Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1927

28, 3. Februar 1927. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d. Dgchn. Buchhandel. a. O. hinaus und namentlich auch im nördlichen Schlesien unter der Bezeichnung »Oderzeitnng» allgemein bekannt war und daß davon auch die Beklagte bei Annahme dieser Bezeichnung Kenntnis hatte, so wäre ihre Handlungsweise mit dem Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden nicht vereinbar. Denn dann war es offen kundig, das; sic durch Annahme des Namens »Oderzeitung» aus der aus der Hand liegenden Möglichkeit der Verwechselung mit der gleich falls »Oderzeitullg« genannten »Frankfurter Oderzeitung» sür sich Nutzen ziehen wollte. Hierüber hat das Berufungsgericht noch ge nauere Feststellungen zu treffen, i-1. 7. II 68/26.) An einem Parallelprozetz klagte umgekehrt der Verlag Uphoff in Köben gegen den Trowitzsch-Vertag aus Unterlassung der Bezeich nung »Oderzcitung» wegen Verwechselungsgef-ahr und begründet dies damit, das, sie zuerst den Titel -Oderz-eitung» eingcführt habe und! daher die Beklagte nicht berechtigt sei, zwei Jahre nachher diesen Titel aus ihre Provinzausgabe zu übernehmen. Dieser Klage gab das K a m in er- gericht zu Berlin statt. Es erfolgte aber durch das Reichsgericht ebenfalls Aushebung und Zurückweisung, und zwar ganz aus dem gleichem Grunde wie in den« Prozeß Troivitzsch gegen Uphoff. <^. 2. II -81/26. — Reichsgerichtsrofcrate der Sächsischen Korrespondenz G. m. b. H., Leipzig, Querstraße 13.) Was bringt die Bngra-Maschinen-Mcssc Frühjahr 1827? — Hierzu teilt uns die Verwaltung des Deutschen Buchgewerbchauses mit: Der graphische Fachmann, der zum Besuch der Messe nach Leipzig kommt, ist es nicht anders geivöhnt, daß er im Deutschen Buchgewerbehause, den, Sitz der Bugra-Maschinen-Messe, ständig Neu heiten und Verbesserungen aus dem Gebiete der graphischen Maschinen, Werkzeuge und Materialien kennenlernt. Die Bugra-Maschinen-Messe ist anerkanntermaßen die Stelle, von der aus zu allererst jedweder Fortschritt, jede konstruktive Neuerung und Verbesserung an Maschinen der Fachwelt praktisch vorgeführt wird, und in dieser Rolle wird sich auch zur bevorstehenden Leipziger Frühjahrsmesse die Schau buchge werblicher Maschinen und Materialien im Deutschen Buchgewerbehause bewähren. Besonderes Interesse wird schon jetzt die Tatsache finden, baß aus der Leipziger Frühjahrsmesse zum erstenmal die Vereini gung deutscher D r u ck m a s ch i n e n f ab r i k« n als Aussteller vertreten sein wird. Die namhaftesten Firmen dieser Vereinigung werden mit ihren Erzeugnissen an Druckmaschinen im Deutschen Buch- gowerbehause anzutreffen sein. Da es sich hier meistens um Aus stellungsobjekte mit größeren räumlichen und Gewichtsquantitäten han delt, hat der Vorstand des- Deutschen Buchgewerbeoereins für diese neu hinzugekommene Ausstellergruppe das Erdgeschoß des Deutschen Buchgewerbehauses bestimmi. Die dadurch erforderlich gewordene Um gruppierung der schon -früher im Deutschen Vuchgowerbehaus vertre tenen Ausstel-lersirmen erfolgte dergestalt, daß im dritten Stockwerk ein weiterer großer Ausstellungssaal sür Tiegeldruckpressen nnd ins besondere sür die jetzt so aktuell gewordenen Reproduktiv ns apparate, vor allem Lithotcx- und Printexmaschinen, eingeräumt worden ist. Speziell die Reproduktionsapparate haben i» den letzte» Monaten, das Interesse aller derjenigen Fachleute gefunden, bi« sich mit den modernen JllnftrativnsvcrsahreN', besonders dem Ossset beschäftigten, sodaß zu erwarten steht, daß gerade diese Ausstellung starken Besuch aufwei-s-en wird, Ader noch mit einer anderen Neuheit wartet die Bugra-Maschinen- Messe in diesem Frühjahr aus: Die Gutcnberghalle des Deutschen Buchgewerbehauses, die mit den Standbildern der drei großen Er finder Gutenbcrg, Koen-ig und Senefellder, mit ihren unvergleichlich schönen Gemälden und ihrer stimmungsvollen Raumkunst all-jährlich viel« Tausende von Besuchern ln ihren Baun zwingt, ist ebenfalls in den Dienst -der Messe gestellt -worden und wird eine geschlossen« Aus stellung der Fabrikanten von Lin-iier- und Bronziermaschinen zeigen. Mti der Gutenbcrghallc ist nun nahezu das gesamte umfangreiche Buch- gewcrbehaus der Bugra-Maschinen-Messe nutzbar gemacht worben. Schließlich sei noch daraus hingewicscn, daß cs auch jetzt wieder nicht an Anstrengungen gefehlt hat, um das Deutsche Buchgewerbchaus in allen seine» Teilen zu einer in jeder -Hinsicht idealen Ausstcllungsstätte -für die graphische Maschinenindu-striv zu machen. So wird zurzeit ein Personen- »ud Lastensahrstuhl eingebaut, der zur bequeme» und schnellen Beförderung von Ausstellungsgütern -und vor allem der Aus- stelluugsbefucher dienen soll. Ein eigener Umformer wird geschaffen, mit dessen Hi-ffe jede gewünschte