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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.10.1940
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- 1940-10-01
- Erscheinungsdatum
- 01.10.1940
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- Deutsch
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ausgeschicdcn wurde, und wie andererseits durch eine großzügige Werbung, z. B. in der Buchwoche usw., immer mehr Volksgenossen die Bedeutung des guten Buches erkannt haben. Dann hob er die bedeutenden Aufgaben hervor, die daraus auch dem Leihbuchhändler entstehen, indem er ebenfalls seinen Teil zur Führung der Leser bei zutragen hat. Diese Verantwortung dem deutlchen Volke gegenüber sei eine einmalige nationalsozialistische Aufgabe: »Wer dem Volke dient, dient am meisten sich selbst«. — Sehr interessant waren auch die Darlegungen des Vortragenden über das Bestreben der national sozialistischen Schrifttumsführung, auf dem Gebiete des Uuterhal- tungs-, insbesondere des Kriminalromans für Nachwuchs zu sorgen. Wie aufschlußreich und packend der Vortrag gewirkt hatte, bewies der lebhafte Beifall des bis auf den letzten Platz besetzten großen Saales im Hotel »Deutsches Haus« (eine größere Anzahl Angestellter macht den Kursus auch mit) und die rege, sich daran anschließende Aussprache. Nachdem der Landesobmann dem Redner herzlichst ge dankt hatte, schloß er den Abend mit einem Sicgheil auf den Führer. — Der zweite Schulungsabend findet am Donnerstag, dem 3. Okto ber statt, auf dem der Leiter der Zentralbüchcrei in Berlin Erich Schröter über »Der Lcihbuchhändler und sein Leser (Leserbera tung und Leserführung)« spricht. Schl. Deutsches Buchschaffen aus 5 Jahrhunderten Vor einiger Zeit wurde im Awag-Haus in Berlin eine Aus stellung eröffnet, die im Nahmen der Veranstaltungen aus Anlaß des Gutenbergjubiläums vielen Berlinern einen Einblick gibt in die Be deutung der Erfindung Gutenbergs bis auf unsere Tage. Schon das Thema der Ausstellung besagt, daß die Aussteller nicht allein Wert darauf legten, die Erfindung als solche zu zeigen, die Ausstellung bemüht sich vielmehr, die Bedeutung dieser weltumspannenden deut schen Tat für die Gegenwart besonders deutlich zu machen. Daß dabei bas gegenwärtige Buchschaffen den Hauptanteil einnimmt, gilt es zu nächst festzustellen. ^»Vorbildliches Buchschaffen« ist durch die Be mühungen des Fachamtes »Druck und Papier« der DAF. zu einem fcstumrisscnen Begriff geworden, er kommt auch in dieser Ausstellung überzeugend deutlich zur Darstellung. Es sei nun kurz eingegangcn auf die verschiedenen Abteilungen der Schau, die mit der »Vergangenheit« beginnt und »Kunst und Vollendung in den Werken der Frtthdruckzeit« an Beispielen zeigt. Fortgefllhrt werden diese Stücke durch Gebrauchswerte des 16. und 17. Jahrhunderts. Damit kündigt sich deutlich an: das Buch fin det den ihm von Gutenberg vorgedachtcn Weg ins Volk. Schöne Drucke aus dem 18. Jahrhundert und charakteristische Beispiele der Einbandkunst vergangener Jahrhunderte schließen sich an. Den Hauptteil der Ausstellung aber macht »Die Gegen wart« aus. Dem Druck wird gcgenübergestellt der »Verlegerein- ban-d«, der ja für das deutsche Buch nicht nur eine Nebensache ist, sondern in enger Verbindung mit dem Werk selbst steht. »Auch das billige Buch kann schön sein« nennt sich dann ein weiterer Abschnitt. Andere ausgewählte Beispiele beweisen dem Zuschauer dann, daß auch das