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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.04.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-04-10
- Erscheinungsdatum
- 10.04.1931
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19310410
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193104109
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1931
- Monat1931-04
- Tag1931-04-10
- Monat1931-04
- Jahr1931
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.04.1931
- Autor
- No.
- [11] - 2310
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2310 ?s° 82, 10. April 1931. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt s. ö.Dtschn. Buchhandel. Erich Maria Remarque Der Weg zurück 1. Fortsetzung. Da stehen wir und sollten lachen und brüllen vor Ver gnügen — und haben doch ein flaues Gefühl im Magen, als hätte man einen Besen gefressen und müßte das Kotzen kriegen. Keiner sagt recht was. Ludwig Breyer lehnt müde am Grabenrand und hebt die Hand, als stände gegenüber ein Mensch, dem er winken wollte. Heel erscheint. „Könnt euch wohl nicht trennen, was? Ja, jetzt kommt der Dreck." Ledderhose sieht ihn verwundert an. „Jetzt kommt doch der Frieden." „Ja, eben der Dreck", sagt Heel und geht weiter mit einem Gesicht, als sei seine Mutter gestorben. „Dem fehlt der kour 1s wdrits", erklärt Ledderhose. „Ach, Halts Maul", sagt Albert Troßke. „Na, nun los", meint Bethke, bleibt aber auch noch stehen. „Liegt mancher da von uns", sagt Ludwig. „Ja — Brandt, Müller, Kat, Haie, Bäumer, Bertinck —" „Sandkuhl, Meinders, die beiden Terbrüggen, Hugo, Bernhard . . ." „Mensch, hör auf . . Diele liegen da von uns, aber bislang haben wir es nicht so empfunden. Wir find ja zusammengeblieben, sie in den Gräbern, wir in den Gräben, nur durch ein paar Handvoll Erde getrennt. Sie waren uns nur etwas voraus, denn täglich wurden wir weniger und sie mehr — und oft wußten wir nicht, ob wir schon zu ihnen gehörten oder nicht. Aber manchmal brachten die Granaten auch sie wieder herauf zu uns, hochgeschleuderte zerfallende Knochen, Unisormreste, ver weste, nasse, schon erdig« Köpfe, die im Trommelfeuer noch einmal aus ihren verschütteten Unterständen in die Schlacht zurückkehrten. Wir empfanden es nicht als schrecklich; wir waren ihnen zu nahe. Aber jetzt gehen wir ins Leben zurück, und sie müssen hierbleiben. Ludwig, dessen Detter in diesem Abschnitt gefallen ist, schneuzt sich durch die Hand und dreht sich um. Langsam folgen wir. Aber wir halten noch einige Male und sehen uns um. Und stehen wieder still und spüren plötzlich, daß das da vorn, diese Hölle des Grauens, diese zerfetzte Ecke Trichter land, uns in der Brust sitzt, daß es, verflucht, wenn es nicht so ein Quatsch wäre und uns zum Brechen über, daß es beinahe aussteht, als wäre es uns vertraut geworden wie eine qualvolle, furchtbare Heimat, und wir gehörten einfach hierher. Wir schütteln die Köpfe darüber — aber sind es die ver lorenen Jahre, die dort bleiben, sind es die Kameraden, die da liegen, ist es all das Elend, das diese Erde deckt —, ein Jammer sitzt uns in den Knochen, daß wir losheulen könnten. Dann marschieren wir. Erster Teil Die Straßen gehen lang durch die Landschaft, die Dörfer liegen in grauem Licht, die Bäume rauschen, und die Blätter fallen, fallen. Ueber die Straßen aber ziehen Schritt um Schritt, in ihren fahlen, schmutzigen Uniformen, die grauen Kolonnen. Die stoppeligen Gesichter unter den Stahlhelmen sind schmal und ausgehöhlt von Hunger und Not, ausgemergelt und zu sammengeschmolzen zu den Linien, die Grauen, Tapferkeit und Tod zeichnen. Schweigsam ziehen sie dahin, wie sie schon so viele Straßen entlang marschiert, in so vielen Güter- Waggons gesessen, in so vielen Unterständen gehockt, in so vielen Trichtern gelegen haben, ohne viele Worte: so ziehen sie jetzt auch diese Straße in die Heimat und den Frieden. Ohne viele Worte. Alte Leute mit Bärten und schmale, noch nicht zwanzig jährige, Kameraden ohne Unterschied. Neben ihnen ihre Leutnants, halbe Kinder, aber Führer in vielen Nächten und Angriffen. Und hinter ihnen das Heer der Toten. So ziehen sie vorwärts, Schritt um Schritt, krank, halbverhungert, ohne Munition, in dünnen Kompagnien, mit Augen, die es immer noch nicht begreifen können: Entronnene der Unterwelt — den Weg zurück ins Leben. I Die Kompagnie marschiert langsam, denn wir sind müde und haben noch Verwundete bei uns. Dadurch bleibt unsere Gruppe allmählich zurück. Die Gegend ist hügelig, und wenn die Straße ansteigt, können wir von der Höhe aus nach der einen Seite den Rest unserer abziehenden Truppen, und nach der andern die dichten, endlosen Linien sehen, die uns folgen. Gs sind Amerikaner. Wie ein breiter Fluß schieben sich ihre Kolonnen zwischen den Baumreihen vorwärts, und das unruhige Glitzern der Waffen läuft Uber sie hin. Ringsum aber liegen die stillen Felder, und die Wipfel der Bäume ragen ernst und unbeteiligt mit ihren herbstlichen Farben aus der vordringenden Flut. Wir sind die Nacht über in einem kleinen Dorfe geblieben. Hinter den Häusern, in denen wir gelegen haben, fließt ein Bach, der mit Weiden bestanden ist. Ein schmaler Pfad führt daran entlang. Einzeln hintereinander, in langer Reihe folgen wir ihm. Kosole ist der vorderste. Neben ihm läuft Wolf, der Kompagniehund, und schnuppert an seinem Brotbeutel. Plötzlich, an der Kreuzung, wo der Pfad in den Haupt weg mündet, springt Ferdinand zurück. „Achtung!" Im nächsten Moment haben wir die Gewehre hoch und spritzen auseinander. Kosole liegt fertig zum Feuern im Lhausseegraben, Iupp und Troßke ducken sich spähend hinter einer Holunderhecke, Willy Homeyer reißt an seinem Koppel mit Handgranaten, und selbst unsere Verwundeten sind kampfbereit. Die Landstraße entlang kommen Amerikaner. Sie lachen und schwatzen miteinander. Cs ist die Spitzengruppe, die uns eingeholt hat. Adolf Bethke ist als einziger von uns stehengeblieben. Er geht jetzt ruhig einige Schritte aus der Deckung heraus.
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