Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1887

Leipzig halten zur Zeit 1637 auswärtige Handlungen Lager ihres Verlages, woraus der Umfang des Lagerplatzes erhellt. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Spottbillige Bücher. — Unter diesem Schlagwort wird der »Allg. Ztg.« aus Paris über eine gefährliche Art buchhändlerischer Schleu deret mit eigenartigem Hintergründe folgendes berichtet: Seit längerer Zeit sah man in gewissen Läden und auf der Ufer mauer der Seinestadt massenhaft neue, gute Werke der namhaftesten Verleger zu wahren Schleuderpreisen ausgeboten: Romane, Wörter bücher, Preisbücher mit Bildern u. s. w. waren zur Hälfte, ost zum Drittel des Ladenpreises zu haben. Natürlich lenkte sich die Aufmerk samkeit der Verleger bald aus diesen sür sie nachteiligen Handel, und da sie in ihren Vorräten keine Entwendungen feststellen konnten, so be auftragten sie gemeinsam jemand, die Bezugsquellen der billigen Buchhändler zu ermitteln. Es stellte sich dabei heraus, daß einige Per sonen ein Gewerbe daraus machten, von Druckern und Buchbindern, welchen die Verleger die Herstellung ihrer Werke anvertraut hatten, je eine Anzahl teils in Bogen, teils gebunden zu kaufen; häufig waren es auch nur die Arbeiter der betreffenden Druckereigeschäfte, die, wenn die bestellte Auflage jedes Bogens gedruckt war, noch eine Anzahl »für eigene Rechnung« durch die Maschine laufen ließen. Den Buchbinder gehilfen andererseits pflegte man einige Stücke jedes Buches als in der Arbeit verdorben, nachzusehen, weshalb sie, wenn keins verdorben war, die übliche Zahl als »gute Prise« betrachteten. Die Käufer, welche diesen Handel schwunghaft betrieben und die Inhaber der »billigen Läden« versorgten, sind je mit 4 Jahren Zucht haus bedacht worden. Ihre »Lieferanten« und Kunden, die des Dieb stahls, beziehungsweise der Mithilfe dazu angeklagt waren, belaufen sich auf die Zahl von 190. Gegen 45 derselben wurde die Untersuchung eingestellt, 5 sind freigesprochen; 90, von denen einige vor Beginn der Untersuchung die Verleger entschädigt hatten, zu mehr oder minder schweren Gefängnisstrafen verurteilt; gegen 50 schwebt das Verfahren noch. Merkwürdigerweise berief sich einer der angeklagten Drucker auf das einstige »Kapelleurecht« (droit, de 1a Odapells), nach welchem die Drucker von jedem Buch einige Stück für sich drucken durften, deren Erlös zu einer Wallfahrt nach der Johannisthorkapelle und zur Johannis feier verwendet wurde. Die als Sachverständige Berufenen erklärten jedoch, jene schönen Tage seien längst vorüber, und seit Jahrhunderten regle sich der Verkehr zwischen Drucker und Verleger nur nach den trockenen Vorschriften des Mein und Dein. Das »Kapellenrecht« wurde daher von dem profanen Gerichtshöfe nicht einmal als ein Milderungs grund gelten gelassen. Fachzeitung des italienischen Buchhandels — In Italien wird in kurzem ein »0,'ornalo dolla, lidreria« erscheinen, welches das amtliche Organ der italienischen Buchhändler werden soll. Einige vierzig der angesehensten Firmen haben sich bereit erklärt, nicht nur ihre Neuigkeiten, Fortsetzungen u. a. in diesem Blattte anzuzeige», sondern auch gewisse Summen zur Gründung desselben vorzuschietzen. Lidlioßr. ital. Oron. 1887. Lo. 15.) Osntraldlukt kür Li dlioklislrsrvssen. LrsA. von 0. Lart IV. lalirA. 10. Lekt. Oütodsr 1887. Inhalt: KnsstellunA d. OrolllieinroKl. Lok- n. Landosdiblioklielc Lum VII. deuksolrsn OsoArupliontaß; in Karlsruhe, von IV. Lrain- baoh. — Lahor Landsoüriktsn aus Lobhio, von DH. Oottliod. — I)io OutsnherAksisr in hlainr, von IV. Veiten. — Vis Kutor- sokakt u. clis Katalogisierung der alcacleinisohen Dissertationen, kspliü von 6arl 8z-Ivio Köhler u. Vuplilc von 4. Lo ci nette. — Lsvensionen u. Knroigsn. — Mtthsilungsn aus u. über Lihliotholcsn. — Verivisohts Kotiren. — Leus Kr- sohsinungon auk dein (leidste des Libliotbelrsrvossns. — Knti- gnarisehe Kataloge. — Kuotion. — Lorsovalnaohriohton. Anzeigeblatt. IJnscratr von Mitglieder» des BörlenvercinS, sowie von den dom Vorstand des Börsendereins anerkannten Vereinen »nd Korporationen werde» sür die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 10 Ps., alle übrigen mit 2V Ps. berechnet.» Geschäftliche Einrichtungen und Veränderungen. (49829s Schw.