Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.04.1898

3206 Nichtamtlicher TeL. 97, 29. April 1898. sammengekommen, um den Grundstein dieses neuen Hauses zu legen, das nicht nur ein Heim und Geschäftshaus, ein Sammelpunkt für die vielfach verzweigten Buchgewerbe sein solle, würdig der Metropole des deutschen Buchhandels und der Bedeutung ihrer Buchgewerbe, sondern das auch in einer Ehrenhalle, die dem Gedächtnis Gutenbergs und der grohen Nachfolger in seinem Ruhme geweiht sein werde, alle die großen Namen und Erinnerungen der Jahrhunderte bewahren solle, an denen das deutsche Buchgewerbe überreich sei Es löse eine Ehrenschuld Leipzigs als Metropole auch des deutschen Buchdruckgewerbes damit ein und würde will's Gott eine Heimstätte für die Berufsgenossenschaft, den Deutschen Buchdrucker-Verein und die Innung sein. Das sei für die Jünger Gutenbergs schon Grund genug, den heutigen Tag mit besonders dankbaren Gefühlen zu begehen, sei es doch ein erstes echtes deutsches Buchdrucker-Jnnungs- haus, nachdem man jetzt zur richtigen Erkenntnis des Wertes und des Segens des früheren tüchtigen Jnnungswesens zurückgekehrt sei und die Vorteile der gemeinsamen Arbeit in der Pflege gemeinsamer Berufsinteressen wieder zu würdigen beginne. In den Innungen zeige sich die Wahr heit von Schillers Mahnung, »Pflicht fürJeden-, überschrieben: Immer strebe zum Ganzen, und kannst Du selber kein Ganzes werden, Als dienendes Glied schließ an ein Ganzes dich an! Recht deutlich sehe man auch am Centralverein für das gesamte Buchgewerbe, der jetzt dieses Haus erbaue und selber den engen Anschluß an die vielen ihm durch ge meinsame Interessen verbundenen buchgewerblichen Industrie zweige (als da sind: Buchdruckerei, Lithographie, Buch binderei, Schriftgießerei, Maschinenwesen, Lichtbilderei und Aetzkunst) stets im Auge halte, wie diese verständige Politik der Sammlung sich an seinem eigenen Aufblühen bewähre. Im Namen des Deutschen Buchdruckervereins und der Innung Leipziger Buchdruckereibesitzer bringe er dem bauenden Centralverein die innigsten Glück- und Segenswünsche zu seinem Vorhaben entgegen. Von deutschem Geist ersonnen. Mit deutschem Fleiß gewonnen. Sei dieses Werk begonnen! Es folgte nun durch den Sekretär des Centralvereins, Herrn Freiherrn von Biedermann, die Verlesung der in dem Grundstein niederzulegenden Urkunde, die folgenden Wortlaut hat: »Centralverein für das gesamte Buchgewerbe. »Am 70. Geburtstage Seiner Majestät des Königs Albert begründet der Centralverein für das gesamte Buch gewerbe das Deutsche Buchgewerbehaus und birgt im Grundsteine unter dem Ehrendenkmal deutscher Erfindung mit den Urkunden der Entstehung des Baues und dem Huldigungsblatte für den königlichen Schutzherrn des Buch gewerbes Bildnisse in Edelerz des allgeliebten Königs, der drei Kaiser und ihres großen Kanzlers und des ruhm reichen Mainzer Junkherrn Johann Gutenberg. Leipzig, den 23. April 1898. »Der geschäftsführende Ausschuß des Centralvereins für das gesamte Buchgewerbe. vr. Oskar von Hase, Johann Weber, Heinrich Flinsch, I. Vorsitzender. II. Vorsitzender Schatzmeister. Carl Berendt Lorck, Flodoard Frh. von Biedermann, Alters-Sekretär. Sekretär - Nach Einfügung der Urkunde und des übrigen Inhalts in die kupferne Kapsel, deren Verlötung und Einfügung in den Stein, traten die Maurer heran, schlossen und ver mauerten den Stein, und es folgte nun eine lange Reihe von Festteilnehmern mit Sinnspruch und den üblichen drei Hammerschlägen. Wir erwähnen hier folgende: Herr Ur. Oskar von Hase: Einheit und Freiheit! Deutschtum und Weltberuf! Erfindergeist und Kunstfleiß! Herr Bürgermeister Justizrat v. Tröndlin: Dem Gewerbe und unserer Stadt zum Segen zu allerZeit! Herr Professor I). Rietschel: 8oli Uso Aloris! 8alvum fao rsAsw! Ora st labors! Herr Pastor v. Hölscher: Dem Deutschen Buchgewerbe zum Segen! Gott zur Ehre! Herr Heinrich Flinsch, Mitglied des geschäftsführenden Aus schusses des Centralvereins für das gesamte Buchgewerbe: Dem Gewerbe zum Segen! Der Stadt zur Zier! Dem Reiche zum Ruhm! Herr Johannes Baensch-Drugulin: Der Vergangenheit zur Ehre, Der Gegenwart zur Zierde, Dem zukünftigen Geschlecht zur Nacheiferung mit dem Motto: Was du ererbt von deinen Vätern hast. Erwirb es, um es zu besitzen! Herr Otto Nauhardt im Namen des Börsenoereins der Deutschen Buchhändler: Damit des Höchsten Segen bei dem Werke sei, Ohn' dessen Gnade alles Vau'n umsunst. So wandle ich der Drucker alten Gruß heut frei Zum Weihespruch: »Gott schütz' die Kunst!« Herr Julius Mäser: Dem deutschen Buchdruck-Gewerbe zum Heil und zum Segen! Herr Ober-Postdirektor Geheimer Oberpostrat Walter: Dem Haus, zu dem wir jetzt den Grundstein legen. Wünscht auch die Deutsche Reichspost Glück und Segen; Das Buchgewerbe kräftig unterstützen, Heißt für die Post: dem Vaterlande nützen! Herr Otto Mühlbrecht-Berlin (der als Vertreter der Cor poration Berliner Buchhändler zugegen war): Weisheit leite diesen Bau! Schönheit ziere ihn! Stärke führe ihn aus! Herr Hermann Credner, im Namen des Vereins der Buchhändler zu Leipzig: Wer rastet, der rostet, Sich regen bringt Segen! Herr Buchdruckereibesitzer Wittig: Zum Heile aller Jünger Gutenbergs! Herr Adolf Titze im Namen der Ausstellungskommission des Centralvereins für das gesamte Buchgewerbe: Mutig erdacht, Beharrlich vollbracht — So werde eine Macht! Herr Richard Linnemann im Namen des Vereins der Deutschen Musikalienhändler: Der Kunst und Wissenschaft zur Ehre, Dem Handel und Gewerbe zum Gedeihen, Dem Haus und unserer Stadt zum Heil! Herr Eugen Strien-Halle, Vorsitzender des Sächsisch- Thüringischen Buchhändler-Verbandes: Wittenberg! Halle! Weimar!