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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-02-13
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1908
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- Deutsch
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- Saxonica
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1760 Börsenblatt f. d. Dtschiu Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^5 36, 13. Februar 1908. Berlin wächst zwar und gründet sich auf günstige gerichtliche Entscheide, richtet sich aber nicht gegen die Gebührenabgabe an sich, sondern erstrebt deren Abwälzung auf die Musik direktoren. — In Holland treten von neuem Stimmen auf für den Anschluß an die Berner Konvention. Über den Buchverlag kann im allgemeinen für das Jahr 1907 nur dasselbe gesagt werden wie in den Berichten für 1906 und 1905. Am auffallendsten ist die ungeheure Pro duktion, namentlich an den für die allgemeine Lesewelt be stimmten Werken. Unzweifelhaft ist mit der starken Be- völkernngszunahme und dem Wohlstand die Kauffähigkeit und Kauflust des Bürgers, Bauern und Arbeiters stark im Wachsen. Werke, die nach Absicht und Hoffnung ihrer Ver fasser und Verleger als -Schlager« ihren Lebenslauf voll bringen sollen, oder die sich unerwartet als solche erweisen, beziffern ihre Auflagen nach Zehntausenden als Einheit. — Sehr erfreulich ist auch, daß unsre deutschen Klassiker eine unverwüstliche Anziehungskraft bewähren. In großen Massen werden sie abgesetzt, und zwar in Aus gaben, die an Sorgfalt der Textkritik, der Ausstattung und zugleich an Wohlfeilheit kaum noch Wünsche lassen. — Auch das Ringen um die Weltanschauung, um Vertiefung und Verinnerlichung der Persönlichkeit, die Erörterung von Kulturfragen des häuslichen und öffentlichen Lebens, — alles das sind bedeutsame Zeichen der Zeit, die sich in der Tätigkeit des Verlagsbuchhandels deutlich widerspiegeln. — Daneben läuft freilich auch im Buchhandel das Haschen nach Sensationen und die tief betrübende Spekulation auf gemeine Instinkte, namentlich auf Verirrungen des Geschlechtslebens. Ebenso wie in den Winkelbuchhandlungen und kleinen Papiergeschäften neben der in Zehnpsennigheften reißend ge kauften Detektiv-, Verbrecher- und Abenteurer-Literatur das gleich wohlfeile, aber gediegene ehrbare Volksbuch nicht auf kommt, so machen sich anderswo die auf kaufkräftigere, ja gebildete Kreise berechneten schein-medizinischen »Belehrungen», die -wissenschaftlichen» oder »künstlerischen» Schilderungen des weiblichen Körpers, die Halbweltbücher breit. Das liegt nicht nur am Buchhandel, sondern am ganzen Volke; denn wäre diese Ware nicht begehrt, so würde sie nicht gedruckt. Aber dem Buchhandel zur Ehre gereicht es auch nicht, daß ein Teil seiner Mitglieder druckt, was derart begehrt wird. Ein Gegenstand immer ernsterer Sorge vieler Verleger wird der Vertrieb ihrer Produktion. Der Sortiments buchhandel kann da nicht mehr mit; die Überfülle wird er drückend. Die tüchtigen Sortimenter greifen sich heraus, was sie brauchen; das andre bleibt zurück. Das übliche Eingreifen des Verlegers durch Versand eigner Drucksachen hilft immer weniger, weil auch ihrer zu viel werden. Es kommt aber immer mehr zur Herausarbeitung und Betonung einer Eigenart; auch die Persönlichkeit des Verlegers wirkt mehr mit als früher, dem Kundigen erkennbar und auch im Publikum, oft unbewußt, empfunden. Ein Verlag oder eine Zeitschrift, die eine -Gemeinde« zu bilden und zu er halten versteht, fährt auch geschäftlich dabei gut; ihr Ver trieb nimmt den wohlfeilsten und wirksamsten Weg, den von Mund zu Mund der Gesinnungsgenossen. Zersplitterung der Verlagstätigkeit dagegen ist mehr denn je der sichere Weg zum Mißerfolg. Der Kommisfionsplatz Leipzig hat auch im ver gangenen Jahre nichts an Bedeutung und Umsatz verloren. Man kann sogar behaupten, daß trotz der schlechten