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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.02.1931
- Strukturtyp
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- 1931-02-26
- Erscheinungsdatum
- 26.02.1931
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- Deutsch
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48, 26. Februar 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. konto zu beziehen sind. In dem erwähnten Sortiment bekam ich in den eigentlichen Geschäftsgang nicht viel Einblick: man vermied es mich einzuweihen. Diese Geheimnisse sollte ich erst in meiner dritten Stellung kennenlernen. Dort sah ich endlich das französische Buch in allen Ausgaben. Am meisten lernte ich anläßlich der Inventur, die in diesem Hause jedes halbe Jahr gemacht wird. In meiner halbjährigen Tätigkeit in Paris hatte ich zweimal Gelegenheit, eine Inventur mitzumachen. Man ist so genau, daß man von den Festbeständcn jedes vorhandene Buch mit Autor, Titel, Verleger und Einband (Preis natürlich) notiert. Hierbei habe ich nicht nur viele Bücher gesehen, sondern auch die Spezialitäten der einzelnen Verlage kenncnlernen können. Am Loulevarck 8aint Oermain, gegenüber der Leole cks meckeeins ge legen, war das Geschäft stark wissenschaftlich eingestellt. Man hatte das Prinzip, über jedes Gebiet etwas vorrätig zu haben. Selbst deutsche und englische Unterhaltungsliteratur war in verhältnis mäßig reicher Allswahl vorhanden. Es fehlten nur die populären Ausgaben und vor allem die ganz billigen Kriminal- und Liebesge schichten. Pariser Buchhändler-Schaufenster werden im allgemeinen voll gestopft und wenig geschmackvoll ausgestattet. Die Firma C. war auch hier eine der wenigen Ausnahmen. Oft widmete der »Direc- teur«, ein junger, ehrgeiziger, in seinem Fach sehr bewanderter Mann, alle sieben Fenster einem einzigen Schriftsteller oder Verleger. Ich erlebte bei ihm eine richtige Andre Gide-Ausstellung, in der außer allen lieferbaren Werken auch Luxusausgaben und längst Vergriffenes gezeigt wurden. Eine Büste Gides, Photographien aus dem Leben des Dichters und Originale von Illustrationen zu seinen Werken belebten die Fenster und machten die Passanten aufmerksam. Es ist der Wunsch des Geschäftsführers, in dieser Weise auch ausländische Schriftsteller und Verleger dem Pariser näherzubringen. Wie er mir sagte, plante er für die nächste Zeit eine Ausstellung deutscher Luxusbiicher und Prachtausgaben und für später will er in sämt lichen Auslagen die interessantesten Werke eines großen wissenschaft lichen deutschen Verlages zeigen. Hoffentlich wird er die nötige Unterstützung dazu von deutscher Seite finden, denn hier gehen ge schäftliche und kulturelle Dinge Hand in Hand! Eine ausgesprochene Publikums-Werbearbeit für das Buch scheint dem Franzosen noch etwas Fernstehendes zu sein. Wohl gibt es Pro spekte und Kataloge in großer Zahl. Auf ihre künstlerische und an sprechende Ausstattung wird nur selten Wert gelegt. Sie sind meistens auf schlechtem Papier gedruckt, oft voller Druckfehler. Nirgends habe ich schöne Plakate gesehen wie »Kauft Bücher« oder »Schenkt Bücher zu jedem'Fest«, diese Plakate, die bei uns in jeder Buchhandlung zu finden sind. Eine Ausnahme bildete das wirklich sehr wirkungsvolle und gute Plakat, auf dem der Verlag Paul Grasset Paul Morands »Lbampions« anzeigte. In der Firma, in der ich zuletzt arbeitete, gab mau sich Mühe, mit geringen Mitteln Kunden zu werben. Außer