Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1937
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- 1937-04-13
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- 13.04.1937
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Aber: der Segen wird zur Gefahr. Bei einem Rückblick aus das Ganze der Produktion, die ja mit den fünfhundert Titeln, deren Beobachtung wir die obenstehenden Bemerkungen verdanken, keineswegs erschöpft ist, läßt sich sagen, daß die Produktion in der Gefahr steht, vom Sinn in den Unsinn umzu- schlagen. Ganz besonders, wenn wir beobachten, daß der Herbst wirklich innerhalb der meisten der von uns genannten Gattungen und Gruppen Gutes und Bestes gebracht hat. Denn jetzt ist es in der Tat ganz einfach so, daß die Qualität in der Quantität untergeht. Wer soll durch eine derartige Massenproduktion überhaupt noch durch finden? Der hauptberufliche Kritiker kann es nur, wenn er die Nacht zum Tag macht. Aber jedes der fünfhundert Werke geht ihm zu mit der Bitte um möglichst baldige und möglichst ausführliche Besprechung. Und wenn schon die Mitarbeiter für die Berichterstat tung über all diese Bücher vorhanden wären, welche Tageszeitung, welche Beilage, welche Zeitschrift hätte den Raum, um auch nur dem wertvolleren Teil der gesamten Produktion wirklich so gerecht zu werden, wie er es an sich verdiente? Und wie soll der Lai e, der Wert darauf legt, über die wesent lichsten Neuerscheinungen des dichterischen Schrifttums auf dem lau fenden zu bleiben, hier noch zurechtkommen? Da kann cs sich nun um Menschen handeln, die rein aus Neigung in lebendiger Verbin dung mit dem Schrifttum bleiben wollen, öder um solche, dis es aus beruflichen Gründen müssen, etwa Lehrer, Vortragende usw., oder wieder um andere, die mit der bewußten Absicht, wertvolle dichte rische Kräfte zu fördern, ihre Augen und ihre Geldbeutel offen halten: auch den Fleißigsten, Weitherzigsten, Interessiertesten ist es ganz ein fach nicht mehr möglich, noch mitzukommen. Er muß sich dann auf Inhaltsangaben oder Besprechungen verlassen, oder er muß sich, was noch schmerzlicher für ihn ist, sagen, baß er von dem vielen Guten nur einen kleinen Ausschnitt für sich gewinnen kann, für dessen Aus wahl er in mehr oder weniger starkem Maße einer gewissen Zufällig keit unterliegt, da er sich ja aus das Urteil Dritter verlassen muß. Und schließlich: Wie soll der verantwortungsvolle Buchhänd ler Hindurchfindcn, der seine Kunden gern aus eigener Kenntnis heraus beraten möchte? Wie soll es der Jungbuchhändler tun, von dem man verlangt, daß er über alles Wichtige unterrichtet ist? Wie soll esder Buchhändler tun, der sich etwa bestimmte Gattungen her- ausgreift, die vom Gros des Buchhändlers stiefmütterlich behandelt werden, Erstlingswerke z. B. oder Lyrik. Es kann einer den besten Willen haben, sich für Lyrik einzusetzen, er kann innerhalb seiner Kundschaft aus Grund einer zähen Arbeit vielleicht zehn oder zwanzig Menschen gewonnen haben, die es immer wieder mit einem lyrischen Buch versuchen. Was soll er tun, wenn ihm gleich dreißig lyrische Neuerscheinungen angeboten werden, von denen nur zwei oder drei überragend sind, während alle andern ein gleichmäßig gutes Durchschnittsniveau aufweisen? Er kann sich natürlich aus den Standpunkt stellen, daß er seinen Kunden immer wieder nur das eine anbietet, an dessen Durchsetzung er besonders mithelfen möchte. Er muß dann aber wissen, daß er den zwanzig anderen, die genau das gleiche Recht hätten, beachtet zu werden, Unrecht tut. Oder ums soll der anfangen, der es für seine Pflicht hält, bisher unbekannten Dich tern bei der Durchsetzung ihrer Erstlingswerkezu helfen, wenn ihm innerhalb des Rahmens einer einzigen Herbstproduktion gleich fünfundzwanzig Erstlingswerke angel otcn werden? Fünfundzwanzig, von denen zwanzig gut sind und zehn sogar sehr gut. Er kann im Rahmen seiner Möglichkeiten von diesen zehn sehr guten vielleicht drei etwas helfen, die anderen sieben bleiben liegen, die zehn guten, deren Verfasser der Förderung auch bedürften und sie verdienten, bleiben ebenfalls liegen. Vertane Kraft, zerstörte Hoffnungen, nutzlos sestgc- lcgtes Kapital! So kommt es dann, daß ein Paar Gcdichtbände und ein paar Erstlingswerke Auflagen von 4—LOOO Stück erreichen, die andern kommen kaum aus SOO, 800, lVOO Stück, von manchen wer den nur SO bis 80 Stück abgesetzt, manche bleiben ganz liegen. Alle diese Beobachtungen sollen hier einmal ausgesprochen