Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1887

den allgemeinen Interessen als Mitglied der Baukommission für das neue Buchhändlerhaus, dessen Vollendung er leider nicht er leben sollte. Wie in seiner Vaterstadt, welcher er in verschiedenen Ehrenstelluugen mit Auszeichnung diente, so ist ihm auch im Buch handel für unermüdliches ersprießliches Wirken ein bleibendes An denken gesichert. Ein in seinem Fache hervorragender Künstler, der Hofphoto graph und Kunstverlcger Joseph Albert in München starb am 16. Oktober 1886. Das von ihm erfundene und nach ihm benannte Lichtdruckversahren der Albertothpie ermöglichte zuerst die Verviel fältigung photographierter Darstellungen mittelst Druckfarbe und bezeichnet einen wesentlichen Fortschritt in der Technik der verviel fältigenden Künste. Am 8. November 1886 entriß der Tod den k. k. Hofbuch händler Wilhelm Frick in Wien einer unermüdlichen und auf reibenden Thätigkeit. Seiner Intelligenz, seiner Rührigkeit, ge schäftlichen Energie und Umsicht hatte er Erfolge zu danken, welche den Norddeutschen nicht nur zu einem der hervorragendsten Buch- hänt ler seines Adoptivvaterlandes, sondern auch zu einer in allen Kreisen beliebten und hochgeachteten Persönlichkeit machten. Auch der am 27. November 1886 verstorbene Franz Otto Spanier in Leipzig gehört zu den strebsamen Männern, die durch ausdauernde Energie ein Geschäft von kleinen Anfängen zu hoher Blüte zu bringen wissen. Trotz vielfach getäuschter Erwartungen lind harter Schicksalsschläge strebte er unermüdlich fort, um das einmal ins Auge gefaßte Ziel, die Schaffung einer tüchtigen und im besten Sinne populären Jugend- und Volkslitteratur, glücklich zu erreichen. Am 27. Januar 1887 erlöste der Tod von langen Leiden Johann Ambrosius Barth, den Besitzer einer der angesehensten Verlagssirnien Deutschlands. Das vor mehr als einem Jahrhundert gegründete, fast vor einem Jahrhundert durch seinen gleichnamigen Großvater übernommene, durch seine» um die Entwickelung des deutschen Buchhandels, wie um die Wissenschaft gleich verdienten Vater bedeutend erweiterte und nach dessen Hinscheiden durch seinen Bruder fortgeführte Geschäft wußte der Verstorbene als Nachfolger des Letzteren auf der Höhe seines Ansehens zu erhalten. Seine näheren Bekannten erinnern sich gern seines immer heiteren und liebenswürdigen Charakters. Ein hervorragendes Beispiel der nicht geringen Anzahl solcher Mitglieder des deutschen Buchhandels, welche sich durch eigene Kraft und ohne Hilfe größerer Mittel zu Bedeutung anfgeschwungen haben, ist der am 27. November 1886 verstorbene Verlagsbuch händler Kommissiousrat Heinrich Klemm in Dresden. In kümmerlichen Verhältnissen geboren und ausgewachsen, ohne die Möglichkeit, sich mehr als die gewöhnlichste Volksschulbildung anzneignen, wußte er sich durch eifriges Selbststudium und durch nicht zu ermüdende Liebe zur Wissenschaft vom einfachen Hand werker zu einer Autorität auf dem von ihm speziell gepflegten Gebiete emporzuarbeiten. Wie er durch Verwendung der seiner Verlagsthätigkeit abgewonnenen reichen Mittel und unterstützt durch einen glücklichen Spürsinn eine in ihrer Art einzig dastehende Sammlung bibliographischer Schätze zusammenzubringen verstand, wie er in selbstloser Weise sich von seiner geliebten Sammlung trennte, um sie dem Vaterlande zu erhalten, und sie noch außerdem behnfs weiterer Vervollständigung mit reichen Mitteln ausstattete, ist allgemein bekannt. Nicht minder aber verdient sein milder, wohl- thätiger Sinn an dieser Stelle ehrender Erwähnung. Von Nichtmitgliedern verstorben: H. Ahrens in Tokio (Japan), Thomas Robinson Allan in London, Carl August Andre in Frankfurt a/M., Julius Bindewald in Greifswald, Carl Büchner in Bam- j,i Reutlingen, Eduard Gehrich in crn Goldstein m Frankfurt