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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1899
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- Deutsch
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4770 Nichtamtlicher Teil. 149, 30. Juni 1899. Beifalls zu erfreuen hatte. Den Glanzpunkt des Abends bildeten zwei Vorträge des Violinvirtuosen Zundel vom königlichen Hoftheater, der den ersten Satz eines Konzertes von Böriot und Czardas von Hubay spielte. Der junge Künstler verfügt über eine bedeutende Technik, schönen, weichen Ton und wußte mit seinem eindrucksvollen Spiel die Gesellschaft so zu begeistern, daß er das Hubaysche Opus wiederholen mußte. Die Klavierbegleitung hatte Pianist Nack über nommen, dessen Spiel sich in feiner, diskreter Weise dem Soloinstrument anschmiegte. Derselbe Herr begleitete auch die Gesänge der »ersten Stuttgarter Kostümsoubrette«, Fräulein von Baransky, die mit den Vorträgen »Die Tage der Woche« und der Parodie auf das bekannte Lied »Das Edelweiß« erfreute. Genannte Dame trat später nochmals in einem Duett mit Herrn Förtsch auf, in dem der Buchhandel etwas durchgehechelt wurde. Eine hübsche Unterhaltung und manche Ueberraschung bereitete die Vorführung eines »Riesen phonographen« durch Herrn Förtsch. Der Apparat gab die verschiedensten Musikstücke, eine Gefechtsscene aus der Schlacht bei Sedan u. a., tadellos wieder. Eine in das Instrument gesprochene Rede von O. Petters erregte große Heiterkeit; unmittelbar gab der Phonograph sie wieder, und in das Hoch desselben auf E. Werlitz-Stuttgart stimmte die lustige Gesellschaft von Herzen ein. Die fröhliche Stimmung wurde durch ein gemeinsam gesungenes Lied noch erhöht. Am Dienstag den 20. Juni fand im großen Saale des Bürgermuseums die Abrechnuug, das für manchen Meß besucher interessanteste und einträglichste Geschäft, statt. Der Umsatz bei der Messe dürfte in diesem Jahre besonders hoch gewesen sein und ist mit auf das hervorragendste Verlags werk der abgelaufenen Geschäftsperiode, »Bismarcks Gedanken und Erinnerungen«, zurückzuführen. Geschäftliche Verluste, entstanden durch ausgebrochene Konkurse, waren mehr als in früheren Jahren zu beklagen und dürsten als Zeichen dafür gelten, daß die Lage des Sortiments eine schlechtere geworden ist. Anerkanntermaßen hat dieses unter der üppigen Konkurrenz der Reisebuchhandlungen, Antiquariate, Kolportage- Handlungen und — last not lss-sk — der Warenhäuser stark zu leiden, und eine Besserung der gegenwärtigen Verhältnisse ist kaum anzunehmen. Nach Abwickelung des geschäftlichen Teiles des Vormittags war der Rest desselben dem Frühschoppen im Garten des Hotel Textor gewidmet. Hier war es, wo der »historische Federhalter« nach einjähriger Ruhe wieder ausgegraben und vom Vorsitzenden E- Werlitz in feierlicher Weise Otto Petters- Heidelberg zum Zwecke der Versteigerung übergeben wurde. Schon viele Jahre nimmt sich dieser Wohlthäter des Buch handels der dankenswerten Aufgabe an, und wer einmal Zeuge gewesen ist, mit welcher Beredsamkeit und welch liebens würdigem Humor er alle Anwesenden vorzunehmen versteht, wird sich nicht wundern, daß es ihm auch heute ein leichtes wurde, eine namhafte Summe für die Notleidenden und Be drängten unseres Standes zusammenzubringen. Für den Nachmittag hatte der Vergnügungsausschuß einen Ausflug nach dem nahe gelegenen Untertürkheim ins Programm ausgenommen, um auch den Familien und der Ge hilfenschaft etwas zu bieten, die durch die Neuerungen des Mvntagsvergnügens etwas stiefmütterlich bedacht worden waren. Obwohl der Himmel ein bedenkliches Gesicht machte und zur Zeit der Abfahrt des Extrazuges schon die ersten Regentropfen herabsandte, setzte sich dieser doch kurz nach 4 Uhr aus der weiten Bahnhofshalle in Bewegung. Das drohende Gewitter kam nicht zum Ausbruch, und so konnte der große, prächtige Garten des Gasthofs zum Hirsch in Unter türkheim die Gesellschaft aufnehmen, die sich bei einem Kon zert der Kapelle eines Stuttgarter Jnfanterieregimeuts ans das beste unterhielt. Mit den Abendzügen folgte noch eine Anzahl Buchhändlerfamilien, die mit Bezug auf den Regen das Sprichwort »Vorsicht ist die Mutter der Weisheit« be folgt