wirt schaftlichen Lage, unter der natürlich auch der deutsche Buch handel zu leiden hat, der Verkehr über Leipzig ständig an Bedeutung zunimmt. Der Geschäftsgang ist im allge meinen der gewohnte gewesen, gestört nur durch die bereits geschilderten Trübung des Verhältnisses zu den Angestellten. Zu den in allen Dingen erhöhten Geschäftskosten trat hinzu noch der außergewöhnlich hohe Diskont- und Lombard zins fuß, der gegen Ende des Jahres sich zu einer richtigen Geldkrisis gesteigert hat. Mehr denn je wird außerhalb Leipzigs über den Leipziger Kommissionär geklagt. Zwar wird die Schnelligkeit und Pünktlichkeit seiner Arbeit nicht bemängelt; auch wird zugegeben, daß an der Organisation unsrer großen Kom missionsgeschäfte kaum noch wichtige Verbesserungen vor genommen werden können. Der Vorwurf aber, den der Leipziger Kommissionär von Zeit zu Zeit über sich er gehen lassen muß, ist, daß er seinen Kommittenten zu große Kosten verursache. Berechtigt ist diese Klage sicher nicht. Der Leipziger Kommissionär hat seine Gebühren seit Jahr zehnten nicht in die Höhe gesetzt, trotzdem gerade er unter den Teuerungsverhältnissen sehr zu leiden hat. Alle seine eignen Ausgaben, nicht zum mindesten für Gehälter, sind gewaltig gestiegen. Während aber alle graphischen Anstalten, während auch die Spediteure diese Steigerungen der eignen Kosten schon längst auf ihre Kunden abgewälzt haben, hat sie der Leipziger Kommissionär seither aus eigner Tasche be zahlt. An sich ist die Einrichtung des Leipziger Kommissions platzes wirtschaftlich richtig, denn mit Ausnahme der wenigen direkten Sendungen, die einzelne Sortimenter oder von Fall zu Fall vereinigte Sorlimentergruppen mit Portovergünsti gung direkt von den Verlegern beziehen können, muß der Hauptverkehr doch durch eine Zentrale geleitet werden. Es ist eine alte Erfahrung, die noch von keinem neuen Rechner und Reformator widerlegt werden konnte, daß GUter- Sammclstellen, wie die Kommissionsplätze, trotz der durch sie entstehenden Kosten immer bei weitem billiger arbeiten, als wenn die Millionen kleiner Paketchen sich ihren Weg direkt suchen müßten. Da aber der Kommissionsbuchhandel eine wirtschaftlich gesunde Einrichtung ist, so muß er sich auch denjenigen Verdienst verschaffen, der für sein Bestehen notwendig ist. Deshalb wird auch der Leipziger Kommissions buchhandel über kurz oder lang zu einer Erhöhung seiner Gebühren schreiten müssen, um die ihm selbst entstehenden Ausgaben wieder in ein richtiges Verhältnis zu seinen Be rechnungen zu setzen. Besonders die Gebühren, die in Leipzig für Verlagsauslieferungen berechnet werden, entsprechen durchaus nicht mehr den heutigen Zeitverhält nissen; ja in vielen Fällen würde eine sorgfältige Nach rechnung ergeben, daß manche Verlagsauslieferung für den Kommissionär ein Verlustgeschäft ist. Der Leipziger Kommissionsbuchhandel hat sich durch die drei Firmen Volckmar, Staackmann und Koehler im letzten Jahre einen wesentlichen Einfluß auch auf den Zwischenhandel der beiden andern Buchhandel-Zentralen Berlin und Stuttgart gesichert. Die Firma F. Volckmar in Berlin hat das Amelang'sche und Mickisch'sche Kommissions geschäft gekauft und somit den überwiegenden Teil des Ber liner Zwischenhandels in ihren Händen vereinigt. Die Firma K. F. Koehler hat in Stuttgart das Nefffsche Kommissionsgeschäft gekauft und mit einem neuen süd deutschen Barsortiment unter der Firma Neff L Koehler verbunden, während die Gruppe Volckmar-Staackmann ihr Stuttgarter Kommissionsgeschäft zur weiteren Stärkung ihres dortigen Barsortiments Albert Koch L Co. mit der Firma A. Oetinger unter der neuen Firma Koch L Oetinger, G. m. b. H. verschmolzen hat. Das Barsortiment, dessen Entwicklung wohl den Anlaß dazu gegeben haben mag, daß jene Leipziger Firmen sich ihren Einfluß auch auf den andern Kommissionsplätzen
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