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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1925
- Strukturtyp
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- 1925-10-06
- Erscheinungsdatum
- 06.10.1925
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- Deutsch
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über die enge Stammesgrenze hinweg ihren Weg bahnen. Be sonders hemmend wirkt gegen eine nationale und sprachliche Ein heit das Vorhandensein zweier Dialekte, die sehr stark vonein ander abweichen: Im Norden wird der gegische Dialekt ge sprochen, südlich des Schkumbif-lusses der toskische. Seit dem achtzehnten Jahrhundert hatte Österreich das Pro tektorat über die katholischen Nordalbaner inne. Skutari bildete den Mittelpunkt der novdalbanischen Kultur, und hier entwickelte sich, zum Großteil in katholischen Kreisen, eine moderne albanische Literatur mit tatkräftigem Verlagswesen und reichem Schatze an dichterischen Veröffentlichungen. Das Gegische wurde als Schrift sprache dem Toskischen vorgezogen, kurz vor dem Weltkrieg konnten albanische, deutsche und italienische Autoren die -Schätze der Volks literatur aufzeichnen. Die nationale Poesie ist reich an Guslaren- liedern, vor allem auch an Märchen i(für die auch der Erwachsene in Albanien viel Interesse hat), an Abzählreimen, -Ketten-versen und Sprichwörtern. Nachdem die provisorische Hauptstadt aus Valona nach Durazzo und seit dem Ende des Fürstentums nach Tirana verlegt worden ist, hat der gegische Dialekt auch als Staatssprache das Übergewicht erlangt. Das gesteigerte Nationalbewußtsein ist der heimischen Pro duktion zugute gekommen, die heute aus -Broschüren dichterischen, volkswirtschaftlichen und politischen Inhalts und aus einigen Zei tungen besteht. In der Einfuhr überwiegt das Italienische. Schon vor dem Kriege hat in dem politischen, wirtschaftlichen und kultu rellen Wettstreit zwischen Wien und Rom das Italienische den Sieg errungen. Während die ländliche Bevölkerung auch heute noch nur albanisch uud türkisch spricht — in den Grenzgebieten zum Teil serbokroatisch oder griechisch —, ist in den Städten und Küstengebieten die Kenntnis des Italienischen viel verbreitet. So gar in jenen Schulen, die seinerzeit von Österreich-Ungarn er halten wurden, unterrichteten die von Wien bezahlten Lehrer nicht deutsch oder in einer anderen Sprache der Habsburgermonarchic, sondern neben der Landessprache nur — italienisch! Schon da mals ergab sich als natürliche Folge dieses beispiellosen Fehlers, daß der deutsche, tschechische und ungarische Kaufmann keinen rechten Erfolg hatte, daß deutsche Zeitungen und Bücher nicht viel gelesen wurden, während der italienische Konkurrent, dessen Sprache man auf Kosten Österreichs erlernt hatte, verstanden würde, seine Ware gekauft, italienische Bücher, Tageszeitungen und illustrierte Zeitschriften in Menge gelesen wurden! Daran hat sich inzwischen wenig geändert. Die Intelligenz studiert teilweise in Graz, Wien, Innsbruck und Linz und steht daher der deutschen Sprache sympathisch gegenüber. Aber Italien macht mit Erfolg Anstrengungen, die Studenten ganz zu sich hinüberzuziehen. Im letzten Frühjahr wurde in Bari, an der italienischen Ostküste, sogar eine Universität gegründet,- deren Hauptaufgabe eingestandenermaßen darin besteht, den Albanern als Unterrichtsstätte zu dienen. Derselbe politische, kulturelle uüd wirtschaftliche Wettstreit, der iu Albanien ehedem zwischen Öster reich-Ungarn und Italien bestanden hat, lebt heute zwischeu Jugo slawien und Italien weiter. Kulturell zumindest muß Italien im Vorteil bleiben. In städtischen 'Kreisen besteht auch nennens wertes Interesse für französische Sprache und Literatur. Wissenschaftliche, in zweiter Linie auch schöngeistige Werke werden hauptsächlich von italienischen Verlegern bezogen und von albanischen und italienischen Stadtbuchhandlungen verkauft. In den Handlungen und der Kolportage gehen albanische und in großer Menge italienische Zeitungen und Zeitschriften ab. Geringen Umsatz haben in den Städten nächst der montenegrinischen alt- und neuserbischen Grenze serbokroatische Broschüren und perio dische Druckschriften, sämtlich in Cyrillschrist gedruckt. An der Grenze des griechischen Epirus werden griechische Veröffent lichungen in bescheidenem Umfang abgesetzt. Die geringe Ein fuhr deutscher Werke geht zumeist über den italienischen Export buchhandel. Belletristik -wird sehr wenig verlangt, eher kommt noch Spezialwissenschaft (Land- und Forstwirtschaft, Brauereitechnik, Architektur usw.) in Betracht. Die wirtschaftliche Lage des Landes ist ungünstig, die Han delsbilanz stark passiv. Die Situation Albaniens als Pufferstaat zwischen Jugoslawien einerseits, Italien und auch Griechenland anderseits wirkt sich in innerpolitischen Schwierigkeiten aus, die den kulturellen Aufstieg des Landes hemmen. Und die Hand des Deutschtums, insbesondere auch des deutschen Buchhandels, reicht nicht so weit, um ein Gebiet zu erschließen, das wir auch in gün stigerer Zeit zu erfassen versäumt haben. » -!