U 26l, 10. November 1930. Fertige Bücher. Börs-n»la»s d Dtichn. Buchhandel. 89.31 Viir bitten, «>>« kolgvncßs Uiürrßisung sukmsrkssm ru lesen. IL01.XI/VV5 öikl.!07«ex rc!7oeuOS5>5cbiklr wexxe Der alte Mann hört in der Mitternacht ein Geräusch vor dem Haus, erblickt indes, durch die Scheiben spähend, einen armen Teufel, der zum Holzvorrat geschlichen ist und mit ein paar Scheiten flüchten will. Da reißt der alte Mann, totenblaß vor Entsetzen, das Fenster auf und schreit aus ganzer Kraft, das Holz sei „herrenlos". Gleich danach vertieft er sich wieder, ruhig und friedvoll, in das Studium göttlicher Weisheit. Alle, denen ich das Buch in die Hand gab, sprachen dann zuerst und scheinbar am meisten berührt von dem alten Mann, der sein Eigentum verleugnet, damit die Sünde des Diebstahls daran nicht begangen werden könnte. Mit dieser kleinen Szene greift uns der Dichter sofort gradaus ans Herz, das sich ihm ohne Widerstand aufschließt. Der Roman spielt im Zeitalter der Renaissance und der Reformation, in den Tagen des erwachenden Humanismus und der grausamsten Verfolgungen; in einer Welt, die erleuchtet war vom Feuer vieler erhabener Geister und überflammt vom Brande zahl loser Scheiterhaufen. Wenn man aber aus dem Rausch und Traum dieses Buches wieder zur Besinnung kommt, merkt man, wie sehr das Licht und die Finsternis jenes fernen Jahrhunderts dem Licht und der Finsternis unserer Gegenwart ähnlich sind. Man erblickt dieselben Sonnen der Wahrheit, heute wie damals. Sie gehen glanzvoll auf und werfen ihre Strahlen auf niedrigen Haß, auf barbarische Verbrechen, die am freien Denken zuchtlos und brutal verübt werden, in der Gegenwart genau so wie je. Erschüttert fühlt man im Kostüm einer versunkenen Welt die ganze blutig-heiße Leben digkeit unserer modernen Welt pulsieren und weiß plötzlich, daß die bunten Lappen historischer Kostüme nur poetischen Mummenschanz bedeuten. Sie werden durchschei nend, diese alten Trachten, und nackt wird unter ihnen unser eigenes Menschentum sichtbar. Dennoch hat die Magie, mit der Mar Brod sein Werk durchtränkt, so viel täuschende Kraft, daß man ganz in ferne Zeiten sich entrückt glaubt. Von der reißenden Strömung der Ereignisse mit fortgetragen, meint man in nebelhafte Fernen zu entgleiten und ist dann zuletzt am eigenen, wohl vertrauten Ufer gelandet, wie verzaubert; ist verwirrt und betäubt, wenn man langsam zu begreifen anfängt, daß man eigentlich auf den Strom schnellen heutiger Entwicklungen, Katastrophen und Tragödien dahingetrieben wurde. Was für einen Aufstieg hat Mar Brod genommen! ncuk nie»« bkOl): ksuksni. kin Ksnc»i85c>ricsi'ornc>n 272 äsilon. Oonrlvinsn ^ 3.20 123«'