und zwar mußte er nach den Bestim mungen des Vermächtnisses ein Exemplar seines ebenso gründlichen wie anziehend geschriebenen Werkes ,E!sI et lerne' darin binden, was auch geschah, Die Athenaeum Library zu Burg Saint-Edmunds in der englischen Grafschaft Wcst-Suffolk zählt als besondere Merk würdigkeit ein Buch in der Haut von Corbcr, dem berüchtigten ,Rcd° Barn-Mörder'; der englische Bibliophile Herbert Slater erwähnt scrncr zwei Bände in Marlborough Hause in Leder aus der Haut von Mary Patman, einer Dorkshirer Hexe, die vor vielen Jahren wegen Mordes gehenkt wurde, und einen Band in der Haut von George Cudmore, der 188V an den Galgen kam. Die eben genannte Autorität auf dem Gebiete der Bücherliebhaberei weist aber auch darauf hin, daß .zwischen Menschenhant und Kalbfell nach dem Ger ben nur ein sehr geringer Unterschied ist' — was vielen etwas Neues sein wird und jedensalls zur Vorsicht beim Ankauf von Büchern in Mcnschenledcr mahnt,« »Zu den im .Berliner Tageblatt' ausgczählten Fällen müßte auch der des Mörders Campt kommen, dessen Haut gleichsalls zu einem Bucheinbände verarbeitet wurde, aber sie sind eigentlich alle schon älteren Datums und haben zu ihrer Zeit nicht besonderes Aussehen gemacht. Eine gewaltige, politische Ausregung dagegen rief 1887 die Tatsache hervor, baß aus einem Stück Haut des Hingerichteten Mör ders Pranzini drei Bisitenkartentäschchen gefertigt worden waren, Rossignol, ein Detektiv, hatte sie in Bestellung gegeben, und auch an dere Leute hatten sich Haut verschafft und sie gerben lassen. Aber nur diese Täschchen, .weiß, mit blauem Atlas gefüttert', die das An sehen hatten, .als seien sie aus Hammelfell hergestellt', machten Lärm, denn zwei davon erhielten Taylor, der Chef der Kriminalpolizei und Goron, sein Stellvertreter. Die Pariser Blätter schlugen Lärm, und von allen Seiten wurde die Entlastung der beiden verlangt; im Ministerrat stellte man dieselben Forderungen, sa verlangte noch obendrein die gerichtliche Bestrafung der Beteiligten, Besonders entrüstet war der Unterrichtsministcr Spuller, zu besten Restort die beraubte Anatomie gehörte. Der Juftizminister suchte zwar seine Beamten zu schützen; cs wurde aber doch eine Untersuchung einge leitet, die, wie so der Lauf der Welt, mit der Dienstentlastung des — Anatomiedieners endigte. Die Täschchen wurden offiziell vor dem Richter Levasfeur verbrannt. Es zeugt im übrigen gewiß nicht von gutem Geschmack, Kartentäschchen aus Menschenhaut zu tragen, aber das 19, Jahrhundert steht wenigstens in dieser Beziehung turmhoch über dem 18. Denn damals ließ sich ein Graf v, Erbach aus der Saut eines Wilddiebes ein Paar Lederhosen machen — und er soll diese Hosen sogar getragen haben.« »Eine Leserin macht auf die im Besitz eines Berliner Antiquars, Paul Graupe, befindlichen Einbände aus Menschenhaut aufmerksam und schreibt: .Ich sah diese Einbände und möchte im Gegensatz zu der Ansicht des englischen Bibliophilen Herbert Slater betonen, daß Men schenhaut niemals mit Kalbfell verwechselt werden kann. Die ver schiedenen Einbände, die mir Vorlagen, wiesen auch nicht die geringste Ähnlichkeit mit Kalbfell auf, im Gegenteil, sie hatten alle Grobnarbig keit gemeinsam. Ich hätte vielleicht ein grobnarbiges Maroquin oder sogar Schweinsleder als Einbandmaterial vermutet, wenn mich nicht kleine, feine Härchen, die fast in allen Poren waren, stutzig werben ließen. Meines Wissens gibt es kein Leder, das eine solche Eigentümlichkeit aufweist, daher möchte ich diese als Charakteristikum für Einbände aus Menschenhaut anschcn. Das Vorhandensein dieser Härchen verbürgt nicht nur Echtheit des Materials, sondern auch eine sachgemäße und sorgsame Gerbung, Um allen Einwänden, daß es sich bei diesem grobnarbigen Leder vielleicht um Hautteile des .stär keren Geschlechts' handeln könnte, cntgegenzutreten, will ich gleich erwähnen, daß sich bei zwei Bänden einwandfrei feststellen ließ, daß die zum Gerben verwendete Haut aus dem Rücken einer Frau ent nommen war.« Das Bestreben der Berliner Kommune, durch möglichste Vor sicht in der Ausstellung des Etats mit 109 Prozent Gemeinde steuern auszukommen, bat zu einem Abstrich geführt, der Im Interesse der Volksbildung hoffentlich nicht aufrcchterhalten Mird, Der städtische Zuschuß an die öffentliche Lesehalle in der Runge straße wurde von 5000 auf 3000 -kk herabgesetzt, wodurch der Fortbestand des Instituts in Frage gestellt ist. Über die Bedeu tung der Lesehalle als Bildungsanstalt und Wohlfahrtseinrichtung brauchen keine Worte verloren zu werden. Sie ist 1895 als erste öffentliche Lesehalle Berlins von der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur gegründet und von Anfang an stark besucht wor den, Im Jahre 1912 hat sie gegen 9600 Leser — das sind täg lich 266! — gezählt und 45 000 Bände ausgegeben. Sie ist wöchentlich 5014 Stunden geöffnet, auch während der Mittags stunden, wo sie vielen eine Unterkunft gewährt; hier werden na mentlich von Stcllensuchenden die Anzeigen der Zeitungen und Fachblätter eifrig gelesen. Der Magistrat des Vorortes Wilmersdorf hat beschlossen, einen Teil der Räumlichkeiten des ehemaligen Joachimsthalswen Gymnasiums dem »Deutschen Archiv der Weltlite ratur« zur Verfügung zu stellen. Das deutsche Archiv der Weltliteratur, das seine Aufgabe darin sucht, die Neuerscheinungen der Literatur zu beobachten und in monatlichen Abhandlungen zu besprechen, beabsichtigt in sFortsetzung aus Seite SS77,j
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