° » Wenn ich also meine Beobachtungen bezüglich des Buchhan dels auf dem Balkan kurz zusa m m e nfas s e, ergibt sich für das deutsche B u ch folgendes Bild: Die Vorliebe für das deutsche Buch ist tief eingewurzelt. Die Intelligenz hat zum Großteil an deutschen Schulen, insbesondere in Wien studiert. Politischen Einflüssen ist es nur in beschränktem Um fang gelungen, das deutsche Buch und die deutsche Zeitschrift durch französische Verlagsproduktion zu verdrängen. Wohl aber haben wirtschaftliche Gesichtspunkte vermocht, der deutschen Produktion zum Teil die Ausbreitung zu erschweren, zum Teil vorhandene Absatzmöglichkeiten zu rauben. Die europäische Krise ist auf dem Balkan, der auf eine längere Kriegsdaucr zurückblickt als das übrige Europa, -besonders fühlbar -geworden. Daher spielt der Preis des Buches und der Zeitung eine sehr wichtige Rolle. Dazu kommt, daß dem Käufer zumeist das Verständnis für die Qualität der Buchausstattung fehlt. Die französische Ver lagsproduktion kommt ihm in diesen Punkten voll entgegen, die deutsche nicht. Gäbe es nicht die französische Konkurrenz, so könnte sich der deutsche Buchhandel vielleicht in dem Glauben wiegen, durch die vorbildliche Ausstattung geschmackbildend, er zieherisch zu wirken. Das französische Buch macht derartige Be mühungen hinfällig. Auf die Ausnahmen, die mir seit dem Er scheinen meiner ersten Reiseberichte im Börsenblatt hin und wieder zu Ohren gekommen sind, brauche ich nicht näher einzugehen. Es handelt sich hier nicht um Einzelfälle, sondern um das Typische. Auf dem Balkan ist im großen und ganzen nur jenes Buch absatzfähig, das im Preise die Konkurrenz mit dem französischen aufnehmen -kann. Geht dies auf Kosten der Ausstattung, so wird das in -der Regel dem Käufer gleichgültig fein. Und ich glaube schließlich nicht allzusehr durch die Brille des kleinstaatlichen Österreichers zu sehen, wenn ich betone, daß das neue deutsche Österreich als südöstlicher Exponent des Deutschtums bei einer verbesserten Bearbeitung des Absatzgebietes auf dem Balkan seine örtlich und traditionell wichtige Rolle spielen wird. Das Auslandsgeschäft des deutschen Buchhandels ist nicht allzu groß. Das englische, französische, spanische Buch findet jen seits der Meere Millionen Leser. Der Balkan ist ein enges Ge biet mit wenig zahlreicher Bevölkerung. Aber man spricht hier Deutsch, man achtet das Deutschtum, man kennt die aufbauendcn Kräfte der deutschen Wissenschaft. Hier wird ein überbordwerfen mancher verlegerischen und bnchhändlerischen Vorurteile, eine tat kräftige Propaganda günstige Erfolge zeitigen, in wirtschaftlicher, kultureller und schließlich uüd endlich auch in politischer Beziehung. Entwurf eines Gesetzes zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften. Der R e i ch s m i ii i st er des Innern Herr Schiele hat dem Reichstag im August d. I. folgenden Gesetzentwurf nach Zustim mung des Reichsrats zur Beschlußfassung vorgelegt: 8 1- (1) Zum Schutz der Heranwachsende» Jugend werden Schnnd- und Schmutzschriften in eine Liste aufgenommen. Sie sind, sobald ihre Aufnahme in die Liste öffentlich bekanutgcmacht ist, im ganzen Reichs gebiet folgenden Beschränkungen unterworfen: t. sie dürfen im Umherzichen weder feilgchalten noch angeboten oder angckündigt werden; auch dürfen auf sie keine Bestellungen im Umherziehen gesucht oder entgegengenoinmen werden; 2. sie dürfen im stehenden Gewerbe, von Hans zu Haus oder auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder an anderen öffentlichen Orten nicht feilgeboten, angekündigt sowie innerhalb der Ver kaufsräume und in Schaufenstern oder an anderen von der Straße aus sichtbaren Orten nicht zur Schau gestellt werden; auch dürfen Bestellungen auf sie nicht gesucht werden;
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