wissenschaftliche Buch hervorragend schön gedruckt sein kann. Am Beispiel des Gedichtes wird weiter gezeigt, daß hier handwerkliche Fertigkeit und künstlerische Formung unerläßliche Voraussetzung für das Gelingen der druckerischen Leistung sind. Dem Freund des illu strierten Buches wird der Abschnitt »Das illustrierte Buch hat seine eigenen Gesetze« besondere Freude machen. Nicht vergessen ist das Kinder- und Jugendbuch, das neben seinem Inhalt ja auch gewisse stilerzieherische Aufgaben zu erfüllen hat. Liebhaberdrucke und Kalen der folgen. Die vornehme Art der Werbung für-drucktechnische Er zeugnisse zeigen schließlich die ausgcwählten Beispiele von »Firmen- drucken und Wcrbegaben«. Die Gestaltung des Schul- und Fachbuches schließlich offenbart auch darin gewisse pädagogische Absichten. Zu diesen Leistungen des Druckes treten Leistungen des HandeinbandcS, den unsere Zeit wieder in besonderem Maße pflegt. Das Gesamtbild der Schau, die sich dem Besucher bietet, märe nicht vollständig, ge dächte man nicht der Leistungen deutscher Schriftgießereien und der Arbeiten einiger Privatpresscn. Den Abschluß bildet schließlich eine Abteilung »Aus dem Schrifttum des Fachamtes Druck und Papier«. Die Ausstellung »Deutsches Buchschaffen aus fünf Jahrhun derten« ist auch während des gegenwärtigen Kriegsgeschehens von besonderer Aktualität, denn was sic zeigt, ist keine Sache, die neben anderem Geschehen mitlaufen könnte, sondern ist eine deutsche Lei stung, aus unserem Wesen geboren und der Welt geschenkt. Daß sie in erhöhtem Maße gleichzeitig der Werbung für das schöne und gute deutsche Buch dient, ist in diesem Falle zwar eine Nebenerscheinung, die aber registriert werden muß. Wer die Schau bis jetzt noch nicht gesehen hat, sollte die Gelegenheit nicht ungenützt vorübergehen lassen; besonders dem Jungbuchhandel sei sie eindringlich zum Besuch empfohlen. Erich Langenbucher Die Offizin Frosch auer Der bekannte Erforscher des Zürcher Buchdrucks Paul See mann - v a n Elck hat im Auftrag der Antiquarischen Gesellschaft Zürich eine breit angelegte Monographie von 215 Seiten über »Die Offizin Froschauer, Zürichs berühmte Druckerei im 16. Jahrhundert« verfaßt*), und das Artistische Institut Orell Fühlt, der Nachfolger Froschauers, hat sie mit großer Sorgfalt gesetzt (in der Bembo-Mono- type), gedruckt und ausgcstattet (gelblich getöntes rauhes Papier, ein facher Pappband, zahlreiche Initialen und über IVO, teils ganzseitige Abbildungen und eine farbige Tafel). Die Schweiz hat mit diesem text lich gediegenen und äußerlich festlichen Großquartband einen würdigen Beitrag zum Gutcnbergjahr geliefert. Dieselbe Bedeutung, welche die Druckereien von Lotter und Lufft für Wittenberg und Luther besaßen, hatte zur gleichen Zeit die Ofiizin Froschauer für Zürich und Zwingli. Das kleine, nur aus 5—6000 Einwohnern bestehende Zürich wurde durch sie zu einem der bedeutendsten Druckortc des 16. Jahrhunderts und zu einem Mittel punkt der Reformation. Dem aus dem oberbayerischcn Wallfahrtsort Altöttiug stammenden Christoph oder, wie er sich nannte, Christoffel Froschauer den Alteren, der in Augsburg bei seinem Oheim oder ent fernten Verwandten Johann Froschauer das Druckcrhandwerk gelernt hatte und durch Heirat mit der Witwe des Zürcher Buchhändlers Hans Nüeggers 1517 selbständig geworden war, dankt die Schweiz den schnellen Durchbruch und die weite Verbreitung der Zwinglischen Lehren. Er war es, der Zürich als