a/M., Th. Jacobi in r Hermann Kanitz in Gera, Christian Klein bub m München, Paul Klinkmüller m Sorau, Heinrich Koch in Stuttgart, G. Kreuschmer in Bunzlan, H. W. Meier in Bremen, Heinrich Mitsdörffer in Münster, I. B. Ober netter in München Lukas Schickhardt in Stuttgart, Ferdi nand Schnitzler in Wetzlar, Hermann Stamm in Darmstadt, Johann Stein in Klausenburg, Erich Temper in Bautzen, Woldemar Türk in Dresden, Adolf Württenberger in Frankfurt a/M. Zu ihrem fünfzigjährigen Berufs- bez. Geschästs<Jubi- läum haben wir in diesem Jahre den Herren: Alexander Duncker in Berlin, A. Enke in Stuttgart und Bernhard Frei herr von Tauchnitz in Leipzig die Glückwünsche des deutschen Buchhandels dargebracht. Das Centralbnreau hat in der Zeit vom l. April v.J. bis 31. März d. I. 3327 Rsgistrandeneiugänge und 10 092 Ab gänge zu verzeichnen gehabt. Das Ergebnis der im Herbste v. I. vorgenommenen Revision des Centralbnreaus war ein solches, daß wir unserm Herrn Generalsekretär unsere Anerkennung für seine Geschäftsführung aussprachen. Über das Börsenblatt, welches seit Anfang dieses Jahres in einem größeren Format erscheint, wird der Rechenschaftsbericht Näheres mitteilen. Die Bibliothek hat sich im verflossenen Jahre abermals um 470 Nummern vermehrt, eine Zahl, die der vorjährigen Ver mehrung fast gleichkommt. Auch die Sammlungen haben sich eines nicht unbeträchtlichen Zuwachses zu erfreuen gehabt. Die Aus leihungen haben zwar die hohe Zahl des vorigen Jahres nicht er reicht, sind aber doch hinter denen früherer Jahre nicht zurück geblieben. Benutzungen im Lokale der Bibliothek selbst und Er teilungen von Auskünften haben in verhältnismäßiger Zahl statt gefunden. Eine wesentliche Ergänzung und Vermehrung unserer Samm lungen und damit eine außerordentliche Steigerung des Wertes derselben würde durch den Ankauf der Butsch'schen Sammlung von Bücherornameuten des 15. und 16. Jahrhunderts erreicht werden. Das Weitere darüber behalten wir uns vor bei dem betreffenden Antrag der Tagesordnung mitzuteiten. Vom Archiv für die Geschichte des Deutschen Buch handels ist auch in diesem Jahre ein Band erschienen und dem Buchhandel übergeben worden. Der von uns im vorigen Jahre veröffentlichte I. Band der Geschichte des Deutschen Buchhandels von Dr. Friedrich Kapp hat weit über den Krcis der engeren Fachgenossen hinaus Anerkennung und Beifall gefunden und allseitig ist das Verlangen laut geworden, daß das Werk nicht unvollendet bleiben möge. Diesem gewiß berechtigten Wunsche entsprechend haben wir die Historische Kommission beauftragt Schritte zu thun, um die Fort führung und Vollendung des Werkes herbeizuführen. Derselben ist es gelungen eine sehr geeignete Kraft in Herrn vr. pbil. Koch in Heidelberg für diese Aufgabe zu gewinnen. Wir werden bei dem betreffenden Anträge der Tagesordnung auf diese Angelegenheit zurückkommen. Der Bau des neuen Deutschen Buchhändlerhauses ist seit der im vorigen Jahre festlich begangenen Grundsteinlegung bis auf den heutigen Tag so weit vorgeschritten, daß an dessen Vollendung zu dem festgesetzten Zeitpunkte nicht gezweifelt werden kann. Wir werden daher übers Jahr die neue Heimstätte des deut schen Buchhandels in feierlicher Weise einweihen können. Die Verhandlungen wegen des Verkaufs der alten Buch händlerbörse mit dcr Universität zu Leipzig haben zu dem Er gebnis geführt, daß dieselbe, vorbehaltlich der Genehmigung der sächsischen Kammern, in bindender Weise sich bereit erklärt hat das Grundstück für den Kaufpreis von 247 500 zu erwerben. Wir können Ihnen nur empfehlen unserm diesbezüglichen Anträge der heutigen Tagesordnung zuzustimmen. In der Schleuderei-Angelegenheit haben wir in diesem Jahre in drei Fällen die von der Siebener-Kommission gefällten Entscheidungen zu bestätigen gehabt. Die gegen diese Firmen