hatten, so daß sich der geräumige Garten noch mehr füllte. Bei einbrechender Dunkelheit stammten rings um die Feststätte farbige Lichter auf, Lampions warfen ihren matten Schein auf die Gesellschaft, während das ganze Anwesen von Hunderten kleiner Lämpchen umsäumt war. Die äußeren Linien des Gartenpavillons hoben sich in ihren verschieden artigen Farben recht wirkungsvoll von den dunkeln Bäumen ab, und dazu kamen die venezianischen Lichter mit ihren mannigfachen Figuren. Ein stattlicher Damenflor vervoll ständigte die Farbenpalette, und über all den Zauber von Kunst und Natur ergoß der Mond, der inzwischen neugierig hinter den Wolken hervorgekommen war, sein sanftes Licht. Im Saale ließ eine zweite Kapelle ihre einladenden Weisen ertönen und lockte die Jugend zum Tanze, dem eifrig ge huldigt wurde. Als die Rückfahrt um 11'/, Uhr angetreten wurde, hatte das Fest für viele nur allzu früh sein Ende erreicht. Dankbar wird die ganze Gesellschaft des Festausschusses, der Herren F. Fleischhauer und M. Kielmann, gedenken, die die Vorbereitung der Festtage übernommen hatten und bestens bemüht waren, sie genußreich zu gestalten. Möge über der süddeutschen Buchhändlermesse und ihren Festlichkeiten auch fernerhin ein glücklicher Stern walten und alle diesjährigen Meßbesucher im neuen Jahrhundert wieder bei ihr vereinen! Kleine Mitteilungen. Zur Briefbcstellung in Berlin. — Eine ungleiche, zum Teil stark verzögerte Bestellung der Briefe aus München wurde am 26. d. M. in einer Sitzung der Nettesten der Berliner Kaufmannschaft besprochen. Die Handels- und Gewerbekammer für Oberbayern zu München hatte in einem Schreiben an die Nettesten Klage darüber geführt, daß die Bestellung der von München in Berlin angekommenen Briefe sich sehr häufig über Gebühr verzögere, auch in den verschiedenen Postamtsbczirkcn zu sehr verschiedener Zeit erfolge. Beispielsweise kämen von den Briefen, die in München nachmittags aufgcgeben werden, in Berlin mit dem Nachtschnellzuge bald nach 6 Uhr früh eintreffcn, ein Teil schon zwischen 8 und 9 Uhr, ein anderer dagegen erst zwischen 9 und 10 Uhr vormittags und später, einige sogar erst um 4 Uhr nachmittags in die Hände der Adressaten. Dabei handle es sich durchaus nicht etwa um weit von einander entfernte Stadtteile; sondern es hätten zum Beispiel die beiden Seiten der Voßstraße, die zu verschiedenen Postämtern gehören, Unterschiede von 3, ja bis zu 7 Stunden in der Bestellzeit aufzuweisen. Ebenso kämen auch in Berlin aufgegebene Briefe nach München häufig nicht mit dem nächsten Zuge fort und also verspätet in München an, wobei die Schuld nachweislich der verspäteten Abfertigung vom Berliner Postamte beizumessen sei. Die Münchener Kammer hat sich mit der Bitte um Abhilfe bereits an die Generaldirektion der bayrischen Posten gewandt. Die Nettesten konnten die erbetene Unterstützung einstweilen noch nicht gewähren, weil ihnen ent sprechende Klagen noch nicht zugegangen waren; es wurde aber beschlossen, falls solche, mit den nötigen Belegen versehen, aus den Interessentenkreisen geltend gemacht werden sollten, sich dem Münchener Schritte anzuschließen. Es ist also denen, die etwa unter den mitgeteilten Uebelständen zu leiden haben, Gelegenheit gegeben, durch Mitteilung an die Nettesten für Abhilfe zu sorgen. Kongreß der Napoleon forscher. — Ueber einen un gewöhnlichen Kongreßplan für das Jahr 1900 berichtet die Beilage zur -Allgemeinen Zeitung«: -Die Napoleonforschung hat seit einigen Jahren einen solchen Aufschwung genommen, daß sie sogar schon den Gedanken reisen ließ, die in den verschiedenen Ländern Europas lebenden Bearbeiter der Geschichte Napoleons I. zu einem eigenen Kongreß zu vereinen. Das merkwürdigste daran aber ist, daß die Idee hierzu nicht in Frankreich selbst, sondern auf italienischem Boden entstand. Aus An laß des bevorstehenden 100. Jahrestages der Schlacht von Marengo (14. Juni 1800) hat sich nämlich unlängst in der italienischen Stadt Alessandria, vor oeren Thoren ja das berühmte Schlacht feld liegt, ein -Oowitö intornatioual« gebildet, um einen Kongreß der Historiker, die sich mit der Napoleonischen Periode beschäftigen,
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