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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1933
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Hitler geführt ist. Wir sprechen den alten deutschen Vers: »Hoff nung hintergehet zwar, aber nur was wankelmütig! Hoffnung zeigt sich immerdar treu gesinnten Herzen gütig«. Und ich glaube, daß diese Treue den Kern unserer Arbeit bilden soll. Wir ge loben diese Treue auch der Sächsischen Regierung, die uns hier betreut hat alle Jahre, und die heute durch Herrn Minister vr. Hartnacke vertreten ist. Und ich darf hier wohl sagen: Nicht nur durch ihn, sondern auch durch den alten Paladin, der hier seit fünfundzwanzig Jahren nun uns Buchhändler von der wirtschaftlichen Seite betreut hat, Herrn Geheimrat K l i e n. Ich möchte ihn hier ganz besonders begrüßen, denn er war von der wirtschaftlichen Seite unser getreuer Eckart (Beifall). Treue wollen mir nun auch halten zu allen unseren Kollegen, die jenseits der Grenzen sind, wie ich heute früh schon gesagt habe, wir meinen als Buchhändler das Deutschland, soweit die deutsche Zunge klingt, und wir wissen, daß jenseits dieser Grenzen unsere Buchhändler schwer zu ringen haben, äußerlich die einen, innerlich die anderen: denn es ist nicht leicht, hente für deutsches Schicksal zu kämpfen oder auch um deutsches Schicksal zu kämpfen. Ich bitte Sie aber versichert zu sein, liebe Kollegen, daß wir, die wir hier zusammen sind, in treuer Kameradschaft zu Ihnen stehen, und diese Kameradschaft mag Sie mit dem Vertrauen erfüllen, das Sie zu Ihrer Arbeit brauchen. Sie alle aber, meine sehr verehrten Herren, bitte ich, sich von den Plätzen zu erheben und der Treue Ausdruck zu geben, nicht nur dem Deutschen Reich gegenüber, nein, dem Deutschland, wie ich es sagte: soweit die deutsche Zunge klingt, dem deutschen Volke, und wenn Sie dabei auch an die denken in Deutschland, die für das deutsche Volk arbeiten, so bin ich überzeugt, daß Sie mit mir von gleichem Herzen sagen werden: Dieses Deutschland, dem wir alle dienen, dieses Deutsch land — Sieg-Heil, Heil, Heil, Heil. Die Versammlung sang daraus die erste Strophe des Deutsch landliedes. Da Herr Reichsminister vr. Goebbels erst später, als ur sprünglich angekündigt, eintreffen konnte, ergriff der Leiter der Reichspressestelle, Herr Staatssekretär Funk, zunächst das Wort: Staatssekretär Funk: Meine Damen und Herren! In Vertretung des Neichs- ministers für Volksaufklärung und Propaganda, des Herrn vr. Goebbels, habe ich die Ehre, Ihnen, meine Herren vom Vorstande des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler herz- lichst zu danken für die Einladung zu dem heutigen Festabend. Gleichzeitig überbringe ich Ihnen die besten Wünsche der Neichs- regierung für Ihre diesjährige Tagung. Ich will den Worten, die der Herr Neichsminister vr. Goebbels nachher zu Ihnen sprechen wird, nicht vorgreifen. Ich möchte nur darauf Hinweisen, daß das heutige Kantateessen eine ganz besondere Bedeutung ge winnt durch die Tatsache, daß vor einigen Tagen allenthalben das vernichtet worden ist, was im Buche nicht mehr der Zeit ent sprach. Die deutsche Jugend hat in einem gesunden Instinkte Schund und Schmutz auf den Scheiterhaufen geworfen und damit dokumentiert, daß diese Art von Büchern nicht mehr in die heutige Zeit gehört. Das Propagandaministerium, als dessen Vertreter ich hier zu Ihnen spreche, hat die besondere Pflege und Obhut des deutschen Buches jetzt übernommen. Das deutsche Buch, meine Damen und Herren, was birgt dieser Begriff für uns Deutsche alles an Schönem, Edlem, Großem! Aber die Zeit, die vergangen ist, und die wir besiegt haben, die hat auch in dem deutschen Buch einen Ausdruck gefunden, der schließlich — beinahe möchte ich sagen: schamlos wurde. Wir haben es erlebt, daß ausländische Staaten deutsche Bucherzeugnisse zurttckgewiesen haben, weil sie in diesen Erzeugnissen eine Verderbnis für die Nation befürch teten. Und wir haben es erlebt, daß in deutschen Schrifterzeug nissen, und zwar in solchen, die jetzt zum größten Teile in das arme unglückselige Österreich abgewandert sind, der Versuch ge macht wurde, Deutschland für diesen Schund und Schmutz lite raturhistorisch verantwortlich zu machen, indem man dort lesen konnte, daß aus dem deutschen Charakter sich eine besondere Eignung für Perversitäten ergäbe. Meine Damen und Herren, diese Zeit hat die nationalsozialistische Revolution überwunden, und für den deutschen Buchgewerbestand tritt nun die große Auf gabe in Erscheinung, mitzuhelfen am neuen Bau des deutschen Menschen, mitzukämpfen für den neuen deutschen Lebenswillen. In diesem Kampfe wird Ihrem Gewerbe der Schutz und die Förde rung des Propagandaministeriums und der Neichsregierung und der nationalen Regierung überhaupt zuteil werden, wo es nur immer geschehen kann. Adolf Hitler hat die besten deutschen Men schen mobilisiert. Meine Herren Buchhändler, mobilisieren Sie die besten deutschen Schriftsteller! Ich fasse diese meine kurzen Wünsche für den heutigen Tag in dem Ausspruch zusammen: Eine glückliche Fahrt für das deutsche Buch ins neue deutsche Land, und dem deutschen Buchgewerbestande ein herzliches Aufwärts und Vorwärts. Heil, Heil, Heil! (Lebhafter Beifall.) Im Namen der Gäste dankte Se. Magnifizenz der Rektor der Universität Professor Achelis in einer launigen, von Bei fall mehrfach unterbrochenen Rede: Rektor der Universität Professor v. vr. Achelis. Meine Damen und Herren! Am Kantatesonntag versammelt sich alljährlich der Börsenverein der Deutschen Buchhändler in Leipzig, und seit langer Zeit hat der Rektor der Universität ein nobile okkioium, den Dank der Gäste zu sagen für die freund liche Einladung und zugleich für alles, was er dem Buchhandel verdankt. Ich sehe in dieser Verbindung Buchhandel und Wissen schaft nicht ein zufälliges Ereignis, sondern ich sehe darin die Verbundenheit der Wissenschaft mit dem Buchhandel. Wissenschaft und Buchhandel sind aufeinander angewiesen. Was nützt es der Wissenschaft, daß sie fortwährend Himmel und Erde durchforscht, wenn der Buchhändler es nicht unter die Leute bringt, und was nützt es dem Buchhändler, wenn er Bücher produziert, wenn nicht die Wissenschaft ihm neue Anregungen und neue Impulse brächte! Sie sind aufeinander angewiesen wie Mann und Frau (Heiter keit). Wenn wir sonst hier in Leipzig stillschweigend nebenein ander her leben und nicht viel Aufhebens voneinander machen und uns anknurren gelegentlich und schlechte Launen uns ent gelten lassen, an einem Feiertag darf man auch in guter Familie einmal einen anderen Ton anschlagen und sagen, was man ihm verdankt: daß man dem Buchhandel dankbar ist für das, was er geschaffen hat. Ich habe mir überlegt, was alles ich dem Buchhandel verdanke, was alles ich den Büchern verdanke. Mein ganzes Leben kann geschrieben werden als eine Geschichte der Bücher, die ich gelesen habe, und immer wieder hat es mich auch nach Leipzig zurückgeführt als den Sitz der Buchhandels, als den Sitz des Buches, als den Sitz der Bildung in Deutschland. Ich erinnere mich aus meiner Kindheit, welchen Eindruck es mir machte, wenn mein großer Onkel aus England kam nach Bremen und erzählte, daß eine Buchhandlung wie Tauchnitz in ganz England nicht existiere. England müsse sich schämen, daß das englische Volk fünfmal mehr für Bücher bezahlen muß als in Deutschland. Die Engländer — sie kauften sich ihre Tauchnitz- Edition, und sie ließen sie uns zum Andenken zurück, weil sie sie in England nicht einführen durften. Meine ganze Gym nasiastenzeit ist charakterisiert durch die Bände von Neclam. Wir haben als kleine Gymnasiasten uns hingesetzt, ein langes Dank schreiben aufgesetzt, um der Firma zu sagen, was wir ihr ver danken. Sie wird es gewiß lächelnd in den Papierkorb geworfen haben. Aber in der kindlichen Äußerung liegt doch ein Sinn. Was für ein Reichtum von Literatur ist uns zugeftthrt worden in diesen kleinen Bänden, für 20 Pfennig, die auch dem schmälsten Geldbeutel des Gymnasiasten erreichbar waren. Als ich als Student den Kant zu lesen anfing und mir vom Professor gesagt wurde: die beste Ausgabe der Kritik der reinen Vernunft ist noch immer die von Neclam, kaufen Sie diese billigste Ausgabe, das ist die beste — da habe ich damals mir schon gesagt: gibt es wohl ein Land der Erde, wo man sagen kann: ein Klassiker ist in der billigsten Ausgabe am besten zu lesen! Und als ich dann als junger Mann mit einem roten Band von Baedeker durch die Lande reiste, da habe ich erst vollen Respekt vor dem Leipziger Buchhandel bekommen. In Nom wurde mir gesagt: das beste wissenschaftliche Buch über Nom ist noch immer der Baedeker, erste Gelehrten arbeiten daran! Und ich habe mich gefragt, ob es wohl ein Land gibt, wo ein solches Buch erscheinen kann, mit solcher wissenschaftlicher Präzision gearbeitet und andererseits so praktisch, auf engstem Raume alles zusammengetragen. Wer mit diesen roten Bänden gereist ist, oder reist — ich tue es seit meinen zwanziger Jahren — der weiß, was er da alles findet. Wie oft ist es mir bei meinen Besuchen von Museen und Alter tümern passiert, daß ich, wenn ich eine Entdeckung gemacht zu haben glaubte, nun zu Hause den Baedeker aufschlug: da stand alles in kurzen Worten, vielleicht viel besser, und ich habe es mir als Ehre angerechnet, alle meine eigenen Resultate dem Baedeker zur Verfügung zu stellen. Und als ich anfing, selbst Bücher zu schrei ben: alle meine Bücher sind in Leipzig erschienen. Ich rechne es mir zur Ehre an, und ich bin diesen Leipziger Firmen zu herz lichem Dank verpflichtet. Der Verleger gehört mit dem jungen Arbeiter in der Wissenschaft zusammen. Nur der Verleger kann
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