234, 7. Oktober 1908. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. 10919 Bestes im Lyrischen zu geben wußte, zerbrochen und zu schanden geworden — aber man wird in dem „Toren" die Süße und Llnschuld des Dichters voll und unversehrt er stehen sehn, Lohes und Läßliches, Trauriges und Lächer liches mit gleicher Macht durchdringen sehn. Der Tor ist ein junger, reiner Mensch, der in einem Städtchen aus taucht, um das Unrecht zu sühnen, das Menschen an einer Verstorbenen geübt haben. Bald sieht er ein, wie vieles es im kleinsten Kreise gutzumachen gibt, woran die Menschen keine Schuld haben, und sein Drang weist ihm den Weg zu den Lütten der Elendesten, Bejammernswertesten. „Der Mensch ist wie ein Bote, der eine Botschaft zu tragen hat; er weiß nicht, was in der Botschaft steht, aber er trägt sie ans Ziel und sein Zweck ist erfüllt." Der Dichter des „Toren" hat den Sinn seines Auftrages verstanden. So ist auch dieses Buch ein Buch der Liebe geworden, aber der Liebe des einen zu allen. Oskar Loerke: Franz Pfinz Novelle. Geh. M. 2.50, geb. M. 3.50 Franz Pfinz ist ein mittelmäßiger Musiker i» einer kleinen Stadt, den ein eben so wirres wie starkes Sehnen dazu treibt, über die ziemlich engen Grenzen seines Könnens und seiner Kraft sich zu steigern. Er möchte das Große in sich erleben und verliert darüber sein bescheidenes reales Glück; er verliert sein Amt, seine Gehilfen, die Lerzen seiner Freunde, seiner Frau, seines Kindes. Wie in ihm das wirre Suchen eines strebsamen, aber unbedeutenden Menschen »ach dem Glück genialischer Kraft verkörpert ist, so ist in seiner Frau alle die Wirklichkeit verkörpert, für die er und die für ihn geschaffen wäre, die er aber verliert. Indem der Erzähler zwei ganzindividuelle Personen ihre Schicksale erleben läßt, gelingt es ihm, das allgemein Gültige des Kampfes zwischen Sehnsucht und Schicksal, Traum und Leben, Phantom und Natur, symbolisch darzu- stelleu. Es macht einen der größten Reize der Erzählerkunst Loerkes aus, daß er im Leser, bei aller bis zur Bizarrerie getriebenen Durchbildung des Individuellen, doch den Eindruck des innerlich Gesetzmäßigen zu erwecken versteht. Loerke ist zudem ein Meister darin, die eigentümliche Phantastik des Alltags, den Rausch der Kleinbürgerlichkeit in echt dichterischer Weise zu schildern. kkIIMtMMöl MMiier Skiecliittlien una rönmclien WMer in neueren äeukiiien Niuter- übettetrunzen. L I.tz- 35 H vrä., 25 ä no., 81 H bar (11/10). 401„ unö IW Koi»inl8sioiis-I,!>xei' ^usliski iivgs-Iiüxer: I-ESiMeMeliö VMMMziM. k6k'IIn-8<'iiöiwdvi'x. 1426*