wer den. über die Verteilung der Produktion ist schon viel geredet worden. Eine entscheidende Änderung ist bisher nicht erzielt worden. Man muß es andererseits auch wieder begreifen, wenn die Verleger nicht darauf verzichten wollen, den Hauptteil ihrer Produktion auf eine besonders günstige Kaufzeit zu verlegen. Auf alle Fälle ist es des Schweißes der Edlen wert, sich hier auf einen gesünderen Zustand zu besinnen. Erstlingswerke z. B. müßten unter allen Umständen davor bewahrt werden, ausgerechnet mit der Hauptflut von Mitte Oktober bis Ende November hcrauszukommcn. Denn aus diese Weise kommt eine völlige Umkehrung des Grundsatzes: gleiche Leistung — gleiches Recht zustande, da — die vergangene Hcrbstproduktion hat das geradezu in grotesker Weise gezeigt — unbekannte Dichter vor einer derartigen Fülle auch des Guten und Wertvollen einfach nicht durch kommen. Wir wiesen eingangs darauf hin, daß wir nur ein Stimmungs bild geben wollten. Der Herbst 1936 mit seiner alle Grenzen sprengen den Produktion eignete sich dafür ganz besonders. Es hat sich gezeigt, daß wir uns, von einzelnen Gattungen abgesehen, des Wertdurch schnittes keineswegs zu schämen brauchen, aber, mit dieser Frage muß der Bericht nottvcndig geschlossen werden, wohin soll der Weg führen, wenn die Produktion innerhalb weniger Monate weiterhin einen Umfang beibehält, der es auch dem Wertvollsten unter dem Wertvollen, vom guten Durchschnitt ganz abgesehen, unmöglich macht, diejenige allgemeine und gleichmäßige Beachtung zu finden, die einen gesunden Nährboden für das dichterische Schaffen unserer Zeit darstellt?! Aus der Arbeit der Gaue Arbeitsgemeinschaft Berliner Iungbuchhändler Am 10. März hatte sich wieder ein großer Kreis Kameraden im »Wilhelmshof«, Anhaltstraße 12, zu einem gemeinsamen Abend ver sammelnder an Gehalt und Stimmung dem vorigen mit vr. Maier, Leip zig, um nichts nachstand. Diesmal durften wir als Gast Herrn v. K o m- merstädt von der Neichsarbeitsgemeinschaft für Deutsche Buch werbung unter uns begrüßen. Herr v. Kommerstädt hielt uns einen sehr ausführlichen Vortrag über das Thema »F a ch b u ch w e r b u n g«, in dem er uns im besonderen die Aufgaben des Buchhandels auseinander setzte. Gerade die Schilderung der Organisation der Fachbuchwerbung und die daraus entstandenen Möglichkeiten für das schöngeistige Sorti ment waren wohl für die meisten unter uns sehr anregend und auf schlußreich. Hierauf ergriff Kamerad Wolfgang Michael das Wort und teilte mit, daß er bereit sei, im Einvernehmen mit der Fachschaft Angestellte und der Neichsschule Leipzig die Stelle eines Kame- radschaftsführers der Arbeitsgemeinschaft Berliner Jungbuchhändler zu übernehmen. In kurzen Zügen erklärte Kamerad Michael den Zweck und die Aufgaben dieser Gemeinschaft: Es gilt in erster Linie die uns in Leipzig liebgewordene Neichsschulkameradschaft auch in Berlin, wie es schon in anderen Städten Deutschlands geschieht, weiterzupflegen und in freiwilliger gemeinsamer Arbeit unser Wissen in fachlichen, literari schen und anderen kulturellen Dingen zu bereichern. Als Nationalsozia listen lehnen wir Vereinsmeiereien und die Form »literaturwissen schaftlicher« Dilettantenklubs hinter verschlossenen Türen ab, uns ist die Kameradschaft und der Wille zu ernster Arbeit an uns selbst Bindung genug. Alle die Arbeitskameraden, welche diesmal noch ferngeblieben sind, aber gern Mitarbeiten wollen, darunter besonders alle ehemaligen Neichsschüler, die die Verbindung mit ihren Kameraden nicht auf geben möchten, seien hiermit für den nächsten Abend, der voraus sichtlich am Mittwoch, dem 21. April, stattsindet (nähere Bekanntgabe erfolgt noch) eingeladen. Wolfgang Michael. Mitteilungen des Gaues Düsseldorf Am 13. März wurde die große historische Sonderausstellung des Neichsparteitages 1036 »Das politische Deutschland« in An wesenheit des Kreisleiters Walters, des Leiters der Neichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums Pg. Hagemeyer und des Ober bürgermeisters vr. Wagenführ feierlichst in der Düsseldorfer Kunst halle eröffnet. Im Rahmen der Veranstaltungen des Vortragsamtes sprach vr. Molter über »Die auslanddeutsche Dichtung im Rahmen des gesamt deutschen Schrifttums«. Im Mittelpunkt der Betrachtung stand die Würdigung der Werke von Adolf Meschendörfer, Erwin Wittstock, Heinrich Zillich, Hans Grimm und Josef Ponten. Nr. 83 Dienstag, den 13. April 1937 323
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