Strommenge zum Antrieb der Ma schinen abgegeben werden kann. Solche und ähnliche Verbesserungen machen das Deutsche Buchgewerbe-Haus immer mehr zu einer idealen, ja mau kann sagen, einzigartigen AuLstcllungsstätte der Leipziger Messen. Die Ausstellerfirmen -haben den letzten verfügbaren Platz belegt, und es wird, wie bisher stets, zur bevorstehenden Leipziger Frühjahrsmesse dem Deutschen Buchgewerbehause auch nicht an -Be suchern und Einkausern wie überhaupt an Interessenten aller Art sehlen-. Billige Verpflegung zur Leipziger Messe. — Dle Besitzer der in den Meßhäusern der Leipziger Mustermesse bzw. den Hallen aus dem Ausstellungsgeländc der Leipziger Technischen Messe gelegenen Gast- wirtschaftsbetrtcbe haben sich bereit erklärt, während der Mcßtage gegen einheitlich ausgestaltete Gutscheine gutes und reichliches Mittag- bzw, Abendessen zu verabfolgen. Die Gutscheine, die sich besonders für die Verpflegung der Angestellten ausstellender Firmen eignen, haben Gültigkeit sür die Meßhausgastwlrtschaslcn im Stadtinnern während der Mustermesse, b. h. vom 8, bis 12, März, sür die Betriebe in den Hallen der Technischen Messe vom 8. bis 20. März. Sie sind zum Preise von RM 1.6Ü beim Wohnungsnachweis des Leipziger Meßamts, Leipzig, Hauptbahnhos-Ostsettc, auch auf schristliche Be stellung, erhältlich. Die bisherige Vorschrift, daß Gutscheine nur sür mehrere Tage ausgegeben werden und in Gemeinschast mit einer Quartierkarte gelöst werden müssen, ist fortgefallen. Zur Geschichte des Steindrucks. sMitgetetlt von Herrn F. Seuffer in Bayreuth.) — Unter den Sammlungen des Vereins sür Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben in Ulm besindet sich aus der Weickmannschen Sammlung eine Solnhosener Kalksteinplatte. Diese zeigt auf ihrer Oberfläche in einer breiten und reichornamentierten Randverzierung im Renaissancestil einen lateinischen Schriftsatz von 3V Zeilen mit der Überschrift «persgriustio Domini oosiri öosu Llrristi» und dem Schlüsse »Lnno Domini NDDXVIII« s1868). Schrtst und Verzierung sind gleich der Stärke eines Kartenblattes erhöht und scharfkantig vom glatten Grunde abgeschnitten. Dieses Kunstwerk be weist, baß man zu jener Zeit schon Steine zu ätzen verstand, denn alles darauf ist geätzt. Aus derselben Zeit besitzt übrigens auch Herr Gras v. Reuttner in Apstetten eine auf Solnhosener Stein geätzte Tischplatte sabgebildet im 2. Heft 1844 des Vereins sür Kunst und Altertum in Ulm und Oberfchwaben). Wahrscheinlich fällt die Erfin dung der Steinätzkunst in die Zeit, in welcher man Metall und Glas zu ätzen wußte, und die Vermutung liegt nahe, daß sie längere Zelt in einem schwäbischen Kloster als Geheimnis betrieben wurde und bann vollständig verloren ging. Die Bühnenautoren gegen das neue Thcatcrzcnsurgesctz, — Der Verband deutscher Bühnenautoren -hielt am 25. Januar in B e r l i n seine Generalversammlung ab. -Der Verband nahm -in einer Ent schließung Stellung zu dem neuen Theaterz-enfur-gefetz, das sowohl grundsätz-lich als auch -in der nunmehr im Entwurf vorliegenden Form abgelehnt wurde. Der Verband sieht in dem Gesetz eine Knebelung des freien- Schriftstellers und der Gelstessrciheit des Theaters. Zur Durchführung -des Kampfes gegen -das Ze-nfurgcsetz -beschloß der Ver band, -sich mit den übrigen in- -Frage -kommenden Organisationen in Verbindung zu setzen. — Gemäß den früher gefaßten Beschlüssen sprach sich der Verband weiterhin für die 86jährige Schutzfrist aus. Ankauf von Bibliotheken, — Zwei große mathematische Biblio theken, nämlich die des Herrn Professors Dr. Schwarz in Berlin und des Herrn Professors Dr. Gutzmcr in Halle, sind in den Besitz der Buchhandlung Gustav Fock G. m. b. H. in Leipzig übergegangen. Der 2, allgemeine ärztliche Kongreß sür Psychotherapie findet in Bad Nauheim vom 27. bis 38. -April d. I. unter Mitarbeit der hervorragendsten Führer dieses wi-sfen-schastlichcn Gebietes statt. Den Vorsitz führt Geheimr-at Sommer-Gießen. Eine -besondere -Würdigung wird auf diesem Kongreß die Psychoanalyse ersahren, über deren jetzi gen Stand berufene Forscher -wie Schil-der-Wien, Gvl-dstein-FraNksurt a. M., Binswanger-Krcuziingen und Simmel-Berlin spreche» werde». Weiterhin werden die Gebiete der Hci-lpädagvgik und der expcriinen- tellen Psychologie aus dem Kongresse von berufenen Fachleuten -be handelt werden. Zentralstelle sür chemische Literatur. — Bei dem Reichspatentamt sind in dem Entwurf -des Roichshaushaltpians für 1827, der zurzeit dem Reichstag vorliegt, Wittel vorgesehen, um für das Gebiet der chemischen Technik eine zentrale Literaturstelle oinzurichten; -das Ziel ist, daß -die zahlreichen und weit zerstreuten Veröffentlichungen voll ständiger gesammelt, fachlich gesichtet und erschöpfend bei der Prüfung der Patentanmeldungen verwertet werden. 147