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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1898
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- Erscheinungsdatum
- 08.12.1898
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- Deutsch
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größeren Festigkeit wegen mit dem Stichel, anstatt des Schneidemessers bearbeitet werden konnte, und hat hierdurch ermöglicht, selbst die zartesten Töne durch feine Liniensysteme wiederzugeben und malerische Effekte zu erzielen. Seitdem ist der Holzschnitt mehr und mehr in malerische Bahnen ein gelenkt, zumal seit es üblich wurde, die Vorlage auf photo graphischem Wege auf den Holzstock zu übertragen. Zumal seit Anfang der siebziger Jahre hat man sich mehr und mehr gewöhnt, als Aufgabe des Holzschnitts nicht die möglichst getreue Wiedergabe einer Strichzeichnung, sondern die »Ueber- setzung« d. h Auflösung von Tonwerten in Linien anzu sehen. Besonders in Amerika wird in der Reproduktion von Gemälden durch den Holzschnitt Hervorragendes ge leistet, und auch in Deutschland hat der sogenannte »Ton«- odcr »Couleurschnitt« einen hohen Grad von Vollkommen heit erreicht. Ein technisches Meisterstück dieser Art konnte man aus der vorjährigen Berliner Internationalen Kunstausstellung bewundern, einen von Martin Hönemann nach einem Bilde von Dora Hitz: »Mutter und Kind« hergestellten Ton schnitt (richtiger Tonstich), der die zarten verschwimmenden Töne des Originals virtuos wiedergab und der seiner hervorragenden technischen Qualitäten halber vom Staat angekaust worden ist. Aber was der Holzschnitt als Re produktionsmittel unzweifelhaft gewonnen hat, das hat er als Mittel der Buchillustration verloren; denn er hat die jenige Eigenschaft emgebüßt, auf der seine Wesensgleichheit mit der Type beruhte — seinen linearen Charakter. Da nun vor Erfindung der photomechanischen Hochdruck verfahren, der Strichätzung und der Autotypie, der Holz schnitt allein die Möglichkeit gewährte, die Illustrationen zu gleich mit den Typen auf der Druckerpresse zu drucken, so ist die technische Vervollkommnung des Holzschnitts die Haupt ursache des künstlerischen Niederganges unserer Buchausstat tung geworden. Der letzte bedeutende Künstler, der wie Rethel und Schwind an den guten Prinzipien des Holzschnitts festhielt, war Ludwig Richter, der in seiner Selbstbiographie (Lebens erinnerungen eines deutschen Malers, S. 311) sich entschieden gegen die malerische Richtung des Holzschnitts wendet. »Es war stets mein Bestreben«, sagt er dort, »den Charakter des Holzschnitts, seinen durch das Material bedingten Stil zu be wahren und ihn weder zur Nachahmung mit den Alten, noch zum Wetteifer mit dem Kupferstich zu ge- oder mißbrauchen. — Ich ging überhaupt nicht auf malerische Toneffekte, son dern auf Reichtum der Motive, klare Anordnung und Schön heit der Linienführung.« Aber so groß auch die Beliebtheit der Richterschen Arbeiten war, ihr Einfluß war doch nicht stark genug, um zu verhindern, daß die Gunst des Publikums sich mehr und mehr der malerischen Holzschnittmanier zu wandte und diese allmählich die Alleinherrschaft in unseren illustrierten Werken und Zeitschriften erlangte, soweit sie hier nicht durch die billigere Netzätzung verdrängt wurde. Bekanntlich ist die Buchausstattung zuerst in England wieder in gesunde Bahnen eingelenkt, und zwar waren es hier die Druckwerke der deutschen und italienischen Renaissance, die den künstlerischen Erneuerern des englischen Buchgewerbes, vor allem dem 1896 verstorbenen William Morris, die An regung zu ihren Schöpfungen gaben und die für sie maß gebenden Dekorationsprinzipien offenbarten. Die besten eng lischen Bücher tragen infolgedessen einen stark archaistischen Charakter, und das Gleiche gilt auch von dem bedeutendsten Erzeugnis der deutschen buchgewerblichen Bewegung, der von Boos verfaßten, von Joseph Sattler illustrierten »Geschichte der rheinischen Städtekultur« (Verlag von Stargardt, Druck von Otto von Holten). Hier ist