Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1925
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L6I2W, 7. November 1925. Redattioneller Teil. VSrsnrblatt f.. ». Dtjchn. vachhaudel. 17503 Letter des Konservatoriums, das immer mehr ausgebaut und etn- jtutzreicher auf das Pariser Publikum wird, ist eine bedeutende Brücke mehr zum geistigen Verständnis. Auch das breitere Publikum empfindet den Wunsch nach deutscher Musik sehr stark. Im Cafe Drehör am Chatelet wird zweimal wöchentlich ausschließlich deutsche klassische Musik gespielt. Das Cass ist zu dieser Zeit immer stark besetzt. Das Publikum dieses Kaffee hauses gehört, was gewiß nicht ohne Bedeutung ist, der kleinen fran zösischen Bourgeoisie aus der Chatelet-Gegend an. Wie klein und unbedeutend diese Erscheinungen alle vorläufig auch sein mögen, sie bilden immerhin eine Stufe zur Verständigung und sind für die gegenwärtige Stimmung in Frankreich charakteristisch.« Deutsche Literatur in französischen Übersetzungen. — Das Interesse an deutscher Literatur ist in Frankreich ständig im Wachsen. Aus der Fülle der in den letzten Monaten aus dem Deutschen ins Fran zösische übersetzten Werke gibt die »Boss. Zig.« folgende Übersicht: Hölderlin: »Sechs Gedichte an Diotima« (Übersetzung von Andrö Germain); R. M. Nilke: »Auswahl seiner Gedichte«; Thomas Mann: »Tonio Kröger«, »Der Tod in Venedig« (»Der Zauberberg« wird vor bereitet); Franz Werfel: »Der Gerichtstag«, »Der Wellfreund«; Fritz von Unruh: »Verdun«, »Das neue Reich« ; Georg Kaiser: »Der Brand im Opernhaus«; Bernhard Kellcrmann: »Der Schiffbrüchige«; Hein rich Mann: Abschnitte ans dem »Kops«; Aufsätze vom Grasen Keyser ling (in »Tes (.'adieis du moi8«); Stefan Zweig: »Amok«; Arthur Schnitzler: Die Novelle »Sterben«. (Kürzlich erschien in einem eng lischen Magazin eine Übersetzung seines »Leutnant Gustl«.) - Stärkste Beachtung findet die psychoanalytische Forschung. Jüngst erschien Sigm. Freuds »Der Traum und seine Deutung«. Von politischer Literatur erschienen die »Briefe Rosa Luxemburgs an das Ehepaar Kautsky«. Wie wir ferner hören, erscheint demnächst eine »Über setzung des Quintus Fixlein« von Jean Paul, sowie von Hermann Hesses »Siddhartha«. Eine südslawische Stimme über deutsche Buchkunst. In Nr. 18 des Mai- und Juniheftes der Belgrader Buchhändlerzeitung »X n i- rar 8 ki Ol38nik« läßt sich der Redakteur des Fachblattes, Dusan S l a v i c, in eingehender Weise Uber die II. internationale Buchmesse in Florenz vernehmen. Nach allgemeinen Bemerkungen geht er auch aus die einzelnen Pavillons ein und sagt über den deutschen Pavillon folgendes: » Was man im deutschen Pavillon zu sehen be kommt, nimmt den Buchltebhaber einfach gefangen und beistert ihn, wenn auch seine Sympathien vielleicht nicht aus seiten der Deutschen stehen. Alle Anstrengungen welcher Nation immer, die Deutschen in der technischen Ausstattung von Büchern zu erreichen, werden noch für lange Zeit eine eitle Hoffnung bleiben. Wohl hat der Weltkrieg dem deutschen Buchhandel einen empfindlichen Schlag versetzt, da er die große Zahl von Lesern deutscher Bücher herabsetzte, während die valutarischen Verhältnisse das deutsche Buch zum teuersten in ganz Europa machten (? die Red.), aber trotzdem werden deutsche Bücher noch in allen Weltteilen gelesen und werden in der größten Zahl auf den Markt gebracht. Die Deutschen sandten ihre Bücher nach Florenz nicht wie zu einer Messe, sondern wie auf eine Ausstellung und rich teten ihren Pavillon nach diesem Gesichtspunkt ein. Unter den zahl reichen und verschiedenartigen Büchern gibt es solche, bei denen sich der gute Buchkenner fragen muß, ob sie durch Menschenhände gegangen oder gegossen oder vom Pinsel eines großen Künstlers gemalt wurden. Man weiß ganz einfach nicht, worüber inan mehr staunen soll. Die tinzelncn Ausgaben zu schildern, daran kann man aus dem einfachen Grunde nicht denken, weil man zu diesem Zwecke wenigstens zwei Monate verbleiben müßte. Wenn man nur eine einzige Gruppe nimmt, die Bibelausgaben, so würde man sich überzeugen, daß die Zahl der Einzelausgaben 800 beträgt, von denen etwa 250 allein auf das Neue Testament entfallen. Alle diese Ausgaben stammen von 52 Verlegern. Wollten wir Goethes Werke bei den einzelnen Verlegern schildern, so würden wir uns vor einer schwer zu bewältigenden Aufgabe befinden, denn je höher die deutsche Literatur Goethes Genie stellte, um so mehr weckte sie bei den deutschen Verlegern den Willen zu einem Wett kampf im Verlage, dessen Ergebnisse kolossal sind. Vierzehn deutsche Verleger, Cotta, Hesse, Böhlaus Nachs., Müller, Reclam, Insel-Verlag, Tempel-Verlag, Bibl. Institut, Bong, Grote, Grumbach, Herder, Deutsche Verlagsanstalt und Hendel, geben jeder für sich die gesammelten Werke heraus, in verschiedenen Formaten und Ausstat tungen. Aber mit dem Gesagten haben