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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1939
- Strukturtyp
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- 1939-01-21
- Erscheinungsdatum
- 21.01.1939
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Verlag und Sortiment in England In dcr Serie der öffentlichen Fachvorträge, die in London alljährlich zur Erinnerung an den Verleger I, M. Dent ge halten werden, sprach im Oktober 1938 in der Stationers' Hall Harold Raymond über den Verlags- und Sortimentsbuch handel in Großbritannien. Er gab eine Übersicht über die Nach kriegsentwicklung und die Tagesprobleme, die unsere Kollegen jenseits des Kanals beschäftigen. Dcr Vortrag, der im kublisders' Liroular abgedruckt wurde, liegt jetzt, wie seine Vorgänger, in Buchform vor"). Harold Raymond ist 1919, unbeschwert von Vorurteilen, zum Berlagsbuchhandel gekommen. Er war vorher fünf Jahre Lehrer und fünf Jahre Soldat. Die altfundiertc Firma, der er als Teilhaber beilrat, erfreute sich gerade der Hochkonjunktur eines Schlagers. Seine ersten Eindrücke waren somit, daß dcr Vcrlagsbuchhaudcl eine nicht zu anstrengende, sichere und ein dringliche Angelegenheit sei. Einen großen Teil seiner Zeit ver wandte er in den ersten Jahren mit dem geruhigen Bemühen, alte Romane abzustoßen, die schon lange aufgehört hatten, sich zu verkaufen. Wer die billigen Ausgaben, von denen jetzt in England so viel gesprochen wird, für einen modernen Faktor im englischen Buchhandel hält, wird überrascht sein zu hören, daß er 1919 schon mehr als dreiviertcl Million broschierter —/6 ck- Bändc vorfand, die in den Regalen schliefen. Während dieser melancholischen Tätigkeit fragten sich die beiden Partner, ob sie bei etwaigen Ausfällen genügend Ersatz an neuen Autoren fin den würden, um die Firma auf der Höhe zu halten; bei ihren Bemühungen mußten sie zu ihrer Überraschung verstärkte Kon kurrenz fcststellcn. Der Grund war nicht schwer zn erkennen. Der Berlagsbuchhandel zieht den Mann mit literarischem und künst lerischem Geschmack genau so an wie den nüchternen Geschäfts mann, dcr mehr Vertrauen zu seinem Verkaufstalent als zu seinem literarischen Urteil hat. Man braucht kein Eintrittsgeld zu zahlen, kein Examen abzulegen und benötigt auch nicht zu viel Kapital. Die sichtbarste Folge dcr außerordentlichen Konkurrenz ist Überproduktion. Die neue Firma muß mittelmäßige Bücher aufnehmen, wenn sie sich nicht genügend gute Autoren sichern kann, die alte Firma ist versucht, Mittelmäßiges anfzunchmen, um die guten Werke zu ersetzen, die sie an den jungen Rivalen verloren hat. Der Verleger zahlt weiterhin mehr für seine Ware. Der Autor mit Namen fällt dem höchsten Bieter zu, er erhält einen Vorschuß an Tantiemen, der nie verdient werden kann. Damit ist das Problem aber noch nicht beendet, da Autor und Verleger durch die Tantiemen Teilhaber werden, deren Inter essen nicht gleich sind. Dcr Autor ist nur an der Endsumme des Verkaufs interessiert, während der Verleger naturgemäß auf Gewinn- und Verlustkonto achten muß — und welcher Verleger hat während dcr letzten zwanzig Jahre sein Jnseratkonto nicht wenigstens verdreifacht! Daraus folgt, daß dcr Berlagsbuchhandel mehr und mehr eine Spekulation und dcr Verdienst kleiner wird. Wenn auch höhere Tantiemen an die Autoren gezahlt und den Sortimentern größere Rabatte bewilligt werden, so kommt dcr Käufer trotz dem nicht zu kurz. Infolge der Konkurrenz ist die Buchausstat tung immer besser geworden. Wenn zu Anfang der zwanziger Jahre nur wenige Firmen auf das Äußere der Bücher Wert legten, so gibt es heute nur wenige Häuser, denen cs gleichgültig zu sein scheint, wie ihre Bücher aussehen. Mit der Konkurrenz hat sich die Arbeit verdoppelt und die Buchhaltung vervierfacht, ebenso ist die Herstellung und Werbung viel umfassender und schwieriger geworden. Beunruhigt haben den englischen Verleger in den letzten Jahren Schadenersatzklagen von Leuten, die sich irgendwie getroffen, gekränkt und beleidigt fühlen und durch Klagen oft nichts zu verlieren haben; die ständigen Drohungen gehen so weit, daß Verleger sich veranlaßt gesehen haben, sich dagegen zu versichern; die Versicherung hat das Problem aber nur noch mehr verschärft. L Lons, t.onäoo. 