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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-10-02
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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^ 280, 2. Oktober 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. b- Dtlchn. vuchbandel. 10689 freigestellt, ihre Objekte in jener oder jenen Sprachen zu überschreiben, die ihnen passend erschien. Hierbei hat aber nun häufig der tschechische Chauvinismus über die ruhige Überlegung den Sieg daoongetragen und es verursacht, daß infolge der vielen nur tschechischen Aufschriften die Nicht slawen den Wert der Ausstellung nicht voll zu ersassen ver mögen. Allerdings wird der amtliche Katalog in den beiden Landessprachen abgesaßt, aber heute noch, wo wir uns näher dem Ende als dem Anfang der Ausstellung befinden, ist der Katalog, in deutscher Sprache wenigstens, noch lange nicht fertig. Was nützen aber die interessantesten Graphica, die lehrreichsten Erläuterungen, wenn sie in einer Sprache abgefaßt sind, die nur fünf Millionen Menschen verstehen! Es ist nicht viel länger als sechzig Jahre her, daß das nationalliterarische und nationalkünstlerische Leben bei den Tschechen wieder erwachte. Die Entwicklung, die Kunst und Literatur in diesem Zeitraum bei diesem zweisellos hoch- begabten Volke genommen haben, ist nun eine geradezu enorme, und die Mittel und Wege, die Produkte der Kunst und Literatur zu vervielfältigen, haben mit ihr vollen Schritt gehalten. Die polygraphische Industrie steht daher auf einer hohen .Stufe, die Verlags- und Druckereifirmen Unie, Otto, Rivnai, St^blo, Topiä, Koöi, Vilimek rc. leisten Vorzügliches und brauchen einen Vergleich mit so mancher bekannten Verlagsanstalt in Deutschland und dem sonstigen Auslande nicht zu scheuen. Die Höhe dieser Industrie zeigt aber auch, daß die literarischen und künstlerischen Bedürfnisse im tschechischen Volke groß sind, unendlich viel größer, als man gemeiniglich glaubt. Hierzu kommt, daß die Tschechen aus Patriotismus und nationalem Empfinden ihren Buch- und Kunsthandel weit mehr unterstützen, als dies in vielen anderen Ländern geschieht, die man gemeiniglich für weit höher in der Kultur stehend erachtet. Eine große Zahl erstklassiger Revuen erscheint in tschechischer Sprache. Die »Aata kr»ba» ist eine illustrierte Zeitung, die bei manchen anderen und größeren Völkern ihresgleichen nicht findet; mehrere Tages zeitungen Prags haben eine für österreichische Verhältnisse geradezu stauncnerregende Höhe der Auflagen. Die Firma Otto hat vor wenigen Wochen ihr großes Konversationslexikon in tschechischer Sprache abgeschlossen, das mit seinen 27 Bänden, ein Kulturwcrk von hoher Be deutung, der Ausstellung zu besonderer Zierde gereicht. Die selbe Firma hat eine 14bändige reich illustrierte Topographie Böhmens herausgegeben, die nicht nur eine Fundgrube histo rischer Nachrichten, sondern ein leuchtendes Denkmal der Schönheit des Landes bildet. Ihre Exposition ist geradezu großartig. Hier sehen wir die zahlreichen Jahrgänge der »2l»tL krall», sowie der beiden andern illustrierten Zeit schriften dieses Verlages »8räto»or« (Wochenblatt» und »lleseäx llän« (Monatsschrift). Die Firma Otto gibt aber noch eine Reihe anderer hervorragender periodischer Druck schristen heraus, die zum Teil bereits mehr als 30 Jahr gänge zählen, so die Monatsschrift für Nationalökonomie, dann für Naturwissenschaften, für die autonome Verwaltung usw. Ihr Chef, kaiserlicher Rat I. Otto, hat sich außerdem ins besondere auf dem Felde der Volksbildung durch eine Reihe ganz hervorragender Sammlungen betätigt. Seine böhmische Universalbibliothek zählt bereits 682 Bände, seine billige Volksbibliothek 227 Bände, seine Salonbibliothek 120 Bände. In seinem Verlage sind ferner unter anderem erschienen: eine Übersetzung von Brehms Tierleben in 10 Bänden (bereits zum drittenmal aufgelegt), dann die gesamten Werke der hervorragendsten tschechischen Belletristiker, wie