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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.04.1931
- Strukturtyp
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- 1931-04-18
- Erscheinungsdatum
- 18.04.1931
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- Deutsch
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alles Freßbare Sache des Glücks und nicht der Moral war, begreife ich vielleicht auch noch. Aber daß der Hahn, der doch nun mal tot ist, zurückgebracht wird, wo sogar ein Rekrut schon wissen müßte, daß so was nur unnütze Scherereien gibt, das finde ich ganz und gar blödsinnig. „Wenn das Mode wird, verhungern wir hier noch, paß auf", behauptet Willy aufgewühlt. „In einer halben Stunde hätten wir das schönste Hühnerfrikassee gehabt, wenn wir unter uns gewesen wären. Ich hätte uns eine gelbe Soße dazu gemacht." Er läßt den Blick zwischen Kochherd und Tür hin und her wandern. „Am besten ist es, wir verschwinden", schlage ich vor, „hier gibt's nur noch dicke Luft." Aber Frau Homeyer kommt schon zurück. „Er war nicht zu Hause", sagt sie atemlos und will aufgeregt weiterspvechen, da sieht sie, daß Willy sich angezogen hat. Darüber vergißt sie alles. „Du willst schon weg?" „Bißchen Patrouille gehen, Mama", sagt er lachend. Sie beginnt zu weinen. Willy klopft ihr verlegen auf die Schulter. „Ich komme ja wieder. Jetzt kommen wir ja immer wieder. Viel zu oft, paß mal auf — » » » Seite an Seite, mit großen Schritten, die Hände in den Taschen, gehen wir die Schloßstraße entlang. „Wollen wir Ludwig nicht abholen?" frage ich. Willy schüttelt den Kopf. Lieber schlafen lassen. Ist besser für ihn." Die Stadt ist unruhig. Lastautos mit Matrosen rasen über die Straßen. Rote Fahnen flattern. Vor dem Rathaus werden Stöße von Flugblättern ab geladen und verteilt. Die Leute reißen sie den Matrosen aus den Händen und überfliegen sie gierig. Ihre Augen glänzen. Ein Windstoß faßt in die Packen und wirbelt die Bekannt machungen wie einen Schwarm weißer Tauben hoch. Die Blätter fangen sich in den kahlen Aesten der Bäume und bleiben dort raschelnd hängen. „Kameraden", sagt ein alter Mann in einem feldgrauen Mantel neben uns, „Kameraden, jetzt wird es besser." Sein Mund zittert. „Verdammt, hier scheint was los zu fein", sage ich. Wir verdoppeln unsere Schritte. Je näher wir zum Domhof kommen, desto stärker wird das Gedränge. Der Platz ist voller Menschen. Auf den Stufen des Theaters steht ein Soldat und redet. Das kreidige Licht einer Karbidlampe flackert über sein Gesicht. Wir können nicht richtig verstehen, was er spricht, denn der Wind faucht in langen, unregel mäßigen Stößen über den Platz und bringt vom Dom jedes mal eine Welle Orgelmustk mit, in der die dünne, abgehackte Stimme beinahe ertrinkt. Eine aufregende, ungewisse Spannung lagert über dem Platz. Die Menge steht wie eine Mauer. Fast alles Soldaten. Viele mit ihren Frauen. Die schweigsamen, verschlossenen Gesichter haben denselben Ausdruck wie im Felde, wenn sie unter den Stahlhelmen hinweg nach dem Feinde spähten. Aber in den Blicken liegt jetzt plötzlich noch etwas anderes: die Ahnung einer Zukunft, die unfaßbare Erwartung eines anderen Lebens. — Vom Theater her kommen Rufe. Ein dumpfes Brausen antwortet. „Kinder, jetzt geht's ranl" sagt Willy begeistert. Arme heben sich. Ein Ruck geht durch die Menge. Die Reihen geraten in Bewegung. Ein Zug formiert sich. Schreie er tönen: „Vorwärts, Kameraden!" Wie ein gewaltiger Atem zug rauscht der Marschtritt über das Pflaster. Wir schwenken ohne Besinnen ein. Rechts von uns geht ein Artillerist. Vor uns ein Pionier. Gruppe fügt sich zu Gruppe. Nur wenige kennen sich. Trotzdem sind wir sofort miteinander vertraut. Soldaten brauchen nichts voneinander zu wissen. Sie sind Kameraden, das ist genug. „Los, Otto, komm auch mit!" ruft der Pionier vor uns einem anderen zu, der stehengeblieben ist. Der zögert. Er hat seine Frau bei sich. Sie schiebt ihren Arm unter den seinen und steht ihn an. Er lächelt verlegen: „Nachher, Franz." Willy zieht eine Grimasse. „Wenn die Unterröcke erst dazwischen kommen, ist die richtige Kameradschaft bald zum Deubel, paßt mal auf!" „Ach Quatsch", erwidert der Pionier und gibt ihm eine Zigarette, „Weiber sind das halbe Leben. Bloß alles zu seiner Zeit." Wir fallen unwillkürlich in Gleichschritt. Das ist ein anderes Marschieren als sonst. Das Pflaster dröhnt, und wie ein Blitz fliegt über den Kolonnen eine wilde, atemlose Hoffnung auf: als ginge es jetzt gradewegs in ein Dasein der Freiheit und Gerechtigkeit hinein. Doch schon nach wenigen hundert Metern stoppt der Zug. Er hält vor der Wohnung des Bürgermeisters. Ein paar Arbeiter rütteln an der Haustür. Ls bleibt still; aber hinter den geschlossenen Fenstern steht man einen Augenblick das bleiche Gesicht einer Frau. Das Rütteln verstärkt sich, und ein Stein fliegt gegen das Fenster. Ein zweiter folgt. Klirrend splittert das Glas in den Vorgarten. Fortsetzung morgen! Wir erhielten soeben den Lriek eines Sortimenters, der sieb darüber wunderte, dak der neue kemarque einen böberen kreis bat als der erste. Vieser böbere kreis (brosck. 5keinen 7 Kl 50) erklärt sieb dadurch, dsü „Der Weg rurück" um 80 Seiten starker ist als ,,Im Westen nickts Neues", obwohl der Satr schon enger gehalten wurde. Vas neue Ruck bat über ein Drittel mehr lext als das erste. Oer kropzdäea - Verlag
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