12°. 6eb. 1/6 sd. net. Wenn erhöhter Wettbewerb nach dem Kriege eine der charakteristischsten Erscheinungen des englischen Vcrlagsbuch- handels ist, so andererseits der Mangel an Zusammenarbeit. Dem zu Anfang dcr zwanziger Jahre dem Buchhandel Zugetre tenen mußte es erscheinen, als ob die Erhaltung des dlet bovk- Abkommens der einzige Kontakt zwischen dem Verleger- und dem Sortimenterverband sei, daß mit dieser für den Handel lebcnsrcttenden Tat die ganze Energie aufgebraucht war und beide Verbände das Abkommen als Anfang und Ende ihrer Zu sammenarbeit betrachteten. Neuen Antrieb gab die 1929 durch die Begeisterung von Hugh Walpole erfolgte Gründung der Sooietz- ok Loollmsu. Aus den Diskussionen dieser geselligen Vereinigung entstand 1925 der National Look Oouneil und 1927 das ckoint Oowmittss, weiterhin das ckoint Lckvisürx Oommittee. Diese Einrichtungen betreuen heute in loser Form recht und schlecht den englischen Handel und sind nicht mehr fortzudcnken. Die Begrenzung der Zusammenarbeit kann man an den treibenden Faktoren dcr letzten Jahre feststcllen: den »Zwanzig- Psennig-Bibliothekcn-, den »Buchgcmeinschaften- und den »Bil ligen Neudrucken-. Die TUvoyenn^ llbrarz- verdankt ihre Beliebtheit nicht nur der Billigkeit, sondern vor allem dcr Verbreitung. Vor einigen Jahren befanden sich die Bibliotheken nur im Zentrum der Städte und wurden von denen in Anspruch genommen, die oft genug dorthin kamen oder sich die Bücher schicken lassen konnten. Sie sind heute in jedem Dorf und in jedem Vorort zu finden, sie können für sich in Anspruch nehmen, den Leserkreis wesentlich erhöht zu haben. Die Gefahr liegt aber darin, daß er nicht immer neu geschaffen ist, sondern sich aus Mitgliedern alter Bibliotheken zusammensetzt, weiter, daß diese Unternehmen eines Tages, da der Verdienst nicht sehr groß sein kann, von Firmen aufgekauft werden, denen nicht so sehr daran liegt, mit dem Buchverleih ein Geschäft zu machen, als vielmehr nur die Leute in ihren Laden zu bekommen. Die Buchgemeinschaftsbewegung ist amerikanischen Ur sprungs. Dem dort sehr erfolgreichen koolr vk tka ölontk 6Iub, dcr die Bücher zum Ladenpreis verkaufte, folgte die noch erfolg reichere lüterarz- kuilcl, die ihren Mitgliedern Bücher zu niedrigeren als den Ladenpreisen zur Auswahl stellte. In Eng land folgte dem Hook ok tde ölontk 6Iul> die Look 8oeietv, die zuerst beim Buchhandel auf Widerstand stieß, dann aber zu gelassen wurde, da sie das Ilst book-Abkommen anerkannte. Später folgten eine solche Masse von Nachahmern, daß die bei den Buchhandelsorganisationen zum Handeln gezwungen wur den. Man stellte Vorschriften auf, die, wenn sie durchgeführt würden, das Ende der preisuntcrbictenden Buchgemeinschaften bedeuten. Ob sie durchgesetzt werden können, ist eine Frage, die den ganzen Buchhandel heute bewegt. Eine noch revolutionärere Wirkung als die billigen Biblio theken und die Buch-Klubs üben heute schon die billigen Neu drucke — die »Penguins» aus. Sie existieren an und für sich schon seit sünfundsiebzig Jahren, die heutigen Ausgaben unter scheiden sich aber wesentlich von den Borkriegs-—/6 ck-Büchern. Sie sind besser hergestellt, sie stehen auf höherer literarischer Stufe, cs sind oft neuere, sogar ganz neue Werks dabei und dann sind sie absolut billiger, weil die Währung gesunken ist und die Bücherpreise sich erhöht haben. Bei diesen unbestreitbaren Vor teilen ist gar nicht darüber zn streiten, daß die billigen Nach drucke ein neues Publikum finden und es auch erziehen. Sie er reichen die Leute nicht nur durch den eigentlichen Buchhandel, sondern durch die Woolworth-Geschäfte, die Dorf- und die Tabakläden, Automaten und tausend andere Kanäle. Die Leser finden Geschmack an diesen Ausgaben — auch die Autoren. Wenn die Tantiemen eines Romans nach acht Jahren ganz zusammen geschrumpft sind, darf man sich nicht wundern, daß ein Autor zugreift, wenn ihm noch einmal ein größerer Betrag geboten wird und eine billige Ausgabe sein Werk in 50 bis 100 000 Exemplaren neu auf den Markt bringt. 5«
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