Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1899
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18990630
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189906301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18990630
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-30
- Monat1899-06
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
149, 30. Juni 1899. Nichtamtlicher Teil. 4269 gebunden war, ein Exemplar desselben an die Königliche Oeffent- liche Bibliothek in Stuttgart als »Pflichtexemplar« unentgeltlich abznliefern, soll ihm fernerhin die Hälfte der den Herstellungs betrag von 30 ^ übersteigenden Kosten ersetzt werden. Wenn auch der alte Zopf noch nicht ganz gefallen ist, so ist mit dieser Aenderung doch ein teilweiser Erfolg zu ver zeichnen. — Der Vereinskassierer, Hermann Wildt-Stuttgart, konnte eine so günstige finanzielle Lage des Vereins schildern, daß sich die Versammlung mit der Anlage von 2000 in württembergischen Staatspapieren von dem über 2500 betragenden Barvermögen einverstanden erklärte. — Die Ersatzwahl für die statutengemäß aus dem Ausschuß scheidenden Herren A. Bonz, P. Kurtz-Stuttgart und L. Frey- Ulm ergab deren Wiederwahl. — Die Behandlung der Lehr lingsfrage, die auch in der Leipziger Versammlung ihre Kreise gezogen hat, brachte weiteres Leben in die sonst ruhig und mild verlaufende Generalversammlung. Der Ausschuß hatte, da der Termin zur Anmeldung eines Vereinsdelegierten, der an den Beratungen der für die Behandlung der Frage eingesetzten Kommission teilzunehmen hat, mit dem 31. Mai ablief, Herrn P. Kurtz-Stuttgart bestimmt. Schon in der Generalversammlung des Vorjahres hatte der Verein erklärt, daß er der Sache nicht sympathisch gegenüberstehe, und es wurde daher von E. Werlitz und C. Engelhorn darauf auf merksam gemacht, daß es unrichtig sei, in P. Kurtz einen Freund der Lehrlingsprüfung zu entsenden. Der Antrag von C. Engelhorn-Stuttgart, einen Herrn als Abgeordneten zu entsenden, der die Anschauungen der überwiegenden Mehrheit des Vereins bei den Verhandlungen zum Ausdruck bringe, fand Annahme, und so ging F. Stahl-Stuttgart aus der Wahl hervor. Hiermit erreichten die Verhandlungen gegen llstz Uhr ihren Schluß, und man konnte sich nach gethaner Arbeit mit Behagen dem Genuß eines Frühschoppens hingeben. Dieser wurde im Garten des neuen Restaurants Koppenhöfer ein genommen, und die Kapelle Brauer-Rapp ließ ihre fröhlichen Weisen dazu ertönen. Der Festausschuß, bestehend aus den Herren F. Fleisch hauer und M. Kielmann, war in seinen Arrangements von den Gepflogenheiten der letzten Jahre wesentlich abgewichen und hatte so z. B. das Festmahl auf 5 Uhr nachmittags anberaumt. Der große Saal des Bürgermuseums, in dem am Vormittage die ernsten, geschäftlichen Beratungen statt gefunden hatten, war inzwischen in einen freundlichen Fest raum verwandelt worden. Ueppiges, saftiges Grün blickte aus den Ecken, drei Längs- und eine Quertafel, mit blendend weißem Linnen bedeckt und mit reich beladenen Fruchtschalen und Aufsätzen geschmückt, luden zum Mahle ein; die schon genannte Kapelle wartete nur eines Winkes, um dieses mit einem Festmarsch einzuleiten, lieber 100 Teilnehmer hatten sich zu dem Essen versammelt, und da der Magen bis 5 Uhr etwas lang geworden war, so war es erklärlich, daß der Küche und dem Keller des Museumswirtes alle Ehre angethan wurde. Die so oft, aber mit Unrecht, angezweifelte Leistungsfähigkeit des Sortiments trat hier ins schönste Licht, und niemand wird sich über dessen Verwendung für die schmackhaften »Novitäten« zu beklagen gehabt haben. Ebenso kann konstatiert werden, daß der Verleger im Vollgefühl seines Standesbewußtseins mit jenem in edlem Wettstreit um die Palme rang und seine Leistungsfähigkeit konstatierte. Der Antiquar ging bei dem Mahle nicht leer aus und ramschte manches, wenn auch nicht zu Schleuderpreisen. Die Reihe der Toaste eröffnete der Vorsitzende, E. Werlitz, indem er ausführte, daß schon bei unfern Altvordern eine schöne Sitte bestanden und der erste Trinkspruch den