wir die Zahl der Verleger Goethes noch nicht erschöpft, die allerdings nicht die Gesamtwerke, sondern nur einzelnes verlegten. Unter diesen Verlegern gibt es 28, die nur ,Faust' verlegten, davon fünf in zwei verschiedenen Ausgaben. Und ebenso wie mit Goethes Werken steht es auch mit jenen Schillers. Während im internationalen Saal ein Klavier aufgestellt wurde, um eine ganz nebensächliche Rolle zu spielen, diktierte im deutschen Pavillon die Aufstellung eines solchen die große Anzahl der deutschen Musik- auSgaben, deren Zahl größer ist als jene aller übrigen europäischen Musikverleger. Besonders ragen unter ihnen hervor Peters, Breit kops L Härtel, Litolff und Untversal-Edition. Gelegentlich der Schil derung des geographischen Pavillons führte ich den Grund an, warum viele Nationen ihre geographischen Karten nicht ausstellen. Dem gegenüber mühte man die Frage stellen, warum so viele Völker Bilder bücher für Kinder in mehreren Farben ausstellten, wenn dazu nur die Deutschen fast allein das Recht haben. Denn von allen poly chromen Ktnderbilderbüchern, in welcher Sprache sie immer versaßt sind, in welchen Lettern sie immer gedruckt werden mögen, werden 905L in Deutschland hergestellt. Die Welt kennt keine andere Industrie, die in allen ihren Einzelheiten so vervollkommnet ist, daß sie ihre Er zeugnisse aus der ganzen Weltkugel absetzt, in jedem Haufe, wo es den Eltern möglich ist, ihre Kinder mit schönen Bilderbüchern zu erfreuen, als dies mit der Herstellung dieser Bücher in Deutschland der Fall ist, mit der sich niemand in einen Wettstreit etnzulassen imstande ist, und mit der, was am interessantesten ist, aller Voraussicht nach auch in ferne Zukunft niemand wird konkurrieren können«. Zustellung von Zeitungen aus dem Lande. Aus der Antwort des Ministers für Handel und Gewerbe aus eine Kleine Anfrage im Preußischen Landtage wurde mitgeteilt, die Staatsregternng sei bereit, durch ihre Vertreter bei der Reichspost dahin zu wirken, daß die Postzeitungsgebühren ermäßigt werden, und daß die Zustellung der Zeitungen, besonders aus dem Lande, beschleunigt wird, sobald und soweit das der Verkehrsumfang und die Lage der Reichspost, die jetzt als selbständiges Wirtschaftsunternehmen zur Deckung ihrer Ausgaben lediglich auf eigene Einnahmen angewiesen ist, ohne Schädigung an derer Postnutzerkreise zulassen. Feldmühle Papier- und Zellstosswerke, A.-G. — Die Gesellschaft macht zur Durchführung der Fusion mit der Papierfabrik Hohenkrug den Aktionären dieser Gesellschaft ein Angebot. Für 6 Stück Stammaktien von Hohenkrug über je 20 Mark soll eine Stamm aktie der Feldmühle im Nennwerte von 80 Mark bet halber Gewinn beteiligung für das Jahr 1925 gewährt werden. Eine Kapitalver änderung kommt für die Feldmühle nicht in Frage, da sie über die erforderlichen Einzelvorratsaktien verfügt. Cröllwitzer Papierfabrik 4l.-G. — Das Unternehmen schließt mit einem Reingewinn von 13 511 Mark ab. Eine Dividende wird nicht verteilt. Die Verwaltung sagt in ihrem Geschäftsbericht, daß das erste Halbjahr in der Beschäftigung schwach war, aber dann setzte die Nachfrage ein und am Schluß des Geschäftsjahres hatte die Fabrik volle Beschäftigung, sodaß sie bei lohnenden Preisen ein Ausgleich für das ungünstige erste halbe Jahr schaffen konnte. Anfang 1926 trat ein Besitzwechsel in der Aktienmehrheit ein. Der neue Aus- stchtsrat fand eine st a r k e V e r s ch u l d u n g der Gesellschaft vor, an deren Herabminderung man gearbeitet hat. Da im letzten Geschäfts jahre 300 000 Mark an Schuldzinsen zu bezahlen waren, konnte eine Dividende nicht herausgeholt werden. In der Bilanz werden aus gewiesen 744 222 Mark Außenstände und 453 495 Mark Vorräte. Die Ztrcditoren sind mit 1 701 300 Mark angegeben. Die ungarische Akademie der Wissenschaften in Budapest beging am 3. d. M. ihre Jahrhundertfeier unter Teilnahme der Spitzen des Landes, des diplomatischen Korps und der Delegierten der Schwcster- institute aus fast ganz Europa. Nach der Festrede des Präsidenten Bcrzeviczy entbot der Netchsverweser den Gruß der ungarischen Nation und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß so viele Länder durchdrungen von dem edlen Wunsch geistiger Zusammenarbeit ihre Vertreter in so großer Anzahl entsandt hätten. Sodann über brachten die ausländischen Gäste die Grüße ihrer Auftraggeber. Im Namen sämtlicher deutschen wissenschaftlichen Vereinigungen sprach Prof. Max Rubncr - Berlin, dessen der ungarischen Wissenschaft ge zollten anerkennenden Worten sich auch Philipp August Becker- Leipzig, Eduard Schwarz-München und Prof. Stille-Göt tingen anschlosfen. Biicherdiebstahl in Königsberg i. Pr. — Durch Einbruch wurde Freitag, den 30. Oktober, aus einem Ausstellungskasten der Buch handlung Wilhelm Koch in Königsberg i. Pr. unter anderem
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