Druckort von Bibeln und Neforma- tionsschriften gleichberechtigt neben das durch seine humanistische Literatur berühmte Basel stellte. Aus seiner Werkstatt sind bis zu seinem Tod 1564 durchschnittlich 20 Druckwerke im Jahr, im ganzen wohl 900 Auflagcndrucke hervorgegangen, darunter viele Folianten mit zwei oder mehr Bänden, alle gut gesetzt und sorgfältig korrigiert, die meisten reich mit Bildern, Leisten und Zierat geschmückt. Unter den zahlreichen Bibcldrucken — 05 bis zum Jahr 1585 — hatte die in Antiqua gedruckte Bibel in Sedez von 1527/29 einen bedeutenden Absatz nach Nordwestdcutschland, die Oktavausgabe von 1530 ging in Tausenden von Exemplaren in alle deutsche Länder, die in englischer Sprache von 1550 trug zur Verbreitung der Reformation in Eng land bei. Die typographisch schönste und am reichsten illustrierte Bibel — mit 118 Bildern nach Vorlagen von Hans Holbein d. I. — ist die von 1531 in Folio, sie wurde in einer Auflage von mindestens 3000 Stück gedruckt und kostete, in zwei Bänden gebunden, dreieinhalb Gulden; sie gehört zu den bedeutendsten Bibeldrucken aller Zeiten. Neben den Bibeln und Testamenten erschienen bei Froschauer die Schriften Zwinglis und die seiner Anhänger, von Leo Jud oder Meister Leu, dessen Schassen dem Melanchthons ähnelte, von Bullin- ger, Pellikan, Oecolampad, Ludw. Lavatcr. Berühmt wurden die mit 4000 Abbildungen versehene, in über 2000 Exemplaren gedruckte Schweizer Chronik des Pfarrers Stumpf, ein Geschichtswerk in pro testantischem Geist, und die naturwissenschaftlichen Monumentalwerke Conrad Geßners, für die etwa 1200 Holzstöcke hergestellt wurden; auch bas lateinische Schreibbuch von Urban Wyß mit den originellen Rand leisten genießt heute noch Ansehen. Froschauer betrieb neben Druck und Verlag auch Bücherhandel im Großen und Kleinen mit eigenen und fremden Erzeugnissen; er besaß eine eigene Buchbinderei und gliederte seiner Offizin 1544 eine Form schneidewerkstatt an; er wurde 1535 Pächter der städtischen Papier mühle und beschäftigte dort unter Leitung seines Bruders Eustachius 14 Personen, er handelte mit Papier im Großen und besaß ein Papier- und Schreibwarengeschäft. Die Frankfurter Messen besuchte er regel mäßig, auch übernahm er die Vermittlung von Nachrichten für den Rat der Stadt und seine Freunde und beförderte in seinem Bücher wagen Bücher und Güter für andere. Zu seinem Absatzgebiet gehörte das ganze westliche, südliche und östliche Deutschland, sogar Ungarn, in beschränktem Maße Paris, Lyon, die Niederlande, England und Oberitalien. Er brachte es zu ansehnlichem Wohlstand, blieb aber immer ein einfacher, gottesfürchtiger, sozial denkender Mann. Als er 1564 kinderlos an der Pest starb, übernahm nach seinem Willen sein Neffe, der Sohn seines Bruders Eustachius, EhristopH Froschauer der Jüngere (gcb. 1532) die Werkstatt. Er war ein gebildeter und druckerisch erfahrener Nachfolger, aber seine Tätig keit siel in eine ungünstige Zeit: trotzdem sind etwa 400 Werke unter ihm gedruckt worden. Nach seinem Tod 1585 ging die Offizin an die Brüder^Efcher über, die nichts vom Buchdruck verstanden, aber aus naheliegenden Gründen ihre Werke »Ex Ofsicina Froschoveri« und als »Getruckt in der Froschow« ausgehcn ließen. *) Ein Beitrag zur Geschichte der Buchdruckcrkunst anläßlich der Halbjahrtausendfeier ihrer Erfindung. Orell Füßli Verlag, Zürich- Leipzig. 4° Schw. Fr. 11.—. S48
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