Herren gegolten habe, die ihnen im Kampfe vorangegangen seien: den Herzögen und Königen. Wir leben nun nicht in Kampf SechsuMechzWür Jahrgang und . Streit, vielmehr in einer Zeit der Friedens- und Ver legerkongresse und begrüßen an der Spitze des Reiches einen Herrscher, der nicht im Kampfe, vielmehr in friedlichem Sinne ein Mehrer des Reiches ist: Kaiser Wilhelm II. Seine Bestrebungen werden eifrig unterstützt von König Wilhelm von Württemberg, seinem treuen Verbündeten. Beiden Herrschern bringen wir unsere Huldigungen dar, indem wir rufen: »Der deutsche Kaiser Wilhelm II. und König Wilhelm II. von Württemberg leben hoch, hoch, hoch!« In das mit voller Begeisterung ausgebrachte Hoch fällt das Orchester mit der Nationalhymne ein, die von der Festversammlung stehend angehört wird. — Bald darauf folgt H. Wildt-Stuttgart mit dem zweiten Trinkspruch, indem er die Gäste von aus wärts, Kollegen, Künstler und Schriftsteller herzlich willkommen heißt. Redner betont, daß jetzt, nachdem das Geschäftliche des Tages hinter uns liegt, der Idealismus mehr zum Aus druck kommen kann. Buchhändler, Schriftsteller und Künstler verfolgten dieselben Interessen, ihr Lebensberuf bestehe darin, der Litteratur und Kunst zu dienen. Auf den gemein samen Bestrebungen beruhe die Freundschaft, die sie mit einander verbindet. Als Zeichen derselben weiht Redner den Gästen ein volles Glas, und sein Hoch auf sie findet freudigen Widerhall. — Der dritte und letzte Toast galt dem deutschen Weibe und wurde ausgebracht von O. Petters- Heidelberg. Noch ehe dieser ein Wort spricht, wird er mit lebhaftem Beifall begrüßt. Alles hängt lauschend an seinem Munde, und bei der impulsiven Natur des Redners wird das ganze Auditorium mit fortgerissen und stimmt lebhaft in sein Hoch ein. — Nägele-Stuttgart führt in launiger Weise aus, die letzte That des abtretenden Kassierers W. Effenberger sei gewesen, 250 aus der Vereinskasse für die Meßvergnügungen des letzten Jahres zu verabfolgen. Sowohl der vorjährige, als auch der neue Festausschuß wisse jedoch nichts mit dem Gelds anzufangen, weshalb er eine Verteilung unter die An wesenden vorschlage. Von keiner Seite erhob sich Widerspruch, weshalb nunmehr reizende Geldsäckchen zur Verteilung ge langten, gefüllt mit Kronen, Doppelkronen und blitzendem Silbergeld. Leider war es nicht in Umlauf zu bringen, denn es erwies sich nur zu bald als eitel Chokolade. Der Fest ausschuß erfreute die Gesellschaft ferner mit einem hübschen Notizbuch, aus der Buchbinderei Heinrich Koch-Stuttgart stammend, einem hübschen Mäppchen, gestiftet von der Leipziger Buchbinderei-Aktiengesellschaft vormals Gustav Fritzsche, das die von Fritz Reiß elegant illustrierte Wein- und Speisenkarte nebst Musikprogramm enthielt. Daß ein Festlied nicht fehlte, ist wohl selbstverständlich. Es präsentierte sich dieses Mal als kleines Taschenliederbuch in Querformat, in lustigster Weise in Potpourriform interessante buchhändlerische Ereignisse des letzten Jahres, so z. B. Podbielski und den Zeitschriften- Vertrieb, Goethedenkmal in Straßburg, Bismarcks Gedanken und Erinnerungen, Grillparzerpreis und manches andere, be handelnd. Acht Uhr hatte es bereits geschlagen, als man beim Kaffee angelangt war, und nun hieß es, schleunigst den Festsaal räumen, um ihn für den »Bierabend« einzurichten, zu dem auch die Gehilfen eingeladen waren. Auch in diesem Arrangement war man von der früheren Ge pflogenheit, dem Familienabend, abgewichen, und hatte aus dem so sehr beliebten Feste, das sich stets regster Teilnahme zu erfreuen hatte, einen Herrenabend konstruiert. Mit ein- stündiger Verspätung wurde dieser mit zwei Musikvorträgen der Kapelle Brauer-Rapp eingeleitet. Es folgte ein humo ristischer Vortrag des beliebten Salonhumoristen, Hermann Förtsch, der das erste Kapitel einer eigens für diesen Tag geschriebenen Kriminalnovelle zum besten gab, worin die Namen fast sämtlicher Mitglieder des Süddeutschen Buch händlervereins verflochten waren und die sich lebhaften 635
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder