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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.11.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-11-15
- Erscheinungsdatum
- 15.11.1898
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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8604 Nichtamtlicher Teil. 265, 15. November 18b8. bleibenden Berufsstätte erkoren und erfreuen sich häuslichen Glückes. Es ist ganz naturgemäß, daß sich diese Häuslich keit bei festlichem Anlaß in den Verein überträgt, daß Gattinnen und Töchter gern Anteil nehmen, ja daß in jähr licher Wiederkehr sogar ein sommerliches Kinderfest im Vereine gefeiert werden kann, das zu seinen schönsten Festen gerechnet werden darf. Der Buchhandlungsgehilfen-Verein zu Leipzig und das Börsenblatt haben enge Beziehungen zu einander, die sich von beider Ursprung an getreulich bis auf den heutigen Tag erhalten und je länger je mehr befestigt haben. Es war Otto August Schulz, der wohlbekannte Begründer unseres Buchhändler-Adreßbuchs, der im Bunde mit Eduard Avena- rius im Jahre 1833 die Gründung des Gehilfenvereins bei den Leipziger Kollegen betrieb und am 5. Oktober desselben Jahres auch verwirklichte. Gleichzeitig war dieser thätige Mann aber auch das treibende Agens bei der von den »De putierten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig« mit Be ginn des Jahres 1834 bewirkten Schaffung des »Börsenblatts für den deutschen Buchhandel«, dessen erster Redakteur er auch war und das seiner eifrigen und umsichtigen Arbeit beim schwierigen Eintritt in die Welt festen Boden zu verdanken hatte. Beide haben also denselben Pathen gehabt; gleichaltrig gehen sie seitdem nebeneinander her und haben von jeher die angenehmsten Beziehungen zu einander gehabt, die sie getreulich weiter pflegen. So ist es uns denn auch immer eine Freude, über die Feste des Vereins berichten zu dürfen, und das soll auch diesmal mit aufrichtigem Vergnügen ge schehen. Zum fünfundsechzigsten Stiftungsfest am 6. d. M. hatten sich Teilnehmer und Teilnehmerinnen in ansehnlicher Zahl eingefunden. Im großen Saale des Buchhändlerhauses waren fünf lange Quertafeln von ihnen besetzt; man war hübsch in die Mitte des großen Raumes zusammengerückt, ohne übri gens oben und unten allzuviel freien Raum zu lassen. Es ergab sich bei dieser Anordnung angenehm überraschender Weise, daß alle Redner gut verstanden wurden. Mit dem Toast auf Ihre Majestäten König Albert und Kaiser Wilhelm eröffnete der langjährige Vorsteher des Ver eins Herr Paul Scholtze das Fest. Nach herzlicher Be grüßung der Festgenossen erinnerte er in einem kurzen Rück blick zunächst daran, daß neben dem Altersjubiläum des Vereins noch ein anderes hergehe, das des zehnjährigen Wohnens und Zusammenkommens zu ernstem und heiterem Zwecke im Buchhändlerhause seit dessen Erbauung. Auch seine eigene fünfzehnjährige Mitarbeit im Vorstande und zwölfjährige im Vorsteheramte streifte der Redner, nicht ohne mit humorvollem Anflug von Resignation eine gewisse Amts müdigkeit und eine leise Sehnsucht nach einem weniger hervor tretenden, aber auch weniger verpflichtenden und dornenvollen gewöhnlichen Mitgliedsdasein durchblicken zu lassen. Auf den Ausklang seiner Rede hinüberleitend, feierte er mit ernsten und warmherzigen Worten die Herrscher, unter deren Schutz Handel und Gewerbe zu mächtigem Aufschwünge gelangt seien und hier in Leipzig insbesondere der Buchhandel und alle von ihm Abhängigen ihre Lebensbedingungen fänden. — Herr Max Friedemann hieß die Gäste und Ehrengäste im Namen des Bereins mit freundlichen Worten willkommen. — In sehr beredter Form dankte im Namen der Gäste Herr Direktor I)r. Willem Smitt, indem er betonte, wie gern er selber regelmäßig den freundlichen Einladungen des Ver eins Folge leiste, und wie er in gleichem Maße eine freudige Aufnahme der Aufforderung zur Teilnahme an den Verems- festen auch bei den übrigen Gästen voraussetzen