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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1937
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- 1937-04-13
- Erscheinungsdatum
- 13.04.1937
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Die Herbstproduktion 1936 (Schkch zu Nr. 8>> Stoffe. vr. tt. ll. — Was die Stoffe im allgemeinen anbetrifft, so ist außer dem, was bei den einzelnen Schristtumsgruppen zu sagen war, noch festzustellen: Der Weltkrieg (behauptet sich nach wie vor als Thema neben anderen. Oft steht er nur im Hintergrund, aber auch dann wirkt er entscheidend für die Schicksale der Menschen. Das Thema derer, die aus dem Krieg nicht mehr in ein geordnetes Leben zurückfinden konnten, reizt immer noch. Der Anteil der Frauen. Verhältnismäßig stark ist der Anteil der Frauen, und zwar, es soll gerne anerkannt werden, stehen die Frauen auch, was die Quali tät anbetrifft, durchaus in vorderer Reihe. Neben den von Frauen geschriebenen Büchern ragen unter den Sammelwerken ein paar Bände hervor, die sich mit dem Frauenleben, insbesondere mit der vorbildlichen Beispielhastigkcit des deutschen Frauenlebcns, befassen. Erstlingswerke. Ein Fall für sich sind die vielen epischen Erstlingswerke, die uns der Herbst gebracht hat. Ich habe alles in allem unter Einrech nung einiger Zweitlinge von Verfassern, die mit ihren Erstlingen nicht so recht durchgekommen sind, fünfundzwanzig gezählt, und zwar in allen epischen Gattungen, von der künstlerisch schwachen schmalen Novelle bis zum künstlerisch starken dreibändigen Roman. An der Novelle haben sich sechs junge Dichter versucht, Erstlingsromane habe ich rund fünfzehn gezählt, wozu dann noch etwa fünf Zweit lingswerke kommen. Unter diesen vielen epischen Ersüingswcrken befinden sich nur vier, die ausgesprochen schwach sind und die Druck legung nicht verdienten, alles andere bewegt sich auf der Ebene eines sehr anständigen Durchschnitts und überragt diese Ebene zum Teil bei weitem. Unter den zwanzig Erstlingen befinden sich Bücher von vier Frauen, drei davon sind wertvoll. Es ist erfreulich, daß unsere jnngcn Dichter die Flucht in die Geschichte nicht mitgemacht haben. Die paar, die zu geschichtlichen Stoffen gegriffen haben, haben, was oben schon angcdeutet wurde, gezeigt, wie ein historischer Stoff anzu packen ist, damit er uns heute etwas zu sagen hat. Die meisten dieser Erstlinge befassen sich mit Zellstoffen, zum Teil mit der Zeit vor zehn bis fünfzehn Jahren, in dem gezeigt wird, wie das Heute in dieser Zeit vorbereitet wurde. Ein paarmal greifen die jungen Dichter auch mittcnhinein in das Geschehen unserer Tage. Bemerkenswert ist der Mut zur epischen Breite. Es begegnen uns Erstlingswerke, die in einen ganz breiten epischen Rahmen gestellt sind, einer von den jungen Dichtern hat sich sogar an ein dreibändiges Romanwerk ge wagt und mit den beiden ersten Bänden — der dritte steht noch aus — gezeigt, daß er sich keineswegs Unmögliches zugetraut hat. Die Preisgestaltung. Die Preisgestaltung verdient, von vereinzelten Ausnahmen ab gesehen, Beachtung. Sie bewegt sich immer entschiedener auf einen Durchschnittspreis zu, der allen Bedürfnissen gerecht wird. Sätze von 4.50 und 4.80 RM für Neuerscheinungen auf dem Gebiete des Romans, von 2.80 und 3.80 RM für selbständige Neuausgaben, von 3.50 und 3.75 RM für Neuausgaben innerhalb einer Reihe haben sich eingebürgert. Diese Sätze verstehen sich für die Leinenausgabe bei meist vorzüglicher Ausstattung und Papierbeschaffenheit. Für die Novellenreihen sind Preise wie 1.50 und 2.40 RM für den Leinen band, 1.80 RM für den Pappband bei einigen Reihen beliebt. Die l.80- bzw. 2.40-RM-Reihcn sind nach meiner Beobachtung für das Gebotene noch durchweg zu teuer. Allgemeine Beobachtungen. Im allgemeinen läßt sich sagen: Die Verlage haben sich nun mehr, nachdem die erste Vierjahresperiode der nationalsozialistischen Regierung hinter uns liegt, auf die neue Zeit eingerichtet. Auf dem Gebiete des schöngeistigen Schrifttums hat es keine stärkeren Ver schiebungen gegeben, es stehen eine Reihe von Verlagen nebenein ander, die unter sich ungefähr dieselbe Richtung und denselben Umfang der Produktion ausweisen. Erfreulich ist die Tatsache, daß die großen schöngeistigen jüdischen Verlage in der Zwischenzeit 3SS