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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.02.1938
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- 1938-02-19
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- 19.02.1938
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Rom oder Subiaco? Neue Forschungen zur Frage der Einführung des Buchdrucks auf italienischem Boden Die Frllhdruckforschung verlegt einmütig, gewisse Bedenken bei seite lassend, die Einführung der Buchdruckerkunst in Italien nach dem Benediktinerkloster S-ubiaco bei Rom und läßt dort seit 1464 die beiden Deutschen Sweynheim und Pannartz als die Erstdrucker Italiens tätig sein. Ein heute verlorener Donat (1465 ?), ein nicht unterschriebener Cicero, Vs Orator« (1465), ein Lactantius, datiert Subiaco, 29. Okt. 1465, und ein Augustinus vom 12. Juli 1467 ohne Ort (sämtliche Drucke ohne Druckernamen) sollen die vier Erstdrucke aus Subiaco sein; danach sei die Presse nach Rom verlegt worden, wo bereits am Ende des gleichen Jahres 1467 Ciceros Lpl8toIa« kamiliar«8 er schienen, gedruckt in einer neuen Druckschrift, die wesentlich von der in Subiaco gebrauchten abweicht. Hierzu stellt neuerdings ein französischer Forscher, Robert Brun, in den Tresors cl«8 ditüjotü-6gu«8 >ä« Kranes (,ka8«. XXII) einige Fragen, deren Lösungsversuche der Beachtung der Frühdruckforschung in jedem Falle wert sind. Zunächst fragt N. Brun, ob es nicht überhaupt wundernehmen müsse, daß die beiden deutschen Wanderdrucker sich gerade das Kloster Subiaco, auf einem steil abfallenden Felsen in einer öden Gegend, etwa 40 km von Nom entfernt gelegen, zum Schauplatz ihrer Druck tätigkeit gewählt haben sollen. Man könne sich doch eigentlich schwer vorstellen, warum die beiden Drucker sich in einer so schwer zu gänglichen Gegend niedergelassen hätten, wo nicht mehr wie alles fehlte, um einen komplizierten Druckapparat mit Schriftgießerei zu errichten, mährend Nom hierfür erheblich bequemer gewesen wäre. Die Frühdruckforschung hat als Grund hierfür gern die Tat sache angeführt, daß in Subiaco zahlreiche deutsche Mönche gelebt hätten, sodaß die beiden Drucker sich unter Landsleuten bewegten. Dies habe aber bereits im 18. Jahrhundert der Kardinal Ouirini ohne nähere Angabe von Gründen behauptet und seitdem habe sich die Frühdruckforschung auf dessen Angabe gestützt, ohne sie weiter zu prüfen. Selbst wenn dem so war, meint N. Brun, so stehe es wohl außer Zweifel, daß auch am päpstlichen Hofe damals Deutsche genug zu finden gewesen wären und vor allem in den Klöstern Ober italiens. Ferner sei als Grund für die Niederlassung der beiden« Deut schen in Subiaco angeführt worden, daß der Kardinal Turrecremata, Abt von Subiaco, die beiden Deutschen dahin gerufen habe. Turre cremata habe aber fast nie in Subiaco geweilt und, als er seine 1467 erschienenen >M«ckjtation68«, das erste mit Holzschnitten ver zierte Buch Italiens, drucken lassen wollte, habe er sich mit diesem Auftrag nicht an Sweynheim und Pannartz, sondern an deren Konkurrenten in Nom, Ulrich Han, gewandt. Befrage man weiter die zeitgenössischen Chroniken, so finde man nirgendwo eine Erwähnung von Subiaco als Italiens frühestem Druckort, auch nicht in der Cronica des Philippus de Lignamine von 1474, wo über Gutenberg, Fust und die ersten Straßburger Ver suche exakt berichtet wird. Warum nicht ebenso über Subiaco? Es sei aber dort unter dem Jahre 1465 nur von Rom die Rede! Besonders merkwürdig müsse es erscheinen, daß auch in der Geschichte des Klosters. Subiaco von Capisachi da Narni, der in der Mitte des 16. Jahrhunderts schrieb, mit keinem Worte die Rede sei von dem doch bedeutsamen Faktum des Frühdrucks in Subiaco. Eben sowenig konnte der Archivar des Klosters, P. Allodi, irgendein Doku ment auffinden-, das auf die Anwesenheit der beiden Deutschen in Subiaco Bezug genommen hat. Schließlich müsse es auffallen, daß die beiden Drucker in ihrer bekannten Bittschrift an den Papst vom Jahre 1472 wohl der Schwierigkeiten gedenken, die ihnen die Einrichtung der Druckerei in Nom gemacht habe, daß sie aber von Subiaco kein Wort sagen, wo sie ein kostbares Druckmaterial zurückgelassen haben müßten. Alledem stehe nun die, allerdings einzige, aber deutliche Kenn zeichnung des Lactantius von 1465 entgegen, der laut Angabe des Kolophons »in v«n«rabili mov38t«rio 8ublac«n8i« gedruckt worden ist. Hierzu bemerkt N. Brun nun folgendes: Wenn die beiden Drucker in ihrer Bittschrift an den Papst unter ihren auf Lager liegenden unverkauften Drucken an erster Stelle einen Donat auf-führen, so entspreche dieser Erstdruck durchaus der häufig geübten Drucker- qewohnheit, ein vielbegehrtes Schulbuch als ersten Druck einer Offizin herauszubringen, um sich Einnahmen zu verschaffen. Aber, fragt N. Brun, was