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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.02.1938
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- 1938-02-10
- Erscheinungsdatum
- 10.02.1938
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Aus deutschen Tageszeitungen und Zeitschriften Bedeutung der Zeitschrift — Zur Frage des historischen Schrifttums — Bestellte Vor-Urteile — Wirkung des Nomanfeuilletons — Auflagen einstampfen — Aufgabe der Musikverlage Es mag interessant sein, einmal die Stellungnahme über die Bedeutung der Zeitschriften kennenzulernen, wie sie vr. Werner Bökenkamp in einigen Aufsätzen im »Völkischen Beobachter« darlegt, zuletzt in Nr. 288 (Berliner Ausgabe). Der Verfasser be handelt darin allgemein die Fragen des Zeitschriftenwesens, um dann die politische und kulturpolitische Bedeutung der Zeitschrift darzustellen. Bökenkamp schreibt u. a.: »Wenn wir von einzelnen alleinstehenden Werken absehen, so ist die Zeitschrift heute zum wesent lichen Träger unseres Geisteslebens geworden. Gerade in unserer kulturellen Übergangszeit entspricht der formal vorläufige Charakter der Zeitschrift der Bewegung und Wandlung des Geisteslebens mehr als die geschlossene Form des Buches, die, wenigstens in Deutsch land, bisher immer schon den Anspruch auf Dauer und Wert er warten ließ. Solange die Zeitschrift nicht bloß eine Sammelveröffent lichung ist, wie wir es in einzelnen wissenschaftlichen Zeitschriften finden, gibt sie dem Gemeinschaftsgeist unserer Zeit einen formalen Ausdruck, der sich auf allen geistigen Gebieten verfolgen läßt, wo eine Gruppe von Menschen gemeinsam an einer kulturellen Aufgabe arbeitet. Die Verbindung von Gegenwärtigkeit und Besinnung, von Knappheit und Vertiefung, die eine gute Zeitschrift auszeichnet, scheint den Sinn und das Gefüge unserer Zeit besonders gut zu treffen. Wir können nicht erwarten, daß heute schon vollendete Gcschichts- werke vom nationalsozialistischen Standpunkte aus geschrieben wer den. Wir besitzen noch kein neues Werk über die deutsche Dichtung, die Vorgeschichte ist noch so in der Entwicklung begriffen, daß die ständig fortschreitende Forschung noch keinen Abschluß erlaubt. Auch die Dichtung, insbesondere die Lyrik, würde sich besser in strenger Auswahl einer Zeitschrift anvertrauen, als sich mit unvollkommenen Büchern zu mischen. Aber überall werden Vorarbeiten geleistet, frucht bare Versuche, Einzeluntersuchungen, die zum großen Teil in Zeit schriften veröffentlicht werden. Vor allem pflegt die Zeitschrift eine Sichtung und Wertung des geistigen Schaffens vorzuuehmen, die dem Fachmann ebenso wie dem Laien die Aneignung und den Über blick erleichtert«. Die Frage des historischen Schrifttums steht im Mittelpunkt des Leitaufsatzes der Zeitschrift »Die Buch besprechung«, Eine monatliche Umschau, Heft 1, 1938. vr. Heinz Niecke geht hier ein auf das Thema des historischen Romans, be handelt dann Fragen der Darstellung, der historischen Wirklich keitstreue und ähnliches. Aus der Fülle des historischen Schrifttums greift er sich die Biographie heraus und schreibt darüber: »Uber die Bedeutung der Biographien großer Männer, gleich welcher Schaffensgebiete, ob Politiker, Soldaten, Wirtschaftler, Tech niker, Künstler u. a., braucht kaum etwas gesagt zu werden. In jeder gelungenen Biographie entsteht ein Bild von der schöpferischen Persönlichkeit, die ein besonderes Vermächtnis der Zeit zu erfüllen hat und deshalb mit der eigenen Schwere eines besonderen Ver antwortungsbewußtseins beladen ist. Und wie die durch Leistung ge kennzeichneten Persönlichkeiten an besonders hervorragender Stelle im Ring des Volkes stehen, so ist ihnen eine besondere Stellung im Schrifttum der Nation angemessen. überragende Persönlichkeiten in ihrem Leben und ihrem Werk kennenzulernen, bedeutet auch ein gut Teil politische Schulung. Diese Kenntnis erzieht zur Achtung vor der Leistung der geistigen und politischen Arbeit. Die Mühen der Großen der Nation, ehe sie ihr Werk reifen sehen, sei es auf dem Gebiet der Politik, der Wirtschaft, der Kunst u. a., müssen vom ganzen Volk in seinen breitesten Schichten nacherlebt werden, damit sie Neues und Werdendes in seiner Be deutung und Verantwortung umfassender und tiefer miterleben können, als es früher der Fall war. Das ganze Volk, und damit alle Vertreter der geistigen Berufe, lernt im Arbeitsdienst den Wert, die Mühen und die Freuden der Handarbeit praktisch kennen. Ist in ähnlicher organisatorischer Form eine Gleichheit aller Deutschen um der Geistesarbeit willen nicht möglich, wie sie bei der Gleichheit aller Volksgenossen um der Handarbeit willen im Neichsarbeitsdtenst ver wirklicht wurde, so muß die Durchdringung der Handarbeiterschaft und der nicht geistigen Berufe mit den geistigen Werten der Nation um so intensiver