-Gmünd, 21. September 1887. L. ?. Hierdurch beehre ich mich ergebenst mitzu teilen, daß heute die G. Schmid'sche Buch-, Kunst-, Mnsikalien- u. Schreibmaterialienhandlg. (Fr. Mauz) ohne Aktiva und Passiva durch Kauf in meinen Besitz übergegangen ist und von mir selbst unter der Firma: Jos. Roth, vorm. G. Schmid'sche Buchhdlg. weitergeführt werden wird. Es wird meine angelegentlichste Sorge sein, die unter Herrn Schmid's Führung so hoch an gesehene und in ausgezeichnetstem Rufe ge standene Firma wieder in die Höhe und zu neuem Aufschwung zu bringen. — Ich bitte demnach die Herren Verleger mir auch sür mein hiesiges Geschäft gütigst Konto eröffnen zu wollen. Durch umsichtige Geschüftsleitung, sowie pünktliche Erfüllung meiner Verbindlichkeiten werde ich mich dieses Vertrauens würdig zeigen und die geschäftlichen Verbindungen zu ebenso lohnenden als angenehmen zu gestalten suchen. Meinen Bedarf an Neuigkeiten wähle ich selbst — nur katholische Nova sind mir un verlangt in zehnfacher Anzahl erwünscht; da gegen ersuche ich um schnelle Zusendung von Cirkularen und Prospekten. Herr Gustav Brauns in Leipzig, der langjährige Vertreter der G. Schmid'sche,, Buch handlung, übernimmt gütigst auch für die neue Firma in Gmünd die Kommission, während Herr E. F- Steinacker mein bisheriger ge wissenhafter und pünktlicher Kommissionär für Leutkirch und Saulgau die Kommission weiter zu besorgen die Freundlichkeit hat; sür Stuttgart werden die Herren A. Liesching L Co. meine Kommissionsaufträge für beide Geschäfte zu übernehmen die Güte haben. Meine Herren Kommissionäre werden mit genügenden Mitteln versehen sein, um bei Kreditverweige rung fest Verlangtes bar cinzulösen. Mein Geschäft in Lcutkrch mit der Filiale in Caulgau erleidet durch diese Erwerbung nicht die geringste Veränderung; ich habe die selben zuverläßlichen und tüchtigen Händen an- vertraut, die bestrebt sein werden, in meinem Sinne und Geiste weiterzuarbeiten. Für Leutkirch und Saulgau ist nach wie vor nur ein Konto mit der bisherigen Firma: Rud. Roth's Buchhandlung notwendig, während ich sür Schw. Gmünd wie oben fir mieren werde. Mein neues Unternehmen geneigtester Be rücksichtigung und Unterstützung empfehlend, zeichne ich In aller Hochachtung und Ergebenheit J°s. Roth. vorm. G. Schmid'sche Buchhandlung. Luckau N.-L., den 1. Oktober 1887. (49830s Hierdurch beehre ich mich, Ihnen er gebenst mitzuteilen, daß ich mit dem heutigen Tage Hierselbst unter der Firma Otto Wehle eine , Buch-, Musikalien- und Schreib materialienhandlung eröffnet habe. Während meiner 14jährigen Thätigkeit im Buchhandel glaube ich die für mein Unternehmen nötigen Kenntnisse erworben zu haben. Meine genaue Kenntnis der hiesigen Platzverhälmisse (meiner Vaterstadt), sowie genügende Mittel berechtigen mich zu der Hoffnung auf guten Erfolg. Ich erlaube mir nun die höfliche Bitte, mein Unternehmen durch Kontoeröffnung gütigst zu unterstützen; es wird stets mein Bestreben sein, durch pünktlichste Erfüllung meiner Ver pflichtungen das mir geschenkte Vertrauen zu rechtfertigen. Herr R. Streller in Leipzig hatte die Güte, meine Kommission zu über nehmen, und wird derselbe stets Festverlangtes bei Kreditverweigerung bar einlösen. Verlagskatalog und Cirkulare erbitte mög lichst direkt. Mein Unternehmen Ihrem ge neigten Wohlwollen bestens empfehlend, zeichnet Mit aller Hochachtung Otto Wehle. (49831 j Durch Kauf ist ans dem Verlage der Herren Veit LComp.inLe,pzig in den weinigen übergegangen: Geschichte der Neuesten Zeit. (1815—1885). Von Constantin Bulle. Zweite Auflage. 4 Bände. Geh. 20 in 4 Leinenbände gebunden 24 in 2 Halbfranzbände geb. 25 Bestellungen hierauf bitte ich fernerhin an mich zu richten. Berlin 8>V., Wilhelmstr. 121, im September 1887. Leonhard Simion.