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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-11-27
- Erscheinungsdatum
- 27.11.1923
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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ich damit den ersten Versuch gemacht; leider hat er noch nicht ganz so gelingen wollen, wie ich es im Auge hatte. Aber, meine Herren, scheuen Sie diese Mühe nicht. Je größer und bedeutender die Zeitung ist, je größer werden natürlich die Schwierigkeiten sein, die Sie zu überwinden haben, aber um so größer auch der Erfolg und damit der Dienst, den Sie der guten Sache erweisen. Wenn es Ihnen selbst nicht möglich ist, suchen Sie geeignete Kräfte aus Ihrem Kundenkreis. Damit erreichen Sie eine Werbung, die Er folg bringt, und die mehr wirkt als jedes Inserat. Daß diese Werbung nicht dem Urheber allein zugutekommt, ist selbstverständ lich; aber jeder Buchhändler muß für die allgemeine Förderung des Interesses am Buch wirken und nicht nur immer allein an sich selbst denken. Das Werbemittel, das zurzeit die beste Zugkraft in sich birgt, ist leider dem größten Teil des Sortiments durch die zögernde und schließlich ablehnende Haltung des Börsenvereins- und des Gilde vorstandes vorenthalten geblieben: die Buchmark. Ich will an dieser Stelle nicht weiter darüber sprechen. Welche Wirkung sie aber ausübt, mögen Sie an einem Plakat ersehen, das der Urheber, die Deutsche Wanderbuchhandlung in Leipzig, die Güte hatte uns zu uberlassen. Wer das Plakat wünscht, wende sich an die Fa. C. G. Naumann, Leipzig; wer es aushängt, erhält vom Anthropos-Verlag, Prien, 5 Verlagswerke nach eigener Wahl gratis! Meine Herren, die Zeiten sind anders geworden und damit auch die Methode unsrer Werbung. Unter meinen Kunden habe ich einen allgemein und literarisch hochgebildeten Herrn. Leider ist er heute nicht mehr in der Lage, noch so viel Bücher zn kaufen wie früher. Aber ich lege Wert auf sein Urteil. Und wenn ich selbst einmal iin Zweifel bin, ob ich über ein Buch wirklich gerecht denke, oder wenn ich die Wirkung eines Buches an einem Nichtbuchhändler erproben will, höre ich mit Vorliebe stin Urteil. Da gebe ich ihm dann das Buch zum Lesen, mache ihm eine Freude damit und schließlich mir, wenn ich später höre, was er davon hält. Aber dabei bleibt es nicht. Über diese Neuerscheinungen spricht mein Kunde von Zeit zu Zeit in einem größeren geschlossenen Kreise gebildeter Hörer in Verbindung mit irgendwelchen Ereignissen oder gibt Auszüge aus einzelnen Werken. Eine Empfehlung für meine Firma fällt dabei nur ab, wenn die Frage an ihn gerichtet wird, wo er die vielen guten Bücher her bekomme oder wer sie ihm empfiehlt. Im übrigen hat aber da durch der gesamte Buchhandel den Nutzen. Ich erreiche damit eine derartige Werbung für das Buch, wie sie intensiver und feiner kaum gedacht werden kann. Im Anschluß hieran möchte ich auch hier wieder den Vorteil engeren Zusammenschlusses unter den Kollegen empfehlen. Bei unfern wöchentlichen Zusam menkünften machen wir uns in kleinem Kreise gegenseitig aus das aufmerksam, was uns von Gelesenem wichtig erscheint und be sprechen, welches Buch eine besondere Verwendung verdient. Das erleichtert unsre Arbeit ungemein. Die hervorragendste und nicht zn ersetzende Werbekraft muß der Chef in eigener Person sein. Die Kunden müssen fühlen und wissen, daß alles Gebotene sein Werk ist. Er darf sich nicht im Kontor verstecken, muß sorgen, daß jeder gut bedient wird, daß die Angestellten nicht müde wer den, vorzulegen und anzubieten. Wir dürfen nichts aufdrängen wollen. Aber oft genug bin ich dazu gewannen, wie ein Ange stellter nur das aus dem Fenster Gewünschte verkaufte, der Käufer lediglich auf Grund meiner weiteren Vorlage und Empfehlung noch das Fünffache mitnahm und sich freute, daß ihm noch etwas empfohlen wurde. Diese leichte Mühe geben sich die allerwenigsten Angestellten, mag man sie noch so sehr dazu anhalten. Und den Chef wollen die Kunden nun einmal von Zeit zn Zeit sehen, mag das Geschäft noch so groß sein. In einer Zeit, da es so gut wie unmöglich ist, Bücher zur Ansicht zu versenden, darf das Angebot an das Publikum natürlich erst recht nicht