infolge der streng linearen Manier des bildlichen Schmuckes eine vollständige, innige Harmonie zwischen diesem und der ausdrucksvollen Fraktur type erzielt. Aber nicht nur in formaler Beziehung, sondern auch sachlich hat Sattler das in der Vorrede formu lierte schwierige Problem, ein modernes Druckwerk nach dem Vorbilde der Meisterwerke des 16. Jahrhunderts in wahr haft künstlerischer Weise auszustatten, ohne ihm seinen streng wissenschaftlichen Charakter zu nehmen, in vorzüglicher Weise gelöst. Von einer Zurückdrängung des Textes durch die Illustration ist keine Rede, das bildliche Beiwerk beschränkt sich vielmehr bei jedem der ziemlich umfangreichen Kapitel auf ein Vollbild, einen Titelkopf, ein Schlußstück und ein Initial. Die Hauptschwierigkeit, die Sattler zu überwinden hatte, bestand darin, weder trockene Kostüm- oder Architektur bilder zu liefern, noch in das theatralische Pathos der so genannten Historienmalerei zu verfallen. Der Künstler hat beide Klippen glücklich vermieden. Er hat zwar nicht ver sucht, wie es Menzel in seinen Illustrationen zu Kuglers Ge schichte Friedrich des Großen gethan, uns bedeutende Männer, wichtige historische Ereignisse in voller Frische, bei absoluter geschichtlicher Treue vorzuführen, er vermeidet vielmehr die Darstellung großer Haupt- und Staatsaktionen und begnügt sich damit, in einer symbolischen Komposition, oder in einer an sich unwesentlichen, aber für den Charakter der betreffenden Epoche bezeichnenden Scene den Inhalt eines Kapitels zum Ausdruck zu bringen. — Bisher liegen zwei Bände des Boos- schen Werkes vor, die die geschichtlichen Ereignisse bis zur Mainzer Katastrophe am 28. Oktober 1462 führen, bei der die Fust-Schöffersche Druckerei in Flammen aufging und die so die Veranlassung wurde, daß die Druckergesellen sich zer streuten und Gutenbergs große Erfindung in alle Welt gegenden trugen. Daß Sattlers archaistische, an den Meistern der deutschen Renaissance geschulte Kunstweise in der Schil derung dieser fernen Zeiten deutscher Vergangenheit das ge eignetste Feld für die Bethätigung seines Talentes gefunden hat, ist selbstverständlich, doch lassen gelegentliche Arbeiten hoffen, daß es dem trefflichen Künstler gelingen wird, in dem Weihnachten dieses Jahres erscheinenden dritten Bande auch für uns näher liegende Epochen und für das Leben der Gegenwart den charakteristischen Ausdruck zu finden. — Druck und Ausstattung des Werkes sind vorzüglich; die Her stellung der Bilder ist allerdings nicht durch den Holzschnitt, sondern durch vorzügliche Strichätzungen erfolgt; was sich meines Erachtens überall da empfiehlt, wo es sich um Wieder gabe von Strichzeichnungen handelt und der Künstler nicht vorzieht, seine Entwürfe selbst in Holz zu schneiden. von Zur Westen. Kleine Mitteilungen. Post. — Das -Centralblatt f. d. Deutsche Reich., herauS- gegeben im ReichSamt des Innern, giebt folgendes bekannt: Vom 1. Januar 1899 ab kommen die am 15. Juni 1897 auf dem Washingtoner Postkongreß Unterzeichneten neuen Ver. träge des Weltpostvereins zur Ausführung. Es treten infolge dessen im internationalen Postverkehr verschiedene Minderungen ein. Die wesentlichsten sind: die Erhöhung des MeistbetrageS für Postanweisungen von 500 FrcS. auf 1000 Frcs.; die Ermäßigung der Postanweisungsgebühr sür die Teil beträge über 100 Frcs., die Zulassung der Nachsendüng von telegraphischen Post anweisungen von einem Vereinslande nach einem anderen; die Erhöhung des Meistgewichts für Warenproben von 250 auf 350 Gramm; die Zulassung von Warenproben mit GlaSsachen, Flüssig keiten, selten und abfärbenden Stoffen nach sämtlichen Vereins ländern, sowie von Postkarten, auf deren Vorderseite Vignetten und Reklamen angebracht sind, unter der Voraussetzung, daß die Deutlichkeit der Adresse nicht beeinträchtigt wird; die Zulassung von Nachnahme auf Einschreibbriefen, Briefen und Kästchen mit Wertangabe und aus Postpaketen bis zum Höchstbetrage von 1000 Frcs., statt wie bisher von 500 Frcs.;
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