dürfe. Es sei ihm stets eine erfreuliche Wahrnehmung, wenn er im Kreise der Buchhändler und namentlich deren jüngerer Elemente die richtige Verbindung eines gesunden Realismus, wie er sich in der täglichen Arbeit und ihren materiellen Zielen offenbare, mit dem nie aus dem Auge gelassenen, den höchsten und schönsten Zielen nachstrebenden Idealismus beobachten dürfe, der den Buchhändler vor vielen anderen Geschäftsleuten uuszeichne. Solche Berufs- und Lebensauffassung verdiene sein Lob. Er wolle aber nicht einseitig bleiben und er scheue sich nicht, auch Kritik zu üben, wo er diese für angebracht halte. So fordere eine Wendung des soeben gemeinsam gesungenen Festliedes seine Kritik heraus, wo, im Gegensatz zum jungen Herzen des Vereins, von dessen »Greisenalter« gesungen worden sei Kein Mann, der sich bei guter körperlicher Gesundheit auch seine Ideale bewahrt habe, sei mit fünfundsechzig Jahren ins alte Eisen des Greisenalters zu werfen; er selber stehe in diesem Alter und lehne sich ernstlich dagegen auf, als Greis betrachtet zu werden. Noch viel weniger treffe diese Be zeichnung auf den Verein zu, der sich beständig verjünge und, wie der Augenschein lehre, trotz manches hochbetagten, aber keineswegs greisenhaften Hauptes volle Lebens- und Jugend kraft sich bewahrt habe. Und das Geheimnis dieser ewigen Jugend liege eben in der Bewahrung der Ideale neben strenger geregelter Arbeit, die ihrerseits die Grundlage der realen Lebensbedingungen schaffe, in der vorerwähnten ge sunden und lebenserhaltenden Verbindung von Idealismus und Realismus Der dauernden Bewahrung dieser Jugend weihte der Redner unter dem Beifall der Versammlung sein Glas. Herr Albert Eckardt toastete auf den deutschen Buch handel und den harmonischen Einklang aller seiner Zweige, deren Arbeit sich zu gemeinsamem Ziele vereinige. — Herr Johannes Zuckschwerdt knüpfte in geist- und humorvoller Auseinandersetzung an die Worte des Herrn vr. Smitt an und beleuchtete die Verbindung des Realen mit dem Idealen, wie sie im Verein bestehe, von anderer Seite, indem er als anmutige Verkörperung der idealen Welt die Damen hoch leben ließ. Auch abwesende Freunde hatten zum Ehrentage des Vereins seiner mit Anhänglichkeit gedacht und ihm brieflich und telegraphisch Grüße und Glückwünsche gesandt. Solcher Kundgebungen wurde aus Augsburg, Basel, Berlin, Braun- chweig, Dresden, Elberfeld, Hannover, Heidelberg, Karls ruhe, Köln, Leipzig, Metz, Paris, Stuttgart, Wien eine lange Reihe verlesen und von der Versammlung mit dankendem Beifall angehört. Recht hübsch waren die dichterischen und zeichnerischen Gaben, die als Festlieder, Festprogramm, Tanzkarte re. rc. den Festgenossen beschert wurden. Alle Lieder zeichneten sich durch schwungvollen Rhythmus und witzige Pointen aus und wurden unter Lachen gesungen; den größten Lacherfolg aber erzielte ein Satiriker, Herr 6. 8., der sich von seinem Schelm im Nacken recht schadenfrohe Gedanken hatte ein lüstern lassen, um sie in muntere Verse zu fassen und in unscheinbarer Form den Ahnungslosen auf einer Japan- Serviette zu servieren. Auch auf die äußere Erscheinung dieser Gaben war zum Teil außergewöhnlicher Geschmack verwendet worden. Zwar zeigte das sauber und hübsch ge arbeitete Mäppchen, das zur Aufnahme der Festlieder be stürmt war, in seinem Aufdruck »moderner« Richtung noch den unvermeidlichen km äs eidels-Geschmack in den Polypenarmen der jüngst zu ungeahntem Kunstdasein erweckten Wasserrose; aber mit Recht viel bewundert wurde das entzückende Titel blatt zur »Weinkarte und Speisenfolge«, das in mehrfachen Variationen flott entworfene Ballscenen aus der Zeit des Empire in zart hingehauchtem Farbendruck zur Darstellung brachte und seinen Meister lobte. Ein fröhlicher Ball schloß sich um 6 Uhr an das Fest mahl an und hat hoffentlich manche junge Herzen sich finden lassen. Um Mitternacht erreichte das hübsche Fest
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