gewöhnlichen Prospekten wurden wöchentlich an etwa 2000 Bücherlieb haber Zirkulare mit Berichten über die jeweiligen Neuerscheinungen von Luxusausgaben versandt. Um das Lager zu entlasten, wurden ab und zu Kataloge gemacht, die die Werke mit entsprechenden Rabatten anbieten. Der wundeste Punkt im französischen Buchhandel —soweit ich es in der kurzen Zeit beobachten konnte — ist wohl die Personalfrage. Die Arbeitszeit beträgt wie bei uns 8—9 Stunden mit einer ent sprechenden Freizeit für das Mittagessen und einer kleinen Ruhepause am Spätnachmittag. Einen freien Nachmittag oder die »semaine an^- laiss«, wie der Franzose sagt, kennt man in den offenen Läden meistens nicht. Es gibt sogar einige Buchhandlungen, die bis spät in die Nacht hinein geöffnet sind. Fast überall trifft man ein Heer von Ange stellten, von denen man den Eindruck hat, daß sie weiter nichts zu tun haben, als auf die Kunden zu warten. Allerdings sind die Ge hälter im allgemeinen sehr niedrig. Für uns deutsche Buchhändler, die wir an geschultes und gelerntes Personal gewöhnt sind, gibt cs da allerhand Überraschungen. Die meisten Pariser Buchhandelsange stellten kommen gewöhnlich nicht aus dem Fach, sie wechseln je nach Gelegenheit ihre Berufe, sind eben weiter nichts als Verkäufer. Ernste Freude am Buch ist selten bei ihnen vorhanden und die Zahl derjenigen, die etwas zu ihrer Weiterbildung tun, ist nicht sehr groß. Als ich eines Tages harmlos erzählte, ich wäre etwa 10 mal im Louvre geiveseu, ertönte schallendes Gelächter um mich herum. Man faßte meine Bemerkung als einen Witz auf. Wohl sind sie alle stolz und empfehlen dem Fremden die reichen Kunstschätze ihrer Museen, aber die wenigsten sind selbst einmal hineingegangen. Fremde Sprach- kcnntnisse trifft man bei den Angestellten selten an. Hier und da findet man Brocken der deutschen Sprache, die bei denen haften ge blieben sind, die als Soldat einige Zeit im besetzten Gebiet zugebracht haben. (Mit Freude konnte ich feststellen, daß sie alle dieses Stückchen Deutschland lieben und schätzen gelernt hatten.) Gelernte Buchhänd lerinnen habe ich kaum angetroffen. Frauen werden im französischen Buchhandel in der Regel nur als Stenotypistin — soweit der Franzose seiner verschnörkelten Handschrift zu gunsten einer Schreibmaschine überhaupt entsagt —, als Buchhalterin, Kassiererin oder Telephonistin beschäftigt. Dauernd wechselten die Angestellten, einer nach dem an dern wurde als unbrauchbar weggeschickt. Die von der Buchhandels- Organisation ausgehenden Bemühungen um die Fort- und Weiterbil dung der Angestellten fangen jedoch langsam an Früchte zu tragen. Ein uns besonders auffallender Mangel ist das Fehlen eines Buch händler-Adreßbuches. Uneinigkeit zwischen Verlegern und Sorti mentern über den Kreis der aufzunehmenden Firmen, wovon ja an dieser Stelle schon öfters die Rede war, dürfte der Hauptgrund dafür sein. Winter. Schrift und Auge*). Von Karl Hartmann. Das Buch ist rein äußerlich betrachtet zunächst eine ausschließ liche Angelegenheit des Auges, das als eines der kostbarsten mensch lichen Organe höchste Schonung verdient. Es ist daher für die Hygiene des Auges keineswegs gleichgültig, in welcher Art das Buch gedruckt und in welcher Form das Buch gebunden wird. In der Frage de§ hygienischen Buchdrucks ist seit langem seitens der Schulhygiene eine wertvolle Arbeit geleistet worden, da hier bereits um das Jahr 1890 von berufener Seite eingehende Untersuchungen durchgeführt wurden. Besonders in England hat man sich frühzeitig auch der Frage eines hygienischen Buchdrucks zu gewandt: aber auch bei uns in Deutschland fehlt es nicht an den entsprechenden aufklärenden Untersuchungen. Wenngleich diese Unter suchungen sich hauptsächlich auf die Schulbücher erstreckten, so kann man die gefundenen Ergebnisse im wesentlichen aber auch für das allgemeine Buch gelten lassen. Nur jene Schulbücher, die dem An fangsunterricht dienen, also in erster Linie Fibeln, sind hiervon aus- zunehmeu, da sie fast immer mit einem größeren Druck ausgestattet sind, was dem Kinde die ersten Versuche im Leben erleichtert. Für die Hygiene des Lesens spielt die Druckdichtigkeit eine bedeutende Nolle, ein Begriff, der von P. Schubert im Jahre 1882 zuerst einge- ftthrt wurde. Man versteht unter Druckdichtigkeit jene Anzahl der Buchstaben, die durchschnittlich auf einen qcm kommen. Die weitere Entwicklung führte dann zu Zeilenzählern und zu Buchstabenmessern. Die von Schubert empfohlene Druckdichtigkeit legte 15 Buchstaben auf einen qcm zugrunde. In der Schulhygiene sind für den Buchdruck im wesentlichen folgende Abmessungen zur allgemeinen Anerkennung gelangt. Die Kleinbuchstaben sollen nicht unter 1,5 mm hoch sein; die Dicke des Grundstriches soll möglichst 0,3 mm betragen. Die Entfernungen zwischen den benachbarten Buchstaben, die (sogenann ten) Approchen, sind mit 0,9 mm wünschenswert. Für den Abstand zweier benachbarter Worte ist ein Maß von wenigstens 2 mm zu fordern. Im allgemeinen sollen auf den laufenden Zentimeter nicht mehr als durchschnittlich 6 bis 7 Buchstaben fallen. Schrift von 1,8 mm Höhe läßt sich beim Lesen mit größerer Schnelligkeit bewältigen als solche von 0,9 mm Höhe. Sehr große Buchstaben führen zu einer Abnahme iu der Schnelligkeit des Lesens, da sich eine größere Anzahl von Buchstaben nicht mit einem Male übersehen läßt. Bei den kleineren Buchstaben unter 1,5 mm Höhe benötigt das Auge eine größere Helligkeit, also mehr Lichtstärke. Ein reichlicher Durch schuß im Druck verleiht diesem eine hygienisch wertvolle größere Deutlichkeit. Gesperrter Druck führt nur bei geringerer Ausdeh nung zu einer größeren Deutlichkeit. Längere Absätze im Sperr druck bedeuten eine erschwerte Lesbarkeit. Auch die Zeilenlänge ist für die Hygiene des Auges beim Lesen von Bedeutung. Als Höchstmaß der Zeilenlänge sollten 9 cm nicht überschritten werden. Kurze Zeilen verdienen immer den Vorzug. Nur bei mathematischen Büchern wird man wegen der oft langen Formeln auch eine Ausnahme zugestehen müssen. Verschnörkelte Buch staben erschweren die Lesbarkeit und ermüden die Augen. Die ein fachste Letter ist für das Auge die gesündeste. Ein breiter weißer Rand wirkt sich beim Übergang von einer Zeile zur anderen als wesentliche Erleichterung beim Lesen aus. Die Hygiene des Auges erfordert naturgemäß einen scharf umrissenen und tiefschwarzen Druck, wobei die Art des Papieres auch keine unbedeutende Rolle spielt. Durchschimmernder Druck, in der Praxis ja ziemlich, selten, erschwert naturgemäß das Leseu und stellt somit eine Schädlichkeit für das Auge dar. Der Druck auf Glanzpapier für die Erzeugung *) Mit freundlicher Erlaubnis des Bundes Meister der Ein bandkunst (Leipzig W 31, Altestr. 5) aus Heft 4 der Blätter für Buchgestaltung und Buchpflege abgedrvckt, das hauptsächlich der Er haltung und Hygiene des Buches gewidmet ist. 177
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