ins Auge gefaßt werden. Ein Mittel dafür ist das Buch historischen Inhalts, und besonders die Biographie. Ein gut Teil dieser Arbeit wird auch durch den historischen Roman geleistet. Aber es gibt weite Kreise, gerade der Handarbeiterschaft, die die schöne Literatur ablehnen, weil sie ihnen in der Form der Dar stellung nicht wirklichkeitsnahe genug ist. Der biographische Bericht füllt hier eine Lücke, und zwar um so besser, je sachlicher er ge halten ist«. Die Vorpropaganda für ein Buch stellt an den Verleger immer besondere Anforderungen. Zunächst verlangt sie ein besonders feines Gefühl für das, was möglich ist und was nicht. Viele Stimmen haben sich schon gegen den Waschzettel erhoben. Zu denken gibt ein kurzer Absatz in der Frankfurter Zeitung (Nr. K32—633/1937) über das Thema Bestellte Vor-Urteile. Es heißt darin: »Vor mir liegt der Brief eines Verlegers, der mich bittet, auf Grund zugesandter Korrekturbogen eines Demnächst erscheinenden' Buches eine vorläufige kurze Würdigung zu schreiben, die er mit anderen, auf gleiche Art gewonnenen für einen .Sofort- Prospekt' oder für den Umschlagtext des Buches verwerten wolle. Dieser Fall steht nicht vereinzelt da. Seit einigen Jahren schon üben manche Buchverleger die Praxis, Korrekturbogen eines Buches an eine Anzahl angesehener Kritiker oder anderer Männer des Geistes lebens zu versenden und ihr Urteil vinzuholen, um vor oder bei Erscheinen des Buches an Stelle der üblichen Waschzettel-Empfehlung jene Form der Werbung zu setzen, die normalerweise erst nach ge raumer Zeit, nach Erscheinen von Zeitungs- oder Zeitschriften besprechungen möglich ist. Damit zieht eine Wcrbemethode in den Buchhandel ein, die im Warenhandel, etwa bei der Einführung eines neuen pharmazeutischen Mittels, gewiß verständlich, ja sach gemäß ist. Im Buchverlagswesen bedeutet sie eine gefährliche und folgenschwere Störung des Tistanzvcrhältnisses zwischen Verleger und Kritiker, zwischen Verlagswesen und Kritik. Denn es gehört zu den notwendigen Voraussetzungen einer unabhängigen Kritik, daß der Rezensent es nicht mit dem kaufmännisch interessierten Verleger unmittelbar zu tun hat, sondern daß eine Zeitung oder Zeitschrift zwischen ihnen steht als Forum, das kritischer Verant wortung für die Qualität der Bücher im Blick auf die Leserschaft Raum gewährt. In diesem Sinne muß der öffentliche Charakter des Buchbesprechungswesens erhalten bleiben, wenn es einen Wert für das Geistesleben überhaupt und für die Orientierung der Leserschaft im besonderen behalten soll. Jene private verlegerische Vorwegnahme der Buchkritik, die sich in der Bestellung »einiger würdigenden Zeilen' äußert, ist ein Mißbrauch. Hier werden im stillen die Rollen ver schoben und neu verteilt, und dem Käufer des Buches tritt in der Maske des bekannten öffentlichen Kritikers ein Werber des Ver lages entgegen. Außerdem sichert sich der betreffende Verleger damit gegen alle Eventualitäten der späteren öffentlichen Kritik und wirkt so an deren Entwertung mit«. An dieser Stelle wurde in der letzten Zeit immer wieder einmal das Thema des Unterhaltungsromans und des Fortsetzungsromans in der Zeitung angeschnitten. Zuletzt behandelte Gerd Eckert das Ergebnis einer Rundfrage der Noichsschrifttumsstelle. Diese gleiche Rundfrage nimmt Dr. Sarnetzki in der Kölnischen Zeitung Nr. 39/10, 1938, zum Ausgang seines Aufsatzes »Der gute Zeitungs roman und seine Leser«. Da die Kölnische Zeitung in Deutschland die Zeitung war, die den Zeitungsroman überhaupt eingeführt hat, so ist sie sicher imstande, stichhaltiges Material zur Frage über die Wirkung des Roman - Feuilletons zu geben, vr. Sarnetzki schreibt nach einem weitausholenden Überblick über die von der Kölnischen Zeitung gemachten Erfahrungen darüber zusammenfassend: »Vielleicht liegt das tiefste Geheimnis der Wirkung eines Nomanfeuilletons im Wechsel des stofflichen Themas und in der Fülle und Vielfalt der geistigen Erscheinung — die Qualität vor ausgesetzt. Ein Überblick über die einzelnen Gattungen, wie sie sich im Roman der Kölnischen Zeitung in Jahrzehnten gespiegelt haben — vom historischen Roman war schon die Rede —, mag diese Viel falt in naturgemäß lückenhafter Auswahl sichtbar machen und auch zugleich, auf welchen Gebieten der Roman als gehaltvoller Zeitungs roman bestimmt seine Eignung erwiesen hat. Der Kriminal- und der Abenteuerroman scheiden so gut wie völlig aus, weil sie sich in Deutschland auf einer zu bescheidenen literarischen Ebene bewegen, im Gegensatz zu den angelsächsischen Ländern etwa, in denen der Kriminalroman sich zu einer geachteten Kunstform, der Abenteuer roman zu mehr als zu einem Buch für die Jugend, zu einer stilvoll großen epischen Dichtung entwickelt hat«. 118 Nr. 84 Donnerstag, den 10. Februar 1938
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