sollte ein Donat in einem Kloster, wo man Lateinisch nicht lernte, sondern sprach? Dieses für Kinder bestimmte Buch war eines raschen Absatzes doch wohl nur an einem Orte wie Nom sicher, wo zahlreiche Schulen vorhanden waren. Der zweite nach Subiaco verlegte Druck, Ciceros 0« orator«, muß, einem handschrift lichen Eintrag zufolge, vor dem 30. September 1465 gedruckt sein, irgendwelche Aufschlüsse gibt er sonst nicht. Im gleichen Jahre erscheint der Lactantius, mit Zeit- und Orts angabe, die Hauptstütze für die Behauptung, Subiaco sei Italiens frühester Druckort. Wenn die Angabe »Subiaco«, meint N. Brun, von den Druckern aus Dankbarkeit für die gastliche Aufnahme im Kloster gemacht worden sei, so sei es seltsam, daß sie sich nicht auch in dem Civero, v« Orator«, der vor dem Lactantius liegt, finde. Übrigens spreche mit Sicherheit nichts dafür, daß Las Buch tatsächlich im Kloster gedruckt worden sei. Der Ausdruck »kiniuntur« im Kolophon könne sich ebensogut auf die Manuskriptfertigstellung als auf den Druck beziehen und würde diesfalls bedeuten, daß die Manuskript-Redaktion am 29. Oktober 1465 im Kloster Subiaco vollendet worden sei. Es gibt nach N. Brun andere Beispiele für solche Doppeldeutigkeit von Schlußschriften: er erwähnt die Ausgabe des Florio, dessen Druck früher nach Tours verlegt wurde, weil im Schlußwort zu lesen steht: ^elioiter expl«tu8 «st 1uroni8 in ciomo ckomiui Ouillermi. Claudin habe mit Leichtigkeit nachgewiesen, daß damit lediglich die Fertig stellung des Manuskripts gemeint gewesen sei, während der Druck in Paris (vor 1473) ausgeführt worden ist. Da alle drei Werke in der gleichen Type gedruckt sind, wurde der vierte Druck, der Augustinus, bisher den Subiaco-Drucken ohne weiteres zugezählt. Bis zum 12. Juni 1467, zu welchem Zeitpunkt der Augustinus ohne Ortsangabe erscheint, also achtzehn Monate lang, herrscht in der Druckertätigkeit von Sweynheim und Pannartz völlige Stille. Sweynheim und Pannartz hätten nun, nach landläufiger Mei nung, da Ende 1467 bereits Ciceros Lpi8toIa« kamiliar«8 in Nom erschienen sind, nach dem Druck des Augustinus Subiaco plötzlich verlassen, und zwar infolge einer Differenz mit ihrem Protektor Turrecremata oder aus Besorgnis um die ihnen in Nom durch Ulrich Han und andere erwachsende Konkurrenz. Sie hätten also in kaum sechs Monaten ihre Offizin von Subiaco nach Nom verlegt, neue Stempel geschnitten, neue Typen gegossen, Pressen errichtet, kurzum den ganzen komplizierten Apparat einer Druckerei neu aufgebaut und sich dabei vermutlich gleichzeitig um Aufträge, um geldliche Hilfsmittel, um Räumlichkeiten bemühen müssen. Ist alles das, fragt R. Brun mit Recht, sehr wahrscheinlich? Ist es überhaupt möglich? Einigen Forschern seien diese Schwierig keiten nicht entgangen, und es sei vermutet worden, Sweynheim sei vor Pannartz nach Nom gegangen, um alles vorzubereiten, während Pannartz den Augustinus in Subiaco zu Ende gedruckt hätte, eine Vermutun-g, die auf nicht sehr starken Füßen steht. Sie wird weiter abgeschwächt, wo nicht zunichte -gemacht durch N. Bruns Auswertung eines Eintrags im A-ugustinusdruck selbst, der neues Licht in die ganze Frage bringt. In dem Pariser Exemplar des Augustinus (6ibl. Xat. ü«8. 6. 477) steht nämlich der folgende wichtige Eintrag: »Hüne librum 6« Oivi- tat« 6«j «mit sübi, «t Osor^io nepoti 8U0, 1.60iiar<iu8 Oattm8 8aluti8 kkOOOOI>XVH": m«n8« oovombrio.« Also: Leonardas Dathus kaufte den vor November 1467 ge druckten Augustinus von den Deutschen in Rom selbst, die dort »Bücher nicht schrieben, sondern in unzähliger Menge im Druck« her stellten. Schon Marie Pellcchet, nach ihr Haebler, haben auf Grund des Dathusschen Eintrags den A-ugustinusdruck nach Rom verlegt. Wichtig ist ferner die Bemerkung von A. Bernard, der Lactantius sei, auf Kosten des Klosters gedruckt, nicht in den Handel gekommen: der Venezianer Drucker Adam, der 1471 auch einen Lactantius druckte, übergehe mit Stillschweigen die Ausgabe von Sweynheim und Pannartz und erwähne nur die römische Ausgabe. N. Brun schließt nun: wenn man überhaupt den Lactantius auf Grund seiner Schlußschrift nach Subiaco verlegen -und -dort ge druckt oder gesetzt sein lassen will, so brauchen deshalb die übrigen Werke nicht in Subiaco gedruckt worden zu sein. Wenn der Lactantius, wie N. Brun annimmt, eine Ausnahme darstellt, so sollte es nach seiner Ansicht einleuchtender sein, anzunehmcn, daß die übrigen Subiaco-Drucke andernorts, also in Nom, gedruckt worden sind. Seine Argumente faßt N. Brun am Schluß wie folgt zusammen: »Die beiden Wanderdrucker kommen nach Rom, dem Kultur- und Wissenschaftszentrum, dem Sitze des Humanismus, wo die Erfindung (Fortsetzung 147) Nr. 43 Sonnabend, den Id. Februar 1938 145
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