Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-11-27
- Erscheinungsdatum
- 27.11.1923
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19231127
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192311272
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19231127
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1923
- Monat1923-11
- Tag1923-11-27
- Monat1923-11
- Jahr1923
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
zu die Aufgabe des Buchhändlers, sich nicht nur auf Dutzendware zu legen, sondern ganz im Stillen, dem Käufer unbewußt, erziehe risch zu wirken. Unbedingt für notwendig und für das gute Schaufenster unent behrlich halte ich das Plalat. Ich meine aber durchaus nicht das gedruckte Plakat, das irgendwo in eine Ecke oder an die Scheibe gehängt wird und in keinem Zu sammenhänge mit dem Ausgestellten steht, sondern dasjenige, das die Erläuterung des Ausgestellten bezweckt. Meine Herren, Sie machen sich gar keinen Begriff, welche Bedeutung dem Plakat zu kommt. Das Publikum ist ja so leichtgläubig und hält das Ge lesene fast für unumstößliche Wahrheit. Wenn im Schaufenster des Manufakturisten irgendeine Farbe oder ein Stoff als die große Made bezeichnet wird, so nimmt das schon jede Dame als feste Tatsache hin. Das Publikum sucht ja geradezu in Fenstern nach Erklärungen, und es liest alles im Fenster Geschriebene, selbst wenn es der größte Unsinn wäre. Warum machen sich das aber so wenige Buchhändler zunutze? Die Frage ist leicht zu beantworten: Weil sie es nicht für nötig halten, daß ihre Angestellten oder Lehrlinge oder gar sie selbst ebenso wie jeder andere zeitgemäße Kaufmann die Plakatschrift erlernen. In jedem Fenster, wo Sie ein hinweisen des Plakat gesehen, werden Sie das als ganz selbstverständlich hingenommen haben. Und warum machen Sie nicht dergleichen? Die Zeit, die -dafür verwendet wird, lohnt der Erfolg reichlich. Ich habe die gute Wirkung schon als Lehrling im väterlichen Geschäft der Kleinstadt erkannt, als ich gewissermaßen meine erste Sonder ausstellung machte. Damals hatte man ja noch viel Zeit und stellte statistisch die meistgelesenen Bücher fest. Diese brachte ich mit einem entsprechenden Plakat ins Fenster und hatte einen über raschenden Erfolg, indem sich von mir jungem Lehrling die erfah rensten Leute belehren ließen. War es erst die unbeholfene Rund schrift, so eignete ich mir danach die mit selbstgcschnittenen Holz- stäbeu -geschriebene Behrensschrift an und ließ mir später von einem jungen Kaufmann die Grundzüge der Pinselschrift zeigen. Damals gab es noch keine Schulen, und es war schwer, einen Kauf mann dahin zu bringen, die Geheimnisse seiner Schreibkunst zu ver raten. So begleiteten mich Plakat und Schrift in meinen Stel lungen. Und wenn mir jungem Gehilfen einmal ein Chef, als ich noch voller Ideale steckte, wegen dieser, die er »Utopien« nannte, eine wenig aussichtsreiche Zukunft vorausfagte und so gar nichts weiter in mein Zeugnis zu schreiben wußte, als daß ich eine be sondere Geschicklichkeit in der Herstellung von Plakaten besäße, so steckte ich diesen Hohn ruhig ein und blieb doch bei meinen Ansichten. Als besonders geschickt und nachahmenswert möchte ich die Anwendung des Plakats durch die Firma unseres Vorsitzenden er wähnen, in deren Fenstern je ein Plakat folgende Erläuterung gibt: Dieses Fenster enthält Bücher aus folgenden Literaturgebieten. Plakatschrift zu erlernen, bietet sich uns heute natürlich reich lich Gelegenheit. Wenn unter Ihren Gehilfen niemand ist, der Plakate schreiben kann, so lassen Sie einen geschickten Lehrling auf Ihre Kosten dem Unterricht beiwohnen. Es wird sich vielfältig bezahlt machen. Bei dieser Gelegenheit lernt er dann auch Zahlen, d. h. Preise schreiben. Und das ist wieder ganz besonders wichtig und wert voll. Warum muß denn der Buchhändler wieder der einzige Kauf mann sein, der sich dieses werbenden Lockmittels gar nicht bedient? Hat er es wirklich nicht nötig oder wird er es erst einsehen, wenn es zu spät ist? Hatten Sie, sehr geehrte Herren Kollegen, noch gar keine Gelegenheit, mit Ihrer Ehehälfte vor einem Putzgeschäft zu stehen, wo der eine Hut noch mehr gefiel als der andere? Waren Sie dann nicht wirklich froh, zu sehen, was eigentlich so ein Ding kostete, oder gingen Sie lieber zu dem Fenster, das schweigsam blieb, das seinen Kunden gar nicht zu sagen brauchte, was alles kostet, da für diese der Preis nebensächlich war? Sollten all die Ge schäftsleute nicht