erlahmen. An die Stelle der Ansichtssendungen müssen daher schriftliche Angebote treten, die ganz nach ihrer Art und nach ihrer Aufgabe ausgestattet sein müssen. Genügt an Fabriken und Geschäfte ein vervielfältigtes Rundschreiben auf einfachem Geschäftsbogen, so dürfte für Anzeigen von hochwertigen Luxusstücken elegantes Papier und möglichst Original-Maschinenschrift erforderlich sein, wenn gedrucktes Ange bot zu teuer wird. Dabei ist ein von der eigenen Firma geschrie bener Brief immer wirkungsvoller als das gedruckte Formular des Verlegers. Für Massenangebote kann man sich natürlich eines Vervielfältigungsapparats bedienen. Doch müssen selbstverständ lich die Rundschreiben peinlich sauber und gut leserlich sein. Die Anschaffung eines Vervielfältigungsapparats ist schon zu empfehlen, weil er das Geschäft in die Lage versetzt, in wenigen Stunden ein Angebot herauszubringen und dadurch einen guten Vorsprung zu gewinnen. Denn abgesehen von dem teureren Preise erfordert die Herstellung in einem Vervielfältigungsbüro immer längere Zeit. Freie Beweglichkeit eines Geschäftsmannes ist jederzeit ein großer Vorteil. Gute Angebote zur richtigen Zeit finden immer Beachtung, namentlich wenn sie systematisch, individuell und mit angepaßter Regelmäßigkeit geschehen. Zu einer besonders guten Art der Buchwerbung rechne ich die Pflege der heimatlichen Literatur. Dahin gehören Sagen und die Geschichte der Heimat, dann die erd kundliche Beschreibung der Heimat, alles in allem also die Heimat kunde und die Pflege des deutschen Volkstumsgedankens. Die Liebe zu Heimat und Vaterland ist heute viel größer als früher, der Ab satz an diesen Büchern daher um so leichter. Die Pflege dieser Literatur ist nicht nur eine vaterländische Pflicht, sondern sie hat vor allem den Reiz der Werbung in sich; denn nicht jeder hat heute Neigung, einen Roman zu kaufen, wohl aber den Wert der Be lehrung erkannt. Wir ziehen mit diesen Gebieten ganz andere Kunden in den Laden, sodaß es später an uns liegt, sie weiter als Kunden zu erhalten, sie auf das Gebiet der heimatlichen oder der Geologie überhaupt hinzuweisen, und auf die Naturwissenschaften, indem wir mit den Vögeln, Tieren und Pflanzen der Heimat be ginnen. Was hier noch für eine Unkenntnis herrscht, können Sie selbst auf Wanderungen erfahren. Wie oft hören wir die Frage: Was ist das für ein Vogel, wie heißt jener Berg, diese Pflanze, wie entsteht ein Gletscher, wie die Wolke, der Nebel? Wer kann da sofort antworten? Dabei muß der Buchhändler in erster Linie ein Werber für das Buch werden, sogar wenn er selbst keinen Vorteil dabei hat. Ich sehe schon einen Vorteil darin, daß die Menschen überhaupt zum Bücher kauf angereizt werden. Der Besitz des einen fördert die Lust des andern, auch etwas zu besitzen. Daran müssen wir denken und auch entsprechend handeln. Wenn ich auf Reisen bin, verschaffe ich mir erst einige Kenntnis über die heimatliche Literatur, gutes Karten- material. Auf Wanderungen ist jeder Mensch zugänglicher und nimmt infolgedessen auch leichter Ratschläge an, wenn sie nicht zu dringlich erscheinen, ja er sucht geradezu nach Aufklärung. Wenn ich da in einer Hütte an einem Nebentisch einen Namen als den zurzeit besten Vogelkenner nennen höre, so weise ich ungeniert auf den wirklichen hin, von dem der Erstgenannte nur abgeschrieben hat. So kann ich immer wieder die beste Flora der Gegend empfehlen, weil die Frage nach Blumennamen immer wiederkehrt. Oder ich weise auf die Vorteile einer guten Karte hin, die mancher aus Sparsamkeitsrücksichten nicht kauft und statt- dessen sich lieber verläuft. Was werden uns Ganghofer, Heer, Rosegger, Waldschmidt, Zahn, Ompteda, Greinz für liebe Freunde in den Bergen, und wie leicht können wir mit ihnen dort neue Freunde für Bücher werben! Ich reise nie ohne Buch, und an einsamen Tagen ist es mein bester Freund. Für jeden Erholungsuchenden kommen, los gelöst von den alltäglichen heimischen Gewohnheiten, von Zeit zu Zeit Stunden der Einsamkeit, und gerade dann lasse ich im Kreise der neuen Bekannten an jenen eins meiner Bücher wirken und nie ohne den Erfolg, neue Bücherfreunde gewonnen zu haben.
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