ausgeschaltet worden sind. Viele Berlage haben mit einiger Sicherheit ihre Aufgabe erkannt und dienen ihr mit einem Ber- antwortungsbewußtsein, das wir Nationalsozialisten gerne anerken nen. Bei einem Teil der vormals jüdischen Verlage ist bis jetzt eine auch auf die innere Einstellung sich erstreckende tiefer gehende Gleich schaltung nicht festzustellen. Am stärksten noch ist die Unsicherheit auf dem Gebiete des histo rischen Romanes, das ist durch die von mir genannten Zahlen schon deutlich genug dargetan worden. Aber noch einmal seien die Berlage zu größerer Verantwortung im Hinblick auf diese Gattung des Schrifttums aufgerufen. Es ist gegen die gute historische Dichtung grundsätzlich gar nichts zu sagen. Selbstverständlich wird ein Volk wie das unsere, das inmitten einer so tiefgreifenden Umwandlung steht, auch seine Geschichte für sein neues Lebensgesühl erobern wollen. Aber wir müßten alle Versuche, sich mit privaten Gefühlen und Stoffen historisch zu tarnen, bekämpfen. Hier hätten die Verlage eine dankbare Aufgabe, deren zuverlässige Erfüllung ihnen der National sozialismus lohnen würde. Die Form. Etwas mehr Sorgfalt sollte bei den epischen Gattungen noch aus die Form an sich verwendet werden. Auch hier liegt es an den Verlagen, gesunde Verhältnisse und geordnete Zustände zu schaf fen. Es geht nicht an, jeden zwischen erstem und zweitem Frühstück zusammengeschriebcncn Blödsinn Novelle zu heißen, nur weil er kurz geraten ist. Auch im Hinblick auf Tatsachenbericht, Roman und reiner sachlicher Darstellung sollte deutlicher geschieden werden. Wir be grüßen jedes ernsthafte Bemühen, für die vielfältigen neuen Inhalte, die für die Dichter unserer Zeit bereit liegen, neue Formen zu schas sen. Aber eine neue Form wird nicht dadurch, daß man vier oder fünf alte chaotisch durcheinander mischt. Das Drehbuch sür einen Film ist und bleibt Filmdrehbuch und ist notwendig für den Filni, hat als solches seine Berechtigung. Es wird keine neue Form daraus, von der man gar noch behaupten möchte, daß sie nationalsozialistisch sei, wenn man Drehbuch, Roman und Kolportage durcheinander mischt. Der schönste Stoff wird dadurch um seine Wirkung gebracht, vor allem aber bedeutet die Sorglosigkeit in dieser Hinsicht ein frevel haftes Spiel mit dem Vertrauen des Volkes. Wir haben gar nichts dagegen, wenn unsere jungen Dichter sich dazu entschließen, auf ihre Werke Bezeichnungen wie Roman, Novelle einmal gar nicht mehr anzuwenden. Aber was Novelle genannt wird, muß, wenn schon zu dieser Bezeichnung gegriffen wird, auch Novelle sein. Es gibt genug Beispiele, deren Verfasser zeigen, daß man auch den kräftigsten neuen Wein in alte Schläuche fassen kann, daß auf diese Weise wieder ein Zusammenklang zwischen Form und Inhalt entsteht, der einem auch die alte Form als etwas durchaus Neues zum Erlebnis bringt. Aber das Erlebnis etwa einer KdF.-Reise wird nicht dadurch zu einer nationalsozialistischen Novelle, daß nian es in halben und vier tel Sätzen herausstößt und meint, nun etwas großartig Neues ge leistet zu haben. Gerade wo es sich um Stoffe handelt, die aus dem Erlebniskreis unserer Bewegung gegriffen sind, deren Gestaltungen also die Ausgabe haben, Menschen unseres Strcbens in ihrem Gefühl zu bestätigen, die andern aber, die uns noch ferner stehen, für unsere Ziele zu gewinnen, gerade in diesen Fällen müssen wir strengste Sorgfalt im Hinblick auf die Formung fordern. Diejenigen unter unseren jungen Dichtern, die mit Recht heute im Vordergrund stehen, haben gezeigt, worauf es ankommt. Um so schärfer lehnen wir alle Versuche ab, das, was wir brauchen und wollen, durch Erzeugnisse vierten und fünften Ranges verwässern, verfälschen und verderben zu lassen. Entscheidend ist nicht der Stofs als solcher, sondern der Wert, der seiner Gestaltung innewohnt, entscheidelld ist, daß Haltung und Gesinnung einerseits und Formbeherrschung und künstlerische Durch dringung andererseits ein wirklich vom Geiste unserer Zeit erfüll tes und getragenes Ganzes ergeben. Unseren Verlagen muß drin gend nahegelegt werden, hier bei der Entscheidung über Annahme oder Ablehnung von Manuskripten noch stärkere Sorgfalt und grö ßere Verantwortung walten zu lassen. Nr. 83 Dienstag, den 13. April 1S37
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