Jirssek (A4 Bände), Arbcs (24 Bände), Svetl» (30 Bände), Heyduk (45 Bände), endlich die des vielgeschätzten Meisters VrchlickF (62 Bände). Der Kunstverleger Koii hat in der Ausstellung für weit über so 000 Kronen Originale tschechischer Künstler hängen, wie von Adamek, Zeyer, Horki, Jaros u. a., die die Vorlagen bilden für seine reichillustrierlen Märchenbücher, die in enormer Zahl immer wieder neu aufgelegt werden, und für seine Knnstpublikationen, die durchweg sehenswert sind. Dieser Verleger hat ein Experiment gemacht, das, wenn es uns auch, offen gestanden, vom wirtschaftlichen Stand punkt rätselhast erscheint, zweisellos ungemein interessant ist. Er hat nämlich versucht, durch stete Herabsetzung der Preise gewisse Bücher in geradezu unglaublichen Massen in das Volk zu bringen. Einen über 1000 Seiten zählenden großen Oktavband, enthaltend eine Sammlung von An leitungen für die Haus- und Landwirtschaft, betitelt »Die Quellen des Wohlstandes«, verkauft er z. B. heute schon mit nur 3 Kronen und soll bereits eine Viertel Million des Buches abgesetzt haben. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die Ausstellung trotz ihrer reichen Beschickung kein vollständiges Bild des tschechi schen Buchhandels gibt. Aus rein persönlichen Gründen haben große Verlagsbuchhandlungen nicht ausgestellt. So: Bursik L Kohout, Großman L Svoboda, A. Hynek (Jugend schristen, Romane), I. L. Kober (Schulbücher, naturwissen schaftliche und medizinische Literatur), Kimaiek (Belletristik) und andere. Wie groß aber das Talent und das scheinbar ange borene Kunstempfinden der Tschechen ist, beweisen uns am besten die sehenswerten Schiilerarbeiten, die in dem Pavillon für Schulwesen ausgestellt sind. Dieser Pavillon umfaßt auch die Ausstellung der Fachschulen. Wenn hier auch zweifellos nur das Beste zu sehen ist, was die Schüler zu stande gebracht haben, so muß man doch dem tschechischen Kunst gewerbe ein ganz überaus glückliches Horoskop stellen. Wenn aus diesen Schülern einmal Meister geworden sein werden, so werden sie sich gewiß nicht mehr mit einem Wirkungs kreis nur in ihrem Vaterlande begnügen, sie werden hinaus- ziehen in die weite Welt und werden, wie dies ja auch schon Mucha und viele seiner Kollegen getan, zu Lehrern selbst der Franzosen werden. Der Raum gestattet uns leider nicht, auf die interessante Ausstellung der Fachschulen näher einzugehen. Das Wort allein würde hier auch nicht genügen. Was aus dem Gebiete der dekorativen Malerei, des analytischen Blumenzeichnens und des ornamentalen Zeichnens, der dekorativen Bildhauerei, der Buchbinderei rc. rc. ausgestellt ist, ist durchweg vorzüg lich und erstaunlich. Die kulturelle Arbeit, die dieses Volk in den letzten Jahren geleistet hat, ist eben außerhalb desselben ziemlich unbekannt geblieben. Um so bedauerlicher ist es, daß es durch sein chauvinistisches Vorgehen, wie oben erwähnt, jetzt selbst die Gelegenheit dieser Ausstellung versäumte, sie in einer weiteren Kreisen verständlichen Weise vorzuführen. Eine interessante Neuerung bietet der officielle Aus stellungs-Katalog. Nicht nur, daß seine einzelnen Teile lesenswerte Einleitungen aus der Feder namhafter Fach männer aufweisen, die die Entwicklung des betreffenden Industriegebietes kurz, aber klar darstellen, finden wir bei jedem Aussteller eine kurze Beschreibung seines Unter nehmens mit den wichtigsten historischen und wirtschaft lichen Daten über dasselbe. Geradezu eine Schande sind aber schließlich die sogenannten »offiziellen« Ansichtskarten der Ausstellung. Wenn man aus dem Pavillon der graphischen Industrie heraus und in den ihm gegenüberliegenden Kiosk der offiziellen Postkarten kommt, so kann man nicht genug staunen, wie es möglich war, dieses Monopol einer, wie es scheint, ganz leistungsunsähigen Firma zu ^überantworten. Diese hat Karten aus den Markt ge bracht, die in ihrer Ausstattung und an Geschmack alles 1392'
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