wissen, warum sie ihre Fenster reden ließen, daß dieses nur 5 und jenes nur 3 Goldmark kostet? Doch sie alle wissen es, nur der Buchhändler nicht. Die anderen wissen, daß dieses die beste Art der Kundenwerbung ist, gerade derjenigen, die nicht durch die Ware selbst hereinzulocken waren. Das Heraus stellen eines Preises bedeutet für die Augen des Beschauers immer eine gewisse Preiswürdigkeit und damit eine Beeinflussung, eine Werbung. Und geht es uns nicht selbst so? An einen Preis, der uns heute im Fenster noch zu teuer er scheint, haben wir uns morgen vielleicht schon gewöhnt, über morgen möchten wir ihn für angemessen preiswert und am folgen den Tage für billig halten, sodatz wir schleunigst gehen und kaufen, wenn der springende Dollar nicht inzwischen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, uns aber dabei lehrt, nächstesmal noch schneller zuzugreifen. Mancher sagt: auf ein Buch gehört kein Preis, das stört den ganzen Eindruck, schlägt geradezu ins Gesicht, und er schimpft über die Prekszettelwirtschaft, aber mit Unrecht. Wir Antiquare waren immer gezwungen, Preise an die Bücher zu brin gen; denn die Tatsache, daß ein Buch schon gelesen ist, lockt ja nicht. Wir kamen denn auch zuerst auf den Gedanken, Grundzahlen und Schlüsselzahltabelle ins Fenster zu bringen. Und wir können noch immer keine Preise entbehren. Wieviel unnötige Fragen erspart außerdem der angebrachte Preis, und wenn wirklich ein Buch nicht billig zu nennen ist, so bringt auch der hohe Preis Freude am Be sitz, und er erhöht allgemein die Wertschätzung des Buches. Aber natürlich müssen die Preise auf Karton in ziemlich kleinem Format anständig geschrieben sein, nicht etwa mit Blau- oder Rotstift auf unsauberem Papier. Es muß schon Gleichmäßigkeit und Ordnung vorherrschen. Jedenfalls gehört die Anbringung von Preisen mit zu den besten Mitteln der Buchwerbung. Von den vielen Reformen, die wegen der Rentabilität des Sortiments in Vorschlag gebracht wurden, gehört diejenige der Zusammenlegung verschiedener Be triebe zu der am meisten beachteten. Der Werbung für das Buch steht dieser Gedanke aber vollkommen entgegen. Viel beachtens werter im Sinne des werbenden Gedankens sind die Filialen, die Zeitungs- und Buchkioske, sowie die Bücherwagen. Sie alle haben den Zweck, die Bücher auch den entlegensten Gegenden leicht zu gänglich zu machen. Die Firma Wahle L Reumann hat vor Jahren neue und zugleich neuartige Kioske errichtet, die schon äußerlich die Aufgabe der Werbung erfüllen sollen. Hätten wir einen ver kalkten Stadtbaumeister, so wären die Gestalten schon nicht möglich. Nach dessen Ansicht hätten sie das Straßenbilü verunstaltet oder beeinträchtigt. Aber da wir in der glücklichen oder unglücklichen Lage find, einen Stürmer und Dränger als Stadtbaumeister be kommen zu haben, ist heute vieles möglich, was früher unmöglich schien. Der Linienführung -es Straßenbildes sind die Kioske aller dings nicht angepatzt, auch nicht dem Format des Buches. Anfangs hat jeder den Kopf geschüttelt. Allmählich haben wir uns an Form und Farbe gewöhnt. Aber heute noch habe ich das Gefühl, daß ich solchen Kiosk beiseiterücken müßte; denn dort, wo er steht, paßt er tatsächlich nicht hin. Vielleicht würde er aber auf dem neuen Fleck daneben ebensowenig günstig stehen. Jedenfalls habe ich immer das Gefühl, als müßte das Ungetüm verrückt werden. Aber dieses Verrücktwerden fällt ja auch andern Leuten auf, vor allem denen, die die Kioske zum ersten Male sehen. Sie stoßen sich an Form und Farbe, werden aufmerksam, kommen näher und werden -schließlich Zeitungen oder Bücher kaufen. Und das ist das, was der entwerfende Künstler erreichen wollte. In Bezug auf die -Werbung muß die Lösung der Aufgabe daher zurzeit besonders glücklich erscheinen. Mit großem Bedauern habe ich immer wieder -fest stellen müssen, daß das Sortiment nur in den wenigsten Fällen zielbewußt vom Verlag in der Werbung unterstützt wird. Der Verlag glaubt s ch o n i m a l l g e m e i n e n.g e n u g g e t a n z u h a b e n, w e n n er ganzseitige Anzeigen im Börsenblatt erläßt oder an das Sortiment Rundschreiben verschickt. Was luter aber für d a s Be k a n n t w e rd e n b e i m P u- blikum? Wenn das einzelne Buch auch nicht so ein v icl gekaufter Artikel wie Keks, Bleichsoda, Schuhputz, Zahnpasta usw. ist. so müssen wir uns doch wundern, daß der Verlag sich nicht zum Teil menigstens die Methoden der Fabrikanten oben
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder