Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1938
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- 1938-07-14
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Nörsenblatt für den Deutschen Vuchhandel Nr. 161 (N. 78) Leipzig, Donnerstag den 14. Juli 1938 165. Jahrgang Zum „Tag der Deutschen Kunst" 1938 Das »barbarische Nazideutschland», das mit seinen Kommis stiefeln bekanntlich »Minen an die europäische Gesittung und Kultur« legt, feierte zum zweiten Male seinen Tag der Deutschen Kunst. Ich besprach dieses Thema mit einem jungen amerika nischen Studenten (aus Boston). Er war vor drei Wochen zu uns gekommen, hatte die gesicherten demokratischen Gefilde Frankreichs verlassen — natürlich nur für solange, als es seine Semestereinteilung erlauben würde (er studierte in Paris). Staunend war er am Sonnabend durch die unvergleichlich ge schmückten Straßen Münchens gewandert, hatte am Sonntag darauf auf einer Tribüne Platz genommen und den Festzug »Zweitausend Jahre Deutsche Kultur« an sich vorüberziehen lassen; abends dann saß er im Hofgarten (»Fest der Blumen«, Vorführungen, Stimmung, Tanzkapelle Adalbert Lutter!). Ja — und da eben kam ich mit ihm ins Gespräch... »Euer Volk ist unbegreiflich«, so sagte der Amerikaner ungefähr, »ein solcher Machtwahn, und dabei soviel Sinn für das Schöne! Ich hätte das nie gedacht...» Es verging einige Zeit, bis er sich belehren ließ. Er sah die Dinge vielfach falsch, durch die Brille der New Jork Times oder des Boston Transcript vielleicht. Ich ant wortete ihm: »Machen Sie die Augen auf und gehen Sie in die Kunstausstellung. Beobachten Sie einen ganzen Vormittag lang nur das Publikum! Wenn Sie einen Blick dafür besitzen, werden Sie merken: die Kunst ist in Deutschland nicht nur eine An gelegenheit der .Oberschichten', sondern sie gehört dem Volk: uns allen! Wertvoll ist vor allem aber: daß wir bewiesen haben, sie kann eine Sache des Volkes sein! Denn es wurde früher ja bestritten... Freilich hängt das damit zusammen, daß man als Wertmesser das Kranke und Angefaulte bestimmte, mechanische Unterschiede irgendeiner Methode gewaltsam konstruierte und einen erbärmlichen Rummel damit inszenierte (Dadaismus, Kubismus, Futurismus!), während man heute ... wie soll ich's sagen? Es klingt so selbstverständlich: heute bestimmt den Wert eines Kunstwerks eben dessen innerliche und äußerliche Wahr haftigkeit!« (Natürlich sprachen wir auch über den »Machtwahn« — anderthalb Stunden lang. Der Amerikaner war keineswegs unvernünftig und ließ sich schon etwas sagen.) Der Führer hat in seiner Rede, mit der er die große deutsche Kunstausstellung 1938 eröffnete, den Begriff der gültigen Kunst wundervoll formuliert: »Eine Periode der höchsten Lei stungssteigerung aus allen Gebieten des menschlichen Fortschritts, der Pflege nicht nur scharfer Geistesgaben, sondern auch idealer körperlicher Schönheit durfte nicht mehr symbolisiert werden durch die barbarischen Demonstrationen steinzeitlich zurückgeblie bener Kulturvernarrer, farbenblind herumexperimentierender Schmierer und zu allem Überfluß fauler Nichtskönner. Das Deutschland des 20. Jahrhunderts ist das Deutschland des Volkes dieses Jahrhunderts. Das deutsche Volk dieses 20. Jahrhunderts aber ist das Volk einer neu erwachten Lebensbejahung, hingerissen von der Bewunderung des Starken und Schönen und damit des Ge sunden und Lebensfähigen. Klarheit und Logik beherrschen das Streben. Wer in diesem Jahrhundert aber Künstler sein will, muß sich auch diesem Jahrhundert weihen. Für kulturelle Neandertaler ist im 20. Jahrhundert kein Platz, jedenfalls kein Platz im nationalsozialistischen Deutschland. Es freut uns, wenn Demokraten diesen rückwärtsstrebenden Ele menten ihre fortschrittlichen Tore öffnen, denn wir sind ja nicht rachsüchtig. Leben sollen sie, dagegen haben wir nichts. Arbeiten unsertwegen auch — nur nicht in Deutschland!« Und herrlich war auch dieser Satz: »... Deutschland ist auf so vielen Gebieten in den letzten Jahren vorangegangen, daß die Gefahr nicht von der Hand zu weisen ist, daß der .Nazistaat' am Ende auch in seiner Kulturpropaganda als auf dem richtigen Weg befindlich anerkannt werden wird und damit ein neuer Einbruch in die Front der international-jüdischen Kulturgeschäftemacher eintritt.« Allerdings, diese Gefahr ist kaum noch hinwegzuleugnen! Die Kunst der Unmöglichkeiten, der Verzerrung, der Infantilität: sie ist eine hochgezüchtete Blüte, die welken wird, welken muß. Krankheiten sind nicht lebensfähig! Der Wunsch der Völker, die Künstler möchten unser aller Leben klar und schön gestalten, ist da. Er wird erhoben werden, eindeutig und bestimmt, und er wird verwirklicht werden. Lebt nicht injeder Seele der Wunsch, sich innerlich erhoben zu fühlen von den begnadeten Werken eines Malers, Bildhauers oder Dichters, die jenem Quell ent sprangen, dem wir alles zu verdanken haben: dem eigenen Volk? * Zwei zauberhafte Nächte waren es, die während des Festes sich über München herabsenkten. 800 000 Jlluminationslämpchen tauchten die Stadt in ein flammendes Kleid des Lichts. Schein werfer bestrahlten Fahnentücher, geschmückte Häuserfronten glühten geheimnisvoll in indirekter Beleuchtung. Und auf den Straßen und Plätzen wandelten die Einwohner dieser Stadt; und unzählige Fremde. Musik erklang, von den ersten Orchestern des Reiches gespielt. Am Sonntag abend wurde getanzt: in den Lokalen, auf den Straßen und Plätzen, in den Parks und Gärten. Die Lebensfreude, sah man da, ist wieder auferstanden. (Schien sie nicht früher nur mehr in einigen Bars und Tanz dielen zu Hause zu sein? War nicht überall anders die graue Sorge um das Morgen in die Gesichter der Menschen geschrie ben?) — Möchten doch alle ausländischen Kritiker einmal nichts anderes tun als bei einem solchen deutschen Fest durch die Straßen wandern und die Vorübergehenden photographieren! Eine Seite solcher zufälligen Bilder würde schlecht zum Leitartikel passen, in dem vielleicht eben von »Hungerdemonstrationen« und »uner träglich angewachsener Not« die Rede geht! Am Sonntag abend sprach ich mit einem Mädchen, keine »junge Dame von Welt«, beileibe nicht, es war vielmehr ein ganz »einfaches Mädchen«. Wir kamen auf Bücher zu sprechen — ich kann mich leider nie so ganz verleugnen — und von da aus zur Kunst im allgemeinen. Und ich werde nie vergessen, wie dieses Mädchen unter vielen anderem auch sagte: »Heute gehören wir dazu!« — »Wieso: dazu?« fragte ich. — »Na, früher wurden wir doch einfach liegen gelassen!« antwortete sie. »Für uns war nichts da... allenfalls mal ein Kino. Und heute? Wissen Sie, man wird herangeführt an die Dinge, und wenn man dann hin geschmeckt hat, läßt's einen nicht mehr los. Die Kunst ist etwas Wundervolles, fast eine Art Religion, finden Sie nicht auch? Man lernt erst richtig kennen, was das eigentlich heißt: Deutsch land ... Das ist Beethoven und Goethe und... all das eben.« Hans Schulz Mitteilung der Neichsschrifttumskammer Reichsschulbesuch der bis 31. März 1839 auslernendcn Lehrlinge Es werden hierdurch die Lehrfilmen, deren Lehrlinge bis zum 31. März 1939 ihre Lehre beenden und bisher weder zur Reichsschule einberusen noch bereits für einen bestimmten Lehr gang angemeldet sind, ausgefordert, diese zu einem der nach stehend aufgeführten Lehrgänge bei der Verwaltungsstelle der Reichsschule, Leipzig C 1, Gerichtsweg 26 möglichst bald Nr. 161 Donnerstag den 14. Juli 1SS8 560
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